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rennenden Pferde, die Jungen vor sich hertreibend, die Alten nach sich ziehend. Auf dem Pferde vor und hinter ihm kauern einige Kinder; ein etwas größeres schwebt sogar unter dem Pferde.

Ferner ist sehr glücklich erfunden, daß ein Regenbogen den Wolkenzug zusammt der Erscheinung, gleichsam als Brückenbogen, über den der Weg führt, zu tragen dient, indessen im Raum darunter ein Röhrbrunnen, an dem die Frauen Wasser holen, hervorströmt. Bei ihnen sißt ein Jäger, welcher nach dem Vorgang aufdeutet; das nämliche geschieht von einem Knaben, indeß ein anderer einem sizenden alten Mann den Krug zum Trunke reicht.

Die Figuren dieses Kunstwerks sind alle lebhaft bewegt, großentheils von anmuthiger Gebärde und Wendung, durchgängig wohl gezeichnet. Ferner gebührt der Anordnung des Ganzen alles Lob: denn der Raum ist sehr wohl ausgefüllt, keine Stelle überladen, und keine leer. Es versteht sich, daß ein Werk dieser Art engverschränkte Gruppen nicht erlaubt, sondern alle Figuren der Deutlichkeit wegen bis auf wenige Berührung von einander abgesondert zu halten sind.

Indem wir nun diese Betrachtungen den Kunstfreunden zu geneigter Prüfung übergeben, enthalten wir uns nicht auszusprechen, wie viel Vergnügen uns die Behandlung einer so bedeutenden Aufgabe verschafft, und zwar auch durch Erinnerung an vergangene Zeiten; denn es sind eben zwanzig Jahre, daß wir die siebente und letzte Ausstellung in Weimar vorbereiteten, und eine bis dahin fortgeseßte Zusammenwirkung mit deutschen Künstlern abschlossen. Was sich seit jener Zeit erhalten und entwickelt, davon giebt gegenwärtige Concurrenz ein gültiges Zeugniß. Möchten redlich strebende Künstler von Zeit zu Zeit Gelegenheit finden, die Resultate ihrer stillen Bemühungen dem ganzen deutschen Publicum vor Augen zu bringen!

Bahns Ornamente und Gemälde

aus

Pompeji, Herculanum und Stabiä.

1830.

Ob man schon vorausseßen darf, daß gebildete Leser, welche Gegenwärtiges zur Hand nehmen, mit demjenigen genugsam bekannt sind, was uns eigentlich die oben benannten, nach langen Jahren wieder aufgefundenen Städte in so hohem Grade merkwürdig macht, auch schon beinahe ein ganzes Jahrhundert den Antheil der Mitlebenden erregt und erhält, so sety doch besonders von einer der dreien, von Pompeji, deren Ruinen eigent= lich dem hier anzuzeigenden Werke den Gehalt geliefert, einiges zum voraus gesprochen.

Pompeji war in dem südöstlichsten Winkel des Meerbusens gelegen, welcher von Bajä bis Sorrento das tyrrhenische Meer in einem unregelmäßigen Halbkreise einschließt, in einer so reizenden Gegend, daß weder der mit Asche und Schlacken bedeckte Boden, noch die Nachbarschaft eines gefährlichen Berges von einer dortigen Ansiedelung abmahnen konnte. Die Umgebung genoß aller Vortheile des glücklichen Campaniens, und die Bewohner, durch überströmende Fruchtbarkeit angelockt und festgehalten, zogen noch von der Nähe des Meeres die größten Vortheile, indem die geographische Lage der Stadt überhaupt sich zu einem bedeutenden Handelsplaß eignete. Wir sind in der neueren Zeit mit dem Umfange ihrer Ringmauern bekannt worden, und konnten nachfolgende Vergleichung anstellen.

