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XX.

Glücklicher Künstler! in himmlischer Lust
Bewegen sich ihm schöne Weiber.

Versteht er sich doch auf Rosenduft
Und appetitliche Leiber.

XXI.

Hier hat Tischbein, nach seiner Art,
Striche gar wunderlich gepaart;
Sie sind nicht alle deutlich zu lesen,
Sind aber alles Gedanken gewesen.

XXII.

Wie so herrlich ist die Welt! wie schön!

Heil ihm, der je sie so gesehn!

Radirte Blätter, nach Handzeichnungen (Skizzen) von Goethe, herausgegeben von Schwerdgeburth. Weimar 1821.

Das Unternehmen einiger verdienten Künstler, nach meinen Entwürfen radirte Blätter herauszugeben, muß mir in mehr als Einem Sinne erwünscht seyn; denn wie dem Dichter die Melodie willkommen ist, wodurch der Tonkünstler sein Lied für ihn und andere belebt, so freut es auch hier, ältere längst verklungene Bilder aus dem Letheischen Strome wieder hervorgehoben zu sehen.

Anderntheils aber habe ich längst bedacht, daß in den Bekenntnissen, in den Nachrichten, die ich von meinem Lebensgange gegeben, des Zeichnens öfters erwähnt wird, wobei man wohl nicht mit Unrecht fragen könnte, warum denn aus wiederholter Bemühung und fortdauernder Liebhaberei nicht auch etwas künstlerisch Befriedigendes habe hervortreten können.

Da läßt sich nun vor allen Dingen von den Vortheilen flüchtiger Entwürfe nach der Natur für den Einzelnen so manches erwähnen; denn wie man von Leibniß erzählt, daß er beim Lesen, Sprechen, Denken gar vieles angemerkt, ohne die Blätter jemals wieder anzusehen, und dennoch dadurch jene bedeutenden Momente seinem Gedächtniß eingeprägt: also ist es auch mit flüchtigen Skizzen nach der Natur, wodurch uns Bilder, Zustände, an denen wir vorüber gegangen, festgehalten werden und die Reproduction derselben in der Einbildungskraft glücklich erleichtert wird. Nun kommt hinzu, daß der Liebhaber, dessen Hand nicht fertig genug ist allen und jeden Gegenständen eine anmuthige Nachbildung zu verleihen, aufs Bedeutende hinstreben und dasjenige sich zueignen wird, was einen auffallenden, sich besonders aussprechenden Charakter hat. Dergleichen glaubten freundschaftlich gesinnte Künstler schon längst unter meinen Blättern zu finden; wie denn der uns allzufrüh entrissene Kaaz sich eine Sammlung

aussuchte, davon aber Gebrauch zu machen durch tödtliche Krankheit verhindert ward.

So ist denn auch der schönste Gewinn, den der Liebhaber bei seinem unerreichten Streben dennoch genießt, daß ihm die Gesellschaft des Künstlers lieb und werth, unterhaltend und nüßlich bleibt; und wer auch nicht selbst hervorzubringen im Stande ist, wird, wenn er sich nur kennt und zu beurtheilen weiß, im Umgang mit productiven Menschen immer gewinnen, und wo auch nicht gerade von dieser Seite, doch von einer andern sich ausbilden und auferbauen.

Im Gefühl übrigens, daß diese Skizzen, selbst wie sie gegenwärtig vorgelegt werden, ihre Unzulänglichkeit nicht ganz überwinden können, habe ich ihnen kleine Gedichte hinzugefügt, damit der innere Sinn erregt und der Beschauer löblich getäuscht werde, als wenn er das mit Augen sähe, was er fühlt und denkt, eine Annäherung nämlich an den Zustand, in welchem der Zeichner sich befand, als er die wenigen Striche dem Papier anvertraute.

Ein Gleiches haben wir schon oben bei flüchtigen Zeichnungen eines Freundes gethan; denn wenn man von einem jeden Kunstgebilde zwar verlangen kann, daß es sich selbst ausspreche, so gilt dieß doch eigentlich nur von gewählten, der größten Ausführung sich eignenden Werken; andern hingegen, welche etwas zu denken und zu wünschen übrig lassen, mag man wohl mit guten Worten eine schickliche Nachhülfe gönnen.

