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Bei diesen Gråuclscenen fehlte es jedoch auch nicht an Zügen, welche der Menschheit Ehre machen, besonders wenn sie bei rohen Völkern angetroffen werden, da selbst die cul, tivirten Plünderung und Mißhandlung der feindlichen Bürger nach so vielen überstandenen Kriegsstrapaßen für erlaubt halten.

Als die Plünderung und das Blutbad in der Stadt allge, mein war, kam ein Gothe in ́ ein Haus, wo er eine bejahrte Jungfrau antraf, die ihr Leben Gott geweiht hatte. Auf seine Forderung Gold und Silber herbeizubringen, zeigte sie ihm große Schäße, über deren Pracht und Werth der Gothe erstaunt war: und als er verwundert fragte, wozu diese goldenen Gefäße verwendet worden; sagte die Jungfrau: »Sie sind dem Dienste des Apostels Peter geweiht. Nimm sie, wenn du willst. Was daraus geschehen wird, wirst du sehen. Weil ich sie nicht vers theidigen kann, so wage ich sie auch nicht zu behalten.» — Der Gothe, der die Religion achtete, und den die Gottesfurcht und der Glauben der Jungfrau rührte, ließ Alarich von dem Fund benachrichtigen. Dieser gab sogleich Befehl, alle Gefäße in die Kirche des Apostels zurückzutragen. Es gewährte nun ein eigenes Schauspiel zu sehen, wie die Gothen mit den goldenen und filbernen Gefäßen auf den Köpfen durch die Straßen der Stadt zogen, um den Kirchen ihre Schäße wieder zu bringen. große Menge Volkes schloß sich dem Zuge an, theils aus Andacht, theils auf diese Weise den Mißhandlungen der Feinde zu entgehen. Loblieder wurden gesungen und die Trompete tönte dazu als Friedensverkünderin: und mit glänzenden Schwertern, die zum Morden gezogen gewesen, begleiteten die frommen Gothen den langen Zug in die Kirche, und ließen ab vom Plündern 104).

Eine

A. D. 410. N. 16-24. Socrates VII, c. 10 versichert, daß viele Sena. toren umgebracht worden waren, Orosius aber sagt, wo er die Ein, nahme Roms durch die Gallier mit der durch die Gothen vergleicht: L. II. c. 19. Ibi vix quenquam inventum senatorem, qui vel absens evaserit; hic vix quemquam requiri, qui forte ut latens perierit.

104) Orosius Lib. VII, c. 39 erzählt uns diese Begebenheit: so auch nach ihm Isidorus in dem Chronicon Gothorum. Auch Sozomen. IX, 10 u. Augustin. L. III, c. 29 de civitate Dei rühmen die Mensch

Alarich verweilte nicht lange in Rom. Nach drei oder sechs Lagen 105) zog er aus der Stadt und führte das mit Schäßen bereicherte Heer nach Campanien, das er beseßte. Von hier rückte er bis an die südliche Spiße von Unteritalien, und wollte nach der fruchtbaren und reichen Insel Sicilien und von da nach Afrika überseßen. Allein der Wille des Schicksals wollte es anders. In der Meerenge von Messina gingen die meisten Schiffe, die Alarich hatte ausrüsten lassen, durch einen furchtbaren Sturm zu Grunde. Die Gemüther der Gothen, auf dem Lande so tapfer, wurden durch das ihnen fremde Element in seinem Loben in Schrecken geseßt. Wahrscheinlich würde Alarich doch nicht von diesem Plane abgelassen haben, wenn ihn nicht ́ein frühzeitiger Tod dem Leben entrissen håtte. Der gothische Kriegsheld, der bei einem långern Leben gewiß noch große Dinge ausgeführt hätte, starb wie Alerander in der Blüthe seines Lebens, im 34. Jahre seines Alters 106).

