Зображення сторінки
PDF
ePub
[blocks in formation]

Die Stiftung der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin am 18. April 1828.

Mit der Stiftung der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, welche in den nächsten Wochen das erste Halbjahrhundert ihres Bestehens erlebt, ist der Name Daniel Gottlieb Reymann's, geboren am 24. November 1758 zu Lüben in Schlesien ein Kind des siebenjährigen Krieges, seine Wiege schütternd von dem dumpfen Gedröhne des schweren Geschützes, das durch seine Geburtsstadt zog, des taktmässigen Tritts der Kriegsvölker zu Fuss und zu Ross, die unter Trommelschlag und Trompetengeschmetter zur Ergänzung der grossen Verluste eilten, die des Königs Heer in der Unglücksschlacht von Hochkirch erlitten hatte innig verbunden.

Reymann trat jung an Jahren in den öffentlichen Dienst seines Heimathlandes als Feldmesser. Conducteure nannte man die Feld- oder Landmesser, d. h. Führer, nicht mit Unrecht, weil sie bei ihren Vermessungs-Arbeiten Land und Leute kennen gelernt und sich genaue Ortskenntnisse erworben hatten. So befahl denn auch König Friedrich II., als er die Vorbereitungen zum Baierischen Erbfolgekriege treffen musste, seinem Staatsminister für Schlesien, dem Grafen v. Hoym, alle in seinem Verwaltungsbereich vorhandenen Landmesser, namentlich diejenigen ins Hauptquartier zu beordern, die in den Gebirgsgegenden längs der Böhmischen Grenze beschäftigt gewesen seien, um sie in dem voraussichtlichen Kriege als Ingenieur-Geographen zu gebrauchen. In Folge des Königl. Befehls trafen Ende März 1778 gegen 12 Feldmesser im Hauptquartier ein. Sie wurden in den ersten Tagen des folgenden Monats auf die Kriegsartikel vereidigt. Unter ihnen befand sich der jugendliche Reymann, der dem Könige vom Grafen Hoym ganz besonders als derjenige bezeichnet worden war, der mit den vornehmsten der Gebirgspässe, deren Zustand und Gangbarkeit, aufs Genaueste bekannt sei.

Die wichtigen Dienste, welche der junge IngenieurGeograph beim Überschreiten des Gebirges zum Einrücken des Königlichen Kriegsheeres ins Kaiserliche Gebiet geleistet, hatten die persönliche Aufmerksamkeit des Königs auf den vom Grafen Hoym empfohlenen jungen Mann gelenkt. Mit gewohntem Scharfblick erkannte der König in ihm denjenigen, der geeignet sein werde, ihm die Aufsicht über seine Sammlung von speciellen Kriegskarten und Plänen anzuvertrauen. In des Königs Augen war diese Sammlung eines seiner grössten Staatsgeheimnisse, sie war ein Heiligthum, dem sich Niemand ohne seine specielle Erlaubniss nähern durfte. Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1878, Heft V.

[ocr errors]

Bald nach Abschluss des Teschener Friedens berief der König den in Breslau dienstlich beschäftigten jungen Reymann zu sich nach Potsdam, um die während des Feldzugs vielfach in Unordnung gerathene Kartensammlung, auch die durch den häufigen Gebrauch defect gewordenen Blätter wieder in Stand zu setzen. Der König ernannte ihn zum Conservateur des cartes et plans du Roi und liess zur Aufstellung derselben im Potsdamer Stadtschloss ein Kabinet des zweiten Stockwerks unmittelbar über seinem im ersten Stock befindlichen Wohn- und Arbeitszimmer einrichten, von dem aus eine schmale Wendeltreppe zu seiner alleinigen Benutzung ins Heiligthum des Karten - Kabinets führte 1). So hielt der König, wenn er im Potsdamer Stadtschlosse residirte und diess war in seinen letzten Lebensjahren oft der Fall, in höchsteigener Person Wache beim Karten - Kabinet und dessen Conservator hatte den strengsten Befehl, die Eingangsthür stets verschlossen zu halten und Niemand einzulassen, es sei denn, dass der Einlass Begehrende beim Anpochen draussen verkündigte: „Auf Ordre Sr. Majestät", die er dann beim Öffnen der Thüre dem Conservator einzuhändigen hatte. Reymann liebte es in späteren Jahren, von einem Vorfalle zu erzählen, der ihm zeitweilig die Ungnade des Königs zugezogen hatte. Der König, den Tritt seines Conservators über ihm genau kennend, hatte eines Tages es mag etwa im Jahre 1782 gewesen sein den Tritt von zwei Personen vernommen, es war also ohne sein Vorwissen ein Fremdling im Heiligthum. Die Wendeltreppe hinauf steigend war der König nicht wenig überrascht, ein Frauenzimmer, des Conservators junge Ehefrau, vorzufinden, von der derselbe geglaubt hatte, sie ohne schriftlichen Erlaubnissschein einlassen zu dürfen. ,,Ich bekam einen Todesschreck", so erzählte Reymann,,,als

