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die kenntnißlosen Mönche; seiner Willkür wird solch ein Schaß verdungen, den er sogleich mit Bretterverschlägen verheimlicht, und nun, dahinter verborgen, mit kunstschänderischer Hand das Werk von oben bis unten übermalt. Die Mönchlein bewunderten das Geheimniß, das er ihnen, um sie völlig zu bethören, in einem gemeinen Firniß mittheilte; damit sollten sie, wie er sie versicherte, sich künftig aus allen Verlegenheiten

erretten.

Ob sie bei einer neuen, bald eintretenden Uebernebelung des Bildes von diesem köstlichen Mittel Gebrauch gemacht, ist nicht bekannt, aber gewiß ward es noch einigemal theilweise aufgefrischt, und zwar mit Wasser= farbe, wie sich noch an einigen Stellen bemerken läßt.

Indessen verdarb das Bild immer und weiter, und aufs neue ward die Frage, in wiefern es noch zu erhalten sey, nicht ohne manchen Streit unter Künstlern und Anordnenden besprochen. De Giorgi, ein bescheidener Mann von mäßigem Talent, aber einsichtig und eifrig, Kenner der wahren Kunst, lehnte beharrlich ab, seine Hand dahin zu führen, wo Leonardo die seinige gehalten habe.

Endlich 1770, auf wohlmeinenden, aber Einsicht ermangelnden Befehl, durch Nachgiebigkeit eines hofmännischen Priors, ward einem gewissen Mazza das Geschäft übertragen; dieser pfuschte meisterhaft: die wenigen alten Originalstellen, obschon durch fremde Hand zweimal getrübt, waren seinem freien Pinsel ein Anstoß; er beschabte sie mit Eisen, und bereitete fich glatte Stellen, die Züge seiner frechen Kunst hinzufudeln, ja mehrere Köpfe wurden auf gleiche Weise behandelt.

Dawider nun regten sich Männer und Kunstfreunde in Mailand; öffentlich tadelte man Gönner und Clienten. Lebhafte, wunderliche Geister schürten zu, und die Gährung ward allgeinein. Mazza, der zu der Rechten des Heilandes zu malen angefangen hatte, hielt sich dergestalt an die Arbeit, daß er auch zur Linken gelangte, und nur unberührt blieben die Köpfe des Matthäus, Thaddäus und Simon. Auch an diesen gedachte er Bellotti's Arbeit zuzudecken, und mit ihm um den Namen eines Herostratus zu wetteifern. Dagegen aber wollte das Geschick, daß, nachdem der abhängige Prior einen auswärtigen Ruf angenommen, sein Nachfolger, ein Kunstfreund, nicht zauderte den Mazza sogleich zu entfernen, durch welchen Schritt genannte drei Köpfe in so fern gerettet worden, daß man das Verfahren des Bellotti danach beurtheilen kann. Und zwar gab

dieser Umstand wahrscheinlich zu der Sage Gelegenheit, es seyen noch drei Köpfe des ächten Originals übrig geblieben.

Seit jener Zeit ist, nach mancher Berathschlagung, nichts geschehen; und was hätte man denn an einem dreihundertjährigen Leichnam noch einbalsamiren sollen? Im Jahre 1796 überstieg das französische Heer siegreich die Alpen; der General Bonaparte führte sie an. Jung, ruhmbegierig und Gerühmtes aufsuchend, ward er vom Namen Leonardo's an den Ort gezogen, der uns nun so lange festhält. Er verordnete gleich, daß hier keine Kriegswohnung seyn, noch anderer-Schaden geschehen solle, unterschrieb die Ordre auf dem Knie, ehe er zu Pferde stieg. Kurz darauf mißachtete diese Befehle ein anderer General, ließ die Thüre einschlagen und verwandelte den Saal in Stallung.

Der Aufputz des Mazza hatte schon seine Lebhaftigkeit verloren, und der Pferdebrudel, der nunmehr, schlimmer als der Speisedampf von mönchischer Anrichte, anhaltend die Wände beschlug, erzeugte neuen Moder über dem Bilde, ja die Feuchtigkeit sammelte sich so stark, daß sie freifenweise herunterlief und ihren Weg mit weißer Spur bezeichnete. Nachher ist dieser Saal bald zum Heumagazin, bald zu andern immer militärischen Bedürfnissen mißbraucht worden.

Endlich gelang es der Administration den Ort zu schließen, ja zu vermauern, so daß eine ganze Zeit lang diejenigen die das Abendmahl sehen wollten, auf einer Sproffenleiter von der außerhalb zugänglichen Kanzel herabsteigen mußten, von wo sonst der Vorleser die Speisenden erbaute.