Vom ganzen Volke der Westgothen betrauert, wurde er auf eine merkwürdige Weise zur Erde bestattet. Eine Menge von Gefangenen 107) mußten den Fluß Busentum (jezt Baseno oder Busento genannt), welcher an der Stadt Cosenza vorüberfließt, ableiten: mitten im trockenen Flußbette errichteten sie ihrem vers blichenen König ein Grabmal, und nachdem sie ihn, ausgestattet mit vielen Schäßen, darin beerdigt hatten, leitzten sie das

lichkeit der Gothen bei der Einnahme der Stadt. So auch Hieronym. epist. 154 ad Principiam. Wodurch diese beiden Kirchenvåter sich selbst widersprechen, da sie an andern Orten die Gräuelscenen so fürchterlich schildern.

105) Marcellin. Chronic. gibt 6 Tage an. Orosius L. VII, c. 39 läßt den Alarich sich nur 3 Tage in Rom verweilen. Lächerlich ist es, wenn Socrates Lib. VII, c. 10 sagt, daß Alarich vor Furcht so schnell aus Rom gezogen sey, weil er gehört habe, daß die Armeen des ostró mischen Reiches heranrückten, ihn anzugreifen. Die Historia Miscella bei Muratori T. I. p. 91 gibt die Furcht vor Mangel an Lebensmitteln als Ursache des kurzen Verweilens in Rom an.

106) Jornand. c. 30. Olympiod. ap. Phot. p. 58 ed. Bekker.

107) Die Gothen führten eine Menge von Gefangenen aus Rom und Italien mit sich fort. Jedoch behandelten sie die Christlichen nicht hart. Augustin. de Civitat. Dei L. I, c. 14.

Wasser des Flusses wieder darüber. Damit aber niemand erfahre, wo der große König mit seinen Schäßen vergraben sey, und römische Habsucht die Ruhe seiner Gebeine nicht störe; so wurden alle Sklaven, welche dabei Arbeit verrichtet hatten, umgebracht. 108).

Drittes Capitel.

Die Westgothen unter Ataulph und Wallia in Gallien und Spanien (von 410-419.)

Als Italien durch des Alarich und des Rhadagais Heere überschwemmt ward, mußte Stilicho vom Rhein die Truppen wegziehen, um den furchtbaren Gothen ein starkes Heer entgegen zu stellen. Die unvertheidigte Grenze wurde sogleich von den germanischen Völkerstämmen der Vandalen, Alanen und Sueven, die früher an der Ostsee gewohnt hatten, überschritten, und Gallien weit und breit verheert (407) 109).

In dieser Zeit wählten die römischen Truppen in Britannien, durch die Entfernung von Italien und die mißliche Lage des Honorius ermuthigt, einen gemeinen Soldaten zum Kaiser. Dieser nannte sich Constantin. Nicht zufrieden mit der bris tischen Insel, seßte er nach Gallien über, ward von der Provinz und Aquitanien anerkannt, und breitete bald seine Herrs schaft bis an die Alpen aus. Zwar schickte Honorius den General Sarus dem Rebellen entgegen, und ließ denselben in Valentia belagern; allein des Kaisers Kråfte waren zu schwach und durch Alarich zu sehr beschäftigt, als daß er Constantin mit Nachdruck håtte befriegen können. Er mußte daher den Usurpator im Besitz von Gallien lassen, welches dadurch wenigstens einigermaßen von den Verheerungen der Vandalen, Alanen und Sueven befreit wurde.

108) Jornandes c. 30.

109) Prosper. Chronicon: Arcadio VI et Probo COSS. Vandali, ut Alani, trajecto Rheno, prid. Kal. Januarii Galliam ingressi. Man sehe darüber Maskou's teutsch. Gesch. Buch VIII, §. 15 u. 16.

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Diese versuchten nun ihre Raubzüge anders wohin zu richten, wo sie weniger Widerstand und größern Ueberfluß hofften. Sie zogen an die Pyrenåen, um in Spanien einzufallen. Aber die beiden Brüder Didymus und Verinian, welche die Engpässe mit ihren Truppen zu bewachen hatten, schlugen die Feinde zurück, und zwangen sie ihren Aufenthalt in Gallien zu verlängern. Jedoch zeigte sich für die Germanen bald eine günstige Gelegenheit einen zweiten glücklichern Versuch zu machen. Constantin hatte nåmlich seinen ältesten Sohn Constans zum Cåsar und dann zum Augustus erklärt, und ihn nach Spanien geschickt, um sich dieses Land zu unterwerfen, was ihm endlich auch gelang. Nach dem Tode des Didymus und Verinianus nahm Constans den Eingebornen des Landes die Bewachung der Gebirgspåsse der Pyrenden, und übergab sie den Honorianern oder Honoriaken, rohen Barbaren aus Britannien und Germanien 110), die er den römischen Truppen einverleibt hatte. Diese überließen die Engpåsse verrätherischer 111) oder unbedacht, samer Weise 112) den Vandalen und Alanen, die schon lange auf eine Gelegenheit paßten in Spanien einzufallen (409).