[ocr errors]

1) Schon Friedrich Wilhelm, der grosse Kurfürst, und König Friedrich I. besassen ansehnliche Sammlungen von Karten und Plänen, die auf König Friedrich Wilhelm I. und dessen grossen Sohn vererbten und von beiden vermehrt wurden. Die Sammlung war Privateigenthum des jedesmaligen Landesherrn. König Friedrich Wilhelm II. aber, der schon als Prinz von Preussen und Thronfolger eine beträchtliche Sammlung besass, vereinigte diese mit der ererbten, und stiftete so die Plankammer, die er für Staatseigenthum erklärte und dem GeneralQuartiermeister-Stabe der Armee zur Verwaltung und Benutzung überwies. General v. Knoblauch wurde Director der Plankammer und Reymann in seiner bisherigen Stellung bestätigt, dessen Titel eines Conservators aber in den eines Inspectors verwandelt. Diess geschah im Jahre 1792. Die damals geschaffene Organisation besteht noch heutigen Tages.

22

der König zürnende Blicke auf mich warf, und ich konnte von Glück sprechen, dass ich nicht stehenden Fusses auf die Schlosswache zum Arrest geschickt wurde; ich kam mit einem, aber nicht in den gewähltesten Ausdrücken zornig ausgesprochenen, strengen Verweis davon; aber lange grollte der König, mich mit finsteren Blicken musternd und seine Befehle in kurz abgebrochenen Sätzen mir in rauhester Weise ertheilend, bis er endlich nach mehreren Wochen wieder freundliche Milde walten liess und mich sogar zuletzt mit der Frage neckte: „Hör Er mal, Reymann, wird er nicht bald hier oben wieder Besuch von seiner jungen Frau bekommen?"

Reymann, Hauptmann von der Armee, Ingenieur-Geograph und Inspector der Plankammer des grossen Generalstabes, vollendete in der ersten Hälfte des Monats April 1828 seine fünfzigjährige Dienstzeit. Chef des Generalstabes war der Generallieutenant Freiherr v. Müffling, der mit dem Jubilar seit länger als einem Vierteljahrhundert befreundet war). Auf des Generals persönlichen Vortrag verlieh weiland König Friedrich Wilhelm III. dem trotz seiner siebzig Jahre in voller Rüstigkeit stehenden Jubilar die 3. Klasse des Rothen Adler - Ordens, um, durch Überspringung der 4. Klasse, dem Ehrenmanne ein Anerkenntniss seiner Zufriedenheit für die seinen beiden Königlichen Vorfahren und ihm während eines halben Jahrhunderts treu geleisteten Dienste 2) kund zu geben. zu geben. Generallieutenant v. Müffling überreichte, im Beisein sämmtlicher in Berlin anwesender Offiziere des Generalstabes, dem Jubilar die

1) Die Freundschaft stammte aus der Zeit der Lecoq'schen Karte von Westfalen, für die Müffling in den Jahren 1798 bis 1802 das trigonometrische Netz gelegt hatte. Die 22 Blätter dieser Karte, im Maassstabe und dem Formate der Cassini'schen Karte von Frankreich, sind in Potsdam unter Reymann's Leitung von verschiedenen Offizieren gezeichnet worden. Auch den Kupferstich von 7 Sectionen, der bis zur Katastrophe von Jena-Auerstedt durch die Kupferstecher Heinrich Brose, Franz, Carl Jättnig, Carl Kolbe und Paulus Schmidt vollendet wurde, hat Reymann beaufsichtigt. Die,,Karte vom Westfälischen Kreise, nach den neuesten trigonometrischen Messungen, astronomischen Ortsbestimmungen und militärischen Aufnahmen des Königl. Preuss. Generalmajors von Lecoq, gezeichnet von D. G. Reymann", war die erste zuverlässige Generalkarte von Westfalen. Sie erschien 1805 im Geographischen Institut zu Weimar als Bestandtheil des Allgemeinen Hand-Atlas der ganzen Erde, zu A. C. Gaspari's vollständigem Handbuch der neuesten Erdbeschreibung bestimmt, aus 60 Karten im Homann'schen Formate bestehend.

