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selbst den Blicken enthüllt, desto vielfacher in ihm sich das Spiel der verschiedenen Kräfte durchdringt, so dass also in diesem Falle die Analyse von dem Zusammengesetzten zum Einfachen herabsteigen würde, in completirender Ergänzung zu der sonst den umgekehrten Weg fortschreitenden Induction. Um nun aber hier die Causalität zu erfassen, der in jedem Einzelfalle der Grenzpunct eines Anfangs und Endes, und damit der Ausgangspunct zur Anknüpfung des Untersuchungs-Fadens fehlt, ist die in allen Einzelnfällen abgeschlossene Gesammtheit, das in seinen Theilen constituirte Ganze zu überblicken, und die in den Verschiedenheiten manifestirten Differenzen werden dann der Rechnung die Aufstellung von Gleichungen erlauben. Indem wir uns also nicht auf den Organismus in seiner einzelnen Einkörperung beschränken, indem wir ihn in der ganzen Mannigfaltigkeit seiner Erscheinungen überblicken, wie er sich in sämmtlichen Centren des Milieu auf dem Globus, und deshalb als das abstrahirte Product dieses terrestrischen Planeten, verwirklicht, so werden in den Modificationen der physikalischen Kräfte, wie sie sich in ihnen nach den geographischen Provinzen nüanciren, die localen Färbungen dieser den Anhalt gewähren, um die methodische Forschung zu beginnen, eine Forschung, die uns bereits in botanischer und zoologischer Geographie zu einer wahren Naturgeschichte zu leiten verspricht, und in der ethnologischen die Erreichung eines gleichen Zieles für die Geschichte des Menschen in Aussicht stellt.

Die Nothwendigkeit der vergleichenden Forschung führt überall auf die Geographie; der Wind, von wannen er fährt und weht, kündet seine Quelle in den geographisch vertheilten Localverhältnissen des Luftmeeres, die Wasserwoge, die an der Küste brandet, leitet zurück auf die Strömungen im Ocean, der Boden, über den unser Fuss hinschreitet, gewährt aus den sonst erforschten Aufeinanderfolgen das Verständniss seiner Schichtenlagerung, die Pflanze bildet den Index ihrer Umgebung und so das Thier den umschriebenen Abriss der in ihr waltenden Verhältnisse, während diese gesammte Natur, mit Stein, Pflanze und Thier, sich wiederspiegelt als neue Schöpfung im Mikrokosmos des menschlichen Bewusstseins. Botanik und Zoologie können der Geographie nicht entrathen, denn ihre wissenschaftliche Behandlung ist zugleich eine vergleichende, die vergleichende aber die geographische, und im Menschen malt sich das Bild seiner Umgebungsverhältnisse nicht nur kleineren Kreise, sondern schon der Continente, denen er angehört.

So zieht sich die Geographie als breite Grundlage unter den meisten Wissenschaften hindurch, und die Hauptbedeutung ihrer Bestrebungen liegt darin, die der übrigen vorzubereiten und fördern. Sie arbeitet mehr für andere, als für sich selbst, wenn sie die Reisenden aussendet, neue Regionen zu erschliessen, wenn sie

deren Resultate in ihre verschiedenen Fächer vertheilt, die darauf bezüglichen Werke veröffentlicht, oder auf der Karte genau die Grenzen des noch Unbekannten markirt, um die fernere Bahn der Entdeckung anzudeuten. Der rastlose Drang nach Vollendeterem zu streben, ist (ihrer Aufgabe als Pionirwissenschaft gemäss) das characteristische Kennzeichen der Geographie und ebenso andererseits die sorgsame Durchforschung des Details in den zur Vergleichung angesammelten Thatsachen, auf denen die heutige Forschungsmethode als ihrer festen Basis, die dem Aufbau Sicherheit gewährt, vertrauensvoll ruht.

XIX.

Ostindien auf der internationalen Ausstellung von 1871. (Zur Kulturgeographie des Orients).

Vom Kreisrichter Dr. Ernst Friedel.

Das wichtige ethnologische und kulturgeographische Material, welches die grossen periodisch wiederkehrenden Ausstellungen in solcher Fülle darbieten, ist erst verhältnissmässig spärlich für die Bereicherung der Erdkunde verwerthet worden, was um so mebr zu bedauern ist, als dergleichen Gelegenheiten immerhin nur sporadisch vorhanden und nur mit grossen Kosten zu benutzen sind, während die mühselig aus allen Theilen der Welt zusammengeschleppten Gegenstände schliesslich in einer Weise wieder verstreut und verzettelt werden, so dass die grössten Merkwürdigkeiten oft für unsere Specialwissenschaft unwiederbringlich verschwinden.

Diese Thatsachen haben mich bei meiner Anwesenheit zu London im Sommer 1871 bewogen, wenigstens einem Theile der grossen internationalen Ausstellung in der Albert Hall und in den dahinter belegenen Horticultural Gardens, welcher mir der lohnendste und merkwürdigste schien, einiges kulturgeographisch Interressante abzugewinnen.

