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Beschuldigung mancher neuern Geschichtschreiber ungerecht, daß der Clerus hauptsächlich die Verfolgung veranlaßt habe, weil Geistliche an der Spiße der Gesetzgebung und der Gerechtigkeitspflege standen, und daß der König gleichsam nur ihr Werkzeug gewesen sey. Die Mißbilligung der Geistlichen, die Juden gewaltsam zur christlichen Religion zu zwingen, die sowohl in Schriften als auf Concilien ausgesprochen wurde, zeigt hinlänglich, daß die grausame Verfolgung von den Königen ausging.

Nach der nicht ganz zuverlässigen Nachricht eines frånkischen Schriftstellers 55), wåren neunzig tausend Juden gezwungen worden, sich taufen zu lassen: die, welche sich hartnäckig weigerten Christen zu werden, wurden auf das grausamste verfolgt; ihr Vermögen ward eingezogen; sie selbst waren der Geißelung und jeder Mißhandlung Preiß gegeben: aus dem Lande zu entfliehen war für solche die einzige Rettung: dieses mußte aber heimlich geschehen 56). In den beiden Geseßen 57), worin Sisebuts heftiger Eifer gegen die Juden aufbewahrt ist, droht er sogar milder denkenden Nachfolgern mit der Rache des höchsten Richters 58). Der heilige Ifidor, Erzbischof von His

55) Aimoin. L. VI, c. 22. În Chronic. Moissiacens. (bei Dom Bouquet. T. II, p. 652.) heißt es blos: Anno V. Heraclii, et viri religiosissimi Gothorum Principis Siseboti, in Spania Judaei baptizantur.

56) Dieses ist aus den Worten zu schließen, die in der append. ad Marii Avic. Chronic. bei Du Chesn. T. 1, p. 216 stehen: Judaeos praeter eos, qui fuga lapsi sunt ad Francos, ad Christi fidem convertit. Doch mag auch in Frankreich keine Freiståtte für sie gewesen feyn, da hier die Juden von Dagobert verfolgt wurden.

57) Leges Visigothorum L. XII, tit. 2. lex 13 u. 14. und Lib. XII, tit. 3. 1. 3. An beiden Stellen sind Geseze begeben, die christlichen Sklaven betreffend, welche die Juden hatten, und an Christen verkauft werden sollten.

58) Legg. Visigoth. in Corpus jur. Germanic. antiq. ed. Walter. T. I, p. 638. Audacia tamen transgressoris in aeternum peccatorum mole detineatur in quantum transgressus fuerit legis hujus salubre decretum. Futuri etiam examinis terribile cum patuerit tempus et metuendus adventus domini fuerit reseratus discretus a Christiano grege perspicuo ad laevam cum Hebraeis exuratur flammis atrocibus, comitante sibi diabolo, ut ultrix flamma in transgressoribus aeterna poena desaeviat, et locuples remuncratio Christianis faventibus hinc in aeternum copiosa detur.

palis, mißbilligt sehr, auf diese Art die Juden zum Christenthum zu befehren 59).

Gewöhnlich schreibt man auch (obwohl kein alter Schrifts steller als Gewährsmann angeführt werden kann) dem Sisebut die Eroberung der beiden afrikanischen Städte Ceuta und Langer zu, welche dem heutigen Gibraltar gegen überliegen. Erst spätere Geschichtschreiber 60) führen diese Eroberung an, wahr. scheinlich doch aus Quellen, die jeßt nicht mehr vorhanden sind. Daß die gothischen Könige Langer und die Gegend vor der Zeit des Einfalls der Mohamedaner in Besiß hatten, ist gewiß, aber nicht bekannt, wann sie in denselben gekommen sind, wenn man den spåtern Nachrichten keinen Glauben schenken will.

