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Die Externsteine.

1824.

An der südwestlichen Gränze der Grafschaft Lippe zieht sich ein langes, waldiges Gebirg hin, der Lippische Wald, sonst auch der Teutoburger Wald genannt, und zwar in der Richtung von Südost nach Südwest; die Gebirgsart ist bunter Sandstein.

An der nordöstlichen Seite gegen das flache Land zu, in der Nähe der Stadt Horn am Ausgange eines Thales, stehen, abgesondert vom Gebirg, drei bis vier einzelne senkrecht in die Höhe strebende Felsen; ein Umstand, der bei genannter Gebirgsart nicht selten ist. Ihre ausgezeichnete Merkwürdigkeit erregte von den frühesten Zeiten Ehrfurcht; sie mochten dem heidnischen Gottesdienst gewidmet seyn, und wurden sodann dem christlichen geweiht. Der compacte, aber leicht zu bearbeitende Stein gab Gelegenheit Einsiedeleien und Capellen auszuhöhlen; die Feinheit des Korns erlaubte sogar Bildwerke darin zu arbeiten. An dem ersten und größten dieser Steine ist die Abnahme Chrifti vom Kreuz, in Lebensgröße, halb erhoben, in die Felswand eingemeißelt.

Eine treffliche Nachbildung dieses nerkwürdigen Alterthums verdanken wir dem königlich preußischen Hofbildhauer Herrn Rauch, welcher dasselbe im Sommer 1823 gezeichnet, und erwehrt man sich auch nicht des Vermuthens, daß ein zarter Hauch der Ausbildung dem Künstler des neunzehnten Jahrhunderts angehöre, so ist doch die Anlage selbst schon bedeutend genug, deren Verdienst einer frühern Epoche nicht abgesprochen werden kann.

Wenn von solchen Alterthümern die Rede ist, muß man immer voraussagen und setzen, daß von der christlichen Zeitrechnung an die bildende

Kunst, die sich im Nordwesten niemals hervorthat, nur noch im Sütosten, wo sie ehemals den höchsten Grad erreicht, sich erhalten, wiewohl nach und nach verschlechtert habe. Der Byzantiner hatte Schulen oder vielmehr Gilden der Malerei, der Mosaik, des Schnißwerks; auch wurzelten diese und rankten um so fester, als die christliche Religion eine von den Heiden ererbte Leidenschaft, sich an Bildern zu erfreuen und zu erbauen, unablässig forthegte, und daher dergleichen sinnige Darstellungen geistiger und heiliger Gegenstände auf einen solchen Grad vermehrte, daß Vernunft und Politik empört sich dagegen zu sträuben anfingen, wodurch denn das größte Unheil entschiedener Spaltungen der morgenländischen Kirche bewirkt ward.

Im Westen war dagegen alle Fähigkeit irgend eine Gestalt hervorzubringen, wenn sie je da gewesen, völlig verloren. Die eindringenden Völker hatten alles, was in früherer Zeit dahin gewandert seyn mochte, weggeschwemmt; eine öde bildlose Landweite war entstanden; wie man aber, um ein unausweisliches Bedürfniß zu befriedigen, sich überall nach den Mitteln umsieht, auch der Künstler sich immer gern dahin begiebt, wo man sein bedarf, so konnte es nicht fehlen, daß nach einer Beruhigung der Welt, bei Ausbreitung des christlichen Glaubens, zu Bestimmung der Einbildungskraft die Bilder im nördlichen Westen gefordert, und östliche Künstler dahin gelockt wurden.

Ohne also weitläufiger zu seyn, geben wir gern zu, daß ein mönchischer Künstler unter den Schaaren der Geistlichen, die der erobernde Hof Carls des Großen nach sich zog, dieses Werk könne verfertigt haben. Solche Techniker, wie noch jest unsere Stuckatoren und Arabeskenmaler, führten Muster mit sich, wonach sie auch deßhalb genau arbeiteten, weil die einmal gegebene Gestalt sich zu sicherem andächtigen Behuf immerfort identisch eindrücken, und so ihre Wahrhaftigkeit bestärken sollte.

Wie dem nun auch seh, so ist das gegenwärtig in Frage stehende Kunstwerk seiner Art und Zeit nach gut, ächt und ein östliches Alterthum zu nennen, und da die treffliche Abbildung jedermann im Steindruck zugänglich seyn wird, so wenden wir unsere Aufmerksamkeit zuerst auf die geftauchte Form des Kreuzes, die sich der gleichschenkeligen des griechischen annähert; sodann aber auf Sonne und Mond, welche in den oberen Winkeln zu beiden Seiten sichtbar sind, und in ihren Scheiben zwei Kinder sehen lassen, auf welchen besonders unsere Betrachtung ruht.

Es sind halbe Figuren mit gesenkten Köpfen, vorgestellt wie sie große

herabsinkende Vorhänge halten, als wenn sie damit ihr Angesicht verbergen und ihre Thränen abtrocknen wollten.

Daß dieses aber eine uralte sinnliche Vorstellung der orientalischen Lehre, welche zwei Principien annimmt, gewesen sey, erfahren wir durch Simplicius' Auslegung zu Epiktet, indem derselbe im vierunddreißigsten Abschnitt spottend sagt: „Ihre Erklärung der Sonn- und Mondsinsternisse legt eine zum Erstaunen hohe Gelehrsamkeit an den Tag: denn sie sagen, weil die Uebel, die mit dem Bau der Welt verflochten sind, durch ihre Bewegungen viel Verwirrung und Aufruhr machen, so ziehen die Himmelslichter gewisse Vorhänge vor, damit sie an jenem Gewühl nicht den mindesten Theil nehmen, und die Finsternisse seyen nichts anders, als dieses Verbergen der Sonne oder des Mondes hinter ihrem Vorhang."