2) Nach der Katastrophe von Jena - Auerstedt rettete Reymann das ihm anvertraute Gut, unterstützt von dem Kupferstecher Kolbe, über Stettin und Swinemünde nach Memel. Nach dem Tilsiter Frieden kam die Plankammer aufs Königsberger Schloss. Scharnhorst hielt sie hier nicht für sicher, als es fest stand, dass Kaiser Napoleon seinem Tilsiter Herrn Bruder Alexander von Russland den Krieg erklären werde. Der König befahl, den Karten-Schatz ganz im Stillen damit die überall hin spionirenden Französischen Offiziere nichts davon merkten nach der Festung Glatz zu schaffen. Hier blieb Reymann bis zum ersten Pariser Frieden, worauf er im Herbste 1814 nach Berlin, dem nunmehrigen Standquartiere des Generalstabes der Armee, übersiedelte. Hier wurde das Johanniter - Ordens-, nachmalige Palais des Prinzen Carl von Preussen, der Plankammer zur Aufstellung überwiesen.

Decoration des Ordens, nebst der betreffenden KabinetsOrdre, und brachte im Namen des Generalstabes dem alten Freunde die herzlichsten Glückwünsche dar. Ein Festmahl, an welchem alle Anwesenden Theil nahmen, beschloss den Ehrentag des allgemein geliebten und verehrten Bieder

mannes.

Reymann erlebte im Jahre 1828 aber auch das fünfzigste Jahr seiner Thätigkeit als Kartograph; denn diese Thätigkeit begann ebenfalls in der Campagne des Baierischen. Erbfolgekrieges. Die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf Anordnung und Kosten der Schlesischen Stände durch Wieland und Schubart aufgenommenen, und in Nürnberg bei den Homann'schen Erben in Kupfer gestochenen, sogenannten Fürstenthums - Karten von Schlesien 1), entsprachen, wie vorzüglich sie auch im Ganzen genommen zu ihrer Zeit gewesen waren, nicht mehr den Ansprüchen, die an eine topographische Abbildung eines Theils der Erdoberfläche für strategische und taktische Zwecke gemacht werden können, zumal Wieland und Schubart auf die Kartirung des Gebirgstheils von Schlesien nicht dieselbe Sorgfalt verwendet hatten, wie auf die Darstellung des Flachlandes. Der König befahl daher die Anfertigung einer neuen Karte von Schlesien und beauftragte damit den Hauptmann v. Grawert 2) und den Ingenieur-Geographen Reymann, von dem allein, nachdem ersterer eine andere Bestimmung erhalten hatte, das Werk in Potsdam, unter den Augen des Königs, fortgesetzt und noch vor dessen Ableben 1786 beendigt worden ist 3).

Aus dem Umstande, dass Reymann auch sein kartographisches Jubiläum erlebte, nahm Professor Dr. Heinrich Berghaus - dem Reymann seit 1816 die Bearbeitung der auf Befehl des Königs im Jahre 1803 unternommenen Special

1) Atlas Silesiae, i. e. Ducatus Silesiae generaliter IV et specialiter XVI mappis tot principatus representantibus geographice exhibitus; addita praefatione, qua de historia huius Atlantis agitur per Wieland et Schubart. Norimb. Hom. hered. MDCCIL.

2) Als General der Infanterie führte Grawert das 20.000 Mann starke Hülfscorps, welches Preussen dem Franzosen-Kaiser 1812 zu stellen genöthigt war, nach Kurland, musste aber Krankheits halber die Armee bald verlassen, worauf York das Commando übernahm.

3) Diese im Maassstabe von 1:150.000 bearbeitete, aus zwanzig und einigen Sectionen bestehende Kriegskarte von Schlesien und den Angrenzungen Böhmens, welche als geheimes Kabinetsstück von Friedrich II. unter eigenen Verschluss genommen wurde, ist unter der Regierung seines zweiten Nachfolgers auf dem Throne in den letzten Jahren des vorigen und den ersten Jahren des laufenden Jahrhunderts in Kupfer gestochen, aber niemals publicirt worden. Ja, das Dasein dieser Erstlings-Arbeit von Reymann's kartographischen Werken ist fast unbekannt. Es giebt anscheinend nur Eine Notiz, die ihrer gedenkt und zwar findet sich diese Notiz bei Gelegenheit der WielandSchubart'schen Fürstenthums - Karten. Sie lautet wie folgt:,,Quoique cet atlas soit déjà très ancien, il n'en est pas moins certain que c'est le meilleur et le plus détaillé, qui existe de la Silésie, en exceptant toutefois celui qui a été gravé par ordre de S. M. Frédéric - Guillaume III, mais qui n'est point destiné pour le public". Diese Notiz findet sich im ,,Catalogue des cartes et ouvrages géographiques qui composent le cabinet de Simon Schropp & Comp. à Berlin. Février 1817, page 132".

« НазадПродовжити »