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Was die Erfindung der gothischen Buchstaben betrifft, so hat man die Angaben der Schriftsteller 67) sehr in Zweifel gezogen, weil in einer ganz neuen Zeichenschrift eine Uebersezzung der Bibel nicht leicht möglich und auch nußlos gewesen wäre. Denn dann dürfte dieselbe nicht allein als Quell der Religionswahrheiten betrachtet werden, sondern man müßte sie zugleich auch als Buch der ersten Leseübung ansehen, was sich nicht leicht denken ließe. Es scheint, daß man das Wort erfinden zu streng genommen, daß man aber weder historische noch innere Gründe hat, den gegebenen Nachrichten zu widersprechen. Offenbar zeigt die Form der meisten Buchstaben in allen noch vorhandenen Ueberresten, denen das Alter und die Aechtheit nicht abzusprechen ist, daß sie nach den Griechischen gebildet find *). Angenommen, daß die Gothen früher eine eigene Schrift, vielleicht eine runenartige, hatten, was aber noch sehr zu bezweifeln ist 68); so ward doch diese ganz verlassen, und neue Zeichen wurden aufgenommen, deren Form jedoch schon einem großen Theil der Nation nicht ganz fremd war. Durch die Bekanntschaft mit den Römern und ihrer Bildung gewannen nicht wenige Männer unter dem Gothenvolke Liebe zur wissenschaftlichen Welt. Bei den öftern Einbrüchen in die römischen Provinzen wurden die Gothen mit der Lebensweise und Sprache der Griechen allmählich bekannt; der Anblick der alten Denkmåler, der Statuen, der Bücher ließ freilich die

67) Sozomenus L. VI, c. 36. Πρώτος δὲ γραμμάτων εὑρετὴς αὐτοῖς ἐγένετο Socrates IV, 27. Τότε δὲ καὶ Οὐλφίλας, ὁ τῶν Γότθων ἐπίσκοπος, γράμματα ἐφευρε γοτθικά. - Philostorgius II, 5. Καὶ τάτε ἀλλ ̓ αὐτῶν ἐπεμελεῖτο, καὶ γραμμάτων αὐτοῖς οἰκείων εὑρετής καταστάς. Cassiodor. hist. eccles. trip. VIII, 13. Tunc etiam Ulphilas, Gothorum episcopus literas gothicas adinvenit. Jornandes c. 51. Wulphilas eos dicitur et literis instituisse Historia Miscell. L. XII, qui etiam gothicas literas primus adinvenit. Hispal. Chronic. Visigothorum Era 415. (i. e. 453 nach Chr.) Tunc Gulfilas eorum episcopus gothicas literas adinvenit.

c. 12.

* Man sehe die beigefügte Tafel I.

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Isidor.

68) Grimm in dem Buche über deutsche Runen S. 43. findet in den vier Buchstaben O, U, TH und V Ueberbleibsel der alten Ru. nenschrift; allein vergleicht man dieselben damit, so wird man sie, außer dem U, viel ähnlicher den entsprechenden griechischen Schriftzeichen finden.

große Masse der Barbaren ohne Eindruck; einzelne bessere Geis ster aber, die selbst in ganz rohen Zeiten cin jedes Volk hat, regte diese Anschauung auf zur Forschung und nåherm Vers ständnisse. An den zahlreichen Kriegsgefangenen fanden sie willige Lehrer. Der Nußen der erworbenen Kenntnisse bei Vertrågen und beim Verkehr und Handel mit den benachbarten Römern leuchtete in die Augen, und gewann viele dem Beispiele der Vorangegangenen zu folgen. Noch mehr wurden die Gothen auf die griechische Sprache hingeleitet, als das Christenthum unter ihnen sich zu verbreiten anfing, und bei den Unterrichteten, welche meistens Priester waren, ward der Wunsch rege gemacht, auch ihrem Volke den Vortheil einer passenden Zeichenschrift zu geben. Da die griechischen Buchstaben durch den öftern Anblick der Inschriften auf Denkmålern, Münzen, Steinen vielen bekannt waren: so konnten sie sich mit weniger Anleitung leicht hineinfinden, ihre Sprache mit solchen Zeichen geschrieben zu lesen. Wenn Ulphilas auch nicht der erste war, der sich der griechischen Buchstaben 69) in der gothischen Sprache bediente; so kann doch mit vieler Wahrscheinlichkeit behauptet werden, daß er das bisher mangelhafte gothische Alphabet vervollständigte und einige neue Zeichen hinzufügte, wo das Griechische für die gothischen Laute nicht ausreichte 70): und so der Erfinder der gothischen Schrift mit Recht genannt werden muß.

