Зображення сторінки
PDF
ePub

Auge nicht ergößen, noch weniger den innern Sinn, wenn er sich auch sagt, daß der Schwächere zuletzt noch siegen werde. Findet man auch gar halb nackte Wilde mit im Conflict, so muß man sich gestehen, daß es eine bloße Zeitungsnachricht sey, deren sich der Künstler angenommen. Ein Panorama von dem schrecklichen Untergange des Tippo Saib kann nur diejenigen ergözt haben, die an der Plünderung seiner Schäße Theil genommen.

Wenn wir die Lage der Welt wohl überdenken, so finden wir, daß die Christen durch Religion und Sitten alle mit einander verwandt und wirklich Brüder sind, daß uns nicht sowohl Gesinnung und Meinung als Gewerb und Handel entzweien. Dem deutschen Gutsbesizer ist der Engländer willkommen, der die Wolle vertheuert, und aus eben dem Grunde verwünscht ihn der mittelländische Fabrikant.

[ocr errors]

Deutsche und Franzosen, obgleich politisch und moralisch im ewigen Gegensaße, können nicht mehr als kämpfend bildlich vorgestellt werden; wir haben zu viel von ihrer äußern Sitte, ja von ihrem Militärpuß aufgenommen, als daß man beide fast gleich costümirte Nationen sonderlich unterscheiden könnte. Wollte nun gar der Bildhauer — damit wir dahin zurückkehren, wo wir ausgegangen sind nach eigenem Recht und Vortheil seine Figuren aller Kleidung und äußern Zierde berauben, so fällt jeder charakteristische Unterschied weg, beide Theile werden völlig gleich: es sind hübsche Leute, die sich einander ermorden, und die fatale Schicksalsgruppe von Eteokles und Polynices müßte immer wiederholt werden, * welche bloß durch die Gegenwart der Furien bedeutend werden kann.

Russen gegen Ausländer haben schon größere Vortheile: sie besißen aus ihrem Alterthume charakteristische Helme und Waffen, wodurch sie sich auszeichnen können; die mannichfaltigen Nationen dieses unermeßlichen Reichs bieten auch solche Abwechselungen des Costüms dar, die ein geistreicher Künstler glücklich genug benutzen möchte.

Solchen Künstlern ist diese Betrachtung gewidmet; sie soll aber- und abermals aufmerksam machen auf den günstigen und ungünstigen Gegenstand; jener hat eine natürliche Leichtigkeit und schwimmt immer oben, dieser wird nur mit beschwerlichem Kunstapparat über Wasser gehalten.

Blüchers Denkmal.

1817.

Daß Rostock, eine so alte und berühmte Stadt, durch die Großthaten ihres Landsmannes sich frisch belebt und erhoben fühlte, war ganz naturgemäß; daß die Stellvertreter des Landes, dem ein so trefflicher Mann angehört, sich berufen hielten demselben am Orte seiner Geburt ein bedeutendes Denkmal zu stiften, war eine von den ersten Wirkungen eines lang ersehnten Friedens. Die Versammlung der mecklenburgischen Stände im December 1814 faßte den einstimmigen Beschluß, die Thaten ihres hochberühmten Landsmanns auf eine solche Weise zu verehren. Die Sanction der beiden Großherzoge königliche Hoheiten erfolgte darauf, so wie die Zusage eines bedeutenden Beitrags. Alle Mecklenburger wurden sodann zu freiwilligen Beiträgen gleichfalls eingeladen, und die Stände bewilligten den allenfalls abgehenden Theil der Kosten. Die hochgebildete Erbgroßherzogin Caroline, alles Gute und Schöne befördernd, nahm lebhaften Antheil an diesem Vorhaben, und wünschte, im Vertrauen auf ihre Vaterstadt, daß die Weimarischen Kunstfreunde sich bei der Ausführung nicht unthätig verhalten möchten. Der engere Ausschuß der Ritter- und Landschaft ward beauftragt Ideen und Vorschläge zu sammeln: hieraus entstand eine Concurrenz mehrerer verdienten Künstler; verschiedene Modelle, Zeichnungen und Entwürfe wurden eingesendet. Hier aber that sich die Schwierigkeit hervor, woran in den neuesten Zeiten mancher Plan gescheitert ist, wie nämlich die verschiedenen Wünsche so vieler Interessenten zu vereinigen seyn möchten. Dieses Hinderniß suchte man dadurch zu beseitigen, daß ein landesherrlicher und ständischerseits genehmigter Vorschlag durch Herrn Kammerherrn von Preen an den Herausgeber gegenwärtiger Hefte gebracht wurde, wodurch man denselben aufforderte, der Berathung

