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Herstellung des Straßburger Münsters.

1816.

Während die Wünsche der Kunst- und Vaterlandsfreunde auf die Erhaltung und Herstellung der alten Baudenkmale am Niederrhein gerichtet sind und man über die dazu erforderlichen Mittel rathschlägt, ist es höchst erfreulich und lehrreich zu betrachten, was in der Hinsicht am Oberrhein für den Münster zu Straßburg geschieht.

Hier wird nämlich schon seit mehreren Jahren mit großer Thätigkeit und glücklichem Erfolg daran gearbeitet, die durch Vernachlässigungen und Zerstörungen der Revolution entstandenen Schäden auszubessern.

Denn ist freilich der Vorschlag der Gleichheitsbrüder, den stolzen Münster abzutragen, weil er sich über die elenden Hütten der Menschen erhebt, in jenen Zeiten nicht durchgegangen, so hat doch die bilder- und wappenstürmende Wuth dieser Fanatiker die vielen Bildwerke an den Eingängen, ja sogar die Wappen der bürgerlichen Stadtvorgesetzten und Baumeister oben an der Spitze des Thurms keineswegs verschont.

Es würde zu weitläufig seyn alles anzuführen, was durch diese und andere muthwillige frevelhafte Zerstörungen, und wieder was in Folge derselben das Gebäude gelitten hat.

Genug, man beschäftigt sich jezt unausgesetzt damit, alles nach und nach auf das sorgfältigste wiederherzustellen. So ist bereits das bunte Glaswerk der großen, über 40 Fuß weiten Rose wieder in neues Blei geseßt; so sind eine Menge neue Platten und steinerne Rinnen gelegt, durchbrochene Geländer, Pfeiler, Baldachine und Thürmchen nach alten Mustern erseßt worden. Die fast lebensgroßen Equesterstatuen der Könige Chlobowig, Dagobert und Rudolph von Habsburg sind, ganz neu verfertigt,

mit vieler Mühe und Kosten wieder an den großen Pfeilern bei der Rose aufgestellt. Und auch an den Eingängen kehren nun von den hundert und aberhundert Bildwerken schon manche nach alten Zeichnungen ausgeführte an ihre Stelle zurück.

Man erstaunt billig, daß alle diese eben so viel Uebung und Ge= schicklichkeit als Aufwand erfordernden Arbeiten in unsern Tagen zu Stande kommen; und man begreift es nur, wenn man die weise Einrichtung der noch von Alters her für den Straßburger Münster bestehenden Baustiftung und Verwaltung fennt.

Schon im dreizehnten Jahrhundert waren die zum Bau und Unterhalt dieses großen Werks bestimmten Güter und Einkünfte von den rein geistlichen Zwecken gehörigen getrennt und der Obhut der Stadtvorgeseßten anvertraut worden. Diese ernannten einen eigenen Schaffner und wählten aus ihrer Mitte drei Pfleger, worunter immer ein Stadtmeister seyn mußte, beides zur Verwaltung der Einnahme und Ausgabe, so wie zur Aufsicht über den Werkmeister, als welcher, vom Rath bloß zu diesem Zweck gesezt und von der Stiftung besoldet, wieder den Steinmeßen und Werkleuten in der Bauhütte vorstand.

Auf diese Weise wurde die Sorge für den Münster eine städtische Angelegenheit; und dieß hatte vor vielen andern Vortheilen die überaus glückliche Folge, daß die beträchtlichen Güter und Gelder der Stiftung als Gemeindeeigenthum selbst in der verderblichsten aller Staatsumwälzungen gerettet werden konnten.

Auch mußte eine Verwaltung, von welcher alle Jahre öffentlich Rechenschaft abgelegt wurde, nothwendig das größte Vertrauen einflößen, und immerfort neue Wohlthäter und Stifter zu Gunsten eines prachtvollen Denkmals gewinnen, welches eine zahlreiche vermögende Bürgerschaft großentheils als ihr eigenes betrachten durfte.

