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sischen Flandern neben Lille, Cambray, Estaires, Bergues die historisch fast gleich bekannten vlamischen Namen Ryssel, Kamerijk, Stegers, Winoxberg ebenso ungern vermissen, wie neben dem heutzutage fast verschollenen vlamischen Namen der hennegauischen Hauptstadt Bergen den viel bekannteren französischen Mons; schwerer verständlich aber ist uns die ungleiche Behandlung der Ortsnamen innerhalb des in der Sprache noch jetzt germanischen Theiles von Flandern und Brabant; in der Nordhälfte setzt der Vf. mit Recht die vlamischen Formen, warum nicht auch in der Südhälfte Kortrijk, Doornijk, Geertsbergen, Ronse, Geldenaken statt oder neben Courtray, Tournay, Geertsbergen, Ronse, Jodoigne? Dass in den wiedergewonnenen Reichsländern, soweit dort deutsche Volkssprache herrscht, ausschliesslich die deutschen Namensformen gebraucht sind, versteht sich von selbst, nur missbilligen wir die Aufnahme der neu aufgebrachten bureaukratischen Uebersetzung eines gut und ächt französischen Namens wie Château-Salins in Salzburg. Vollends aber in dem mit Recht bei Frankreich verbliebenen, der Sprache nach von jeher durchaus französischen Theile Lothringens und des Sundgaues sollten doch nicht die ausschliesslich berechtigten französischen Ortsnamen durch angeblich deutsche ganz verdrängt werden, selbst wenn dieselben wirklich jahrhundertelang durch ihren Gebrauch unter deutscher Verwaltung eine gewisse historische Berechtigung erlangt haben — wie Mömpelgard, Brunn, Dattenried, noch weniger, wenn sie nur vulgären Lautverdrehungen der ursprünglichen französischen Form entsprungen sind, wie Virten, Nanzig, Plumbers, Beffort, oder gar willkürlichen und sprachwidrigen Uebersetzungen, wie Lünstadt (Lunéville!), Reimersberg (aus Remiremont, welches urkundlich vielmehr Romarici mons heisst), Badenweiler (Badonviller aus Bedonis villare) Blankenburg u. dgl. Durch Entfernung solcher wenig erheblichen, aber immerhin die übrigens durchaus anzuerkennende Correctheit etwas trübenden Flecken würde eine neue Auflage der trefflichen Karte an Werth nur gewinnen können.

H. K.

Sitzung der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin

am 2. November 1872.

Vorsitzender Herr Bastian. Nach der im November üblichen Vorsitzung, welche inneren Angelegenheiten der Gesellschaft (Wahl neuer Mitglieder, Erledigung von Anträgen des Vorstandes) gewidmet war, hielt Herr Langenbach einen Vortrag über die Orangencultur in Sicilien. Von der in Südeuropa heimischen Cultur der Agrumi empfängt der Nordländer den ersten Eindruck in den nach S. geöffneten Alpenthälern Oberitaliens, namentlich am Gardasee. Hier sind etwa 5 Hectaren Landes in ähnlicher Weise, wie die Weingärten der Mosel, zur Zucht der Orange hergerichtet,

