Зображення сторінки
PDF
ePub

Alarich, ohne noch etwas zu unternehmen, aus Italien wieder abziehen werde, war nicht zu vermuthen. Bald war man davon benachrichtigt, daß er die am Eingange der rhätischen Alpen gelegene Stadt Verona zu erobern beabsichtigte: diesem zuvorzukommen, hatte Stilicho seine Truppen so aufgestellt, daß die Gothen, als sie gegen Verona rückten, fast zugleich vorn, auf den Seiten und im Rücken angegriffen wurden. Nach Claudian soll die blutige Schlacht, die bei Verona im Herbst 403 gelie, fert wurde, Alarich, der selbst beinahe in die Hände seiner Verfolger gefallen wåre 73), verloren haben: obwohl das Schweigen der Geschichtschreiber nicht allein den Ausgang, sondern auch die Schlacht selbst unwahrscheinlich machen. Die Gebirgspässe wurden unterdessen von den Römern beseßt und dadurch war verhindert worden, daß er sich nicht mit andern germanischen Völkern verbinden konnte 74). So war Alarich mit dem Reste von der großen Menge Gothen, die er mit sich nach Italien geführt, eingeschlossen, und sah beståndig sein Heer durch Gefechte, Mangel an Lebensmitteln, und ansteckende Krankheiten dahinschmelzen. Besondere Geschicklichkeit Alarichs, den größten Gefahren auf eine unerwartete Weise zu entgehen 75), oder Stilicho's Wille (da dieser zu seinen künftigen Absichten den

73) Claudian. de VI. Consul. Honor. v. 218.
74) Claudian. de VI. Consul. Honor. v. 230.
Occulto tentabat tramite montis,

Si quas per scopulos subitas exquirere posset
In Rhætos, Gallosque vias. Sed fortiter obstat
Cura ducis.

75) Orosius VII, 37. Taceo de Alaricho, rege cum Gothis suis, sæpe victo, sæpe concluso, semperque dimisso. Wegen des Sieges über Alarich hielt Honorius 404 in Rom einen Triumphzug. Stilicho fuhr dabei auf einem Wagen; vor demselben ritt sein Sohn Eucherius. Claudian. de VI. Consul. Honor. v. 552 577. Mabillon in d. Analectis T. IV, p. 359 gibt eine Inschrift von diesem Triumph, die Tillemont mit Unrecht auf den Sieg über Rhadagais bezieht; fie lautet so: IMPP. CLEMENTISSIMIS. FELICISSIMIS. TOTO. ORBE. VICTORIBVS. D. D. D. N. N. N. ARCADIO. HONORIO. THEODOSIO. AVGGG. AD. PERENNE. INDICIVM. TRIVMPHO. QVO. GETARVM. NATIONEM. IN. OMNE. ÆVVM. DOM. EXTR. ARCVM. SIMVLACRIS. EORVM. TROPÆISQVE. DECORA. S. P. Q. R. TOTIVS. OPERIS. SPLENDORE.

Westgothenkönig nicht unnüßlich hielt) befreite die Eingeschlosse nen und führte sie nach Illyrien zurück 76).

Das verödete Oberitalien erfreute sich kaum einiger Jahre der Ruhe, als es durch einen noch weit furchtbareren Feind als Alarich heimgesucht wurde. Rhadagais, an der Spiße von Vandalen, Manen, Sueven und anderen germanischen Völkern, worunter gewiß auch Gothen waren, kam an die obere Donau. Die Festungen waren schlecht mit Truppen versehen; daher drangen die Feinde unaufhaltsam nach Italien vor. Ihre Zahl wird auf 200,000) angegeben, die mit den Frauen und Kindern auch wohl das Doppelte betragen haben mag 78). Sie wollten durch Etrurien grade auf Rom zu gehen (406). Den Kaiser ließen sie links in seiner durch Moråste und Mauern uneinnehmbaren Residenz Ravenna: den Minister Stilicho, der ein Heer gesammelt hatte, aber eine Schlacht vermied, ließen sie rechts: erst bei der Belagerung von Florenz fanden sie unerwarteten Widerstand 79). Bei Fåsulå wurden sie plößlich von Stilicho mit Hülfe hunnischer und gothischer Hülfstruppen unter Uldins und Sarus Anführung in den Bergen eingeschlossen. Die Beschaffenheit der gebirgigen Gegend, deren Påsse von den Römern auf das stärkste beset waren, und Stilicho's Besonnenheit, der jedem Treffen auswich, worin die größere Menge oder die Verzweiflung den Sieg erringen konnte, brachte die Eingeschlossenen bald in die schrecklichste Lage. In den Angriffen verloren sie beständig Leute, noch mehr kamen durch Hunger um, so daß der Rest sich ergeben mußte, wovon ein Theil in Stilicho's Dienste trat, die andern aber nach Norden zurück kehrten, und in Gallien Verheerungen anrichteten. Rhadagais selbst ward gefangen und getödtet 80).

