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Die Folgen dieses Krieges waren für die Therwinger von zweierlei Art. Hermanrich, der schon hochbejahrt und zu sehr damit beschäftigt war die unterjochten germanischen und sarmatischen Völker in Gehorsam zu erhalten, hatte erst bei dem lezten Zug, als Athanarich in Gefahr kam, Hülfe geschickt, ihm sonst aber die Führung des Krieges ganz überlassen, und nach der Beendigung desselben trat er ihm auch die Herrschaft über die Westgothen in der Art ab, daß er ihn als Verbündeten und Herrscher eines befreundeten Volkes betrachtend, in Noth und Gefahr Hülfe und Unterstüßung zu leisten versprach und im Fall der Nothwendigkeit Gleiches von ihm erwartete. Die andere Folge war nicht minder wichtig: es war die Einführung des Christenthums unter den Westgothen, wodurch bei ihnen innere Kämpfe und Verfolgungen entstanden, die bei aller Unbestimmtheit der historischen Angaben in keine andere Zeit als in diese (v. 369-375) zu sehen sind. Es möchte vielleicht nichts mehr Widersprechendes und Dunkles in dieser halberleuchteten Gothenzeit geben, als die Geschichte, wann und auf welche Verans lassung das Christenthum unter den Gothen eingeführt ward, und was damit zusammenhångt, ob sie zuerst mit der katholischen d. i. nicånischen oder zuerst mit der arianischen Lehre bekannt wurden.

Drittes Capitel.

Das Christenthum bei den Westgothen ihr Bischof

Ulphilas.

Von der alten Religion der Gothen, der Verehrung Wodan's oder Odin's sprechen wir nicht, weil nichts oder nur sehr zweifelhaftes davon bekannt ist. 51) Mit der christlichen Lehre

51) Daß die Edda, welche die Religion der Jeländer und Scandinavier enthalten soll, auch zugleich die der Gothen in sich begreife, wie manche Gelehrte meinen, ist eine sehr verwerfliche Ansicht. Mag es immer seyn, daß die Gothen aus ihren frühern Wohnsigen an der Ostsee Odin als höchstes Wesen anbeteten, so ist immer noch nicht damit dar gethan, daß sie die Religionslehren, welche die Edda giebt, gehadt haben.

mögen sie zuerst durch Gefangene bekannt geworden seyn, die sie auf ihren großen Seeunternehmungen aus Griechenland und Kleinasien mit sich wegführten. Nach des Philostorgius freilich unglaubwürdiger Nachricht stammte selbst der berühmte Bischof Ulphilas von solchen Gefangenen aus Kleinasien ab. 52) Mehr Eingang scheint das Christenthum zu Constantins des Großen Zeit ges funden zu haben, als dieser Kaiser im Krieg mit den Gothen in allen Schlachten das Kreuz vortragen ließ und so seine Siege erfocht. Nach Eusebius hatten sich die gothischen Völker nicht nur dem Kaiser unterworfen, sondern auch erstaunt über die wunderbare Kraft des Kreuzes sich der christlichen Religion zugewendet. 53) So übertrieben diese Angabe ist, so kann doch so viel als wahr angenommen werden, daß sich von nun an das Christenthum bei den Gothen immer heimischer machte; denn bei den Unterschriften der Bischöfe auf dem Concilium zu Nicăa (325) findet sich auch der Name eines gothischen Bischofs, des Theophilus. 54) Daher scheint auch die katholische Lehre den Gothen früher als die arianische bekannt gewesen zu seyn. Im langen Frieden bis zur Regierung des Kaisers Valens, wo die Gothen in wenigen Verkehr mit den Römern kamen, behauptete sich die alte Religion gegen die neue Lehre. Allein als Valens über die Donau seßte, ward Wodan's Dienst an vielen Orten verdrängt, um so mehr als innere Streitigkeiten unter den Häuptern der Volksståmme ausbrachen, und dieselben für und gegen das Christenthum mit Heftigkeit stritten.

Wenn wir den Griechen Socrates 55) und Sozomenus 56) Glauben schenken, und nichts berechtigt uns dazu ihre Nachrichten zu verwerfen, waren die Westgothen, d. i. die Thers winger und ihre Stammgenossen unter verschiedenen Führern, in

52) Philostorg. L. II, c. 5.