in dieser wichtigen Angelegenheit beizuwohnen. Höchst geehrt durch ein so unerwartetes Vertrauen, erneute derselbe ein früheres Verhältniß mit Herrn Director Schadow in Berlin; verschiedene Modelle wurden gefer= tigt und das leßte, bei persönlicher Anwesenheit gedachten Herrn Directors in Weimar, nochmals mit den dortigen Kunstfreunden bedacht und besprochen, sodann aber durch Vermittelung des in dieser Angelegenheit immer thätigen Herrn von Preen die Ausführung höchsten und hohen Orts beschlossen, und dem bereitwilligen Künstler übertragen.

Das Piedestal aus vaterländischem Granit wird auf der Schweriner Schleifmühle, von der so schöne Arbeiten in dem härtesten Stein bekannt sind, auf Kosten Ihro königlichen Hoheit des Großherzogs bearbeitet. Auf diesen Untersaß, von neun Fuß Höhe, kommt die aus Erz. gegoffene, gleichfalls neun Fuß hohe Statue des Helden zu stehen. Er ist abgebildet mit dem linken Fuß vorschreitend, die Hand am Säbel; die Rechte führt den Commandostab. Seine Kleidung kunstgemäß, doch erinnernd an eine in den neueren Zeiten nicht seltene Tracht. Der Rücken durch eine Löwenhaut bekleidet, wovon der Rachen auf der Brust das Heft bildet. Das entblößte Haupt läßt eine prächtige Stirn sehen; die höchst günstigen Züge des Gesichts sprechen einen bedeutenden Charakter aus, wie denn überhaupt die schlanke Gestalt des Kriegers dem Künstler sehr willkommen entgegentritt.

Zu bedeutenden halberhobenen Arbeiten an das Piedestal sind auch schon Zeichnungen und Vorschläge eingereicht, deren nähere Bestimmung noch zu erwarten steht.

Die am Schlusse des Jahres 1815 versammelten Stände benutten den 16. December, als den Geburtstag des Fürsten, ihre dankbare Verehrung nebst der Anzeige des von seinem Vaterlande ihm zu errichtenden Monuments überreichen zu lassen; die darauf erfolgte Antwort geziemt einem Manne, welcher, im Gefühl, daß die That selbst spreche, ein Denkmal derselben eher ablehnen als begünstigen möchte.

Auszug eines Schreibens.

Berlin den 29. August 1818.

„Nunmehr kann ich mit Vergnügen und Zufriedenheit vermelden, wie der Guß des größten Stückes von der Kolossalstatue des Fürsten Blücher

Goethe, sämmtl. Werke. XXV.

