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Schaden des Dilettantismus.

In der Baukunst.

Wegen der großen Schwierigkeit, in der Architektur den Charakter zu treffen, darin mannichfaltig und schön zu seyn, wird der Dilettant, der dieß nicht erreichen kann, immer nach Verhältniß seines Zeitalters ent= weder ins Magere und Ueberladene oder ins Plumpe und Leere verfallen. Ein Architekturwerk aber, das nur durch die Schönheit Eristenz hat, ist völlig null, wenn es diese verfehlt.

Wegen ihrer idealen Natur führt sie leichter als eine andere Kunst zum Phantastischen, welches hier gerade am schädlichsten ist.

Weil sich nur die wenigsten zu einer freien Bildung nach bloßen Schönheitsgeseßen erheben können, so verfällt der Baudilettant leicht auf fentimentalische und allegorische Baukunft und sucht den Charakter, den er in der Schönheit nicht zu finden weiß, auf diesem Wege hineinzulegen. Bau-Dilettantismus, ohne den schönen Zweck erfüllen zu können, schadet gewöhnlich dem physischen Zweck der Baukunst, der Brauchbarkeit und Bequemlichkeit.

Die Publicität und Dauerhaftigkeit architektonischer Werke macht das Nachtheilige des Dilettantismus in diesem Fach allgemeiner und fortdauernder und perpetuirt den falschen Geschmack, weil hier, wie überhaupt in Künsten, das Vorhandene und überall Verbreitete wieder zum Muster dient.

Die ernste Bestimmung der schönen Bauwerke seßt sie mit den bedeutend

sten und erhöhtesten Momenten des Menschen in Verbindung, und die Pfuscherei in diesen Fällen verschlechtert ihn also gerade da, wo er am perfectibelsten seyn könnte.

In der Gartenkunst.

Reales wird als ein Phantasiewerk behandelt.

Die Gartenliebhaberei geht auf etwas Endloses hinaus, 1) weil sie in der Idee nicht bestimmt und begränzt ist; 2) weil das Materiale, als ewig zufällig, sich immer verändert, und der Idee ewig entgegen strebt. Die Garlenliebhaberei läßt sich oft die edlern Künste auf eine unwürdige Art dienen, und macht ein Spielwerk aus ihrer soliden Bestimmung.

Befördert die sentimentale und phantastische Nullität.

Sie verkleinert das Erhabene in der Natur, und hebt es auf, indem sie es nachahmt.

Sie verewigt die herrschende Unart der Zeit, im Aesthetischen unbedingt und gesetzlos seyn zu wollen, und willkürlich zu phantasiren, indem sie sich nicht, wie wohl andere Künste, corrigiren und in der Zucht halten läßt.

Vermischung von Kunst und Natur.

Fürliebnehmen mit dem Schein.

Die dabei vorkommenden Gebäude werden leicht, spindelartig, hölzern, brettern aufgeführt, und zerstören den Begriff solider Baukunst, ja sie heben das Gefühl für sie auf. Die Strohdächer, bretternen Blendungen, alles macht eine Neigung zur Kartenhaus - Architektur.

In der lyrischen Poesie.

Belletristische Flachheit und Leerheit, Abziehung von soliden Studien oder oberflächliche Behandlung.

Es ist hier eine größere Gefahr als bei andern Künsten, eine bloße dilettantische Fähigkeit mit einem ächten Kunstberufe zu verwechseln, und wenn dieß der Fall ist, so ist das Subject übler daran, als bei jeder andern Liebhaberei, weil seine Existenz völlige Nullität hat: denn ein Poet ist nichts, wenn er es nicht mit Ernst und Kunstmäßigkeit ist. Dilettantismus überhaupt, besonders aber in der Poesie, schwächt die Theilnehmung und Empfänglichkeit für das Gute außer ihm, und indem er einem unruhigen Productionstriebe nachgibt, der ihn zu nichts Vollkommenem führt, beraubt er sich aller Bildung, die ihm durch Aufnahme des fremden Guten zuwachsen könnte.