ihr Ertrag ist jedoch ein verhältnissmässig noch geringer, etwa 5% des Anlagecapitals. In der lombardischen Ebene verschwunden, treten die Agrumi erst jenseit der Apenninen, etwa am 44. Breitengrade, in Gestalt der Pommeranze und Citrone von Neuem auf, aber erst mit dem 41.° beginnt die Cultur der süssen Orange wieder, jetzt allgemeiner und vortheilhafter. Die geeignetste Stätte bietet ihr Sicilien mit einem Klima, welches an der Küste (in Palermo) von 10° im Januar bis 25° im Juli variirt. Wenn man hier 3 Regionen unterscheidet, die untere bis 500 m, die mittlere bis 1000 m und darüber die Bergregion, so erhebt sich die Agrumicultur aus dem Küstengebiet in die Hügelregion etwa 3000 Par. F. hoch, während sie in der Terra di Lavoro nur 500 F. ansteigen darf. Der Vortragende unterschied und benannte mit italienischen und local - sicilischen Namen 7 Species der Orange, neben denen noch 32 Varietäten vorkommen. Die Orange variirt überhaupt sehr stark, die von Malta in Sicilien eingeführte Mandarine von Jahr zu Jahr. Die Verbreiter dieser den Alten noch unbekannten Cultur waren wahrscheinlich die Araber, ihre eigentliche Heimath aber ist Südasien; im nördlichen Indien wird Citrus Medica, die als Stammmutter der Orange gilt, noch jetzt wild gefunden, und der Name Orange selbst deutet auf indischen Ursprung. Thoniger und kalkiger Boden sagt dem Baum am besten zu, und die Ackererde Siciliens entspricht diesen Bedingungen. Es muss aber in jenem während des Sommers fast völlig regenlosen Lande künstliche Bewässerung hinzutreten, und am nöthigsten ist diese gegen den Herbst hin, um die Entwickelung der Früchte zu unterstützen. Impfung und Stecklinge dienen als Mittel der Vermehrung. Im November beginnt die Ernte und dauert bis Ende März. Die Erträge sind höchst bedeutend. Wenn Sicilien einst die Kornkammer Italiens hiess, dann aber durch römische Latifundienwirthschaft zu einem Weide- und Sklavenland herabsank, so liefert es jetzt nicht nur des sämmtlichen in Italien producirten Getreides (bei der Bevölkerung des Gesammtreiches), sondern daneben noch seine Agrumi, deren Ausfuhr von 22 Mill. Klgr. im J. 1864 auf 37 Mill. Klgr. i. J. 1867 gestiegen ist und jetzt sicher einen Gesammtwerth von 200 Mill. Frcs. repräsentirt. Bei Palermo bringt aber auch 1 Hectare Land, zum Agrumibau verwendet, 3600 Frcs. Bruttoertrag, etwa 4 mehr als das Gemüseland gleichen Umfangs bei Paris. Das ökonomische Leiden Siciliens liegt in der Dichtigkeit seiner städtisehen, der Spärlichkeit seiner ländlichen Bevölkerung und in der daraus allmählich erwachsenen Zustände.

Der Vorsitzende, Herr Bastian, stellte sodann im Einverständniss mit dem Vorstande den Antrag, sämmtliche geogr. Gesellschaften Deutschlands zur Bildung eines Vereins aufzufordern, der sich die Erforschung des noch unbekannten Kernes von Africa zur Aufgabe stellt, und motivirte denselben in einem längeren Vortrage. Mungo Park, der Entdecker des oberen Niger, eröffnet eine Reihe der wichtigsten africanischen Entdeckungsreisen, welche zuerst mit englischen Kräften ausgeführt und von der 1789 gestifteten,,African Association“, der Vorläuferin der späteren geogr. Gesellschaften, unterstützt, dann auch von

Deutschen und Franzosen fortgesetzt uns allmählich von N. S. und O. dem mysteriösen Innern jenes Continents so weit genähert haben, dass nur noch ein bestimmt umgrenzter äquatorialer, an die Westküste sich anlehnender Raum die schliessliche Enthüllung herausfordert. Wenn sich aber durch die früheren Reisenden Glied an Glied, Verwandtes an Verwandtes schloss, so stehen wir jetzt mit Schweinfurth's und Livingstone's Entdeckungen vor einem Wendepunkte. Schon bei den Niam-Niam, noch mehr aber bei den Monbuttu reisst der Faden, der am Nil aufwärts leitet, plötzlich ab. Die Monbuttu führen uns ganz entschieden in eine neue geographische Provinz, in die des äquatorialen Africa's, deren Erstreckung nach W. hin liegt. Dasselbe bestätigen die Gegenden Maniëma Livingstone's und das merkwürdige, von ihm offenbarte Seenund Flusssystem. Dieses wird seinen Lauf zugleich nach W. nehmen, und ist, wenn nicht vom Nil überhaupt, doch wenigstens durch den Uelle vom Bahr-elGhazal abgeschnitten. Im Westen tritt, neben dem Ogoway, besonders der Congo, dessen Süsswasser man noch weit von der Küste im Meere schöpfen kann, als mächtiger Strom hervor, der einen grossen Theil der Gewässer des Innern zum Ocean hinabrollen muss. Er auch würde als Eingangsthor in die terra incognita Africa's dienen können, besser vielleicht noch die nördliche Küste, namentlich der Strich zwischen Congo und Cap Lopez, der jetzt indess viel unbekannter als ehemals ist. Weit in das Innere bestanden einst dort Beziehungen, welche der Elfenbeinhandel knüpfte, der später aufkommende Sclavenhandel aber zerriss, da er die Völker des Innern erbitterte. Ueber jenen Strich besitzen wir Nachrichten von Lopez 1598, dann durch den Engländer Battel, endlich durch portugiesische Missionäre des 17. Jahrhunderts, seitdem fliessen sie sehr spärlich, und die englische Expedition von 1816, welche einige Jahre für ihr Gelingen zu früh kam, da sie ohne Hülfe des Dampfes und den Rückhalt des Chinin in den Congo-Fluss eindrang, hat diesen unverdientermassen nur in Verruf gebracht. Vielleicht eignet sich auch ein nördlich liegender Punkt als Anfang einer Expedition zum Innern, zumal da man dort an du Chaillu anknüpfen könnte, der uns von dem Vordringen der Fan aus dem Innern unterrichtete. Wichtig und interessant ist die Uebereinstimmung mancher älteren, an jener Westküste gesammelten Nachrichten mit denen der jüngsten Forscher. Die alten Erzählungen von cannibalischen Gebräuchen empfingen durch Livingstone und Schweinfurth ihre Bestätigung; der Name der Niam-Niam wird sogar in den älteren Berichten direct erwähnt als der eines Volkes, welches im Lande Monomoegi, auf Uniambesi und Maniëma hinweisend nomadisire. Von kleinwüchsigen oder Zwergvölkern sprechen die älteren Berichterstatter an zwei Stellen und gebrauchen dabei Namen, die an neuerdings mitgetheilte stark anklingen. Im N.-O. vom Lande Gobbi, welches nördlich vom Sette-Fluss liegt, lässt Battel ein Zwergvolk hausen, Matimbas oder (wie die Albino) Dongo genannt, ebendort ungefähr, wo Du Chaillu die zwerghaften Obongo fand. Ferner tief im Innern nach O. zu, wo das Elfenbein in Fülle gewonnen werde, setzten die Alten ein Zwergvolk Baccabacca, unter den Niam - Niam, jenseits welcher Schweinfurth unter den Monbuttu die zwerghaften Acca traf. Die Alten rüh

