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uns haben, findet sich in Fresco auf der Wand zu Ponte Capriascap sie wird in das Jahr 1565 gesetzt, und dem Peter Lovino zugeschrieben. Ihre Verdienste lernen wir in der Folge kennen; sie hat das Eigene, daß die Namen der Figuren hinzugeschrieben worden, welche Vorsicht uns zu einer sichern Charakteristik der verschiedenen Physiognomien verhilft.

Das allmählige Verderbniß des Originals haben wir leider umständlich genug aufgeführt, und es stand schon sehr schlimm um dasselbe, als 1612 Cardinal Friedrich Borromeo, ein eifriger Kunstfreund, den völligen Verlust des Werkes zu verhüten trachtete und einem Mailänder Andreas Bianchi, zugenannt Vespino, den Auftrag gab eine Copie in wirklicher Größe zu fertigen. Dieser Künstler versuchte sich anfangs nur an einigen Köpfen; diese gelangen, er ging weiter, und copirte die sämmtlichen Figuren, aber einzeln, die er denn zulezt mit möglichster Sorgfalt zusammenfügte; das Bild findet sich noch gegenwärtig in der Ambrosianischen Bibliothek zu Mailand, und liegt der neuesten von Bossi verfertigten Copie hauptsächlich zum Grund. Diese aber ward auf folgende Veranlassung gefertigt.

Neueste Copie.

Das Königreich Italien war ausgesprochen, und Prinz Eugen wollte den Anfang seiner Regentschaft, nach dem Beispiel Ludwigs Sforza, durch Begünstigung der Künste verherrlichen. Ludwig hatte die Darstellung des Abendmahls dem Leonardo aufgetragen: Eugen beschloß das durch dreihundert Jahre durch verdorbene Bild so viel als möglich in einem neuen Gemälde wiederherzustellen; dieses aber sollte, damit es unvergänglich bliebe, in Mosaik gesezt werden, wozu die Vorbereitung in einer schon vorhandenen großen Anstalt gegeben war.

Bossi erhält sogleich den Auftrag und beginnt Anfangs Mai 1807. Er findet räthlich einen Carton in gleicher Größe zu fertigen, nimmt seine Jugendstudien wieder auf und wendet sich ganz zu Leonardo, beachtet dessen Kunstnachlaß und Schriften, besonders lettere, weil er überzeugt ist, ein Mann, der so vortreffliche Werke hervorgebracht, müsse nach den entschiedensten und vortheilhaftesten Grundfäßen gehandelt haben. Er hatte die Köpfe der Copie von Ponte Capriasca und einige andere Theile derselben nachgezeichnet, ferner die Köpfe und Hände der Copie von Castelazzo und

der von Bianchi. Nun zeichnet er alles nach was von Vinci selbst, ja sogar was von einigen Zeitgenossen herstammt. Ferner sieht er sich nach allen vorhandenen Copien um, deren er siebenundzwanzig näher oder ferner kennen lernt; Zeichnungen, Manuscripte von Vinci werden ihm von allen Seiten freundlichst mitgetheilt.

Bei der Ausführung seines Cartons hält er sich zunächst an die Copie der Ambrosiana, sie allein ist so groß wie das Original: Bianchi hatte durch Fadenneße und durchscheinend Papier eine genaueste Nachbildung zu geben gesucht und unablässig unmittelbar in Gegenwart des Originals gearbeitet, welches, obgleich schon sehr beschädigt, doch noch nicht übermalt war.

Ende Octobers 1807 ist der Carton fertig, Leinewand an Einem Stück gleichmäßig gegründet, alsobald auch das Ganze aufgezeichnet. So= gleich, um einigermaßen seine Tinten zu reguliren, malte Boffi das Wenige von Himmel und Landschaft, das wegen der Höhe und Reinheit der Farben im Original noch frisch und glänzend geblieben. Er untermalt hierauf die Köpfe Christi und der drei Apostel zu dessen Linken; und was die Gewänder betrifft, malte er diejenigen zuerst, über deren Farben er schneller gewiß geworden, um fortan, nach den Grundsäßen des Meisters und eigenem Geschmack, die übrigen auszuwählen. So deckte er die ganze Leinewand, von sorgfältigem Nachdenken geleitet, und hielt seine Farben gleichh hoch und kräftig.

