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Bevölkerung auf derselben Fläche eine fortschreitende und verhältnissmässig grössere Gütermenge erzeugen, also auf demselben Gebiet für eine stets vollkommenere und reichlichere Befriedigung der Bedürfnisse jedes Einzelnen sorgen können, so gehört dazu eine immer glücklichere Entwickelung, immer intensivere Anspannung und zweckmässigere Verwendung aller dem Menschen verliehenen Kräfte.

Neue Entdeckungen auf dem Gebiete der gewerblichen Thätigkeit; ein regerer Fleiss; eine grössere Umsicht und Sparsamkeit zur Ansammlung und zweckmässigen Benutzung grösserer Kapitalien; verbesserte Staatseinrichtungen zur Beförderung des Verkehres u. s. w.; genug, ein steter, der vermehrten Dichtigkeit der Bevölkerung entsprechender Fortschritt der geistigen und sittlichen Bildung des Volkes ist die unerlässliche Bedingung. Das entscheidende Gewicht ist auf die Läuterung und Befestigung der Willenskräfte zu legen, als der Wurzel jedes andern edeln Triebes.

Sobald die sittliche Kraft erschlafft, wird im Genuss vergeudet, was nur zur Befruchtung der Arbeit dienen durfte, und selbst zur Zerstörung gemissbraucht, was im Schaffen seine Stärke hätte beweisen sollen.

Das Naturgesetz der Bevölkerungsvermehrung enthält für das Geschlecht den Sporn zu einer fortgesetzten Entwickelung aller Anlagen, welcher für den einzelnen Menschen in dem Wachsthum seiner eigenen und der Familienbedürfnisse gegeben ist.

Allein gleich wie für den Einzelnen die Vermehrung seiner Bedürfnisse nur in dem Falle wohlthätig wirkt, wenn sie ihn zu erhöhten Leistungen antreibt, und es ihm auch wirklich gelingt, durch vermehrte Anstrengungen die Befriedigungsmittel für dieselben zu beschaffen, so ist auch jenes Naturgesetz der wachsenden Bevölkerung für die Gesellschaft nur so lange von belebender und segenbringender Wirkung, als sie der darin enthaltenen Pflicht einer fortschreitenden Veredlung ihre Bildung und Steigerung ihrer Kräfte zu genügen vermag.

Sobald die Grenzen eines Landes nach dem Bildungszustande seiner Bevölkerung zu einer fruchtbaren Verwendung vermehrter Arbeitskräfte keinen weiteren Spielraum gewähren, sobald

aus welchen Ursachen immer in der Entwickelung des gewerblichen Lebens, in der Ansammlung von Kapitalien und der Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse ein Stillstand eintritt, wird ein fernerer Fortschritt der Bevölkerung die Quelle des grössten Unglücks für das Land, vor allem für die arbeitenden Klassen.

Ein allmähliges Sinken des Lohnes, neben fortschreitender Steigerung der Lebensbedürfnisse, die Entwickelung des Pauperismus, das heisst einer entsittlichenden Armuth, sind die unvermeidlichen Folgen.

Bei jedem Verhältniss zwischen der Bevölkerungs za hl und der von ihr bewohnten Fläche kann ebensowohl eine Uebervölkerung eintreten, als umgekehrt nach menschlicher Einsicht fast überall noch Raum zu einer ferneren wohlthätigen Steigerung der Dichtigkeit der Bevölkerung übrig ist.

Auf den Ufern der Themse erwerben Hunderttausende und selbst Millionen auf dem Umkreise weniger Meilen die Mittel für ihren Unterhalt in friedlicher Gemeinschaft; in den Wäldern und Steppen Amerikas treibt die Nahrungssorge die über unermessliche Flächen zerstreuten und spärlichen Stämme eines Jägervolkes zu periodischen Vernichtungskämpfen.

Die Gesetze der sinnlichen Natur veranschaulichen die der geistigen und sittlichen Welt, und ermahnen zu ihrer Anerkennung.