Nach diesen historischen Grundlagen gehen wir noch etwas weiter, und bedenken, daß Simplicius, mit mehreren Philosophen aus dem Abendlande, um die Zeit des Manes nach Persien wanderte, welcher ein geschickter Maler, oder doch mit einem solchen verbündet gewesen zu seyn scheint, indem er sein Evangelium mit wirksamen Bildern schmückte, und ihm dadurch den besten Eingang verschaffte. Und so wäre es wohl möglich, daß sich diese Vorstellung von dort herschriebe, da ja die Argumente des Simplicius gegen die Lehre von zwei Principien gerichtet sind.

Doch da in solchen historischen Dingen aus strenger Untersuchung immer mehr Ungewißheit erfolgt, so wollen wir uns nicht allzu fest hierauf lehnen, sondern nur andeuten, daß diese Vorstellung des Externsteins einer uralten orientalischen Denkweise gemäß gebildet sey.

Uebrigens hat die Composition des Bildes wegen Einfalt und Adel wirkliche Vorzüge. Ein den Leichnam herablassender Theilnehmer scheint auf einen niedrigen Baum getreten zu seyn, der sich durch die Schwere des Mannes umbog, wodurch denn die immer unangenehme Leiter vermieden ist. Der Aufnehmende ist anständig gekleidet, ehrwürdig und ehrerbietig hingestellt. Vorzüglich aber loben wir den Gedanken, daß der Kopf des herabsinkenden Heilandes an das Antlig der zur Rechte stehenden Mutter sich lehnt, ja durch ihre Hand sanft angedrückt wird ein schönes würdiges Zusammentreffen, das wir nirgends wieder gefunden haben, ob es gleich der Größe einer so erhabenen Mutter zukommt. In späteren Vorstellungen erscheint sie dagegen heftig in Schmerz ausbrechend, sodann in dem Schooß ihrer Frauen ohnmächtig liegend, bis sie zuletzt bei Daniel

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da Volterra rücklings quer hingestreckt unwürdig auf dem Boden gesehen wird.

Aus einer solchen das Bild durchschneidenden horizontalen Lage der Mutter jedoch haben sich die Künstler wahrscheinlich deßhalb nicht wieder herausgefunden, weil eine solche Linie, als Contrast des schroff in die Höhe stehenden Kreuzes, unerläßlich scheint.

Daß eine Spur des Manichäismus durch das Ganze gehe, möchte sich auch noch durch den Umstand bekräftigen, daß, wenn Gott der Bater sich über dem Kreuze mit der Siegesfahne zeigt, in einer Höhle unter dem Boden ein paar hart gegen einander knieende Männer von einem löwenflauigen Schlangendrachen, als dem bösen Princip, umschlungen sind, welche, da die beiden Hauptweltmächte einander das Gleichgewicht halten, durch das obere große Opfer kaum zu retten seyn möchten.

Und nun vergessen wir nicht anzuführen, daß in d'Agincours Werk: Histoire des Arts par les Monumens, und zwar auf dessen 163. Tafel, eine ähnliche Vorstellung vorhanden ist, wo auf einem Gemälde, die Kreuzabnahme vorstellend, oben an der einen Seite der Sonnenknabe deutlich) zu sehen ist, indessen der Mondknabe durch die Unbilden der Zeit ausgelöscht worden.

Nun aber zum Schluß werde ich erinnert, daß ähnliche Abbildungen in den Mithra-Tafeln zu sehen seyen, weßhalb ich denn die erste Tafel aus Thomas Hyde's Historia religionis veterum Persarum bezeichne, wo die alten Götter Sol und Luna noch aus Wollen oder hinter Gebirgen in erhobener Arbeit hervortreten, sodann aber die Tafeln XIX und XX zu Heinrich Seels Mithra-Geheimnissen, Aarau 1823, noch anführe, wo die genannten Gottheiten in flach vertieften Schalen wenig erhöht symbolisch gebildet sind.

Christus

nebst zwölf alt- und neutestamentlichen Figuren, den Bildhauern vorgeschlagen.

1830.

Wenn wir den Malern abgerathen sich vorerst mit biblischen Gegenständen zu beschäftigen, so wenden wir uns, um die hohe Ehrfurcht, die wir vor jenem Cyclus hegen, zu bethätigen, an die Bildhauer, und denken hier die Angelegenheit im Großen zu behandeln.

Es ist uns schmerzlich zu vernehmen, wenn man einen Plastiker auffordert Christus und seine Apostel in einzelnen Bildnissen aufzustellen; Raphael hat es mit Geist und Heiterkeit einmal malerisch behandelt, und nun sollte man es dabei bewenden lassen. Wo soll der Plastiker die Charaktere hernehmen, um sie genugsam zu sendern? Die Zeichen des Märtyrerthums sind der neuern Welt nicht anständig genügend, der Künstler will die Bestellung nicht abweisen, und da bleibt ihm dann zuleßt nichts übrig, als wackern wohlgebildeten Männern Ellen auf Ellen Tuch um den Leib zu drapiren, mehr als sie je in ihrem ganzen Leben möchten gebraucht haben.

In einer Art von Verzweiflung, die uns immer ergreift, wenn wir mißgeleitete oder mißbrauchte schöne Talente zu bedauern haben, bildete sich bei mir der Gedanke, dreizehn Figuren aufzustellen, in welchen der ganze biblische Cyclus begriffen werden könnte; welches wir denn mit gutem Wissen und Gewissen hierdurch mittheilen.

I.

Adam,

in vollkommen menschlicher Kraft und Schönheit; ein Canon, nicht wie der Heldenmann, sondern wie der fruchtreiche, weichstarke Vater der

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