Leider überfiel ihn an diesem feuchten und verödeten Ort eine Krankheit, die ihn seine Bemühungen einzustellen nöthigte; allein er benußte diesen Zwischenraum, Zeichnungen, Kupferstiche, schriftliche Auffäße zu ordnen, theils auf das Abendmahl selbst, theils auf andere Werke des Meisters bezüglich; zugleich begünstigte ihn das Glück, das ihm eine Sammlung Handzeichnungen zuführte, welche, sich vom Cardinal Cäsar Monti herschreibend, unter andern Kostbarkeiten auch treffliche Sachen von Leonardo selbst enthält. Er studirte sogar die mit Leonardo gleichzeitigen Schriftsteller, um ihre Meinungen und Wünsche zu benutzen, und blickte auf das was ihn fördern konnte, nach allen Seiten umher. So benutte er seinen krankhaften Zustand und gelangte endlich wieder zu Kräften, um aufs neue ans Werk zu gehen.

Kein Künstler und Kunstfreund läßt die Rechenschaft ungelesen, wie er im Einzelnen verfahren, wie er die Charaktere der Gesichter, deren

Ausdruck, ja die Bewegung der Hände durchgedacht, wie er sie hergestellt. Eben so bedenkt er das Tischgeräthe, das Zimmer, den Grund, und zeigt, daß er über keinen Theil sich ohne die triftigsten Gründe entschieden. Welche Mühe giebt er sich nicht, um unter dem Tisch die Füße gesetzmäßig herzustellen, da diese Region in dem Original längst`zerstört, in den Copien nachlässig behandelt war.

Bis hierher haben wir von dem Werke des Ritters Bossi im allgemeinen Nachricht, im einzelnen Uebersetzung und Auszug gegeben; seine Darstellung nahmen wir dankbar auf, theilten seine Ueberzeugung, ließen seine Meinung gelten, und wenn wir etwas einschalteten, so war es gleichstimmig mit seinem Vortrag; nun aber, da von Grundsäßen die Rede ist, denen er bei Bearbeitung seiner Copie gefolgt, von dem Wege, den er genommen sind wir veranlaßt einigermaßen von ihm abzuweichen. Auch finden wir, daß er manche Anfechtung erlitten, daß Gegner ihn streng behandelt, Freunde sogar ihm abgestimmt, wodurch wir wenigstens in Zweifel gesezt werden, ob wir denn alles billigen sollen, was er gethan. Da er jedoch, schon von uns abgeschieden, sich nicht mehr vertheidigen, nicht mehr seine Gründe verfechten mag, so ist es unsere Pflicht, ihn, wenn auch nicht zu rechtfertigen, doch möglichst zu entschuldigen, indem wir das was ihm zur Last gelegt wird, den Umständen, unter welchen er gearbeitet, aufbürden, und darzuthun suchen, daß ihm Urtheil und Handlung mehr aufgenöthigt worden, als daß sie sich aus ihm selbst entwickelt hätten.

Kunstunternehmungen dieser Art, welche in die Augen fallen, Aufsehen, ja Staunen erregen sollen, werden gewöhnlich ins Kolossale geführt. So überschritt schon bei Darstellung des Abendmahls Leonardo die menschliche Größe um eine völlige Hälfte; die Figuren waren auf neun Fuß berechnet, und obgleich zwölf Personen sizen, oder sich doch hinter dem Tisch befinden, daher als Halbfiguren anzusehen sind, auch nur eine und zwar gebückt steht, so muß doch das Bild, selbst in ansehnlicher Ferne, von ungeheurer Wirkung gewesen seyn. Diese wollte man, wenn auch nicht im besondern charakteristisch zart, doch im allgemeinen kräftig wirksam wieder hervorbringen.

Für die Menge war ein Ungeheures angekündigt: ein Bild von

achtundzwanzig Pariser Fuß Länge, und vielleicht achtzehn Fuß hoch, sollte aus tausend und aber tausend Glasstiften zusammengesetzt werden, nachdem vorher ein geistreicher Künstler sorgfältig das Ganze nachgebildet, durchdacht und, alle sinnlichen und geistigen Kunstmittel zu Hülfe rufend, das Verlorene möglichst wieder hergestellt hätte. Und warum sollte man an der Ausführung dieses Unternehmens in dem Moment einer bedeutenden Staatsveränderung zweifeln? Warum sollte der Künstler nicht hingerissen werden, gerade in dieser Epoche etwas zu leisten, was im gewöhnlichen Lebensverlauf ganz und gar unthulich scheinen möchte!