Er konnte dieser Erfindung keinen bleibendern Werth sichern, und sich kein größeres und länger dauerndes Denkmal gründen, als dadurch, daß er die heilige Schrift in der gothischen Sprache

69) Die Buchstaben F, R und S scheinen aus dem Lateinischen aufgenommen zu seyn; allein dem ist nicht so: denn das Zeichen F ist auch den Griechen unter dem Namen Digamma Aeolicum bekannt, und R und S findet man auch im Griechischen obwohl selten, anstatt der Zeichen P und E: von Q allein könnte man behaupten, daß das Zeichen aus dem Lateinischen sey.

70) Dahin sind besonders die Zeichen für I, HW und U zu rechnen : denn das Zeichen für W ist offenbar aus dem F, und das Zeichen für O aus dem N entstanden. Das Zeichen für HW fónnte aus dem fyrischen Wau genommen seyn; U vielleicht aus der Runenschrift.

auffeßte. Die Schwierigkeiten, die er zu besiegen hatte, wåren für einen jeden andern Mann abschreckend gewesen, der nicht wie er ganz von dem Gedanken erfüllt und durchdrungen war, sein Volk mit den höchsten Religionswahrheiten bekannt zu machen und es zugleich aus dem ungebildeten Zustande herauszuziehen. Wo die rauhe aber bildsame Sprache der Gothen, wegen ihrer bisherigen Unbekanntschaft mit vielen Begriffen und Sachen oder mit mancherlei Verhältnissen, ohne Bezeich nung war, schöpfte der Ueberseßer entweder aus dem reichen. Borne seiner Muttersprache neue Wörter, und versah die bekannten zum größeren Verständnisse des Ausdrucks in manchen Beziehungen mit bestimmter Endung; oder er nahm griechische Wörter, die durch den mancherley Verkehr schon dem Volke verständlich waren, in seine Sprache auf. Zugleich bemühte er sich mit der größten Gewissenhaftigkeit zu überseßen: er übertrug Wort für Wort: so daß er dunkles dunkel, zweifelhaftes zweifelhaft wiedergab in der Construction und Folge der Worte des griechischen Originals und daher er denn auch von den heimischen Eigenthümlichkeiten und Wendungen, wenn sie sich vom griechischen Ausdruck entfernten, wenig oder nichts offenbarte.

Daß Ulphilas die heilige Schrift ins Gothische überseßt habe, erleidet nach den bestimmten Nachrichten keinen Zweifel, wohl aber möchte noch sehr darüber zu streiten seyn, ob der Lert, den wir gegenwärtig als den Ulphilanischen besißen, wirklich von ihm herrührt, ja ob nur die Sprache, die darin sich befindet, altgothisch ist 71). Wir haben nämlich unter dem Namen der silbernen Handschrift (Codex Argenteus) eine sehr

71) Ueber Ulphilas Bibelübersehung besigen wir ein sehr gutes Werk von Zahn, der nicht nur den gothischen Tert nach Ihre mit lateinischer Uebersetzung und critischen Noten herausgab, sondern auch eine gothische Sprachlehre von Fulda, und ein Glossar, umgearbeitet von Reinwald, hinzufügte. In der Einleitung bringt Zahn den im Text behandelten Gegenstand zur Sprache, und stattet ihn mit_aller Gelehrsamkeit und Breite aus; wir verweisen daher dorthin auf das Náhere, müssen aber hier bemerken, daß wir, wenn wir auch in den meisten Fällen seinen Ansichten folgten, doch auch in manchen von ihnen abweichen mußten, da innere und historische Gründe uns dazu bewogen.

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