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Hemsterhuis-Gallißinische Gemmensammlung.

Den Freunden meiner literarischen Thätigkeit ist aus der Geschichte meiner Campagne in Frankreich bekannt, daß ich nach überstandenem traurigem Feldzug von 1792 eine frohere Rheinfahrt unternommen, um einen lange schuldigen Besuch bei Freunden zu Pempelfort, Duisburg und Münster abzustatten; wie ich denn auch nicht verfehlte ausführlich. zu erzählen, daß ich mich zu gewünschter Erheiterung überall einer guten Aufnahme zu erfreuen hatte. Von dem Aufenthalte zu Münster berichtete ich umständlich und machte besonders bemerklich, wie eine von Hemsterhuis hinterlassene Gemmensammlung den geistig ästhetischen Mittelpunkt verlieh, um welchen sich Freunde, übrigens im Denken und Empfinden nicht ganz übereinstimmend, mehrere Tage gern vereinten.

Aus jenem Erzählten geht gleichfalls hervor, wie gedachte Sammlung beim Abschied mir liebevoll aufgedrungen worden, wie ich sie, durch Ordnung gesichert, mehrere Jahre treulich aufbewahrte und in dem Studium dieses bedeutenden Kunstfachs die Weimarischen Freunde entschieden förderte; daraus entstand sodann der Auffaß, welcher vor der Jenaischen allgemeinen Literaturzeitung des Januars 1807 als Programm seine Stelle nahm, worin die einzelnen Steine betrachtet, beschrieben und gewürdigt, nebst einigen beigefügten Abbildungen zu finden sind.

Da die Besitzerin diesen Schat verkäuflich abzulassen und das Erlöste zu wohlthätigen Zwecken zu verwenden geneigt war, suchte ich eine Uebereinkunft deßhalb mit Herzog Ernst von Gotha zu vermitteln. Dieser Kenner und Liebhaber alles Schönen und Merkwürdigen, reich genug seine edle Neigung ungehindert zu befriedigen, war aufs höchste versucht sich unsere Sammlung anzueignen; doch da ich zuleßt seine schwankenden

Entschließungen zu Gunsten des Ankaufs entschieden glaubte, überraschte er mich mit einer Erklärung folgenden Inhalts:

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So lebhaft er auch den Besitz der vorliegenden von ihm als köstlich anerkannten Gemmen wünsche, so hindere ihn doch daran, nicht etwa ein innerer Zweifel, sondern vielmehr ein äußerer Umstand. Es sey ihm keine Freude etwas für sich allein zu besitzen, er theile gern den Genuß mit andern, der ihm aber sehr oft verkümmert werde. Es gebe Menschen, die ihre tiefblickende Kennerschaft dadurch zu beweisen suchen, daß sie an der Aechtheit irgend eines vorgelegten Kunstwerks zu zweifeln scheinen und . solche verdächtig machen. Um sich nun dergleichen nicht wiederholt auszuseßen, entsage er lieber dem wünschenswerthen Vergnügen."

Wir enthalten uns nicht, bei dieser Gelegenheit noch folgendes hinzuzusetzen. Es ist wirklich ärgerlich mit Zweifeln das Vorzüglichste aufgenommen zu sehen, denn der Zweifelnde überhebt sich des Beweises, wohl aber verlangt er ihn von dem Bejahenden. Worauf beruht denn aber in solchen Fällen der Beweis anders als auf einem innern Gefühl, begünstigt durch ein geübtes Auge, das gewisse Kennzeichen gewahr zu werden vermag, auf geprüfter Wahrscheinlichkeit historischer Forderungen und auf gar manchem andern, wodurch wir, alles zusammengenommen, uns doch nur selbst, nicht aber einen andern überzeugen?