Die unzweckmässige Anordnung und Aufstellung der „International Exhibition" hat von den englischen Blättern, namentlich der Times herben Tadel erfahren und ist von Dr. Julius Lessing in sehr gediegenen Berichten der National-Zeitung beleuchtet worden; am Wenigsten jedoch treffen die Vorwürfe die Ausstellung aus dem britischen Ostindion und einigen Theilen Hinterindiens. Hier war das Material in so ungeheurer Fülle eingetroffen, dass

man es

schlechterdings nur zum winzigsten Theil zwischen den übrigen Nationen unterbringen konnte, dafür vielmehr in aller Eile ein besonderes geräumiges Gebäude auffführen musste. Dieser Umstand gestattete es, die indischen Sachen in Masse bei einander zu sehen und eröffnete somit ein reiches Culturbild von jenem uralten hochcivilisirten Erdstrich, welches keins unserer vorhandenen Museen zu ersetzen vermag.

Indien hat nicht blos darum für uns ein so hohes ethnologisches und geographisches Interesse, weil wir gewohnt sind, dort unsere Urväter, unsere Ursprache und den Ursprung unserer Kultur zu suchen und weil es eine in seiner Weise eigenartige hohe Blüthe der Bildung und der Kunst (wenigstens des Kunsthandwerks) erlangt hat, sondern auch deshalb, weil es bis heutigen Tages ein so auffallendes und ungleiches Völkergemisch bewahrt. Die verschiedensten Racen und Stämme, Sprachen und Sitten, Religionen und Rechtsanschauungen laufen dort nebeneinander. Neben der überfeinerten, abgelebten Kultur der hohen Kasten finden wir unvermittelt Reste einer früher zahlreichen Urbevölkerung, welche im Zustande von Wilden oder Halbwilden verharren.

So verschiedenartige gesellige und wirthschaftliche Zustände müssen sich auch in den Industrieerzeugnissen ausprägen, wie sie den Hauptbestandtheil der grossen internationalen Schaustellungen zu bilden pflegen. So auch diesmal in London. Hiervon gibt der Katalog mit 2920 Nummern Auskunft, dessen Anordnung, gegenüber der Schwierigkeit bei einem so vielseitigen, fremdartigen und spröden Material das richtige Eintheilungsprincip zu finden, als eine im Ganzen gelungene bezeichnet werden muss, ein Zugeständniss, das man den übrigen Specialkatalogen der Ausstellung nicht gemacht hat. *) Die Eintheilung des Katalogs mag daher diesem Essay in den Hauptzügen zu Grunde gelegt, auch um Missverständnissen vorzubeugen, dessen (englische) Rechtschreibung im Wesentlichen beibehalten bleiben.

Indien hatte sich angestrengt, um würdig vertreten zu werden. Das Central-Comité dirigirten Sir Richard Temple, der Maharadjah von Jeypore, der M. von Vizianagram, der Rajah Sattyanund Ghosal Bahadoor, Moonshee Ameer Ali Khan Bahadoor, etc. Daneben Localcomités zu Madras, Bombay, Calcutta, in Oude, im Punjab, Sind, Rajpootana, Central-Indien, in den Berars, in Mysore, Hyderabad (Deccan) und British Burmah (Rangoon) überall unter Zuziehung angesehener Eingeborener.

*) London International Exhibition. Indian Department. Catalogue of the Collections forwarded from India. 2d edit. London 1871. 182 S. 8.

Class I.

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Paintings, Drawings and Enamels.

beschreibt die

Unter den zahlreichen Bildern, Zeichnungen und Emaillen heben wir, da diese Gegenstände in den ethnographischen Museen (auch in Berlin) noch am ersten vertreten zu sein pflegen, nur kurz Folgendes hervor. Eine grosse Sammlung von gewöhnlichen buddhistischen Heiligenbildern aus den Bajaars in Calcutta für das ärmere Volk, zeigt, dass dasselbe gerade wie bei uns in katholischen Ländern seine Zimmerwände mit grob ausgefürten Darstellungen religiösen Inhalts auszuschmücken liebt. Ein Künstler Ismael Khan zu Delhi versteht es trefflich, Portraits zu copiren und auf Elfenbeinplatten wiederzugeben, welche von wilden Elephanten in den Thälern von Nepal herstammen. Die Deckgläser kommen von Aleppo und werden in Delhi zugeschliffen und polirt. Sehr originell sind die fein lackirten und gemalten Gefässe aus Bambussplissen von Pagan (Ober-Burmah). Generalmajor Fytche im amtlichen Bericht seiner Mission an den Hof von Mandalay im Jahre 1867 Herstellung folgendermassen: „Zunächst wird ein Gefäss von der erwünschten Form aus schönem Bambusgeflecht in Thit see (Baumöl) getaucht, für mehrere Tage vergraben und diese Procedur noch zweimal wiederholt bis eine gute Lackbekleidung hergestellt ist. Hierauf wird das Muster gezeichnet, welches, wir wollen sagen in Roth, hergestellt werden soll. Das rothe Pigment wird dann über das Ganze gerieben, frisst aber nur da ein, wo das Muster eingetragen ist. Nach einigen Tagen wird das Roth abgewischt bleibt nun nur auf dem Muster haften, dann werden ähnlich Linien gezogen, welche man z. B. in Gelb haben will und ders Process wie beim Roth und bei allen Farben, die man sonst wünscht, vorgenommen. Das Gefäss kommt dann auf eine Drehl und wird mit feiner Holzkohle polirt. Das Muster wird aus fra Hand mit einem kleinen eisernen Griffel gezogen."