Daher sah sich denn die Anstalt im Stande, nicht nur die gewöhnlichen, sondern auch außerordentliche Bedürfnisse, wie z. B. nach einer großen Feuersbrunst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts die sehr beträchtlichen Kosten neuer Bedachung und vielfachen damit zusammenhängenden reich verzierten Steinwerks zu bestreiten, ja vor wenigen Jahren noch sogar eine große Summe zum Ankauf von Häusern zu verwenden, welche niedergerissen wurden, um dem Gebäude einen weitern offenern Zugang zu verschaffen,

Mit den Geldmitteln aber wurden nun zugleich auch die Kunst- und Handwerksmittel mannichfach erhalten; denn der alte Gebrauch, die Steinmeßenarbeit im Taglohn fertigen zu lassen, blieb bei diesem Gebäude stets bestehen, und man wich in der Herstellung der beschädigten Theile nie von der ursprünglichen Gestalt und Construction ab.

Gerade aus diesem Grunde bedurfte man besonders geübte und geschickte Werkleute, und diese bildeten sich dann auch immer von selbst, einer durch den andern, weil die Arbeit nie ausging.

Zudem blieben die einmal in dieser Bauart geübten Leute gern an einem Ort, wo sie zu allen Jahreszeiten auf sichern anständigen Lohn zählen konnten. Endlich ist der Straßburger Münster auch nicht das einzige Denkmal in Deutschland, bei welchem sich solche vortreffliche Einrichtung erhalten hat, sondern es besteht nach dem Beispiel derselben eine ähnliche, gleichfalls unter städtischer Verwaltung, beim Münster zu Freiburg im Breisgau und bei St. Stephan in Wien, vielleicht auch noch anderwärts, ohne daß es uns bekannt geworden.

Hier hätten wir also im eigenen Vaterlande hinlänglich Muster für Erhaltungsanstalten und Pflanzschulen, aus welchen wir fähige Arbeiter zur Herstellung unserer in Verfall gerathenen großen Baudenkmale ziehen könnten; und wir brauchten nicht unsere Zuflucht nach England zu nehmen, wo freilich seit einer Reihe von Jahren für Erhaltung und Herstellung der Gebäude dieser Art am meisten geschehen ist.

Die neuen Arbeiten am Straßburger Münster lassen wirklich weder in Rücksicht der Zweckmäßigkeit, noch der schönen treuen Ausführung irgend etwas zu wünschen übrig. Ganz besonders aber muß der treffliche Stand und die Ordnung gerühmt werden, worin hier alles zur Bedeckung und zum Wasserlauf dienende Steinwerk gehalten wird.

Außer den Dächern ist nicht eine Hand breit Kupfer oder Blei zur Bedeckung angewandt. Alle die vielen Gänge und Rinnen findet mant von Stein verfertigt und die große Terrasse, ja sogar sämmtliche Gewölbe in den beiden Thürmen, welche wegen den offenen Fenstern der Witterung ausgeseßt, sind mit Platten belegt. Dieß Steinwerk ist nun alles abschüssig und so sorgfältig zugerichtet, daß nirgends ein Tropfen Wasser stehen bleiben kann; und wie nur ein Stein schadhaft wird, ersetzt man ihn durch einen neuen. Im September des vorigen Jahres hatten wir Gelegenheit den großen Nußen dieser weisen Vorkehrung im vollsten

Maß zu bewundern. Es war nach den unaufhörlichen beispiellosen Regengüssen des Sommers, ja selbst nach den Regengüssen des vorigen Tages auch nicht eine Spur von Feuchtigkeit auf allen den offenen Stiegen, Gewölben, Gängen und Bühnen zu entdecken.

Man sieht leicht ein, wie eng diese Einrichtung des Wasserlaufs mit der ursprünglichen Anlage solcher Gebäude zusammenhängt und wie hingegen die Blei- und Kupferbedeckung für alle die mannichfaltigen, viele Winkel darbietenden Theile nicht ausreichen, sondern wegen des ewigen Flickwerks in vielen Fällen nur Veranlassung zu großem nuglosem Kostenaufwand geben kann.

Der Kölner Dom bietet hierüber Erfahrungen genug dar; man wird darum bei Herstellung desselben jene in Straßburg befolgte, für die Erhaltung so höchst zweckmäßige Weise ohne Zweifel desto mehr beherzigen.