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men die prachtvollen, aus Faserstoffen gewebten Gewänder der Neger des Innern und nennen sie indische; Livingstone ist desgleichen erstaunt über die Webkunst der centralen Völker und setzt ihre Fabrikate den indischen an Feinheit gleich, und bemerkte Schweinfurth die erwähnten Rindekleider gleichfalls bei den Monbuttu. Manches könnte an der Westküste selbst auf arabische, wenn nicht indische, Beziehungen hindeuten, obwohl die sogenannten schwarzen Juden in Loango meist auf die portugiesische Colonie in St. Thomas zurückgeführt werden.

Aufgefordert vom Vorsitzenden, liefert Herr Schweinfurth für die Beziehungen des Monbuttu-Landes zum. W. noch einige Belege aus den Sitten, der Flora und Fauna desselben. Unter gewissen Aehnlichkeiten in ethnologischer Art ist es namentlich der Häuserbau mit förmlichem Dachstuhl, den die Fan am Gabun gleichfalls haben, nicht aber die Niloten. In der Flora sind es der Oelbaum, der Pandanus, das zum Schminken dienende Rothholz, die am Hofe Munsa's genossene Cola-Nuss. Unter den Thieren fiel ein Manatu auf, der mit dem im Niger und Ogowai lebenden ähnlich sein wird. Schliesslich erwähnte Herr Schweinfurth zur Unterstützung des obengenannten Antrages, dass ein deutscher Fürst, den das Problem der Erforschung Africa's in hohem Grade interessire, sicher zur Ausführung desselben die Hand bieten werde. Die Gesellschaft genehmigte den Antrag, dessen

Details bald in die Oeffentlichkeit treten werden.

Atlas.

An Geschenken gingen ein:

1) Sveriges Geologiska Undersökning.