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Sculpture, Modelling, Carving, and Chasin in different Metals.

und

die

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noch

bank

Hier vermag sich das indische Kunsthandwerk in seiner Elemente Gold, Silber und Edelstein und in seiner ganze Pracht und Glorie zu zeigen.

Bei dieser, sowie bei den folgenden Klassen haben wir zu Würdigung und Vergleichung die von uns anderweit besuchte ethnographischen Museen zu Hamburg, Kopenhagen, Berlin, Mün chen, Amsterdam, Leyden, London, sowie die Gewerbemuseen zi Berlin, London und im Krystallpalast zu Sydenham herangezogen.

Einen ebenso originellen wie ächt indischnationalen Schmuc bilden die Gegenstände, welche aus wirklichen Tigerklauen he

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1

gestellt sind und welche man 80 zu schaben und poliren versteht, dass sie einen schönen Glanz und eine schwache Durchsichtigkeit gewinnen. Auf der Pariser Ausstellung von 1867 erregte ein zierlicher Schmuck bestehend aus 10 in Gold gefassten Tigerklauen grosse Aufmerksamkeit. Derselbe wurde für den beträchtlichen Preis von 24 Pfd. St. für das South-Kensington-Museum angekauft, während die diesmalige Ausstellung dergleichen Tigerklauen zu Broschen, Ohrringen, Stirnaufsätzen, Halsbändern (mit Edelsteinen besetzt), verarbeitet, aus Calcutta producirte. - Eine grausige Ironie hierzu bilden künstliche Tigerklauen aus hartem Stahl (Bag-nuk oder Bag-nugga) genannt, welche mit Ringen an den fünf Fingern befestigt werden und eine ebenso heimliche wie fürchterliche Waffe im Nahkampf bilden. (Von Gwalior, durch den Maharadjah von Scindia ausgestellt, auch im Kensington-Museum vorhanden.)

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Diese und andere Apparate bezeugen, wie erfinderisch und ausschweifend die Phantasie des Indiers in Bezug auf Mordwerkzeuge ist. Die seltsamsten Materialien, die seltsamsten Formen weiss er diesem Zwecke dienstbar zu machen. So hebe ich den Maroo" hervor, einen seltsamen doppelspitzigen Dolch aus zwei scharfen Antilopenhörnern; da, wo dieselben verbunden sind, werden sie von der Hand geführt, die hier durch einen kleinen Schild geschützt wird. (Gwalior.) (Gwalior.) Aus der prächtigen, dem Kensington. Museum leihweise einverleibten Taylerschen Sammlung befinden sich dort drei „Singhouta“, die ganz ähnlich montirt sind. Die eine Singhouta ist aus zwei Antilopenhörnern gebildet, welche mit Stahlspitzen bewehrt und in der Mitte mit kleinen Metallschilden (Handtellern) versehen sind. Die zweite besteht aus zwei dergl. Hörnern, welche mit der Basis nicht unmittelbar an einander gefügt sind, sondern durch zwei Metallstreben so weit an einander genähert werden, dass die Hand die letztern bequem als Griffe erfassen kann. Bei der dritten sind die blossen Hörner mit der Basis einfach aneinander befestigt. Die Waffe ist gegen 4 Fuss lang und kann wie ein Speer geführt werden. Die seltsamsten Waffen, welche Indien erfunden und welche ohne eine Zeichnung kaum verständlich sind, werden durch einen Typus des Dolches repräsentirt, welcher in der Ausstellung wie im Kensington Museum in mehreren schönen Exemplaren vertreten ist, und Katar" oder „Kuthar" genannt und namentlich in Gwalior verfertigt wird. Wenn wir irgend ein europäisches Werkzeug zum Stossen oder Stechen. einen Dolch,

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eine Ahle, ein Messer, einen Pfriem, einen Degen, ein Schwert betrachten, so gewahren wir, dass Klinge und Griff eine Linie bilden, dass man die Klinge gewissermassen als die einfache Verlängerung des Griffes ansehen kann. Nicht so der Kutar, bei dem, so unglaublich es an sich scheint, der Griff senkrecht gegen die

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