Die Vermehrung seiner Art ist für den Menschen kein unumgängliches Gebot; noch weniger ist die Erfüllung seiner Bestimmung an ein bestimmtes Verhältniss der Bevölkerungszunahme geknüpft. Der natürliche Antrieb zu einer vermehrten Dichtigkeit der Bevölkerung enthält nur die Mahnung, dass nicht Ruhe im Genuss sondern rastloses Ringen nach dem vorgesteckten Ziele Aufgabe des Menschengeschlechtes ist. Dieses Ziel ist nicht. seine schrankenlose Vermehrung, sondern das Glück und die Vollkommenheit aller seiner Glieder.

Die Zunahme der Bevölkerung muss also danach geregelt werden, je nachdem sie die Annäherung an dieses Ziel fördert oder hemmt.

Wie der Einzelne bald durch Steigerung seiner Leistungen bald durch Ermässigung seiner Ansprüche das entsprechende Ver

hältniss zwischen dem Umfange seiner Bedürfnisse und der Grösse seiner Mittel herzustellen vermag und verpflichtet ist, so ist auch die Gesellschaft verbunden und im Stande, durch sittliche Mittel die Zahl ihrer Glieder mit ihrer schaffenden Kraft in Gleichgewicht zu erhalten, hier durch Erhöhung der Fruchtbarkeit ihrer gewerblichen Thätigkeit, dort durch Mässigung des Fortschrittes der Bevölkerung.

Die Forderung in der dichter zusammengedrängten entwickelteren Gesellschaft seinen Platz durch erhöhete Leistungen zu behaupten, ist an jedes einzelne Glied derselben gestellt. Die Natur wird bei einer Häufung derselben Arbeitsleistungen karger; der Werth desselben Dienstes sinkt nicht nur durch die Vermehrung des Angebotes, sondern auch durch die Vergleichung mit einer höheren Gegenleistung. Die Ansprüche aller wachsen durch den Reiz der reicheren und höheren Genüsse, welche die vorgeschrittenere Entwickelung der Wirthschaft zur Schau stellt.

Bleiben die Leistungen des Einzelnen unter dem Maasse dessen, was je nach dem jedesmaligen Zustande der wirthschaftlichen Entwickelung zur Behauptung einer selbstständigen Stellung in der Gesellschaft gehört, so verschuldet er dadurch nicht nur eigenes Elend, sondern hemmt und beschwert auch seine Nebenmenschen in der Verfolgung ihres Zieles.

Bei der Ausbeutung des Naturfonds tritt er als Mitbewerber auf; der Umfang seiner Bedürfnisse hängt nicht allein von seiner Arbeitskraft, sondern auch von der Bildungsstufe ab, welche die Gesellschaft bereits erreicht hat. Dieselbe kann sich der Anerkennung ihrer solidarischen Verantwortlichkeit niemals ganz entziehen. Wenn Mitglieder eines civilisirten Staates in dem Schmutze eines Hottentotten und in der dumpfen Trägheit eines Eskimo dahin brüten, gereicht dieses mit Recht dem ganzen Staat zur Schmach und zum Vorwurf.

Von dieser Ansicht aus legte sich die ältere Gesellschaft in grosser Ausdehnung die Befugniss bei, nach dem jedesmaligen Zustand ihrer Entwickelung Anweisungen über das Maass der Bildung im weitesten Sinne des Worts zu erlassen, welche jedes ihrer Glieder sich angeeignet haben müsse, um Anspruch auf

eine selbstständige Stellung zu haben. Sie traf Vorkehrungen, dass die Zahl derselben das Maass der gesteigerten Kräfte nicht überschreite.

Die Anerkennung dieses Rechtes ist in neuerer Zeit erschüttert worden und selbst versagt, weil - in Folge einer mangelhaften Entwickelung in der Gliederung der Gesellschaft der Schwächung und Ausartung des Familien - Gemeinde- und Korporationslebens

dasselbe dahin gemissbraucht wurde, die Kräfte und Anstrengungen des heranwachsenden Geschlechtes zum Vortheil des älteren auszubeuten; die frischen Triebe dem Privilegium dienstbar zu machen, und so den Fortschritt zu hemmen, statt ihn zu fördern.

