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Architektur in Sicilien.

1828.

Architecture moderne de la Sicile, par J. HITTORF et Zanth. A Paris.

Wie uns vor Jahren die modernen Gebäude Roms durch Fontaine und Percier, die Florentinischen durch Grandjean und Famin, die Genuesischen durch Gautier belehrend dargestellt worden, so haben sich, um gleichen Zweck zu erreichen, ausgebildete Männer, Hittorf und Zanth, nach Sicilien begeben und liefern uns die dortigen, besonders von Zeitge= nossen Michel Angelo's errichteten, öffentlichen und Privatgebäude, so wie auch dergleichen aus früheren christlich - kirchlichen Zeiten.

Von diesem Werke liegen uns 49 Tafeln vor Augen, und wir können folches, sowohl in Gefolg obgenannter Vorgänger als auch um der eigenen Verdienste willen, Künstlern und Kunstfreunden auf das nachdrücklichste empfehlen. Ein reicher Inhalt, so charakteristisch als geistreich dargestellt, auf das sicherste und zarteste behandelt. Es sind nur Linearzeichnungen, aber durch zarte und starke Striche ist Licht- und Schattenseite hinreichend ausgedrückt; daher befriedigen sie mit vollkommener Haltung.

Bei gewissen baulichen Gegenständen fanden die Künstler perspectivische Zeichnung nöthig, und diese machen den angenehmsten Eindruck; etwas eigenthümlich Charakteristisches der sicilianischen Baukunst tritt hier hervor; wir wagen es nicht näher zu bezeid,nen, und bemerken nur Einzelnes.

Beim Eintritt in die dießmal gelieferten Messinischen Paläste sieht man sich in einem Hofe von hohen Wohnungen umkränzt; wir empfinden sogleich Respect und Wohlgefallen: der Baumeister scheint dem Hausherrn

einen anständigen Lebensgenuß zugesichert zu haben; man ist in einer grandiosen, aber nicht allzu ernsten Umgebung. Das gleiche gilt von den Klöstern und andern öffentlichen Gebäuden; man ist von allem Düstern, Drückenden durchaus befreit, und diese Gebäude sind ihrem Zweck völlig angemessen.

Noch eine zweite allgemeine Bemerkung stehe hier. Nicht leicht hat irgendwo eine edle Bildhauerkunft der Einbildungskraft so viel Antheil an ihren Werken gestattet, als wie in Sicilien; deßwegen sie auch schwer zu beurtheilen sind.

Statuen von Menschen, Halbmenschen, Thieren und Ungeheuern, Basreliefs mythologischer und allegorischer Art, Verzierungen architektonischer Glieder, alles überschwenglich angebracht, besonders bei Brunnen, die bei ihrer Nothwendigkeit und Nußbarkeit auch den größten Schmuck zu verdienen schienen. Wer an Einfalt und ernsthafte Würde gewöhnt ist, der wird sich in diesen mannichfaltigen Reichthum kaum zu finden wissen; wir aber konnten ihm an Ort und Stelle nicht ungünstig seyn, und so erfreut es uns, mit ganz außerordentlicher Sorgfalt hier diese sonderbaren Werke dargestellt zu sehen und die architektonische Zierlichkeit ihrer Profile sowohl als die übrige Fülle ihrer Verzierungen zu bewundern. Denn so lange die Einbildungskraft von der Kunst gebändigt wird, giebt sie durchaus zu erfreulichen Gebilden Anlaß; dahingegen wenn Kunst sich nach und nach verliert, der regelnde Sinn entweicht und das Handwerk mit der Imagination allein bleibt; da nehmen sie unaufhaltsam den Weg, welcher, wie schon in Palermo der Fall ist, zum Pallagenischen Unsinn nicht Schritt für Schritt, sondern mit Sprüngen hinführt.

Architecture antique de la Sicile, par J. HITTORF et ZANTH. A. Paris.

Von diesem Werke sind 31 Tafeln in unsern Händen: sie enthalten die Tempel von Segeste und Selinunt, geographische und topographische Karten, die genauesten architektonischen Risse und charakteristische Nachbildungen der wundersamen Basreliefs und Ornamente, zugleich mit ihrer Färbung, und erheben uns zu ganz eigenen neuen Begriffen über alte Baukunst. Früheren Reisenden bleibe das Verdienst die Aufmerksamkeit erregt zu haben, wenn diese lettern, begabt mit mehr historisch - kritischen

und artistischen Hülfsmitteln, endlich das Eigentliche leisten, was zur wahren Erkenntniß und gründlichen Bildung zuletzt erfordert wird.

Mit Verlangen erwarten wir die Nachbildungen der Tempel zu Girgenti, besonders aber hinlängliche Kenntniß von den legten Ausgrabungen, wovon uns einige Blätter in Osterwalds Sicilien schon vorläufige Kenntniß gegeben und ein einzelner Theil in einem landschaftlichen Gemälde dargestellt die angenehmsten Eindrücke verleiht, die wir in folgendem näher aussprechen.

Südöstliche Ecke des Jupitertempels von Girgenti, wie sie sich nach der Ausgrabung zeigt. Delbild von Herrn von Klenze, königlich bayerischem Oberbaudirector.

Ein Gemälde, nicht nur des Gegenstandes wegen für den Alterthumsforscher belehrend, sondern auch befriedigend, ja erfreulich dem Kunstfreund, wenn er das Werk bloß als Landschaft betrachtet.