14

trefflich gerathen ist. Außer dem Kopf ist es die ganze Höhe vom Halfe an bis herunter mit der Plinthe. Den 21. d. M., Abends gegen 6 Uhr, wurde dem Ofen Feuer gegeben, und des andern Morgens um 4 Uhr abgestochen. Einhundert und vier Centner waren eingesezt worden. Der größere Theil hiervon diente dem eigentlich in die Form Einfließenden durch den Druck Dichtheit zu geben. Das Metall floß ruhig ein, und setzte sich wagerecht in den Windpfeifen oder Luftröhren. Hieraus war die Andeutung eines gelungenen Gusses abzunehmen. Gestern haben wir den Guß bis unter die Plinthe von Form freigemacht, und uns überzeugt, daß von oben bis unten alles dicht und rein ausgefallen. Sonst geschieht bei dergleichen großen Güssen, daß wohl Stellen, gleich dem Bimsstein, porös vorkommen, oder wenn auch dicht, mit fremden Theilchen von Formmasse gemischt sind, welches alles hier nicht der Fall ist.

Der Guß geschah in der königlichen Kanonengießerei beim Zeughause, und man ist, außer dem guten Glücke, das Gelingen der Bedächtigkeit und Einsicht des französischen Formers und Gießers, so wie der Erfahrung und willigen Theilnahme der königlichen Beamten schuldig, ohne welches Einverständniß man nicht sicher gearbeitet und einen so wichtigen Zweck schwerlich erreicht hätte. Denn das Kupfer hat die sonderbare Eigenschaft, daß man den Augenblick der höchsten Flüssigkeit benutzen muß, welchen, wenn er vorbei ist, man durch das stärkste Feuer nicht wieder zurückbringt, man müßte denn von vorn kalt wieder anfangen. Diesen Augenblick zu erkennen, haben unsere Kanonengießer die größte Fertigkeit.

Ich habe schon gemeldet, daß eine solche Form aus horizoatalen Schichten besteht, und wie gut das Metall mag geflossen seyn, geht daraus hervor, daß in die dichten Fugen derselben das Metall dünn wie ein Blatt eingedrungen ist.

Nun haben wir den Kern herauszuschaffen, welches eine schwierige Arbeit ist, da uns nur drei Oeffnungen zu Gebote stehen, nämlich unten durch die beiden Fußsohlen, inwendig der Plinthe und oben am Hals. Um den Mantel schwebend zu erhalten, sind künstliche Vorrichtungen angebracht; metallene Stäbe nämlich, welche gegenwärtig noch aus dem Gewande hervorstehen, und künftig zugleich mit der Oberfläche verarbeitet werden.

Was jemanden, der in Rußland gießen sah, neu war, ist die hier angewendete größere Zahl von Guß- und Luftröhren. Dort sah man vier Statuen in der Grube dermaßen damit umgeben, daß sie einem Ballen von

Wurzeln glichen. Man ist in Frankreich davon abgekommen, indem die Luft durch so viele Verästungen gleichsam abgefangen wird, und das Metall hie und da außen bleibt.

Sehr wichtig ist auch die Methode, wodurch man das Wachs, welches sonst die Dicke des Metalles bestimmte, entbehren kann. Jeßt, wenn über das fertige Modell die Form gemacht, und diese wieder abgenommen ist, wird die ganze Oberfläche befchabt, und zwar um so viel, als die Metalldicke künftighin betragen soll. In diesem Zustande gab unsere Statue einen sonderbaren Anblick; die Figur schien sehr lang und dünn, und daher außer aller Proportion."

Von diesem und anderem wird Herr Director Schadow dem Publicum hoffentlich nähere Nachricht geben, wenn das Werk selbst vor aller Augen steht. Man hofft, daß dieses Standbild an Ort und Stelle auf den 18. Juni 1819 wird zu schauen seyn. Die zwei Relieftafeln werden in dießjähriger Ausstellung erscheinen. Die erste stellt vor den Helden, sich vom Sturze mit dem Pferd aufraffend, und zu gleicher Zeit den Feind bedrohend; der Genius des Vaterlandes schüßt ihn mit der Aegide; die zweite zeigt den Helden zu Pferde, widerwärtige dämonische Gestalten in den Abgrund jagend. Auch hier mangelt es nicht am Beistand der guten Geister.

[blocks in formation]
« НазадПродовжити »