Die pyrenäische Halbinsel von der Natur auf drei Seiten durch das Meer, und auf der vierten durch ein hohes, schwer zugängliches Gebirg gegen Einfälle fremder Völker gesichert, hatte doch von jeher das eigene Schicksal den entferntesten Nationen zur Beute zu werden. Von den Colonisationen der Phönicier und Griechen in den ältesten Zeiten, bis auf die Carthager und Römer, wurde ein Eroberer nur verdrångt, um dem andern Plaß zu machen. Spanien, das sich seit des Augustus Regierung im Ganzen der tiefsten Ruhe und eines fast ununterbrochenen Friedens erfreute, und seinen Wohlstand und Reichthum aufs Höchste gesteigert hatte, dabei aber auch

110) Gibbon, hist. of the decl. etc. chapt. 31. T. V. p. 192. ed. Leips. Maskou B. VIII, c. 17. not. 5.

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111) Orosius VII, c. 40.

112) Sozomen. L. IX, c. 12.

in Weichlichkeit und Laster versunken war 113), sah sich jezt in der Gewalt barbarischer Völker, die keine Schonung kannten, und deren unaufhaltsame Raubzüge nur die Wogen des atlans tischen Meeres hemmten. Die Schilderung, die uns Jdatius 114), fast ein Zeitgenosse, von der unglücklichen Lage Spaniens macht, zeigt, mit welcher Grausamkeit und Rohheit die germanischen Völker in den eroberten Ländern wütheten. Römer wie Spanier wurden ihres Eigenthums beraubt: mit gleicher Wuth Stadt und Land verwüstet. Da feine Saat ausgestreut und die vors handenen Früchte mehr verdorben als genossen wurden; so brach eine solche Hungersnoth aus, daß die Bewohner genöthigt wurden ihr elendes Leben durch das Fleisch der Todten zu fristen. Die wilden Thiere, durch die vielen Leichname, die nicht begra ben werden konnten, an Menschenfleisch gewöhnt, fielen die Lebenden an und zerrissen sie: und damit das Uebermaaß der Leiden nicht ausbliebe, brach die gewöhnliche Gefährtin des Hungers, die Pest, aus und raffte Bedrücker und Unterdrückte in ungeheurer Zahl dahin. Die Barbaren, des Wanderns wie des Mordens måde, schlugen nun in dem entvölkerten Lande ihre Wohnsiße auf (411): in dem nordwestlichen Theil der Halbinsel oder in Gallicien ließen sich die Sueven nieder, südöstlich davon, in der Mitte des Landes die Vandalen, in Lusitanien und Carthagena die Alanen, und in Bótika, dem jeßigen Andalusien, die Silinger, ein vandalischer Stamm. Die Spanier in den Festungen und Städten verstanden sich durch eine freiwillige Unterwerfung mit den Eroberern, wodurch sie einem verzweiflungsvollen Kampfe vorbeugten. Den nordwestlichen Theil von Spanien, die provincia Tarragonensis, also das jezige Catalonien, Arragonien und Navarra besaßen noch die Römer unter der Regierung des Constans 115).

113) Salvian. Episcop. de provident. Dei L. VII, p. 137.

114) Chronicon bei du Chêsne scriptt. rer. Gallicar. T. I, p. 186. 115) Ueber den Einfall der Vandalen, Alanen und Sueven in Gallien und Spanien sind zu vergl. Orosius L. VII, c. 40. Sozomen. L. IX, c. 12. Zosimus L. VI, c. 5. Idat. Chronic, ap. du Chêsne Isidor. historia Vandalor. et Chronicon Gothorum.

1. c.

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