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2) Dove, Meteorologie, (Abdruck aus: A. v. Humdoldt. Eine wissenschaftliche Biographie. Leipzig 1872). 3) Dove, Ueber die Grenzen der subtropischen Regen Südeuropas und der Sommerregen Deutschlands. (Monatsbericht der Königl. Akademie der Wissensch. zu Berlin 1872). 4) Dove, Ueber die mittlere und absolute Veränderlichkeit der Temperatur der Atmosphäre. (Monatsbericht der Königl. Akademie der Wissensch. zu Berlin 1872). 5) Denkschrift über den Kanal von Haro als Grenzlinie der Vereinigten Staaten von Amerika. Sr. Majestät Wilhelm I. Deutschem Kaiser and König von Preussen als Schiedsrichter im Namen der Amerikanischen Regierung überreicht von dem Amerikanischen Bevollmächtigten Sir George Bancroft. (Berlin 1872). 6) Gegenantwort der Vereinigten Staaten auf die Sachdarstellung der Regierung Ihrer Britischen Majestät, Ueberreicht Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser als Schiedsrichter, gemäss den Bestimmungen des Vertrages von Washington am 12. Juni 1872. Berlin. 7) Case of the Government of Her Britannic Majesty, submitted to the Arbitation and Award of His Majesty the Emperor of Germany. London 1871. 8) Second and Definitive Statement on behelf of the Government of Her Britannic Majesty, submittet to His Majesty the Emperor of Germany under the Treaty of Washington of May 8, 1871. London 1871. 9) Magnetische und meteorologische Beobachtungen auf der K. K. Sternwarte zu Prag im Jahre 1871, her. von C. Hornstein. 32. Jahrgang. Prag 1872. 10) Mémoires de la

Société nationale des sciences naturelles de Cherbourg. T. XVI. Paris 1871-72. 11) Bulletin de la Société des Naturalistes de Moscou. 1872. N. 1. Moscou. 12) Petermann's Mittheilungen 1872. Nr. X. Gotha. 13) VIII. und IX. Jahresbericht des Vereins für Erdkunde zu Dresden. Dresden 1872. 14) Mittheilungen der geographischen Gesellschaft in Wien. XV. N. 9. Wien 1872.

Sitzung der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin

am 7. December 1872.

Der Vorsitzende, Herr Bastian, machte bei Vorlage der Geschenke unter Andern auf das Werk von Gustav Fritsch, die Eingeborenen von Südafrika, als auf eine vorzügliche Leistung, aufmerksam und erwähnte kurzer Nachrichten von Dr. Reichenow am Kalabar, sowie über Dr. Nachtigal.

Der erste Vortrag war der des Herrn K. von Fritsch aus Frankfurt a. M. über seine diesjährige, in Gemeinschaft mit Herrn Rein ausgeführte Reise nach Marokko. Er begann seinen Bericht mit einem Dank an die Reichsregierung für ihre dem Unternehmen sehr förderlichen Empfehlungen und mit einer Schilderung der den deutschen Reisenden in Folge der jüngsten Ereignisse entgegengetragenen Achtungsbezeugungen. Suêra (Mogador), der Ausgangspunkt der Reise, liegt in einer Dünenwüste, hinter welcher ein Hügelzug sanft zum Innern ansteigt. Die Stadt, aus blendend weissen Häusern erbaut, führt einen nicht unbeträchtlichen Handel, der im Jahre 1871 einen Import von 7% Million Francs und einen Export von 7,851,000 Francs repräsentirte; die Zahl der Einwohner beträgt etwa 20,000. Der erwähnte Hügelzug erhebt sich bis auf 500 Meter und gehört der Kreideformation an, die überdeckt ist von jüngeren Gebilden tertiären und neueren Alters; nach S. hin erweitert er sich zum Plateau von Mtuga, nach N. schliesst ihn ab der Djebel-Hadid. Ein Buschwald (Maqui) bekleidet ihn stellenweise, an andern Orten aber ist der Argan für denselben characteristisch, ein nach seinem äusseren Habitus unserem Schwarzdorn ähnliches Gewächs, zuweilen von 8 Meter Umfang bei 24 Meter Höhe und buschförmiger weiter Verbreitung der Aeste, zuweilen mehr baumförmig schlank und dann wegen seiner rissigen Borke unserem Birnbaum vergleichbar; die einzelnen Individuen stehen immer so weit auseinander, dass ihre Kronen sich nicht nicht berühren. Oestlich senkt sich die Küstenkette zur Hochebene von Marokko ab, die hier an ihrem Westrande 350 Meter hoch liegt, die Stadt selbst 430 Meter. An die Stelle des Argan treten hier Zizyphus-Lotus und viel graugrünes Artemisiengewächs, daneben aber stundenweit fortlaufende Weizenfelder, bei der Hauptstadt selbst ein weitreichender Palmenwald und Gärten mit Oliven und trefflichen Obstbäumen. Ausserhalb des Bazars zeigt die Stadt wenig Leben, aber viel Ruinen, auf deren Dächern Tausende von Störchen nisten; sie ist übrigens arm an sehenswerthen Gebäuden. Die Reisenden wandten sich südöstlich dem Hochgebirge entgegen und nahmen im Dermat-Thale,

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