Im ersten Abschnitte der Wanderungen Goro's durch

Pompeji (Wien 1825), ist der Quadratinhalt der Stadt und der ausgegrabenen Stellen, nach Pariser Klaftern gemessen, angegeben. Unter diesen Pariser Klaftern sind wahrscheinlich die Pariser Toisen zu verste= hen; denn die Pariser Toise ist ein Maß von sechs Schuhen, wie die Wiener Klafter. Nach diesem Abschnitte beträgt nun der Flächeninhalt des ausgegrabenen Theiles der Vorstadt mit der Gräberstraße 3147 Wiener Quadratklaftern; der Umfang der Stadt 1621, W. laufende Kl.; der Flächeninhalt der Stadt 171,114 W. Q. Kl.; der Flächeninhalt der ausgegrabenen Theile der Stadt 32,938 W. Q. Kl.; die Stadt mißt vom Amphitheater bis zum entgegengeseßten Theile 884 W. laufende Kl.; dieselbe mißt vom Theater bis zur entgegengesetzten Seite 380 W. laufende Kl.

Wenn man von der Wiener Altstadt den Paradeplag, den kaiserlichen Hofgarten und den Garten fürs Publicum, welche an der einen Seite der Stadtmauer neben einander liegen, abzieht, so ist dieselbe noch einmal so groß als Pompeji; denn dieser Theil der Stadt hält 307,500 W. Q. Kl. Nimmt man hiervon die Hälfte, so ist dieselbe 168,750 Kl., welcher Flächenraum um 2368 W. Q. Kl. kleiner als der Flächenraum von Pompeji ist. Diese 2368 Kl. machen aber ungefähr den 72sten Theil des Flächenraums von Pompeji aus, sind also, wenn nicht eine zu große Genauigkeit gefordert wird, außer Acht zu lassen.

Der Theil der Vorstadt zwischen der Alfergasse und der Kaiserstraße hält 162,855 W. Q. Kl., ist also um 8259 Q. Kl. kleiner als Pompeji. Diese 8259 Q. Kl. machen aber ungefähr den 21sten Theil des Flächeninhaltes von Pompeji aus, find also gleichfalls kaum beachtenswerth.

Eben so ist der Raum zwischen der Donau, der Augartenstraße und der Taborstraße etwas zu klein, wenn man bloß das Quartier, so weit die Häuser stehen, mißt, und etwas zu groß, wenn man die Gränze an dem Ufer der Donau nimmt. Ersterer Flächenraum enthält 161,950 W. D. l. und letzterer 189,700 Q. Kl.

Die Stadt mochte nach damaliger Weise fest genug seyn, wovon die nunmehr ausgegrabenen Mauern, Thore und Thürme ein Zeugniß geben; ihre bürgerlichen Angelegenheiten mochten in guter Ordnung seyn, wie denn die mittlern für sich bestehenden Städte nach einfacher Verfassung sich gar wohl regieren konnten.

Aber auch an nachbarlichen Feindseligkeiten konnte es ihnen nicht fehlen: mit den nahen Bergbewohnern, den Noceriern, kamen sie in Streit; einer so kräftig überwiegenden Nation vermochten sie nicht zu widerstehen; fie riefen Rom um Hülfe an, und da sie hierdurch ihr Daseyn behaupteten, blieben sie mit jenem sich immer vergrößernden Staate meist in ununterbrochenem Verhältnisse, wahrscheinlich dem einer Bundesstadt, die ihre eigene Verfassung behielt, und niemals nach der Ehre geizte, durch Erlangung des Bürgerrechts in jenen größern Staatskreis verschlungen zu

werden.

