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Nach dem Siege, den die Gothen über Valens erfochten, belagerten sie sogleich Hadrianopel, wo die Schäße des Kaisers sich befanden. Vertheidigt durch die Flüchtlinge aus der Schlacht und den bewaffneten Bürgern, schlug man alle Angriffe der Gothen zurück: da die Belagerten für Leben und Eigenthum kämpften. Mit großen Kriegsmaschinen schleuderten sie ungeheure Felsenstücke gegen die Feinde, die davon in Schrecken geseßt, ihr Unvermögen gegen gut vertheidigte Mauern erkann ten, abzogen und sich Constantinopel nåherten 15). Alles wurde verheert, was sie berührten. Gegen die starken Befestigungswerke der Hauptstadt des Ostens versuchten sie sich nicht, da sie schon bei Hadrianopel und Perinthus die belchrenden Erfahrungen gemacht hatten oder durch die Wildheit und Rohheit der saracenischen Hülfsvölker in Schrecken gesezt wurden 16). Sie zerstörten die Vorstädte von Constantinopel und zogen in den reichen Ländern umher, die sie bis an das hadriatische Meer mit ihren verheerenden Schwärmen erfüllten, ohne daß sich ihnen irgendwo eine bewaffnete Macht entgegenstellte.

Als die Gothen von Valens die Erlaubniß erhalten hatten über die Donau zu gehen, so nahm er als Versicherung ihrer Treue die jungen Söhne derselben als Geißel und vertheilte sie in die Städte Kleinasiens, wo sie erzogen und unter die Aufsicht des Generals Julius gestellt wurden. Da nun die Nachricht von der Niederlage in Thracien zu ihnen kam, so bemerkte man, daß die gothische Jugend, wovon die meisten schon ins månnliche Alter getreten, sich häufig versammle und damit umgehe, sich der Städte zu bemächtigen und die Römer unerwartet auch in diesen Gegenden zu bekriegen. Julius erkannte die große Gefahr, worin man schwebte, und kam der Empó

15) Ammian. Marcellin. c. 15.

16) Amm. Marcell. c. 16. Ex ea (turma Saracenorum) crinitus quidam, nudus omnia præter pubem, subraucum et lugubre strepens, educto pugione agmini se medio Gothorum inseruit, effusumque cruorem exsuxit. Quo monstroso miraculo barbari territi, postea non ferocientes ex more, cum agendum peterent aliquid, sed ambiguis gressibus incedebant.

rung durch Schnelligkeit und Grausamkeit zuvor: das leßtere mochte_er\wohl dadurch entschuldigen, daß er zugleich Rache an den Gothen wegen der Niederlage der Römer bei Hadrianopel nehmen wollte. Er benachrichtigte in allen Städten die römischen Soldaten von seiner Absicht, und sagte ihnen, wie sie ausgeführt werden müßte. Gerüchte wurden ausgestreut, daß man den Gothen Geschenke und Ländereien geben wollte. Zugleich ward ein Tag festgeseßt, an dem sie in die Hauptstådte zusammen berufen wurden. Sie argwöhnten nichts und kamen, wohin es einem jeden bestimmt war, zusammen: die so auf den Markts plågen versammelten Schlachtopfer wurden dann auf ein gegebenes Zeichen von den römischen Soldaten, welche die Dächer der umstehenden Häuser beseßt hatten, mit Pfeilen und Steinen plößlich angegriffen und umgebracht, so daß keiner verschont blieb 17).

Der Kaiser Gratian, zu schwach das erschütterte Reich in Often wieder zu heben, da seine Gegenwart in Gallien wegen der beständigen Einfälle der Deutschen nöthig war, rettete durch eine kluge Wahl des Regenten das oströmische Reich, das auf dem Punkte war, hundert Jahre früher als das westliche zu unterliegen. Der tapfere General Theodosius, von Geburt ein Spanier, ward auf den Kaiserthron gehoben, um ihn von neuem wieder zu befestigen. Mit Klugheit und Umsicht führte seine kräftige Hand die Zügel der Regierung. Fünf Monate waren seit der