Nun aber findet die Zweifelsucht kein reicheres Feld sich zu ergehen, als gerade bei geschnittenen Steinen: bald heißt es eine alte, bald eine moderne Copie, eine Wiederholung, eine Nachahmung; bald erregt der Stein Verdacht, bald eine Inschrift, die von besonderem Werth seyn sollte; und so ist es gefährlicher sich auf Gemmen einzulassen, als auf antike Münzen, obgleich auch hier eine große Umsicht gefordert wird, wenn es zum Beispiel gewisse Paduanische Nachahmungen von den ächten Originalen zu unterscheiden gilt.

Die Vorsteher der königlichen französischen Münzsammlung haben längst bemerkt, daß Privatcabinete, aus der Provinz nach Paris gebracht, gar vieles Falsche enthalten, weil die Besizer in einem beschränkten Kreise das Auge nicht genugsam üben konnten, und mehr nach Neigung und Vorurtheil bei ihrem Geschäft verfahren. Befehen wir aber zum Schluß die Sache genau, so gilt dieß von allen Sammlungen, und jeder Besizer wird gern gestehen, daß er manches Lehrgeld gegeben, bis ihm die Augen aufgegangen.

Jedoch wir kehren in Hoffnung, dieses Abschweifen werde verziehen seyn, zu unserm eigentlichen Vortrage wieder zurück.

Jener Schatz blieb noch einige Jahre in meinen Händen, bis er wieder an die fürstliche Freundin und zuletzt an den Grafen Friedrich Leopold von Stolberg gelangte, nach dessen Hinscheiden ich den Wunsch nicht unterdrücken konnte, zu erfahren, wo nunmehr das theure, so genau geprüfte Pfand befindlich sey; wie ich mich denn hierüber auch an gedachtem Worte andringlich vernehmen ließ.

Diesen Wunsch einer Aufklärung werth zu achten, hat man höchsten Orts gewürdigt und mir zu erkennen gegeben, daß gedachte Sammlung unzertrennt unter den Schäßen Ihro Majestät des Königs der Niederlande einen vorzüglichen Plaß einnehme; welche nachrichtliche Beruhigung ich mit dem lehaftesten Danke zu erkennen habe, und es für ein Glück achte, gewiß zu seyn, daß so vortreffliche Einzelnheiten von anerkanntem Werth, mit Kenntniß, Glück und Aufwand zusammengebracht, nicht zerstreut, sondern auch für die Zukunft beisammen gehalten werden. Vielleicht be= finden sie sich noch in denselbigen Kästchen, in welche ich sie vor so viel Jahren zusammengestellt. Da man bei einem langen Leben so vieles zersplittert und zerstört sieht, so ist es ein höchst angenehmes Gefühl, zu erfahren, daß ein Gegenstand, der uns lieb und werth gewesen, sich auch einer ehrenvollen Dauer zu erfreuen habe.

Mögen diese Kunstedelsteine den höchsten einsichtigen Besizern und allen ächten Freunden schöner Kunst immerfort zur Freude und Belehrung gereichen; mozu vielleicht eine französische Uebersetzung jenes Neujahrsprogramms der allgemeinen Jenaischen Literaturzeitung, mit beigefügten charakteristischen Umrissen, nicht wenig beitragen, und ein angenehmes Geschenk für alle diejenigen seyn würde, welche sich in diesen Regionen mit Ernst und Liebe zu ergehen geneigt sind, worauf hinzudeuten ich mir zur dankbaren Pflicht mache.

Notice sur le Cabinet des Médailles et des Pierres gravées de Sa Majesté le Roi des Pays-Bas; par J. C. de Jonge, Directeur. A la Haye 1823.

In der Geschichte meiner Campagne in Frankreich sprach ich den dringenden Wunsch aus, zu erfahren, wo sich die Hemsterhuis-Gallizinische Gemmensammlung wohl befinden möchte. Er gelangte glücklicherweise dahin, woher mir der beste Aufschluß zu Theil werden konnte. Ihro des Königs der Niederlande Majestät ließen allergnädigst durch des Herrn Landgrafen Ludwig Christian von Hessen Hochfürstliche Durchlaucht mir vermelden, daß gedachte Sammlung in Allerhöchst Ihro Besiß, gut verwahrt und zu andern Schätzen hinzugefügt sey. Wie sehr ich dankbarlichst hierdurch beruhigt worden, verfehlte ich nicht gebührend auszusprechen. Nach kurzer Zeit jedoch wird mir auf eben die Weise vorgenannte ausführliche Schrift, durch welche nunmehr eine vollkommene Uebersicht der im Haag aufgestellten Kostbarkeiten dieses Fachs zu erlangen ist. Wir überseßen aus der Vorrede so viel als nöthig, um unsern Lesern, vorzüglich den Reisenden, die Kenntniß eines so bedeutenden Gegenstandes zu überliefern.