76) Claudian. de bell. Get. in f. und de VIto Consulatu Honorii, v. 200 sqq. besonders über die Schlacht bei Verona.

77) Orosius VII, 37. Isidor in Chronic. Gothorum.

78) Zosimus V, c. 26.

79) Paulin. vita Ambrosii c. 50.

80) Orosius VII, 37 nennt die Völker, die Rhadagais nach Italien führte, Gothen. Solche mögen wohl viele unter seinem Heere gewesen

Alarich, der sich unterdessen in Illyrien befunden und bei Aemona zwischen Pannonia und Noricum sein Lager hatte, war bald mit dem morgenländischen, bald mit dem abendländischen Reiche in Unterhandlung. Doch schien er sich endlich für das leştere zu entscheiden. Denn Stilicho, was er auch immer für Absichten dabei gehabt haben mag, sah ein, daß Alarichs Freundschaft erhalten werden müsse; mit ihm befreundet suchte er dem oströmischen Reiche den Rest von Illyricum zu entreißen. Alarich bekam für seine Hülfe eine bedeutende Summe versprochen 81). Als Rhadagais in Italien einfiel (406), ward diese Unternehmung aufgeschoben, und Alarich blieb ein ruhiger Zuschauer, um dann von den günstigen Umstånden nach Belieben Gebrauch machen zu können. Kaum war Italien von diesem furchtbaren Feinde durch Stilicho's Geschicklichkeit befreit, als die Verhees rungen der Germanen in Gallien die schnelle Absendung von Hülfstruppen nöthig machten. Jezt erst, nachdem sich Alas rich einige Jahre von seiner Niederlage erholt und von der Donau neue Schwärme von Gothen an sich gezogen hatte, trat er wieder mit Forderungen auf und er drohte Krieg, wenn man sie ihm nicht bewilligte. Als Bezahlung der Uns kosten des Zugs gegen Illyrien, den er mit Stilicho verabredet hatte, verlangte er 4000 Pfund Gold. Lange weis gerte sich der Senat in Rom, der jeßt ein Ansehen zu gewinnen schien, und sogar Krieg einem schimpflichen Frieden vorziehen wollte, diese Summe zu bezahlen, so sehr auch Stilicho zu Gunsten seines Freundes sprach, und die Sache nicht als eine

seyn, allein er selbst war kein gothischer König, wie ihn Prosper in der Chronik und Augustin nennen. Außer Zosimus L. V, c. 26. stimmen alle Schriftsteller darin überein, daß Rhadagais in Italien mit seinem Heere vernichtet worden. Nach dem griechischen Schriftsteller hätte Sti licho den Feind jenseits der Donau besiegt. Um Zosimus mit den andern Schriftstellern zu vereinen, hat man statt "Iorgov "Αρνον per Ηριδανον zu schreiben vorgeschlagen. Gegen das erstere erklärt sich jedoch Tillemont T. V. p. 807. not. 21. Ueber Rhadagais vergleiche man Augustin. de Civitate dei V. 23. und Serm. CV. c. 10. u. Chronicon Marcellini. Nad Olympiodor. ap. Phot. p. 180. wáre Rhadagais nicht umgekommen, sondern hatte mit Stilicho einen Vertrag geschlossen.

81) Zosimus V, 26.

Bezahlung des Tributs, sondern Erfüllung des Versprechens für geleistete Dienste darstellte. Endlich stimmte die größte Zahl der Senatoren dem Vorschlage Stilicho's bei, aus Furcht vor diesem Minister 82). Jedoch der Senator Lampadius hatte die Kühnheit dem mächtigen Stilicho ins Angesicht zu sagen: » dieses wäre kein Friedensvertrag, sondern ein Vertrag der Sklaverei. « Obwohl Lampadius sich in eine Kirche flüchten mußte, um den Verfolgungen wegen seiner freien Rede zu ents gehen; so fand doch diese Aeußerung allgemeinen Beifall, und man sah Stilicho als den Verbündeten Alarichs und den Verräther des Landes an, das er schon zweimal durch sein Kriegstalent gerettet hatte 83). Bald fanden seine zahlreichen Feinde hinlänglichen Vorwand des Ministers Treue dem Kaiser verdächtig zu machen. Alles war gegen ihn: die Hofleute, weil er sie durch seinen Stolz beleidigt hatte; Sarus, der Oberbefehlshaber der gothischen Truppen in kaiserlichen Diensten, weil er durch die Freundschaft mit seinem Lodfeind Alarich ihn auf das äußerste

S2) Zosimus L. V, 29. Εδόκει τῇ γερουσία χρυσίου τετρακισχιλίας ὑπὲρ τῆς εἰρήνης ̓Αλλαρίχῳ δίδοσθαι λίτρας, τῶν πλειόνων οὐ κατὰ προαίρεσιν, ἀλλὰ Στελίχωνος φόβῳ, τοῦτο ψηφισαμένων. Olympiodor. apud Photium p. 57. ed. Bekker. Aloixos eri tavros Ereliχωνος με κεντηνάρια μισθον ἔλαβε τῆς ἐκστρατείας.