Bis zum Jahre Roms 816 meldet die Geschichte weniges und nur im Vorübergehen von dieser Stadt; jezt aber ereignete sich ein gewaltsames Erdbeben, welches große Verwüstung mag angerichtet haben. Nun finden wir sie aber bei den gegenwärtigen Ausgrabungen wieder hergestellt, die Häuser planmäßig geregelt, öffentliche und Privatgebäude in gutem Zustande. Wir dürfen daher vermuthen, daß dieser Ort, dem es an Hülfsmitteln nicht fehlte, alsobald nach großem Unglück sich werde gefaßt, und mit lebhafter Thätigkeit wieder erneuert haben. Hierzu hatte man sechzehn Jahre Zeit, und wir glauben auf diese Weise die große Uebereinstimmung erklären zu können, wie die Gebäude bei all ihrer Verschiedenheit in Einem Sinn errichtet und in Einem Geschmack, man darf wohl sagen, modisch verziert seyen. Die Verzierungen der Wände sind wie aus Einem Geiste entsprungen und aus demselben Topfe gemalt. Wir werden jene Annahme noch wahrscheinlicher finden, wenn wir bedenken, welche Masse von Künstlern in dem römischen Reiche sich während des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung mag verbreitet haben, dergestalt, daß ganze Colonien, Züge, Schwärme, Wolfen, wie man es nennen will, von Künstlern und Handwerkern da heranzuziehen waren, wo man ihrer bedurfte. Denke man an die Schaaren von Maurern und Steinmetzen, welche sich in dem mittlern Europa zu jener Zeit hin und her bewegten, als eine ernstreligiöse Denkweise sich über die christliche Kirche verbreitet hatte.

So viel möge zu einiger Einleitung für dießmal genug seyn, um die durchgängige Uebereinstimmung der sowohl früher als auch nunmehr durch die Zahn'schen Tafeln mitgetheilten Wandverzierungen ihrem Ursprunge gemäß zu beurtheilen.

I.

Ansichten und Nebersichten der ausgegrabenen Räume, auch wohl mit deren landschaftlicher Umgebung.

Vier Platten.

Alles, was sich auf die Gräberstraße im allgemeinen und auf jedes Grab insbesondere bezieht, erregt unsere Bewunderung. Der Gedanke, jeden Ankömmling erst durch eine Reihe würdiger Erinnerungen an bedeutende Vorfahren durchzuführen, ehe er an das eigentliche Thor gelangt, wo das tägliche Leben noch sein Wesen treibt, aus welchem jene sich entfernt haben, ist ein stattlicher, geisterhebender Gedanke, welcher uns, wie der Ballast das Schiff, in einem glücklichen Gleichgewichte zu halten geeignet ist, wenn das bewegliche Leben, es sey nun stürmisch oder leichtfertig, uns dessen zu berauben droht.

Eine mannichfaltige, großentheils verdienstliche Architektur erheitert den Blick; und wendet man sich nun gar gegen die reiche Aussicht auf ein fruchttragendes, weinreiches Land bis an das Meer hin, so fehlt nichts, was den Begriff von den glücklichen Tagen jener Völkerschaft verdüstern könnte.

Betrachten wir ferner die noch aufstehenden Reste der öffentlichen Pläße und Gebäude, so werden wir, nach unserer gewohnten Schauweise, die wir breite und gränzenlose Straßen, Pläße, zu Uebung zahlreicher Mannschaft eingerichtet, zu erblicken gewohnt sind, uns nicht genug über die Enge und Beschränktheit solcher Localitäten verwundern können. Doch dem Unterrichteten wird sogleich das römische Forum in die Gedanken kommen, wo bis auf den heutigen Tag noch niemand begreifen kann, wie alle die von den alten Schriftstellern uns genau bezeichneten Gebäude in solcher Beschränkung haben Plag finden, wie daselbst vor so großen Volksmassen habe verhandelt werden können.

Es ist aber die Eigenschaft der Imagination, wenn sie sich ins Ferne und ins Vergangene begiebt, daß sie das Unbedingte fordert, welches dann meist durch die Wirklichkeit unangenehm beschränkt wird. Thut ja doch manchem Reisenden die Peterskirche nicht Genüge; hört man nicht auch bei mancher ungeheuern Naturscene die Klage: sie entspreche der Erwartung nicht, und wäre vielleicht auch der Mensch wohl deßhalb so gebildet, damit er sich in alles, was ihm die Sinne berührt, zu finden wisse?

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