53) Eusebius in vita Constantini L. IV, c. 5. Socrates L. I, c. 14. 54) Subscriptiones Concilii Nicæni in coll. concilior. Labbai: Provincia Gothiæ Theophilus Gothiæ metropolis. In andern Abschriften: de Gothis Theophilus Bosphoritanus.

55) L. IV, c. 27.
56) L. VI, c. 36.

zwei Partheien getheilt. An der Spiße der einen stand der mächtigste Führer, der schon oft genannte Athanarich; ihm gegenüber Fridigern, der zwar auch einen westgothischen Stamm befehligte, der aber von dem therwingischen unterschieden gewesen scheint. Was Ursache der Streitigkeit war ist unbes kannt. Religion war gewiß nicht Veranlassung; wahrscheinlicher ist es, daß Fridigern nicht in Abhängigkeit von dem Richter der Therwinger seyn wollte: da er jedoch nicht die Mittel besaß, mit seinem schwächeren Stamme dem mächtigern Gegner die Spiße zu bieten, so mag er bei Valens um Hülfe angesucht haben. Dieser durfte sie nicht öffentlich geben, ohne den erst mit Athanarich geschlossenen Frieden zu verlegen. Da Fridigern und sein Volk, wovon schon viele der christlichen und zwar katholischen Religion zugethan waren, sich geneigt zeigten, dem Heidenthum zu entsagen und Christen zu werden; so schickte der Kaiser, der sehr für die Lehre des Arius eingenommen war, ihnen arianische Bischöfe 57) und Priester, wodurch der Arianismus bei den Gothen die erste Grundlage erhielt. Daß er aber auch Truppen abgesendet habe, um die neuen Glaubensgenossen zu unterstüßen, ist nicht glaublich, obwohl es Socrates mit deutlichen Worten sagt. Athanarich, ein Mann voll Einsicht und Klugheit, versöhnte sich mit seinem Gegner, um nicht den Rdmern Gelegenheit zu geben sich in innere Streitigkeiten zu mischen und so beide Partheien zu vernichten. Aber mit bitterm Haß gegen den treulosen Valens und die neue Lehre erfüllt, suchte er das von den Römern gebrachte Christenthum, das bei den Therwingern schon vielen Eingang gefunden hatte, gänzlich auszurotten. Der strenge Mann glaubte es seinen vaterläns dischen Göttern schuldig zu seyn, die Unterthanen mit dem Schwerdt wieder zur Verehrung der alten Religion zurückzu

57) Jornandes und andere christliche Schriftsteller haben diese Zu-, sendung der Bischöfe durch Kaiser Valens später geseßt, als die Gothen bei dem Einfall der Hunnen in Thracien aufgenommen wurden. Allein diese Angabe ist offenbar falsch, da sie damals schon größtentheils Christen waren, und sie außer Ulphilas wenn auch nicht Bischöfe, doch viele Priester hatten.

bringen. Mit vieler Grausamkeit verfolgte er daher unter den Cherwingern die Christen, und wer die heimischen Gottheiten nicht anbetete und ihnen nicht Opfer brachte, der mußte mit dem Blute seinen Uebertritt zum Christenthum büßen. Es wird von den Kirchenvåtern gerühmt, daß sich die Christen unter den Gothen durch Athanarichs grausame Verfolgung nicht abschrecken ließen, und sowohl durch die Reinheit ihrer Lehre als durch die Duldung der größten Leiden, ja selbst des Todes, sich als würdige Nachfolger der ersten Mårtyrer zeigten. Daß neben der arianischen Lehre die katholische oder rechtgläubige bei den Gothen Anhånger fand, beweisen die übereinstimmenden Zeugnisse mehrerer Schriftsteller. 58)

Als die ersten Apostel, die den Gothen das Evangelium verkündeten, werden Ascholius, Bischof von Thessalonich, 59) und die Priester Audius, Uranius und Sylvanus genannt. 6o) Als Martyrer werden angeführt der heilige Sabas 61) und Nicetas, wovon Athanarich den einen, Sabas, ins Wasser werfen (im J. 372) und den andern ans Kreuz schlagen ließ. 62)

