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auf den Minister in Constantinopel wälzt. Alarich, so erzählt man, von der Eifersucht und dem Mißtrauen beider Höfe gegeneinander unterrichtet, knüpfte mit dem Minister des Arcadius Unterhandlungen an, worauf man ihm einen freien Abzug bewilligte, und dem Stilicho den unerwarteten Befehl zuschickte, das oströmische Gebiet sogleich zu verlassen und nach Italien zurück zu kehren. Denn man hatte gefürchtet, wenn Stilicho die Gothen überwunden håtte, so möchte er dem Reiche viel gefährlicher als Alarich seyn.

Die Gothen wurden nun von ihrem König aus dem Pelos ponnes nach Epirus geführt; hier kam ihm durch Eutropius, den Nachfolger des Rufinus, den Stilicho durch den Gothen Gainas hatte umbringen lassen, ein kaiserliches Edict zu, wodurch er zum Oberfeldherrn des östlichen Illyriens ernannt wurde 54). Erstaunen und Unwillen herrschte im oströmischen Reiche, als diese Erhebung Alarichs bekannt wurde: allein da Eutropius 55), der am Hofe in Constantinopel alles regierte, nicht weniger Stilicho's Feind war als Rufinus; so hoffte er durch die Gothen dem weströmischen Reiche viele Arbeit zu machen. Der Gothenführer benußte diese Würde, aus den Zeughäusern sein Volk mit Waffen und allen Kriegsbedürfnissen zu versehen 56).

An der Gränze zweier Reiche (denn das westliche Illyrien gehörte dem Honorius) hinterging er abwechselnd beide Kaiser mit Versprechungen 57). Endlich bestimmten ihn der Mangel an noch nicht ausgeplünderten Provinzen in Osten, und die Aufmun

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54) Claudian. in Eutrop. II, 212. qui foedera rumpit
Ditatur: qui servat, eget: vastator Achivæ

Gentis, et Epirum nuper populatus inultam

Præside Illyrico: jam, quos obsedit, amicos
Ingreditur muros.

und Claudian. de bello Getico v. 535 sqq.

55) Auch dieser Minister ward durch Gainas, den gothischen General in kaiserlichen Diensten, gestürzt. Derselbe wurde aber endlich so über. müthig, daß der Kaiser sich gegen seinen verrätherischen Plan die Hülfe des Gothen Frajuta bediente und ihn besiegte. Socrates L. VI, 6. Zosimus L. V, 18-22. Tillemont in Arcad. Art. XVIII.

56) Claudian. de bello Getico v. 535 sqq.

57) Claudian. de bell Get. v. 566. fœdera fallax
Ludit, et alternæ perjuria venditat aulæ.

terungen des oströmischen Ministers, der dem Stilicho Verdruß und Arbeit zu machen wünschte, einen Einfall in Italien zu versuchen. Während Stilicho in Gallien mit den Franken und andern germanischen Völkern zu kämpfen hatte, drang der gothische König durch Pannonien, Noricum, Rhåtien über die Julischen Alpen im Winter (des I. 400) in Italien ein 58). Aber nach den kurzen Berichten hören wir erst im Jahr 403 von kriegerischen Vorfällen. Daher scheint es, daß anfänglich die Fortschritte Alarichs nicht schnell vor sich gingen; und daß er nach der Schlacht bei Aquileja am Limavus 59), die er gewann, doch sich so geschwächt fühlte, daß er erst neue Verstärkungen von der Donau an sich zog, und dann im Jahr 402 von neuem vordrang 6o).

Die Römer in Italien, vom größten Schrecken ergriffen, wagten nicht den Gothen Widerstand zu leisten. Ihre furchtsamen Gemüther, durch eine Menge Prodigien 61), als die Vorboten einer schrecklichen Zeit, noch mehr erschreckt, konnten sich nicht zum Muthe erstarken, da der Kaiser Honorius seine Unter thanen an Muthlosigkeit und Feigheit übertraf. Bei der An, nåherung der Feinde ergriff er die Flucht aus Mailand, und begab sich in das starkbefestigte Ravenna 62).

58) Nach Jornand. c. 29. womit auch Prosperi und Cassiodori Chron. übereinstimmen. Pagius ad ann. 403. not 6-9.

59) Claudian. de bello Getico v. 575. gibt allein davon Nachricht. Er läßt den Stilicho vor der Schlacht bei Pollentia so zu den Soldaten sprechen: Nunc, nunc o socii, temeratæ sumite tandem Italiæ poenas. Obsessi principis armis

Excusate nefas. Deploratumque Timavo
Vulnus, et Alpinum gladiis abolite pudorem.