Die Luft mit leichtem Gewölf ist recht schön, klar, gut abgestuft; die Behandlung deffelben beweist des Meisters Kunstfertigkeit; nicht weniger Lob verdient auch die gar zierlich, fleißig und geschmackvoll ausgeführte weite Küstenstrecke des Mittelgrundes. Vorn im Bilde liegen die kolossalen Tempelruinen mit solcher Präcision der Zeichnung, solcher auf das Wesent= liche im Detail verwendeten Sorgfalt ausgeführt, wie es nur von einem im Fach der Architekturzeichnung vielgeübten Künstler zu erwarten ist. Der so glücklich in dem geschmackvollen Ganzen restaurirt aufgestellte Koloß giebt der mächtigen Ruine eine ganze originelle Anmuth. Ein schlanker, an der Seite der Tempelruine aufgewachsener Delbaum, charakteristisch, sehr zart und ausführlich in seinem Blätterschlag, eine Aloe und in der Ecke rechts noch verschiedene Fragmente von der Architektur des Tempels, staffiren durchaus zweckmäßig den nächsten und allernächsten Vordergrund.

Das Verdienstliche verschiedener Theile dieser Malerei wird am besten gelobt und am treffendsten bezeichnet, wenn man sagt, daß es an Elzheimers Arbeiten erinnere.

Kirchen, Paläste und Klößter in Italien,

nach den Monumenten gezeichnet, von J. Eugenius Ruhl, Architekten in Cassel. gr. Fol. 3 Lieferungen, jede zu 6 Blättern, sauber radirte Umriffe.

Ein durch merkwürdigen Inhalt, wie durch Verdienst der Ausführung gleich achtbares, vor kurzem erschienenes Werk.

Das erste oder Titelblatt jeder Lieferung enthält antike Fragmente, mit Geschmack und Kunst zum Ganzen geordnet, die fünf übrigen aber Ansichten, bald vom Aeußern, bald vom Innern ansehnlicher Gebäude, von Constantin des Großen Zeit das ganze Mittelalter herab bis an die neuere Baukunst, wie sie unter den großen Meistern des sechzehnten Jahrhunderts zur fröhlichen Blüthe gelangt war. Einige wenige dürften vielleicht bloß als pittoreske Ansichten aufgenommen seyn.

Von Seiten der künstlerischen Behandlung finden wir an den Blättern dieses Werks theils die Genauigkeit und den bis auf das kleinste Detail sich erstreckenden Fleiß, theils die vom Zeichner mit nicht weniger Geschmack als Ueberlegung gewählten Standpunkte zu loben; unbeschadet der Wahrheit stellen sich die sämmtlichen Gegenstände dem Auge von einer gefälligen Seite in malerischer Gruppirung dar.

Auch hat der Verfasser Sorge getragen, für die meisten seiner Blätter solche Gegenstände auszuwählen, die zugleich schöne Ansichten gewähren, wenig bekannt und in kunstgeschichtlicher Beziehung merkwürdig sind. Unsere Leser werden selbst davon urtheilen können, wenn wir ihnen den Inhalt aller drei bis jetzt erschienenen Lieferungen kurz anzeigen.

Erste Lieferung.

1) Verschiedene antike Fragmente, zierlich zusammengestellt. 2) Der innere Hofraum und Säulengänge um denselben im Palast der Cancellaria

zu Rom, nach einigen Architektur des San Gallo, wahrscheinlicher aber des Bramante. 3) Hof bei der Kirche Santi Apostoli zu Rom. 4) Ve= stibul eines Gebäudes in der Via Sistina zu Rom. 5) Ansicht der Kirche San Feliciano zu Fuligno. 6) Ansicht der Kirche San Giorgio in Velabro und des Begens der Goldschmiede zu Rom.

Bweite Lieferung.

1) Wiederum gar zierliche Zusammenstellung antiker Fragmente. 2) Klosterhof zu San Giovanni in Laterano zu Rom. 3) Ansicht des Innern der Kirche Santa Costanza vor der Porta Pia zu Rom. 4) Façade und vorliegende große Treppe der Kirche Santa Maria in Ara Cöli, auf dem Capitolium zu Rom. 5) Eingang zur Kirche Santa Prassede zu Rom. 6) Palast des Grafen Giraud in Via di Borgo nuovo zu Rom, Architektur von Bramante.

Dritte Lieferung.

1) Ansicht der Kirche San Salvatore zu Fuligno. 2) S. Giacomo zu Vicovaro. 3) Ansicht des Doms zu Spoleto. 4) Cortile eines Palastes nahe bei dem Capitol zu Rom. 5) Sacristei zu San Martino a Monti in Rom. 6) Mittlere Ansicht des Klosterhofs zu San Giovanni in Laterano.

Ferner sind wir des Vergnügens theilhaft geworden, von eben demselben Künstler einen mit Aquarellfarben gemalten und zum Verwundern fleißig ausgeführten Prospect des Plages zu Assisi, mit dem darauf liegenden noch sehr wohl erhaltenen Minerventempel, jezt in eine Kirche verwandelt und Madonna della Minerva genannt, zu sehen. Dec gute Ton im Ganzen, die heitere Luft, die natürliche Farbe der verschiedenen Architekturgegenstände, der höchst löbliche Fleiß, der auch die geringsten Kleinigkeiten nicht übersehen, sondern mit Sorgfalt und Liebe nachgebildet hat, endlich die wohlgezeichneten Figuren in den eigenthümlichen Landestrachten, womit das Bild reichlich und zweckmäßig staffirt ist alles zusammen kann unmöglich verfehlen, jeden der Kunst kundigen Beschauer zu befriedigen, zu erfreuen. Auf uns wenigstens hat es diese Wirkung gethan, und mehrere Tage hindurch, da

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