Mannichfaltiges, was hier noch zu sagen wäre, bleibe verspart auf den Fall, daß die Unternehmung begünstigt würde, und mehrere Blätter, über die man sich äußern könnte, den Freunden der Kunst und der Sitte vorgelegt wären.

I.

Einsamste Wildniß.

Ich sah die Welt mit liebevollen Blicken,

Und Welt und ich, wir schwelgten im Entzücken;

So duftig war, belebend, immer frisch,

Wie Fels, wie Strom, so Bergwald und Gebüsch.
Doch unvermögend Streben, Nachgelalle

Bracht' oft den Stift, den Pinsel bracht's zu Falle:
Auf neues Wagniß endlich blieb doch nur

Vom besten Wollen halb und halbe Spur.

Goethe, sämmtl. Werke. XXV.

9

Ihr Jüngern aber, die ihr unverzagt
Unausgesprochenes auszusprechen wagt,

Den Sinn, woran die Hand sich stotternd maß,
Das Unvermögen liebevoll vergaß,

Ihr seyd es, die, was ich und ihr gefehlt,
Dem weiten Kreis der Kunstwelt nicht verhehlt.
Und wie dem Walde, geht's den Blättern allen,
Sie knospen, grünen, welken ab und fallen.

II.

Hausgarten.

Hier sind wir denn vorerst ganz still zu Haus:
Von Thür' zu Thüre sieht es lieblich aus;
Der Künstler froh die stillen Blicke hegt,
Wo Leben sich zum Leben freundlich regt.
Und wie wir auch durch ferne Lande ziehn,
Da kommt es her, da kehrt es wieder hin;
Wir wenden uns, wie auch die Welt entzücke,
Der Enge zu, die uns allein beglücke.

III.

Freie Welt.

Wir wandern ferner auf bekanntem Grund:
Wir waren jung, hier waren wir gesund,
Und schlenderten den Sommerabend lang
Mit halber Hoffnung mannichfalt'gen Gang.
Und wie man fam, so ging man nicht zurück:
Begegnen ist ein höchstes Liebesglück.
Und zwei zusammen sehen Fluß und Bahn,
Und Berg und Busch sogleich ganz anders an.
Und wer dieselben Pfade wandernd schleicht,
Sey ihm des Zieles holder Wunsch erreicht.

IV.

Geheimster Wohnfis.

Wie das erbaut war, wie's im Frieden lag,
Es kommt vielleicht vom Alterthum zu Tag:
Denn vieles wirkte, hielt am sel'gen Fleiß,
Wovon die Welt noch keine Sylbe weiß.
Der Tempel steht, dem höchsten Sinn geweiht,
Auf Felsengrund in hehrer Einsamkeit.
Daneben wohnt die fromme Pilgerschaar;
Sie wechseln, gehend, kommend, Jahr für Jahr.
So ruhig harrt ein wallendes Geschlecht,
Geschützt durch Mauern, mehr durch Licht und Recht;
Und wer sich dort sein Probejahr befand,

Hat in der Welt gar einen eignen Stand:
Wir hofften selbst uns ein Asyl zu gründen.

Wer Buchten kennt, Erdzungen, wird es finden.

Der Abend war unübertrefflich schön:

Ach, wollte Gott! ein Künstler hätt's gesehn.

V.

Bequemes Wandern.

Hier sind, so scheint es, Wanderer wohlbedacht:
Denn jeder fände Pfad um Mitternacht.
Wir sagen nicht, wir hätten's oft gesehn,
Dergleichen Wege doch gelang's zu gehn;
Denn freilich, wo die Mühe war gehoben,
Da kann der Waller jede Stunde loben;

Er geht beherzt - denn Schritt für Schritt ist leicht --
So daß er fröhlich Zweck und Ziel erreicht.

Oselige Jugend, wie sie, Tag und Nacht,
Den Ort zu ändern, innigst angefacht,
Durch wilden Bergriß höchst behaglich steigt,
Und auf dem Gipfel Nebeldunst erreicht.

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