60) Gibbon chapt. 30. erklärt sich die Verzögerung des Vordringens fo: the siege of Aquileja and the conquest of the provinces of Istria and Venetia, appear to have employed a considerable time. Unless his operations were extremely cautious and slow, the length of the interval would suggest a probable suspicion, (Tillemont. not XIV. ad vit. Honorii ist dieser Meinung) that the Gothic king retreated towards the banks of the Danube; and reinforced his army with fresh swarms of Barbarians, before he again attempted to penetrate into the heart of Italy.

61) Claudian. 1. c. v. 162 seqq.

62) Jornandes c. 29.-Gibbon. 1. c., der die beliebte Manier bat, vieles in der Geschichte zu substituiren, wenn es der Erzählung eine gefäls

Stilicho war unterdessen mit unermüdeter Thätigkeit in Gallien beschäftigt ein starkes Heer zu sammeln. Die Legion, welche an der Gränze Caledoniens zur Bewachung Britanniens aufgestellt war, wurde zurück gerufen: der Rhein von Truppen entblößt: überall hin ergingen Befehle mit der größten Eile zu marschiren, um das bedrångte Vaterland zu retten. Alarich hatte unterdessen die weitere Verfolgung des Kaisers aufgegeben, um nicht durch Stilicho, der vom Norden herannahte, von seinen Hülfsquellen an der Donau abgeschnitten zu werden. Zugleich hoffte er von dem Aufstande der Rhåtier viele Vortheile zu ziehen: daher blieb er in Oberitalien und rückte gegen Asta im heutigen Piemont, dem alten Ligurien, vor, als Stilicho mit den Legionen ankam 63).

Die Gothen waren in den Coccischen Alpen sorglos bei der Stadt Pollentia 64) gelagert, und feierten als arianische Christen (29. März 403) andächtig das Osterfest. Stilicho hielt diesen Augenblick für günstig, die Feinde ungerüstet und unvermuther anzufallen. Der Alane Saul führte das römische Vordertreffen und die alanische Reiterei: er stürzte mit großem Ungestům auf die andächtigen Schaaren der Gothen. Diese, durch den unerwarteten Angriff in Schrecken geseßt, wichen in Verwirrung zurück: jedoch sammelten sie sich bald, ergriffen die Waffen und kåmpften mit der größten Erbitterung. Saul büßte seinen vers wegenen Angriff mit dem Leben. Erst als Stilicho mit dem Fußvolk erschien, ward die Sache der Römer wieder gehoben. Eine blutige Schlacht ward geschlagen, welche beide Theile lige Farbe gibt, auch wenn es eine trügerische seyn sollte, glaubt, daß sich Honorius auf der Reise nach Arles in die Stadt Asta geflüchtet habe. Diese Annahme, die er nur machte, um sich den Zug Alarichs nach Ligurien zu erklären, ist ganz falsch. Denn des Honorius Anwesenheit in Ravenna im J. 402 u. 403 ersieht man aus dem Codex: und daß Alarich nicht weiter nach Rom zu rückte, war durch die Furcht vor Stilicho, der aus Gallien erwartet wurde, veranlaßt.

63) Claudian. de bello Getico. v. 302

L. II, v. 707 seqq.

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420. Aur. Prudentius

64) Tillemont glaubt der Ort músse am Tanaro nicht weit vom heutigen Chierasco gelegen haben. Pagius ad ann. 403. n. 6. fagt: quod oppidum erat Liguriæ apud Tanarum fluvium, nunc excisum. cf. Claudian. de bell. Get. v. 569 u. 651 8qq.

gewonnen zu haben behaupten. Denn nach Claudian 65) und Aurelius Prudentius Clemens 66) erfocht Stilicho einen glån, zenden Sieg, und die Niederlage der Gothen war ungeheuer: Orosius, der sehr ungehalten ist, daß auf Ostern eine Schlacht geliefert wurde, sagt nicht entschieden, daß die Römer gestegt haben: er theilt mehr den frommen Gothen den Sieg zu 67). Die gothischen Geschichtschreiber Cassiodor und Jornandes 68) aber berichten, daß die Römer durch die Gothen eine gänzliche Niederlage erlitten hätten. Prosper 69) scheint uns in wenigen Worten noch das Wahrste aufbewahrt zu haben, da er den

65) Claudian. de bell. Get. ist für den ersten Einfall Alarichs in Italien Hauptquelle. Nach diesem schäßbaren historischen Gedichte wären die Gothen gänzlich geschlagen worden: eben dieses sagt Claudian auch de VI. consulatu Honorii v. 200 sqq.