Sobald aber festgesetzt war, das Bild folle in der Größe des Originals ausgeführt werden, und Bossi die Arbeit übernahm, so finden wir ihn schon genugsam entschuldigt, daß er sich an die Copie des Vespino gehalten. Die alte Copie zu Castellazzo, welcher man mit Recht große Vorzüge zuschreibt, ist um einen guten Theil kleiner als das Original; wollte er diese ausschließlich benutzen, so mußte er Figuren und Köpfe vergrößern; welche undenkbare Arbeit aber besonders das letzte sey, ist keinem Kunstkenner verborgen.

Es wird längst anerkannt, daß nur den größten Meistern gelingen könne, kolossale Menschengesichter in Malerei darzustellen. Die menschliche Gestalt, vorzüglich das Antlitz, ist nach Naturgesetzen in einen gewissen Raum eingeschränkt, innerhalb welchem es nur regelmäßig, charakteristisch, schön, geistreich erscheinen kann. Man mache den Versuch, sich in einem Hohlspiegel zu beschauen, und ihr werdet erschrecken vor der seelenlosen, rohen Uniform, die euch medusenhaft entgegentritt. Etwas Aehnliches widerfährt dem Künstler, unter dessen Händen sich ein ungeheures Angesicht bilden soll. Das Lebendige eines Gemäldes entspringt aus der Ausführlichkeit, das Ausführliche jedoch wird durchs Einzelne dargestellt; und wo will man Einzelnes finden, wenn die Theile zum Allgemeinen erweitert sind?

Welchen hohen Grad der Ausführung übrigens Leonardo seinen Köpfen gegeben habe, ist unserm Anschauen entzogen. In den Köpfen des Vespino, die vor uns liegen, obgleich aller Ehren, alles Dankes werth, ist eine gewisse Leerheit fühlbar, die den beabsichtigten Charakter aufschwellend verflößt; zugleich aber sind sie ihrer Größe wegen imposant, refolut genug

gemacht, und müssen auf die Ferne tüchtig wirken. Bossi fand sie vor sich; die Arbeit der Vergrößerung, die er nach kleinen Copien mit eigener Gefahr hätte unternehmen müssen, war gethan: warum sollte er sich nicht dabei beruhigen? Er hatte, als ein Mann von lebhaftem Charakter, sich für das, was ihm oblag, entschieden, was zur Seite stand oder gar sich entgegenseßte, völlig abgewiefen; daher seine Ungerechtigkeit gegen die Copie von Castellazzo und ein festes Zutrauen auf Grundsätze, die er sich aus den Werken und Schriften des Meisters gebildet hatte. Hierüber gerieth er mit Graf Verri in öffentlichen Widerstreit, mit seinen besten Freunden, wo nicht in Uneinigkeit, doch in Zwiespalt.

Blick auf Leonardo.

Ehe wir aber weiter gehen, haben wir von Leonardo's Persönlichkeit und Talenten einiges nachzuholen. Die mannichfaltigen Gaben, womit ihn die Natur ausgestattet, concentrirten sich vorzüglich im Auge; deßhalb er denn, obgleich zu allem fähig, als Maler am entschiedensten groß er= schien. Regelmäßig, schön gebildet, stand er als ein Mustermensch der Menschheit gegenüber, und wie des Auges Fassungskraft und Klarheit dem Verstande eigentlichst angehört, so war Klarheit und Verständigkeit unserm Künstler vollkommen zu eigen; nicht verließ er sich auf den innern Antrieb feines angeborenen, unschätzbaren Talentes, fein willkürlicher, zufälliger Strich sollte gelten, alles mußte bedacht und überdacht werden. Von der reinen erforschten Proportion an bis zu den feltsamsten, aus widersprechenden Gebilden zusammengehäuften Ungeheuern sollte alles zugleich natürlich und rationell seyn.

Dieser scharfen, verständigen Weltanschauung verdanken wir auch die große Ausführlichkeit, womit er verwickelter Erdenbegegnisse heftigste Bewegung mit Worten vorzuführen weiß, eben als wenn es Gemälde werden. könnten. Man lese die Beschreibung der Schlacht, des Ungewitters, und man wird nicht leicht genauere Darstellungen gefunden haben, die zwar nicht gemalt werden können, aber dem Maler andeuten, was man von ihm fordern dürfte.

Und so sehen wir aus seinem schriftlichen Nachlaß, wie das zarte ruhige Gemüth unseres Leonardo geneigt war die mannichfaltigsten und bewegtesten Erscheinungen in sich aufzunehmen. Seine Lehre dringt zuerst auf allgemeine Wohlgestalt, sodann aber auch zugleich auf sorgfältiges

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