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Menschen zu denken seyn möchte; mit dem Fell bekleidet, das, seine Nacktheit zu decken, ihm von oben gegeben ward. Zu der Bildung seiner Gesichtszüge würden wir den größten Meister auffordern. Der Urvater sieht mit ernstem Blick, halb traurig lächelnd, auf einen derben tüchtigen Knaben, dem er die rechte Hand aufs Haupt legt, indem er mit der linken das Grabscheit, als von der Arbeit ausruhend, nachlässig sinken läßt.

Der erstgeborene Knabe, ein tüchtiger Junge, erwürgt mit wildem Kindesblick und kräftigen Fäusten ein paar Drachen, die ihn bedrohen wollten, wozu der Vater, gleichsam über den Verlust des Paradieses ge= tröstet, hinsieht. Wir stellen bloß das Bild dem Künstler vor die Augen: es ist für sich deutlich und rein; was man hinzu denken kann, ist gering.

II.
Noah,

als Winzer, leicht gekleidet und geschürzt, aber doch schon gegen das Thierfell anmuthig contrastirend, einen reich behangenen Rebestock in der linken Hand, einen Becher, den er zutraulich hinweist, in der rechten. Sein Gesicht edel heiter, leicht von dem Geiste des Weins belebt. Er muß die zufriedene Sicherheit seiner selbst andeuten, ein behagliches Bewußtsehn, daß, wenn er auch die Menschen von wirklichen Uebeln nicht zu befreien vermöge, er ihnen doch ein Mittel, das gegen Sorge und Kummer, wenn auch nur augenblicklich, wirken solle, darzureichen das Glück habe.

III.
Moses.

Diesen Heroen kann ich mir freilich nicht anders als sißend denken, und ich erwehre mich dessen um so weniger, als ich, um der Abwechslung willen, auch wohl einen Sitzenden und in dieser Lage Ruhenden möchte dargestellt sehen. Wahrscheinlich hat die überkräftige Statue_des Michel Angelo, am Grabe Julius' II., sich meiner Einbildungskraft dergestalt bemächtigt, daß ich nicht von ihr loskommen kann; auch sey deßwegen das fernere Nachdenken und Erfinden dem Künstler und Kenner überlassen.

IV.

David

darf nicht fehlen, ob er mir gleich auch als eine schwierige Aufgabe erscheint. Den Hirtensohn, Glücksritter, Helden, Sänger, König und Frauenlieb in Einer Person, oder eine vorzügliche Eigenschaft derselben glücklich hervorgehoben, darzustellen, möge dem genialen Künstler glücken. V.

Jesaias.

Fürstensohn, Patriot und Prophet, ausgezeichnet durch eine würdige warnende Gestalt. Könnte man durch irgend eine Ueberlieferung dem Costüme jener Zeiten beikommen, so wäre das hier von großem Werthe.

VI.
Daniel.

Diesen getraue ich mir schon näher zu bezeichnen. Ein heiteres längliches wohlgebildetes Gesicht, schicklich bekleidet, von langem lockigem Haar, schlanke zierliche Gestalt, enthusiastisch in Blick und Bewegung. Da er in der Reihe zunächst an Christum zu stehen kommt, würde ich ihn gegen diesen gewendet vorschlagen, gleichsam im Geiste den Verkündeten vorausschauend.

Wenn wir uns vorstellen, in eine Basilika eingetreten zu seyn und im Vorschreiten links die beschriebenen Gestalten betrachtet zu haben, so gelangen wir nun in der Mitte vor

VII.

Christus selbst

welcher als hervortretend aus dem Grabe darzustellen ist. Die herabsinkenden Grabestücher werden Gelegenheit geben, den göttlich aufs neue Belebten in verherrlichter Mannesnatur und schicklicher Nacktheit darzustellen, zur Versöhnung, daß wir ihn sehr unschicklich gemartert, sehr oft nackt am Kreuze und als Leichnam sehen mußten. Es wird dieses eine der schönsten Aufgaben für den Künstler werden, welche unseres Wissens noch niemals glücklich gelöst worden ist.

Gehen wir nun an der andern Seite hinunter und betrachten die sechs folgenden neutestamentlichen Gestalten, so finden wir

VIII.

den Jünger Johannes.

Diesem würden wir ein rundliches Gesicht, krause Haare und durchaus eine derbere Gestalt als dem Daniel geben, um durch jenen das sehnsüchtige Liebestreben nach dem Höchsten, hier die befriedigte Liebe in der herrlichsten Gegenwart auszudrücken. Bei solchen Contrasten läßt sich auf eine zarte, kaum den Augen bemerkbare Weise die Idee darstellen, von welcher wir eigentlich ergriffen sind.

IX.

Matthäus, der Evangelist.

Diesen würden wir vorstellen als einen ernsten stillen Mann von entschieden ruhigem Charakter, ein Genius, wie ihm ja immer zugetheilt wird, hier aber in Knabengestalt, würde ihm beigesellt, der in flacherho bener Arbeit eine Platte ausmeißelt, auf deren sichtbarem Theil man die Verehrung des auf der Mutter Schooße sizenden Jesuskindleins durch einen König, im Fernen durch einen Hirten, mit Andeutungen von folgenden, zu sehen hätte. Der Evangelist, ein Täfelchen in der Linken, einen Griffel in der Rechten, blickt heiter aufmerksam nach dem Vorbilde, als einer, der augenblicklich niederschreiben will. Wir sehen diese Gestalt mit ihrer Umgebung auf mannichfaltige Weise freudig im Geiste.