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17) Ammian. Marcellin. XXXI, c. 16. in f. billigt dieses Würgen der jungen Gothen. Dieser Geschichtschreiber, ungeachtet seiner geschraubten Schreibart und mancher anderer Fehler, doch der beste in der späteren Kaisergeschichte, endigte hiermit sein Werk. Er ist Hauptquelle von dem Uebergang der Gothen bis zum Tode des Valens. Zosimus L. IV, 20. 25. ist nach seiner Art oft ohne allen historischen Tact, bei den unbedeutendsten Dingen sehr breit, und den wichtigsten außerordentlich kurz: oder er übergeht Hauptfacta ganz. Die Ermordung der jungen Gothen in den kleinasiatischen Städten erzählt er genauer als Ammian. Jedoch irrt er, wenn er berichtet, daß sie nach der Thronbesteigung des Theodofius vorgefallen fey L. IV, c. 26: Tuèv βασιλεῖ Θεοδοσίῳ δῆλον καταστῆσαι τὸ μελετώμενον οὐκ ἔγνω, καὶ ἐν τοῖς περὶ Μακεδονίαν ἐνδιατρίβοντι τόποις, καὶ προςέτι γε ὡς μὴ παρ αὐτοῦ, παρὰ Ουάλεντος δὲ ταύτην ἐπιτραπεὶς τὴν φροντίδα, καὶ οὔπω σχεδον τῷ τότε βασιλεύοντι γνωριζόμενος. Tillemont (Τ. V. p. 714. Not. XI.) bat Zosimus schon gut widerlegt. Eunap. excerptt. Legatt. p. 21. verdient auch verglichen zu werden.

unglücklichen Schlacht bei Hadrianopel verflossen, ohne daß man den furchtbaren Siegern sich im Felde gegenüber zu stellen wagte. Das verwaiste Reich hatte unterdessen schrecklich durch die Vers heerungen der Feinde gelitten, und war in manchen Gegenden in wüste Eindden verwandelt worden 18). Sobald Theodosius die Regierung angetreten hatte, so war seine erste Sorge die Gothen, wenn nicht zu entfernen— denn dies sah er als unmöglich an so doch unschädlich, wo nicht selbst nüßlich für das Reich zu machen. Wohl wissend, daß er in offener Feldschlacht bei seinem verzagten und verwahrlosten Truppen gegen slegstrunkene Feinde nichts ausrichten werde, aber alles verlieren könnte, suchte er vor allen Dingen durch Strenge und Freigebigkeit, Versprechungen und Abschaffung der Unordnungen im Heere sich ein besseres und mehr disciplinirtes Heer zu schaffen. Erst nachdem die Soldaten wieder einen militärischen Geist und Zutrauen zu sich und ihrem Führer durch kleine Gefechte, worin sie Sieger blieben, erhalten hatten, konnte er wieder ins Feld rücken und sich den Feinden gegenüber zeigen. Jedoch geschah dieses immer nur mit der größten Vorsicht, und mehr, um sie zu beobachten und ihren Verheerungen Einhalt zu thun, als um gegen sie angriffsweise zu handeln. Sein Hauptquartier hatte der Kaiser zu Thessalonich in Macedonien, von wo aus er am besten alle Bewegungen der Feinde beobachten und den seinis gen die größte Kraft und Wirksamkeit geben konnte 19). Sieger in mehreren Treffen hatte er die Pässe beseßt, und in die befestigten Städte Besaßungen gelegt, deren häufige Ausfälle den Gothen immer Schaden zufügten, und den Dünkel der Unbesiegbarkeit wankend machten 20). Durch des Kaisers lange und gefährliche Krankheit in Thessalonich aber erhielten sie wieder neue Verwegenheit, die so weit ging, daß sie ihre Verheerungen in bisher noch verschont gebliebene Provinzen Griechenlands

18) Themistius orat. XVI. ad Theodos. de pace p. 206. D. 19) Zosimus L. IV, c. 24. - Socrates L. V, c. 6. Sozomenus L. VIII, c. 4.

20) Idat. ad an. 379.

(nach Theffalien, Epirus und Achaja) ausdehnten: Alatheus und Saphrar aber, die Führer der Ostgothen, sich nach Pannonia wandten 21). Fridigern, dessen leßte Schicksale widersprechend und dunkel nach den verschiedenen Nachrichten sind 22), starb wahrs scheinlich um diese Zeit. Sein Lod hob unter den gothischen Stämmen die Eintracht auf. Jeder Führer handelte für sich, und machte es dem Kaiser, der von seiner Krankheit wieder genesen war, leicht Gothen durch Gothen zu besiegen. Er nahm einen ihrer Führer, Modar, in seine Dienste und gewann ihn so für das Interesse Roms, durch Anvertrauung der wichs tigsten Stellen wie auch durch Geschenke und Versprechungen, daß er an ihm bald seinen treusten Bundesgenossen hatte. Als oberster Feldherr überfiel Modar ein Heer von seinen Landesleuten, welche im Trunk und Schlaf versunken lagen: und nach, dem er viele niedergehauen, bemächtigte er sich der ganzen Wagenburg, die aus 4000 Wagen bestand, und führte eine Menge Kinder, Frauen und Sklaven als Gefangene mit sich fort 23).

