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Glasmalerei.

Zu Köln am Rheine befand sich eine sehr ansehnliche Sammlung gemalter Fenster und einzelner Scheiben, welche am 3. Juni des vergangenen Jahres verauctionirt werden sollte. Ihr weiteres Schicksal, und ob sie partieweise beisammen geblieben oder sich gänzlich zerstreute, ist uns unbekannt. Hier soll auch vornehmlich von dem auf 36 Seiten in Quarto gedruckten Katalog die Rede seyn, welcher in seiner Art für musterhaft gelten kann. Der Verfasser sondert die Fenster und einzelnen Scheiben der Sammlung in fünf verschiedene Abtheilungen, und nimmt für jede Abtheilung eine besondere Epoche der Glasmalerei an, von deren Unterschied und Eigenthümlichkeiten er mit Sachkenntniß und Kunstverstand kurze Erläuterungen giebt. Die ganze Sammlung bestand aus 247 Nummern, und das Verzeichniß giebt genaue Nachricht von dem was jede darstellt, wie sie ausgeführt seh, über die Zeiten denen sie angehören, über die Beschädigungen, die Gestalt und Größe einer jeden. Für die Geschichte der Glasmalerei wird dieses Verzeichniß einen bleibenden Werth behalten.

Mit den so fleißig als schön nachgebildeten bunten Glasfenstern hat Herr Müller den Kunstfreunden ein angenehmes Geschenk gemacht, und kann ihres Dankés gewiß seyn: es ist ein löbliches Trachten, dergleichen vergängliche, mannichfaltigen Zufällen ausgesetzte Denkmale_durch vervielfältigte Nachbildung gesichert, der Zukunft aufzubewahren. Sie sind in doppelter Beziehung schätzbar, einmal in geschichtlicher, da sie Bildnisse andenkenswürdiger Personen, auch Wappenschilde vormals blühender Fa= milien enthalten; sodann hat nicht selten auch die Kunst sich an dergleichen gemalten Fenstern auf eine sehr ehrenwerthe Weise gezeigt, und mitunter sogar Vortreffliches geleistet.

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Charon,

neugriechisches Gedicht; bildenden Künstlern als Preisaufgabe vorgelegt.

1825.

Die Bergeshöhn warum so schwarz?

Woher die Wolkenwoge?

Ist es der Sturm, der droben kämpft,

Der Regen, Gipfel peitschend?

Nicht ist's der Sturm, der droben kämpft,

Nicht Regen, Gipfel peitschend:

Nein Charon ist's, er saust einher,

Entführet die Verblichnen;

Die Jungen treibt er vor sich hin,
Schleppt hinter sich die Alten;
Die Jüngsten aber, Säuglinge,
In Reih' gehängt am Sattel.
Da riefen ihm die Greise zu,
Die Jünglinge sie knieten:
„Charon, halt! halt! am Geheg',
Halt an beim kühlen Brunnen!
Die Alten da erquicken sich,
Die Jugend schleudert Steine,
Die Knaben zart zerstreuen sich,
Und pflücken bunte Blümchen.“
Nicht am Gehege halt' ich still,
Ich halte nicht am Brunnen:

Zu schöpfen kommen Weiber an,
Erkennen ihre Kinder,

Die Männer auch erkennen sie;
Das Trennen wird unmöglich.

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So oft ich dieses Gedicht vorlas, ereignete sich, was vorauszusehen war: es that eine außerordentliche Wirkung; alle Seelen, Geist und Gemüthskräfte waren aufgeregt, besonders aber die Einbildungskraft: denn niemand war der es nicht gemalt zu sehen verlangt hätte, und ich ertappte mich selbst über diesem Wunsche.

Wenn es nun seltsam scheinen wollte, das Allerflüchtigste, in höchster Wildheit vorüber Eilende vor den Augen festhalten zu wollen, so erinnerte man sich, daß von jeher die bildende Kunst auch eins ihrer schönsten Vorrechte, im gegenwärtigen Momente den vergangenen und den künftigen und also ganz eigentlich die Bewegung auszudrücken, niemals aufgegeben habe. Auch im genannten Falle behauptete man, sey ein hoher Preis zu erringen, weil nicht leicht eine reichere, mannichfaltigere Darstellung zu denken sey: die Jünglinge die sich niederwerfen; das Pferd, das einen Augenblick stußt und sich bäumt, um über sie, wie der Sieger über Besiegte, hinauszuseßen; die Alten, die gerade diese Pause benußen, um heranzukommen; der Unerbittliche, tartar- und baschkirenähnliche, der sie schilt und das Pferd anzutreiben scheint. Die Kinder am Sattel wollte man zierlich und natürlich angeschnallt wissen.

Man dachte sich die Bewegung von der Rechten zur Linken, und in dem Raume rechts, den die Vorüberstürmenden so eben offen lassen, wollte man das Geheg, den Brunnen, wafferholende Frauen, welche den vorbeieilenden Sturm, der in ihren Haaren saust, schreckhaft gewahren, in einer symbolischen Behandlung angedeutet sehen.

Wichtig aber schien, daß beinahe sämmtliche Freunde diese Vorstellung gern basreliefartig ausgeführt, und daher auch, gezeichnet oder gemalt, Farb' in Farbe vor Augen gebracht wünschten; welches bei näherer Erwägung auch für das Schicklichste gehalten ward, indem ja hier von Form und Charakter, keineswegs aber von Farbe die Rede seyn konnte, deren die Abgefchiedenen ermangeln. Nur die Landschaftsmaler verwahrten ihre Rechte und glaubten sich auch hieran versuchen zu dürfen.