Während so bei den Therwingern Athanarich gegen die Christen wüthete, begünstigte Fridigern bei seinen Westgothen die neue Lehre immermehr. Kein Mann hatte aber zur Vers breitung derselben mehr Verdienste als der gothische Bischof Ulphilas oder Wulphilas. Daß er von griechischen Gefangenen herstammte, ist eine sehr unsichere Nachricht. 63) Es ist viel wahrscheinlicher, daß seine Vorfahren Gothen waren; schon sein

58) Ambrosius comment. in evang. Luc. L. I. Hieronym. epist. 57. ad Lætam. Chrysostomus ep. 14. Augustin. de civitate dei L. XVIII, c. 52. Prudentius in Apotheosi V. 494. Cyrill. Hierosolym. Catech X. 59) Basilii Magni epist. 338 et 339.

60) Epiphan. adv. hæres. L. III, c. 14.

61) Acta SS. Antw. ad d. 12 Apr.

62) Suidas in voce Athanaricus, und Nicephorus L. XI, c. 48. 63) Philostorgius, selbst ein Cappadocier und eifriger Arianer, möchte gern Ulphilas zu seinem Landsmann machen, und läßt ihn deßwegen von cappadocischen Gefangenen aus dem Dorfe Sadagolthina abs stammen. Daß Gefangene aus Kleinasien und selbst aus dem angegebenen Dorf von den Gothen weggeführt worden sind, mag seine Richtigkeit haben. Daran knüpfte aber Philostorgius des Ulphilas Ursprung und in dieser Hinsicht ist seine Mittheilung verdächtig.

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Name scheint dafür zu sprechen. 64) Keiner hatte ein solches Ansehen beim Volke wie er. Daß er vom Eusebius, wie Phis lostorgius erzählt, zum Bischof ordinirt worden, ist nicht glaub. lich, wohl aber die Nachricht, die Sozomenus gibt, daß er der Synode, welche die arianischen Bischöfe Eudorius und Acacius im Jahr 359 in Constantinopel hielten, beiwohnte, und das Glaubensbekenntniß mit unterschrieb. Da die gothischen Christen sich theils an das nicånische Glaubensbekenntniß, theils an die Lehre des Arius hielten, und viele in Zweifel waren, was das Richtige sey, so wandten sie sich an Ulphilas, um von ihm Entscheidung in dieser Gewissenssache zu erhalten. Ohne anzunehmen, daß Ulphilas sich von Valens oder arianischen Bischöfen habe durch Worte und Geschenke gewinnen lassen, erklärte er vielleicht nach seiner Ueberzeugung: es sey zwischen beiden Glaubenslehren eigentlich kein Unterschied; der Streit drehe sich bloß um Worte. 65) Die Gothen beruhigten sich bei diesem Ausspruche ihres hochgeachteten Bischofes und entschieden sich größtentheils für die arianische Lehre, da Ulphilas ihr zugethan war.

Soviel Unsicheres und Widersprechendes auch in allen diesen Nachrichten ist, so stimmen doch die Schriftsteller 66) darin überein, daß Ulphilas sich die größten und dauerndsten Ver. dienste um sein Volk erwarb durch die Erfindung der gothischen Buchstabenschrift und die Ueberseßung der ganzen heiligen Schrift in die gothische Sprache: jedoch bemerkt Philostorgius, habe er es nicht für rathsam gehalten die Bücher der Könige zu überseßen, " durch das Lesen derselben den ohnehin schon kriegerischen Sinn der Gothen nicht noch mehr aufzuregen.

64) Der Name wird verschieden geschrieben: Ulphilas, Urphilas, Wulphilas, Gulfilas, Gulfias, Hulfias, Gilfulas, Galfilas, Ulphias. Wulphilas nennt ihn Jornandes; dieses mögte das richtigste seyn. Ulphilas hat wohl mit veränderter Aussprache dieselbe Bedeutung: Wölflein.

65) Theodoret. hist. eccles. L. IV, c. 37. Doch fügt er hinzu, die Gothen hätten sich nie so weit in den Arianismus eingelassen, daß, ungeachtet sie in der Lehre von der Dreifaltigkeit den Vater über den Sohn festen, sie doch nie behaupteten, wie andere Arianer, daß der Sohn erschaffen sey.

66) Philostorgius, Socrates, Sozomenus loce. citt.

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