Auf diese Weise drohte durch innere Theilungen dem Volke der Gothen der Untergang: aber es wurde noch bei Zeiten gerettet. Athanarich, der Richter der Therwinger, der früher mit Valens Krieg geführt und sich während des Hunneneinbruchs und der Begebenheit in Thracien in den unzugänglichen Wäl dern von Caucaland 24) befunden hatte, verließ nun seinen einsamen Aufenthaltsort nach Fridigerns Tod 25). Sein Ansehen und sein Kriegsruhm vereinigte die meisten gothischen Ståmme

21) Jornand. c. 27.

22) Nach Zosimus L. IV, e. 34 hatte er mit Gratian und Theodosius einen Vergleich geschlossen, vermöge dessen er wieder über die Donau gegangen, wie Maskou vermutbet, hatte er bier den Athanarich bekriegt und vertrieben. Dagegen spricht das Zeugniß von Jornandes c. 28. 23) Zosimus L. IV, c. 25 sq.

24) Ammian. Marcellin. XXXI, c. 3.

25) Jornand. c. 28. Qui (Athanaricus) tunc Fridigerno successerat. Ammian. Marcellin. XXVII, c. 5. freilich aus einer andern Ura fache. Ubi (Constantinopoli) postea Athanaricus, proximorum factione genitalibus terris expulsus, fatali sorte decessit, et ambitiosis

unter ihn, und sie erkannten ihn als ihren König an. Alter hatte das Kriegsfeuer seiner Jugend gekühlt: er wünschte seinem Volke lieber den Siß der Länder, deren Ergiebnisse sie nun genoffen, um Frieden zu verschaffen, als sie noch mit vielem Blute der Seinigen und der Römer zu trånken. Um den steten Anfeindungen mehrerer gothischen Führer zu entgehen, die auf sein Ansehen eifersüchtig waren, verleßte der alte Mann seinen Eid, nie den römischen Boden zu betreten und trug dem Kaiser freundschaftliche Annäherung an. Mit Freuden bemerkte Theodosius die friedlichen Gesinnungen des neuen Herrschers der Gothen: er bewieß ihm auf alle Weise seine Achtung und Freundschaft, und lud ihn durch Saturninus ein nach Constantinopel zu kommen, um hier gänzlich alle Streitigkeiten zwischen ihren Völkern beizulegen 26). Theodosius gieng seinem Gaste einige Meilen von der Stadt entgegen und erwieß ihm alle Ehrenbezeugungen. Mit Erstaunen und Bewunderung betrachtete der Gothe die Pracht der kaiserlichen Stadt, und brach dann in die Worte aus: » Nun sehe ich, von dem ich oft hörte, ohne es zu glauben, nåmlich die Herrlichkeiten dieser Stadt»: und er richtete seine Augen bald dahin und dorthin, und wußte nicht, ob er länger auf den prachtvollen Häusern, oder auf der schönen Umgebung, oder auf den Hafen mit unzähligen Schiffen, oder auf den starken und schönen Befestigungswerken oder auf den schönbewaffneten Truppen verweilen sollte. Dann wurde seine Aufmerksamkeit wieder durch die zahlose Menschenmenge rege gemacht, die hier aus allen Theilen der damals bekannten Lånder zusammen,

obsequiis, ritu sepultus est nostro. Daß hier unter proximorum factione nach der verdächtigen Erzählung des Zosimus L. IV, c. 34. Fridigern, Alatheus und Saphrar zu verstehen sey, wie Maskou (teutsch. Gesch. B. VII, §. 29. not. 2) will, ist sehr zu bezweifeln.

26) Themist. Orat. XV, p. 190. C. ed. Harduin. erwähnt auch des Vaters von Athanarich, des Rbotest: cujus (Athanarici) ad placandum parentem maximus ille Constantinus statuam olim erexerat, quæ post curiam adhuc collocata cernitur. Bei Ammian Marcell, L. XXVII, c. 5. gedenkt Athanarich auch seines Vaters, durch dessen Befehle und durch einen Eidschwur sey ihm verboten, den römischen Boden zu betreten.

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