Den Freunden des Alterthums muß es sehr angenehm seyn zu vernehmen, daß für dieses und andere Denkmale am Niederrhein bereits die ersten nothwendigsten Maßregeln getroffen sind.

Die im vorigen Sommer mit in dieser Hinsicht unternommene Reise des geheimen Oberbauraths Schinkel war hier von sehr günstigem Einfluß. Die Regierung hat vor der Haud eine beträchtliche Summe zur Ausbesse= rung eines großen gefährlichen Bauschadens am Dachstuhl des Kölnischen Doms bewilligt, und die Arbeiten sind schon in vollem Gang.

Außerdem ist zur Niederlegung einer neben dem Dom stehenden verfallenen Kirche Befehl gegeben, wodurch eine freiere Ansicht gerade des vollendeten Theils jenes Denkmals gewonnen wird. Dann sorgte man auch für die Rettung der gleichzeitig mit dem Kölner Dom und nach einem ähnlichen, aber verkleinerten Plan gebauten Abteikirche Altenberg in der Nähe von Köln. Eine Feuersbrunst hatte vor kurzem dieß schöne, ganz vollendete Gebäude seines Dachwerks beraubt. Man war einstweilen auf die nothdürftigste Bedeckung bedacht, und hofft im Lauf des Jahres ein neues Dach herstellen zu können.

Anderseits bemüht man sich in Trier sorgsam für die dortigen bedeutenden römischen Alterthümer; und mehr oder weniger zeigt sich in dieser Hinsicht an vielen Punkten der niederrheinischen Länder die schüßende Hand einer wohlwollenden Regierung, von welcher Kunst- und Vaterlandsfreunde die Erfüllung ihrer gerechten Wünsche nicht vergebens erwarten werden.

Wir können diese Nachricht nicht schließen, ohne noch ein Wort in Bezug auf den Straßburger Münster beizufügen.

Wir bemerkten mit großer Freude, wie sorgfältig dieß wunderwürdige Werk in Ehren gehalten wird; desto mehr aber befremdete uns, dieß nicht auf die Ruhestätte des großen Meisters ausgedehnt zu finden, wel= chem das Gebäude seine Entstehung verdankt.

Die außen an einem Pfeiler bei der Sacristei angebrachte Grabschrift des Erwin von Steinbach ist nämlich durch eine kleine Kohlenhütte verdeckt, und man sieht mit Unwillen die Züge eines Namens von den Anstalten zu den Rauchfäffern verunreinigt, welchem vor vielen andern Sterblichen der Weihrauch selbst gebührte..

Möchten doch die so sehr ruhmwürdigen Stadtbehörden und Vorsteher des Münsterbaues dieser leicht zu hebenden Verunehrung ein Ende machen, und den Ort anständig einfassen, oder die Inschriften herausnehmen und an einem beffern Ort im Innern des Gebäudes, etwa beim Eingang unter den Thürmen aufstellen lassen.

Auf diese Weise erfahren wir nach und nach durch die Bemühungen einsichtiger, thätiger junger Freunde, welche Anstalten und Vorkehrungen sich nöthig machten, um jene ungeheuern Gebäude zu unternehmen, wo nicht auszuführen.

Zugleich werden wir belehrt, in welchem Sinn und Geschmack die nördlichere Baukunst vom achten bis zum fünfzehnten Jahrhundert sich entwickelte, veränderte, auf einen hohen Grad von Trefflichkeit, Kühnheit, Zierlichkeit gelangte, bis sie zuletzt durch Abweichung und Ueberladung, wie es den Künsten gewöhnlich geht, nach und nach sich verschlimmerte. Diese Betrachtungen werden wir bei Gelegenheit der Moller'schen Hefte, wenn sie alle beisammen sind, zu unserer Genugthuung anstellen können. Auch schon die vier, welche vor uns liegen, geben erfreuliche Belehrung. Die darin enthaltenen Tafeln sind nicht numerirt; am Schlusse wird erst das Verzeichniß folgen, wie sie nach der Zeit zu legen und zu ordnen sind.

Schon jetzt haben wir dieses vorläufig gethan und sehen eine Reihe von sechs Jahrhunderten vor uns. Wir legten dazwischen was von Grundund Aufrissen ähnlicher Gebäude zu Handen war, und finden schon einen

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