Wir sind nicht mehr im Falle wie vor zwanzig Jahren, wo eine Zeit lang herkömmlich war zu Ausarbeitung gewisser Aufgaben förmlich und bestimmt einzuladen; aber ganz unterlassen können wir nicht, aufmerksam zu machen auf einen Gegenstand, wo die höhern Kunstforderungen zu leisten seyn möchten.

Vorstehendes, im 2. Stück des 4. Bandes von Kunst und Alterthum abgedruckt, hatte sich der guten Wirkung zu erfreuen, daß das Stuttgarter Kunstblatt vom 19. Januar 1824 sowohl Gedicht als Nachschrift aufnahm mit beigefügter Erklärung des Herrn von Cotta, der sich geneigt erwies, ihm zugesendete Zeichnungen dieses Gegenstandes nach Weimar zu befördern, auch die welche für die beste erkannt würde, dem Künstler zu honoriren, und durch Kupferstich vervielfältigen zu lassen.

Einige Zeit darauf erhielten die Weimarischen Kunstfreunde unmittelbar von einem längstgeprüften Genoffen eine colorirte Delskizze, jene fabelhafte Erscheinung vorstellend, jedoch mit ausdrücklicher Aeußerung, daß keine Concurrenz beabsichtigt seh, und man erklärte sich deßhalb gegen den werthen Mann vertraulich folgendermaßen: „Das beweglichste Lied führen Sie uns im belebtesten Bilde vor die Augen; man wird überrascht, so oft man die Tafel aufs neue ansieht, eben wie das erstemal. Die bald entdeckte Ordnung in der Unruhe fordert sodann unsere Aufmerksamkeit; man ent= ziffert sich gern den Totaleindruck aus einer so wohlüberdachten Mannichfaltigkeit, und kehrt öfter mit Antheil zu der seltsamen Erscheinung zurück, die uns immer wieder aufregt und befriedigt." Eine solche allgemeine Schilderung des Effects möge denn auch hier genügen.

Denn nun werden von Stuttgart sechs Zeichnungen verschiedener Künstler eingesendet, welche mir vergleichend gegen einander zu stellen aufgefordert sind, und indem wir in aufsteigender Reihe von ihren Verdiensten Bericht geben, legen wir zugleich dem kunstliebenden Publicum die Gründe vor, die unser schließliches Urtheil bestimmen.

Nr. I.

Zeichnung auf gelbem Papier, Federumriß mit Sepia angetuscht und weiß aufgehöht, hoch 13 Zoll, breit 221⁄2 Zoll.

Redliches Bestreben äußert sich in dieser Zeichnung überall, der Ausdruck in den Köpfen ist gemüthvoll und abwechselnd; einiges, z. B. die Gruppe,

bestehend aus drei jugendlich männlichen Figuren und einem Kinde, welche das Pferd eben niederzuwerfen und über sie wegzuseßen scheint, ist glücklich geordnet; eben so die in den Mähnen des Pferdes hängenden Kinder u. a. m. Wir bedauern, daß die ganze Darstellung nicht völlig im Geiste des Gedichtes und mit der dem Künstler zustehenden, ja nothwendigen poetischen Freiheit aufgefaßt ist. Es ist nicht der neugriechische Charon. oder der Begriff vom Schicksal, nicht der Gewaltige, Strenge, unerbittlich alles Niederwerfende nach des Gedichtes Worten: Einhersausende der die Jugend vor sich hertreibt, hinter sich nach die Alten schleppt: hier erscheint der Reitende vielmehr selbst der Angegriffene, er droht mit geballter Faust, vertheidigt sich gegen die, so ihn aufhalten wollen, mit einem hoch über dem Haupte geschwungenen Ruder.

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Zu dieser Gebärde, zu diesem Attribut ist der Künstler wahrscheinlich durch Erinnerung an den griechischen Fährmann verleitet worden, den man aber nicht mit dem gegenwärtigen wilden, späterer Einbildungskraft angehörigen Reiter vermischen muß, welcher ganz an und für sich und ohne Bezug auf jenen zu denken und darzustellen ist.

Von allen übrigen Zeichnungen jedoch unterscheidet sich gegenwärtige durch den Umstand, daß nichts auf Erscheinung hindeutet, nichts Geisterhaftes oder Gespenstermäßiges darin vorkommt: alles geschieht an der Erde, so zu sagen auf freier Straße. Das Pferd regt sogar Staub auf, und die Weiber welche zur Seite am Brunnen Wasser schöpfen, nehmen an der Handlung unmittelbaren Antheil. Dagegen haben die andern fünf concurrirenden Künstler den Charon und die Figuren um ihn auf Wolken, gleichsam als Erscheinung vorüberziehend sich gedacht, und auch wir sind aus erheblichen Gründen geneigt solches für angemessener zu halten.

Nr. II.

Große Zeichnung auf grauem Papier, mit der Feder schraffirt. Breit 44 Zoll, hoch 31 Zoll.

In den Figuren, welche vor dem Reiter her, zum Theil schwebend, entfliehen, und in denen, welche bittend und klagend ihm folgen, vermißt man wissenschaftliche Zeichnung der nackten Glieder. Störend sind ferner einige nicht recht passend bewegte, gleichsam den Figuren nicht angehörige Hände. Charon sitzt schwach und gebückt auf seinem Pferde, sieht sich mitleidig um, die linke Hand ist müßig, und die rechte hält, ebenfalls ohne

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