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Aesthetik.

Die Idee des Schönen

und ihre

Verwirklichung durch Natur, Geist und Kunst.

Bon

Moriz Carriere.

Erster Theil.

Die Schönheit. Die Welt. Die Phantasie.

FAB

1805

Leipzig:

F. A. Brockhaus.

1859.

275. a. 25.

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Zur Einführung.

Der Gedanke an vorliegendes Buch hat mich seit meinen Studentenjahren beschäftigt; es stand bei meinen Schriften aus dem Gebiete der Geschichte der Philosophie und der Religionswissenschaft im Hintergrunde, und meine kritische Thätigkeit im Felde der Literatur und Kunst war auf bezogen. Seit zwölf Jahren habe ich Vorträge über Aesthetik gehalten und den Stoff von Jahr zu Jahr von neuem durchgearbeitet. Es war eine Gunft des Schicksals daß ich, nachdem die Grundlagen feststanden, in einen regen und unmittelbaren Verkehr mit Künstlern und Kunstwerken versezt ward; dies hat zwar das Erscheinen des Werkes verzögert, wird ihm aber zugute gekommen sein. (&$ verweist übrigens noch auf eine Philosophie der Kunstgeschichte, eine Darstellung dieser leßtern im Zusammenhange der Culturentwickelung und mit Rücksicht darauf wie die einzelnen Künste aufeinander einwirken und eine nach der andern für einzelne Perioden leitend und tonangebend wird. Die schriftstellerische Lösung dieser Aufgabe, ebenfalls schon durch Vorträge vorbereitet, hoffe ich im Lauf der nächsten Jahre zu vollenden.

Ich möchte den Freunden des Schönen und der Kunst wie den Künstlern ein Buch darbieten das ihnen das Verständniß der großen Meisterwerke erschließt, die Schöpferthätigkeit des Geistes erklärt, ihre Geseze erläutert, Natur und Geschichte vom ästheti

schen Gesichtspunkt aus betrachtet, den Genuß des Schönen durch die Erkenntniß seines Wesens bestätigt und erhöht. Ich möchte zugleich die Philosophie auf diesem Gebiete fortbilden und von hier aus zu den höchsten Ideen hinleiten.

Ich ging nicht von den Voraussetzungen eines fertigen Systems aus um dies auf die Betrachtung des Schönen zu übertragen, sondern ich suchte zunächst die ästhetischen Thatsachen in Natur und Kunft zu erfassen, zu begreifen, zu begründen, und so aufsteigend zu den allgemeinen Principien zu gelangen, dann aber wieder von diesen, vom Wesen der Dinge und des Geistes aus, das Wirkliche zu entwickeln und seine Geseze abzuleiten, sodaß sich die inductive und deductive Methode ineinander verweben und beide wie Einund Ausathmen das Leben der Wissenschaft bilden. Nicht die einzelnen Begriffe, Naturgestalten oder Künste gehen bei mir ineinander über, denn sie bleiben ja auch in der Wirklichkeit bestehen, sondern die rechte Dialektik thut dar wie der Geist das Allgemeine besondert, das Besondere unterscheidet und von einem zum andern fortschreitet, weil durch kein Einzelnes ausschließlich, sondern durch alle in ihrer Ergänzung und durch jedes auf eine eigenthümliche Weise das Schöne offenbar wird.

Die Idee des Schönen, das Schöne in Natur und Kunst ist nicht für sich abgesondert, sondern nur im Zusammenhange des Lebens zu begreifen; die Philosophie will nicht blos das Was, sondern auch das Warum der Dinge erkennen, nicht blos daß sie sind, sondern auch wie sie möglich und nothwendig sind, will sie verstehen. Haben wir die gegebenen Erscheinungen allseitig und unbefangen aufgefaßt, so fragen wir nach ihrem Grunde und gewinnen durch sie selber die Vordersäge für unsern Schluß nach dem Wesen dieses Grundes, wie es beschaffen sein müsse, damit solch eine Welt aus ihm hervorgehn konnte. Hier genügt nun weder für die logische Entwickelung noch für die Thatsachen der Erfahrung, daß man den ewigen Grund der Dinge als unbewußte und willenlose Substanz auffaßt, noch daß man denselben von ihnen scheidet und ihn zwar als Geist bestimmt, aber naturlos macht, verendlicht, und die Einheit des Seins zwieträchtig aus

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