--

83) Orosius (VII, 38) erzählt, daß Stilicho seinem Sohne Eucherius, einem Feinde des Christenthums habe auf den Kaiserthron erheben wollen, und fährt dann so fort: quamobrem Alaricum cunctamque Gothorum gentem pro pace optima et quibuscunque sedibus suppliciter et simpliciter orantem occulto fœdere vovens, publice autem et belli et pacis copia negata, ad terendam terrendamque rempublicam. Doch ist hier des Orosius Bericht verdächtig, da er offenbar Stilicho's Charaks ter, der vielleicht nicht ganz ohne Flecken ist, doch einer der besten der damaligen Welt, schlecht zu machen sucht. Sozomenus hist. eccl. (L. IX, 4. und VIII, 25.) sagt, daß Stilicho zu Gunsten seines Sohnes nach dem morgenländischen Reiche getrachtet habe. Der Verrätherei beschuls digt ibn ferner Philostorgius hist. eccl. XII, 2. und XI, 3. Socrates. hist. eccl. VII, 10. Hieronymus ad Ageruchiam de monogamia epistol. IX, p. 748. Prosper. et Marcellin. in Chronic. geben ihm Schuld die germanischen Völker aufgeregt zu haben, in Gallien einzufallen. Marcellin. hat unstreitig Orosius vor sich gehabt. Doch Olympiodorus (bei Photius p. 57. ed. Bekker.) (pricht ihn von aller Schuld frei, ein Zeugniß, das sehr gut die übrigen aufwiegt, da dieser Schriftsteller nicht wie die angeführten befangen ist. Zosimus, dem wir die ausführliche Nachricht (L. V, c. 30 35) über den Sturz Stilicho's verdanken, stimmt mit Olympiodor überein, den er auch gewiß vor Augen gehabt. Vergl. bes. c. 32. ab init.

erbitterte; Olympius, weil er unter dem Schein der Heuchelei und Frömmigkeit für sich die erste Ministerstelle suchte. So wurde der Mann, der das Reich noch allein håtte retten können, durch die Ränke seiner Feinde gestürzt: Honorius gab die Einwilligung zum Morde des Ministers. Erst wurde in Pavia ein Aufstand der römischen Soldaten veranlaßt, die ihre Offis ciere, größtentheils als Ausländer dem Stilicho getreu, tödteten. Daß Stilicho kein Verråther war, ersieht man aus seinem Benehmen, da er sich durch die ihm ergebenen Miethstruppen retten und seine Feinde wie den Kaiser håtte verderben können. Seine hunnische Wache ward von Sarus niedergehauen, und er selbst floh nach Ravenna, in eine Kirche, wo er aber kein Asyl fand. Er ward von Heraclian ermordet, der darauf Statthalter von Afrika wurde. Stilicho's Sohn Eucherius brachte man ebenfalls um, alle seine Freunde wurden entweder getödtet oder verfolgt. Dadurch, wie durch das Gesetz, daß künftig jeder nur irgend Angestellte weder ein Heide noch ein Arianer seyn dürfte, sondern die katholische Religion haben müßte, entfernte sich der Kaiser über 30,000 von den besten Streitern des römischen Heeres: diese faßten den Entschluß sich an Marich anzuschließen, von dem sie hofften, daß er nicht mehr lange ruhig zusehen würde, da der so sehr gefürchtete Mann nicht mehr war 84).

Zum Verwundern zeigt sich der Westgothenkönig Anfangs måßig in seinen Forderungen. Dem Vertrage getreu, den er mit Stilicho geschlossen hatte, will er den Frieden dem Krieg vorziehen, wenn man ihm die nicht übermäßige Summe, welche er verlangt, und gegenseitige Auswechslung der Geißel zugesteht. Ueberdieß macht er sogar das Anerbieten Noricum zu verlassen und seine Truppen nach Pannonien zurückzuführen. Allein der Hof zu Ravenna, ganz verblendet und gar nicht bekannt mit der Lage der Dinge, hålt die großmüthigen Anerbietungen Alarichs für Schwäche, und schlägt ihm daher alle Forderungen ab. Halbes Werk ist in allen Dingen das Schlechteste. Anstatt

84) Zosimus L. V, c. 35.

« НазадПродовжити »