Der poetische Dilettantismus kann doppelter Art seyn. Entweder vernachlässigt er das (unerläßliche) Mechanische, und glaubt genug gethan zu haben, wenn er Geist und Gefühl zeigt, oder er sucht die Poesie bloß im Mechanischen, worin er sich eine handwerksmäßige Fertigkeit erwerben kann, und ist ohne Geist und Gehalt. Beide sind schädlich, doch schadet jener mehr der Kunst, dieser mehr dem Subject selbst. Alle Dilettanten find Plagiarii. Sie entnerven und vernichten jedes Ori

ginal schon in der Sprache und im Gedanken, indem sie es nachsprechen,

nachäffen, und ihre Leerheit damit ausflicken. So wird die Sprache nach und nach mit zusammengeplünderten Phrasen und Formeln angefüllt, die nichts mehr sagen, und man kann ganze Bücher lesen, die schön stylisirt sind und gar nichts enthalten. Kurz, alles wahrhaft Schöne und Gute der ächten Poesie wird durch den überhand nehmenden Dilettantismus profanirt, herumgeschleppt und entwürdigt.

In der pragmatischen Poesie.

Alle Nachtheile des Dilettantismus im Lyrischen sind hier noch in weit höherem Grad; nicht nur die Kunst erleidet mehr Schaden, auch das Subject.

Vermischung der Gattungen.

In der Musik.

Wenn die Bildung des Musik - Dilettanten autodidaktisch geschieht und die Composition nicht unter der strengen Anleitung eines Meisters, wie die Applicatur selbst, erlernt wird, so entsteht ein ängstliches, immer ungewisses, unbefriedigtes Streben, da der Musik - Dilettant nicht, wie der in andern Künsten, ohne Kunstregeln Effecte hervorbringen kann. Auch macht der Musik - Dilettantismus noch mehr, als ein anderer, untheilnehmend und unfähig für den Genuß fremder Kunstwerke, und beraubt und beschränkt also das Subject, das er in seiner einseitigen und charakteristischen Form gefangen hält.

Im Tanz.

Zerbrochenheit der Glieder und Affectation.

Steifigkeit und Pedanterie.

Caricatur.

Eitelkeit.

Falsche Ausbildung des Körpers.

Charakterlosigkeit und Leerheit.

Zerflossenes, schlaffes Wesen.

Manierirtes Wesen in Uebertreibung schöner Bewegung.

Entweder steif und ängstlich oder unmäßig und roh.
(Beides wird durch das Gefällige und Bedeutende verhindert.)
Neigt die Gesellschaft zu einer sinnlichen Leerheit.

Eitelkeit und einsinnige Richtung auf die körperliche Erscheinung.

Man muß es in der Tanzkunst deßwegen zur Meisterschaft bringen, weil der Dilettantismus entweder unsicher und ängstlich macht, also die Freiheit hemmt und den Geist beschränkt, oder weil er eitel macht und dadurch zur Leerheit führt.

In der Schauspielkunst.

Caricatur der eigenen fehlerhaften Individualität.

Ableitung des Geistes von allem Geschäft durch Vorspiegelung einer phantastischen Aussicht.

Aufwand alles Interesses und aller Passion ohne Furcht.

Ewiger Zirkel in einer einförmigen, immer wiederholten und zu nichts führenden Thätigkeit.

(Dilettanten wissen sich nichts Anziehenderes als die Komödienproben, Schauspieler von Metier hassen sie.)

Vorzugsweise Schonung und Verzärtelung des Theater - Dilettanten durch Beifall.

Ewige Reizung zu einem leidenschaftlichen Zustand und Betragen, ohne ein Gegengewicht.

Nahrung aller gehässigen Passionen, von den schlimmsten Folgen für die bürgerliche und häusliche Existenz.

Abstumpfung des Gefühls gegen die Poesie.

Exaltirte Sprache bei gemeinen Empfindungen.

Ein Trödelmarkt von Gedanken, Stellungen und Schilderungen in der Reminiscenz.

Durchgängige Unnatur und Manier auch im übrigen Leben.

Höchst verderbliche Nachsicht gegen das Mittelmäßige und Fehlerhafte in einem öffentlichen und ganz persönlichen Fall.

Die allgemeine Toleranz für das Einheimische wird in diesem Fall eminenter.

Höchst verderblicher Gebrauch der Liebhaberschauspiele zur Bildung der Kinder, wo es ganz zur Fraße wird. Zugleich die gefährlichste aller

Diversionen für Universitäten 2c.

Zerstörte Idealität der Kunst, weil der Liebhaber, der sich nicht durch Aneignung der Kunstbegriffe und Traditionen erheben kann, alles durch eine pathologische Wirklichkeit erreichen muß.

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