Sisebut war mild und menschenfreundlich 61) gegen seine Unterthanen, wie auch gegen seine besiegten Feinde, aus Relis gionseifer ein grausamer Verfolger der Juden, im Kriege ein tapferer Held, im Frieden ein kräftiger beglückender Regent und ein Freund der Wissenschaften 62) und Künste 63). So ein eifriger Verbreiter der katholischen Religion er war, so scheint er doch bei der Geistlichkeit, die wegen der Kirchenzucht an verschiedenen Orten während seiner Regierung besondere

59) Isidor. Chronic. Initio regni sui (Pagi (in crit. ann. 614. n. 40. 41.) zu der angeführten Stelle in der Append. ad Marii Chronic. zeigt, daß die Hauptverfolgung der Juden ins Jahr 615 fällt,) Judaeos ad fidem Christianam permovens, aemulationem quidem Dei habuit, sed non secundum scientiam. Potestate enim compulit, quos provocare fidei ratione oportuit.

60) Alphons von Carthagena, in seiner kurzen Geschichte_von Spanien, Anacephalaeosis benannt, und Roderich Sanchez, Bischof von Palentia, in der spanischen Geschichte (beide Werke in der Hispan. illustr. T. I. Nro. 4 u. 5).

61) Fredegar. c. 33. Sisebodus vir sapiens et in tota Spania laudabilis valde, pietate plenissimus. Chronolog. et series reg. Gothor. Suis per omnia benevolus fuit.

62) Isidor. Chronic. Fuit autem lingua nitidus, litterarum studiis ex parte imbutus. Er schrieb selbst Mehreres. Briefe von ihm an verschiedene Personen, unter andern an Adawald, König der Lons gobarden, und dessen Mutter Theudelinda befinden sich in Handschriften in den Kirchen zu Oviedo und zu Toledo, wie Ferreras ad ann. 621. anführt.

63) Chronologia et series reg. Gothor. Ecclesiam sanctae Leocadiae Toleto miro opere fundavit.

Concilien halten mußte, sich nichts von seiner königlichen Gewalt vergeben, sondern im Gegentheil sich manches erlaubt zu haben, was spätere Könige zu thun nicht wagten. Denn er seßte den Bischof von Barcelona, welcher ein Schauspiel geben ließ, das die Nichtigkeit der Verehrung der heidnischen Götter erweisen follte, eigenmächtig ab, da er nach feinen strengen Ansichten deffen Betragen für årgerlich hielt 64). Bald darauf starb der westgothische König, ungewiß ob an Gift oder an einem allzu starken Arzneimittel, nach einer fast 9 jährigen Regierung (620) 65).

Wie beliebt Sisebut bei dem Volke war, zeigt die Erhes bung seines Sohnes Reccared II. auf den Thron 66). Jedoch der junge König starb schon einige Monate nach dem Antritte feiner Regierung 67).

Die Gothen wählten nun zum Könige den Flavius Suinthila, einen General Sisebuts, der sich in den Feldzügen gegen die nördlichen Gebirgsbewohner und die Griechen rühm- · lichst ausgezeichnet hatte. Einige spätere Geschichtschreiber, vielleicht durch Namensähnlichkeit irregeführt, nennen ihn einen Sohn Reccareds des Katholischen und sagen, daß er die Theodore, die Tochter Sisebuts, geheirathet habe 68).

Durch Sisebut war die Macht der Griechen in Spanien ganz geschwächt, auch konnten sie nicht vom Heraclius auf Unterstützung hoffen, da derselbe durch die Perser zu sehr beschäftigt war. Suinthila benußte diesen günstigen Augenblick; ohne den Feinden Zeit zu lassen sich zu sammeln und Hülfe abzuwarten,

64) Sisebuti epistola bei Ferreras 1. c.

65) Isidor. Chronic. Merkwürdig sind Ferreras Worte bei dem Tode Sisebuts: »>die Absetzung des Bischofs gebührte dem Könige nicht und Gott zeigte an ihm, daß er die Monarchen aufs Todtenbette legen kann, wenn sie sich in Kirchensachen mischen wollen. »

66) Vielleicht hatte ihn Sisebut schon früher zu_seinem Mitregenten erklärt, was fast aus den Worten des Lucas von Tuy zu schließen ist: Hic (Reccaredus) cum patre duobus annis regnavit.

67) Isidor. Chronic. gibt drei Monate, Lucas von Tuy einige Tage, Julian (in Chronic. reg. Wisigoth.) drei Jahre an: wahrscheinlich hat der lettere geirrt: die Chronologia et series reg. Goth. übergeht ihn ganz mit Stillschweizen.