66) Aurel. Prud. Clement. advers. Symmachum L. II. v. 695. seqq.
Tentavit Geticus nuper delere tyrannus

Italiam, patrio veniens iratus ab Istro,
Has arces æquare solo, tecta aurea flammis
Solvere, mastrucis proceres vestire togatos.
Jamque ruens, Venetos turmis protriverat agros
Et Ligurum vastarat opes, et amoena profundi
Rura Padi, Thuscumque solum victo amne premebat.
Depulit hos nimbos equitum, non pervigil anser
Proditor occulti tenebrosa nocte pericli:

Sed vis cruda virum præfractaque congredientum

Pectora, nec trepidans animus succumbere leto

Pro patria, et pulchram per vulnera quærere laudem.

Illic ter denis gens exitiabilis annis
Pannoniæ pœnas tandem deleta pependit.
Corpora famosis olim ditata rapinis
In cumulos congesta jacent, mirabere seris
Posteritas seclis inhumata cadavera late,
Quæ Pollentinos texerunt ossibus agros.

67) Orosius VIII, 37. Dieses scheint in den Worten zu liegen: Taceo de infelicibus bellis apud Pollentiam gestis - pugnantes vicimus, victores victi sumus.

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68) De reb. Getic. c. 29. Omnem pæne exercitum Stiliconis in fugam conversum usque ad internecium dejiciunt. Cassiodori Chron. ad ann 402. Pollentiæ Stiliconem cum exercituRomano,Gothi victum acie fugaverant. 69) Prosperi Aquitani Chronic. Pollentiæ adversus Gothos vehementer utriusque partis glade pugnatum est. Zosimus, welcher der ausführlichste Schriftsteller über Alarichs Geschichte ist und der den Eunapius, dessen Geschichte bis 404 ging, vor sich hatte, sagt gar nichts über diese Schlacht, wie überhaupt von dem ersten Einfall der Gothen in Italien. Entweder ist eine Lacune im Buche, oder bat Zosimus absichtlich die Schlacht bei Pollentia und Verona verschwiegen.

Sieg unentschieden läßt und angibt, daß auf beiden Seiten mit außerordentlichem Verluste gestritten worden sey.

Wenn auch die Römer das Schlachtfeld behaupteten, eine große Beute, die Schäße Griechenlands, im Lager der Feinde vorfanden, und vielen tausend unglücklichen Gefangenen, welche die Gothen mit sich geführt, die Freiheit verschafften; so hatte Stilicho durch den kräftigen Widerstand Alarichs einen solchen Verlust erlitten, daß er mit seinem geschwächten Heere es doch nicht wagen konnte einen immer noch mächtigen Feind anzugreifen. Er wollte daher demselben eher die Flucht erleichtern als erschweren, und ihn nicht zu einer zweiten Schlacht reizen, deren Aus gang für ihn noch sehr zweifelhaft seyn mußte. Er gewährte daher dem Westgothenkönig ungehinderten Abzug, mit einem großen Theil der Beute 70), wodurch Stilicho es sowohl mit den Römern als mit den Gothen verdarb. Denn jene waren darüber aufgebracht, daß die geschlagenen Feinde die Beute mit fort schleppten: diese aber hielten sich nicht für besiegt, was sie bestimmte schnell auf Rom los zu gehen. Durch Einverständ nisse mit einigen gothischen Führern, entdeckte der römische Feld, herr Alarichs Absicht. Mit Schrecken verbreitete sich die Nachricht in Rom, daß der Gothenkönig die Richtung seines Marsches dahin genommen habe: alles arbeitete, um die Mauern und Befes stigungswerke, welche schon seit vielen Jahrhunderten kein auslåndischer Feind gesehen hatte, herzustellen 71). Allein Stilicho wußte seine Kriegsanstalten so gut zu treffen, daß Alarich nicht wagen durfte, seinen verwegenen Plan auszuführen: mehrere treulose Führer, die mit dem römischen Minister unterhandelten, bestimmten ihn am meisten wieder über den Po zurückzugehen 72). Stilicho, zu klug das Heil des ganzen Reiches in einer Schlacht aufs Spiel zu sehen, ließ den Feind ruhig abziehen, jedoch folgte er ihm beständig mit einem bedeutenden Heere auf dem Fuße nach, um alle Bewegungen zu beobachten. Denn daß

70) Claudian VI. Consul. Honor. v. 297 899.
71) Claudian de VI. Consulat. Honor. v. 531 sqq.
72) Claudian. VI. Consul. Honor. v. 300 8qq.

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