Im Jahre 1800 trat die große Ueberschwemmung ein, verbreitete sich, versumpfte den Saal und vermehrte höchlich die Feuchtigkeit; hierauf ward 1801, auf Bossi's Veranlassung, der sich hierzu als Secretär der Akademie berechtigt fand, eine Thüre eingesetzt, und der Verwaltungsrath versprach fernere Sorgfalt. Endlich verordnete 1807 der Vicekönig von Italien, dieser Ort folle wiederhergestellt und zu Ehren gebracht werden. Man sette Fenster ein, und einen Theil des Bodens, errichtete Gerüste, um zu untersuchen, ob sich noch etwas thun lasse. Man verlegte die Thüre an die Seite, und seit der Zeit findet man keine merkliche Veränderung, obgleich das Bild dem genauern Beobachter, nach Beschaffenheit der Atmosphäre, mehr oder weniger getrübt erscheint. Möge, da das Werk selbst so gut als verloren ist, seine Spur, zum traurigen, aber frommen Andenken künftigen Zeiten aufbewahrt bleiben!

Copien überhaupt.

Ehe wir nun an die Nachbildungen unseres Gemäldes, deren man fast dreißig zählt, gelangen, müssen wir von Copien überhaupt einige Erwähnung thun. Sie kamen nicht in Gebrauch als bis jedermann gestand, die Kunst habe ihren höchsten Gipfel erreicht, da denn geringere Talente, die Werke der größten Meister schauend, an eigener Kraft, nach der Natur oder aus der Idee ähnliches hervorzubringen verzweifelten, womit denn die Kunst, welche sich nun als Handwerk abschloß, anfing ihre eigenen Geschöpfe zu wiederholen. Diese Unfähigkeit der meisten Künstler blieb den Liebhabern nicht verborgen, die, weil sie sich nicht immer an die ersten Meister wenden konnten, geringere Talente aufriefen und bezahlten, da sie denn, um nicht etwas ganz Ungeschicktes zu erhalten, lieber Nachahmungen von anerkannten Werken bestellten, um doch einigermaßen gut bedient zu seyn. Nun begünstigten das neue Verfahren sowohl Eigenthümer als Künstler durch Kargheit und Uebereilung, und die Kunst erniedrigte sich vorsätzlich, aus Grundsaß zu copiren.

Im fünfzehnten Jahrhundert und im vorhergehenden hatten die Künstler von sich selbst und von der Kunst einen hohen Begriff, und bequemten sich nicht leicht Erfindungen anderer zu wiederholen; deßwegen sieht man aus jener Zeit keine eigentlichen Copien - ein Umstand, den ein Freund der Kunstgeschichte wohl beachten wird. Geringere Künste bedienten sich wohl zu kleineren Arbeiten höherer Vorbilder, wie bei Niello und andern Schmelz= arbeiten geschah; und wenn ja aus religiösen oder sonstigen Beweggründen eine Wiederholung verlangt wurde, so begnügte man sich mit ungenauer Nachahmung, welche nur ungefähr Bewegung und Handlung des Origi= nals ausdrückte, ohne daß man auf Form und Farbe scharf gesehen hätte. Deßhalb findet man in den reichsten Galerien keine Copie vor dem sech= zehnten Jahrhundert.

Nun kam aber die Zeit, wo durch wenige außerordentliche Männer unter welche unser Leonardo ohne Widerrede gezählt und als der früheste betrachtet wird die Kunst in jedem ihrer Theile zur Vollkommenheit gelangte; man lernte besser sehen und urtheilen, und nun war das Verlangen um Nachbildungen trefflicher Werke nicht schwer zu befriedigen, besonders in solchen Schulen, wohin sich viele Schüler drängten und die Werke des Meisters sehr gesucht waren. Und doch beschränkte sich zu jener

Zeit dieß Verlangen auf kleinere Werke, die man mit dem Original leicht zusammenhalten und beurtheilen kann. Bei großen Arbeiten verhielt es sich ganz anders damals wie nachher, weil das Original sich mit den Copien nicht vergleichen läßt, auch solche Bestellungen felten sind. Also begnügte sich nun die Kunst so wie der Liebhaber mit Nachahmungen im kleinen, wo man dem Copirenden viel Freiheit ließ, und die Folgen dieser Willkür zeigten sich übermäßig in den wenigen Fällen, wo man Abbildungen im Großen verlangte, welche fast immer Copien von Copien waren, und zwar gefertigt nach Copien im kleineren Maßstab, fern von dem Original ausgeführt, oft sogar nach bloßzen Zeichnungen, ja vielleicht aus dem Gedächtniß. Nun mehrten sich die Dußendmaler, und arbeiteten um die geringsten Preise: man prunkte mit der Malerei, der Geschmack verfiel; Copien mehrten sich, und verfinsterten die Wände der Vorzimmer und Treppen; hungrige Anfänger lebten von geringem Solde, indem sie die wichtigsten Werke in jedem Maßstab wiederholten, ja viele Maler brachten ganz ihr Leben bloß mit Copiren zu; aber auch da sah man in jeder Copie einige Abweichung, sey's Einfall des Bestellers, Grille des Malers, und vielleicht Anmaßung man wolle Original seyn.