Diese Thatsache veranlasste eine entgegengesetzte Nutzanwendung der an und für sich gleichmässig anerkannten Wahrheit, dass das wohlverstandene Interesse des Einzelnen mit dem wahren Wohle der Gesellschaft im Einklang stehe, und dass zur Behauptung seiner Stellung in der entwickelteren Gesellschaft jeder Einzelne zu höheren Leistungen verbunden sei. Man zog hieraus nunmehr den Schluss, dass der eigene Vortheil jedes Einzelnen ihn zur entsprechenden Anstrengung seiner Kräfte treiben werde; und dass daher die Wahrnehmung der in dem Naturgesetz der Bevölkerungsvermehrung enthaltenen Pflichten von seiner Freiheit zu erwarten, sowie seiner Verantwortlichkeit zu überlassen sei.

Von dieser Ansicht aus schritt man nach dem Vorgange Frankreichs auch in Preussen zur Aufhebung der wichtigsten Beschränkungen, welche der Freiheit des Einzelnen früher bei der Wahl seines Wohnorts, sowie seines Berufes und bei der Gründung eines eigenen Hausstandes entgegengestanden hatten.

Noch ist indess kein halbes Jahrhundert seit der Einführung dieses neuen Grundsatzes verflossen, und schon zeigt sich immer deutlicher und unabweislicher, dass die abstrakte und einseitige Anwendung desselben für den Einzelnen wie für das Gemeinwesen nicht minder grosse Gefahren und Uebel hervorruft, als der Missbrauch der Rechte, welche die ältere Gesellschaft für sich in Anspruch nahm.

Einmal ist durch glaubwürdige Zeugnisse der verschiedensten

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Personen und aus allen Theilen der Monarchie zum Theil leider durch unglückliche und grauenvolle Ereignisse die Thatsache ausser Zweifel gestellt, dass die Zunahme der Bevölkerung nicht überall von den entsprechenden Fortschritten der Bildung, sowie von der angemessenen Vermehrung des Kapitals begleitet gewesen ist. Noch weniger hat die Vermehrung der Bevölkerung dieses günstige Verhältniss „von selbst oder gar „mit Nothwendigkeit" herbeigeführt. Neben einem unverkennbaren Aufschwunge des Wohlstandes und einer sichtlichen Veredelung der Gesittung bei einem grossen Theile des Landes und der Bevölkerung ist in andern Gegenden oder für andere Klassen der Einwohnerschaft, oft dicht neben und selbst in Vermischung mit jenen Beispielen eines erfreulichen Fortschrittes, eine Verschlechterung des wirthschaftlichen wie des moralischen Zustandes eingetreten.

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Es haben sich, leider in einer besorglichen Ausdehnung Verhältnisse entwickelt, welche einem Theile der Bevölkerung die Kraft, sowie den Willen nehmen, sich durch eigene Anstrengungen aus einer traurigen Lage emporzuarbeiten; Verhält– nisse, welche selbst Ursache noch tieferen Elends werden und den neuen Namen des Pauperismus, das heisst einer entsittlichenden Armuth erhalten haben. In verschiedenen Theilen der Monarchie sind Nothstände eingetreten, welche die Anwendung ausserordentlicher Mittel erheischten, um nur den dringendsten Bedürfnissen des Augenblickes zu begegnen. Ja es haben auch durch grosse Anstrengungen von Seiten des Staates, wie der Privatmildthätigkeit Ereignisse nicht abgewendet werden können, welche eine Verkümmerung der Bevölkerung durch anhaltende drückende Entbehrung, und selbst eine Verminderung derselben durch Mangel zur Folge hatten 1).

1) Das älteste, mindestens zuerst Gegenstand der öffentlichen Aufmerksamkeit gewordene Beispiel eines Rückschrittes in Beziehung auf Wohlstand und Gesittung bei einem dadurch nicht unterbrochenen Fortschritt der Einwohnerzahl zeigen die Gebirgskreise Schlesiens. Der Verfall der Leinenindustrie und die ungenügenden Fortschritte in der theilweise an ihre Stelle getretenen Baumwollenindustrie rief seit der Herstellung der Continentalsperre periodisch Krisen hervor, welche die ernsteste

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