Wir betrachten überhaupt diesen dem Sinne nach als das Gegenbild von Moses und wünschen, daß der Künstler tiefen Geistes hier Gesetz und Evangelium in Contrast bringe; jener hat die schon eingegrabenen starren Gebote im Urstein, dieser ist im Begriff das lebendige Ereigniß leicht und schnell aufzufassen. Jenem möchte ich keinen Gesellen geben, denn er erhielt seine Tafeln unmittelbar aus der Hand Gottes; bei diesem aber kann, wenn man allegorisiren will, der Genius die Ueberlieferung vorstellen, durch welche eine dergleichen Kunde erst zu dem Evangelisten mochte gekommen seyn.

X.

Diesen Platz wollen wir dem Hauptmann von Capernaum gönnen; er ist einer der ersten Gläubigen, der von dem hohen Wundermanne Hülfe fordert nicht für sich, noch einen Blutsverwandten, sondern für den treuesten willfährigsten Diener. Es liegt hierin etwas so Zartes, daß wir wünschten, es möchte mitempfunden werden.

Da bei dem ganzen Vorschlag eigentlich Mannichfaltigkeit zugleich beabsichtigt ist, so haben wir hier einen römischen Hauptmann in seinem Costüme, der sich trefflich ausnehmen wird. Wir verlangen nicht gerade, daß man ihm ansehe, was er bringt und will; es ist uns genug, wenn der Künstler einen kräftig verständigen und zugleich wohlwollenden Mann darstellt.

XI.

Maria Magdalena.

Diese würde ich fißend oder halb gelehnt dargestellt wünschen, aber weder mit einem Todtenkopf noch einem Buche beschäftigt; ein zu ihr gesellter Genius müßte ihr das Salbfläschchen vorweisen, womit sie die Füße des Herrn geehrt, und sie sähe es mit frommem wohlgefälligem Behagen an. Diesen Gedanken haben wir schon in einer allerliebsten Zeichnung ausgeführt gesehen, und wir glauben nicht, daß etwas Frommanmuthigeres zu denken sey.

XII.
Paulus.

Der ernste gewaltige Lehrer! Er wird gewöhnlich mit dem Schwerte vorgestellt, welches wir aber, wie alle Marterinstrumente ablehnen und ihn lieber in der beweglichen Stellung zu sehen wünschten eines, der sei= nem Wort, mit Mienen sowohl als Gebärde, Nachdruck verleihen und Ueberzeugung erringen will. Er würde, als Gegenstück von Jesaias, dem vor Gefahr warnenden Lehrer, dem die traurigsten Zustände voraus erblickenden Seher nicht gerade gegenüber stehen, aber doch in Bezug zu denken seyn.

XIII.

Petrus.

Diesen wünschte ich nun auf das geistreichste und wahrhafteste behandelt.

Wir sind oben in eine Basilika hereingetreten, haben zu beiden Seiten in den Intercolumnien die zwölf Figuren im allgemeinen erblickt; in der Mitte, in dem würdigsten Raum, den Einzelnen, Unvergleichbaren. Wir fingen historisch auf unserer linken Hand an, und betrachteten das Einzelne der Reihe nach.

In der Gestalt, Miene, Bewegung St. Peters aber wünschte ich folgendes ausgedrückt. In der Linken hängt ihm ein kolossaler Schlüssel, in der Rechten trägt er den Gegenpart, eben wie einer der im Begriff ist auf oder zuzuschließen. Diese Haltung, diese Miene recht wahrhaft auszudrücken, müßte einem ächten Künstler die größte Freude machen. Ein ernster forschender Blick würde gerade auf den Eintretenden gerichtet seyn, ob er denn auch sich hierher zu wagen berechtigt sey. Und dadurch würde zugleich dem Scheidenden die Warnung gegeben, er möge sich in Acht nehmen, daß nicht hinter ihm die Thüre für immer zugeschlossen werde.

Wiederaufnahme.

Ehe wir aber wieder hinaustreten, drängen sich uns noch folgende Betrachtungen auf. Hier haben wir das alte und neue Testament, jenes vorbildlich auf Christum deutend, sodann den Herrn selbst in seine Herrlichkeit eingehend, und das neue Testament sich in jedem Sinne auf ihn beziehend. Wir sehen die größte Mannichfaltigkeit der Gestalten und doch immer, gewissermaßen paarweise, sich auf einander beziehend, ohne Zwang und Anforderung: Adam auf Noah, Moses auf Matthäus, Jesaias auf Paulus, Daniel auf Johannes; David und Magdalena möchten sich unmittelbar auf Christum selbst beziehen, jener stolz auf solch einen Nachkommen, diese durchdrungen von dem allerschönsten Gefühle, einen würdigen Gegenstand für ihr liebevolles Herz gefunden zu haben. Christus steht allein im geistigsten Bezug zu seinem himmlischen Vater. Den Gedanken, ihn darzustellen, wie die Grabestücher von ihm wegsinken, haben wir schon benußt gefunden, aber es ist nicht die Frage, neu zu seyn, sondern dasGehörige zu finden, oder wenn es gefunden ist, es anzuerkennen.

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