Hierzu trat noch die Forderung gewirkter Tapeten, wo die Malerei nicht würdig als durch Gold bereichert scheinen wollte, und man die herrlichsten Bilder, weil sie ernst und einfach waren, für mager und armselig hielt; deßwegen der Copist Baulichkeiten und Landschaften im Grunde anbrachte, Zierrathen an den Kleidern, goldene Strahlen oder Kronen um die Häupter, ferner wunderlich gestaltete Kinder, Thiere, Chimären, Grotesken und andere Thorheiten. Oft auch kam wohl der Fall vor, daß ein Künstler, der sich eigene Erfindung zutraute, nach dem Willen eines Bestellers, der seine Fähigkeiten nicht zu schäßen wußte, ein fremdes Werk zu copiren den Auftrag erhielt, und indem er es mit Widerwillen that, doch auch hie und da als Original erscheinen wollte, und nun veränderte oder hinzufügte, wie es Kenntniß, vielleicht auch Eitelkeit eingab. Dergleichen geschah auch wohl wie es Zeit und Ort verlangten. Man bediente sich mancher Figuren zu ganz anderem Zweck, als sie der erste Urheber bestimmt hatte. Weltliche Gegenstände wurden durch einige Zuthaten in geistliche verwandelt; heidnische Götter und Helden mußten sich bequemen Märtyrer und Evangelisten zu seyn. Oft auch hatte der Künstler zu eigner Belehrung und Uebung irgend eine Figur aus einem berühmten

Goethe, sämmtl. Werke. XXV.

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Werk copirt, und setzte nun etwas von seiner Erfindung hinzu, um ein verkäufliches Bild daraus zu machen. Zuletzt darf man auch wohl der Entdeckung und dem Mißbrauch der Kupferstiche einen Theil des Kunstverderbens zuschreiben, welche den Dußendmalern fremde Erfindungen häufig zubrachten, so daß niemand mehr studirte, und die Malerei zulett so weit verfiel, daß sie mit mechanischen Arbeiten vermischt ward. Waren doch die Kupferstiche selbst schon von den Originalen verschieden, und wer fie copirte vervielfachte, die Veränderung nach eigener und fremder Ueberzeugung oder Grille. Eben so ging es mit den Zeichnungen: die Künstler entwarfen sich die merkwürdigsten Gegenstände in Rom und Florenz, um sie, nach Hause gelangt, willkürlich zu wiederholen.

Copien des Abendmahls.

Hiernach läßt sich nun gar wohl urtheilen was mehr oder weniger von den Copien des Abendmahls zu erwarten seh, obgleich die frühesten gleichzeitig gefertigt wurden; denn das Werk machte großes Aufsehen, und andere Klöster verlangten eben dergleichen.

Unter den vielen von dem Verfasser aufgeführten Copien beschäftigen uns hier nur drei, indem die zu Weimar befindlichen Durchzeichnungen von ihnen abgenommen sind; doch liegt diesen eine vierte zum Grund, von welcher wir also zuerst sprechen müssen.

Marcus d'Oggiono, ein Schüler Leonardo's da Vinci, ohne weitumgreifendes Talent, erwarb sich doch das Verdienst seiner Schule, vorzüglich in den Köpfen, ob er sich schon auch hier nicht immer gleich bleibt. Er arbeitete ungefähr 1510 eine Copie im Kleinen, um sie nachher im Großen zu benutzen. Sie war, herkömmlicher Weise, nicht ganz genau, er legte sie aber zum Grunde einer größern Copie, die sich an der Wand des nun aufgehobenen Klosters zu Castelazzo befindet, gleichfalls im Speisesaal der ehemaligen Mönche. Alles daran ist sorgfältig gearbeitet, doch herrscht in den Beiwerken die gewöhnliche Willkür. Und obgleich Bossi nicht viel Gutes davon sagen mochte, so läugnet er doch nicht, daß es ein bedeutendes Monument, auch der Charakter mehrerer Köpfe, wo der Ausbruck nicht übertrieben worden, zu loben sey. Bossi hat sie durchgezeichnet, und wir werden bei Vergleichung der drei Anschauen darüber urtheilen können.

Copien aus eigenem

Eine zweite Copie, deren durchgezeichnete Köpfe wir ebenfalls vor

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