Die Sammlung verdankt ihren Ursprung dem Statthalter Wilhelm IV, der, in einer friedlichen Zeit lebend, die Künste liebend, sich mit Sammeln beschäftigte. Er kaufte unter andern die Alterthümer, Medaillen und geschnittenen Steine des Grafen de Thoms, Schwiegersohns des berühmten Boerhave. Prinz Wilhelm V, sein Sohn, folgte diesem Beispiel, und vermehrte den Schatz unter Beirath der Herren Vosmaer und Friedrich Hemsterhuis. Die Revolution trat ein, und der Statthalter verließ das

Land. Umstände hinderten ihn die ganze Sammlung mitzunehmen; ein großer Theil fiel den Franzosen in die Hände und ward nach Paris ge= bracht, wo er sich noch befindet. Glücklicherweise war nicht alles verloren; der Fürst hatte Mittel gefunden den größten Theil der Gold, Silberund Kupfermünzen, so wie die Mehrzahl der hoch- und tiefgeschnittenen Steine zu retten.

Von gleichem Verlangen wie seine glorreichen Vorfahren beseelt, faßte der gegenwärtig regierende Monarch im Jahr 1816 den Gedanken, aus den Resten der Oranischen Sammlung ein königliches Cabinet zum öffentlichen Gebrauch zu bilden, und befahl dieser ersten Grundlage die bedeutende Reihenfolge griechischer und römischer Münzen anzuschließen, welche vor dessen Thronbesteigung, bei Vereinzelung des berühmten Cabinets des Herrn van Damme, waren angeschafft worden. Herr de Jonge erhielt die Stelle eines Directors, und den Auftrag das Ganze einzurichten.

Die königliche Sammlung vermehrte sich von Tag zu Tage; unter dem Angeschafften zeichnen sich aus:

1) Eine herrliche Sammlung tiefgeschnittener Steine, mit Sorgfalt vereinigt durch den vorzüglichen Franz Hemsterhuis, aus dessen Händen sie an den verstorbenen Prinzen Gallizin, kaiserlich russischen Gesandten bei Ihro Hochmögenden gelangte, und von seiner Tochter, Gemahlin des Prinzen Salm-Reifferscheid-Krautheim, an den König verkauft ward; sie ist merkwürdiger durch das Verdienst als durch die Menge der Steine, aus denen sie besteht. Man findet darin Arbeiten des ersten Rangs, einen Dioskorides, Aulus, Gnajus, Hyllus, Nicomachus, Hellen und mehrere andere Meisterstücke berühmter Künstler des Alterthums.

2) Eine kleine Sammlung hoch- und tiefgeschnittener Steine, welche Herr Hultmann, sonst Gouverneur des nördlichen Brabant, zurückließ; sie ward an den König verkauft durch Frau van Griethuysen. Diese Sammlung, wenn schon viel geringer als die vorhergehende, enthält doch einige sehr schätzbare Stücke.

3) Eine zahl- und werthreiche Sammlung neuerer Münzen, die meisten inländisch, Belagerungs- und andere currente Münzen, verkauft durch verwittwete Frau van Schuylenburch van Bommenede im Haag.

4) Das herrliche Cabinet geschnittener Steine, so alter als neuer, des verstorbenen Herrn Theodor van Smeth, Präsidenten der Schöffen der Stadt Amsterdam. (Es ist derselbe, an welchen Franz Hemsterhuis den

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