68) Roderic. Tolet. und Luc. Tudens. Chronic.

ging er auf sie los, schlug sie, und trieb sie endlich im südwestlichsten Winkel der pyrenäischen Halbinsel so in die Enge, daß sie gezwungen waren ihre leßten Besitzungen in Algarbien zu verlassen, und so das Land zu råumen (624). Ganz Spanien befand sich nun zuerst unter Suinthila unter der gothischen Regierung. Was seit Athanagild während 80 Jahre keinem Könige gelungen war, die Griechen zu vertreiben, hatte er ausgeführt, freilich auch am meisten von den Umständen begünstigt. Sein Kriegsruhm ward noch durch einen Sieg über die Basken vergrößert, welche abermals aus Gallien (Gascogne) in die taragonensische Provinz eingefallen waren 69). Suinthila zog ihnen eiligst entgegen und setzte sie durch seine unerwartete Ankunft in solchen Schrecken, daß sie sich, ohre ein Treffen zu wagen, unterwarfen und um Frieden baten. Diesen bewilligte er ihnen unter der Bedingung, daß sie ihre gemachte Beute auslieferten und an einer Stadt bauten, welche er gegen ihre Streifzüge als Grenzfestung unter dem Namen Oli, gitum anlegen ließ (625) 7).

Durch die Siege hatte sich der westgothische König bei seinem Volke Achtung und Ansehen, durch Freigebigkeit und gute Regierung Liebe und Anhänglichkeit erworben. Wenn man Isidor nicht für einen niedrigen Schmeichler halten will, wozu man geneigt seyn könnte, wenn man sein nachheriges Betragen mit den Schlußworten seiner Chronik vergleicht; so war Suinthila ein vortrefflicher Regent und führte mit vollem Rechte den Namen »Vater der Armen, « Er mag daher auch leicht die Bewilligung der Gothen erhalten haben, nach dem Beispiele Leovigilds seinen Sohn Riccimer als Mitregenten

69) Isidor. Chronic. Ferreras sezt die Vertreibung der Griechen ins Jahr 623 und 624, und die der Basken ins Jahr 622. Chronologia et series reg. Goth. Suintula regnavit ann. X. Victoria et consilio magnus fuit. Wascones devicit. Duos Patricios Romanos cepit. Omnem Hispaniam et Galliam (Septimaniam) strenue rexit

70) Mariana VI. 4. Eam urbem quidam Olitum fuisse in Navarrae finibus putant. Vasäus hålt Oligitum für Valladolid. Doch dagegen spricht die Lage. Man vergl. was darüber Risko in der España sagrada T. XXXIII. sagt.

anzunehmen 71). Was den Sterblichen oft begegnet, übermüthig gemacht durch großes Glück, das die Menschen weniger mit Besonnenheit ertragen können als das Unglück, wurde er aus einem weisen und gerechten Regenten ein stolzer und drückender Tyrann. Seine Freigebigkeit, welche früher die Großen bereicherte und die Armen unterstüßte, ward nun durch einen unersåttlichen Geiz verdrängt, so daß er sich durch dieses Laster hinreißen ließ, viele von seinen reichen Unterthanen hinzurichten, um sich ihrer Güter anzumaßen. Früher von vernünftigen Rathgebern umgeben, und durch eigenen Verstand zum Rechten geleis tet, war er jetzt taub gegen den Rath der Mäßigkeit und Klugheit und gab ganz den schädlichen Einflüsterungen seines schlechten Bruders Geila Gehör. Ein solcher Regent mußte das Volk zum Aufstande bringen 72).

So erscheint uns Suinthila nach den freilich sehr parteiis schen Berichten. Ist es dem Geschichtschreiber erlaubt, in einem solchen Falle, wo die Quellen absichtlich die Wahrheit verdres hen, seine Meinung vorzutragen, wie sie aus dem Gange der Geschichte begründet werden kann; so wird Suinthila in einem ganz andern Lichte erscheinen. Im Kriege glücklich, und wegen seiner gerechten und milden Regierung von dem Volke geachtet und geliebt, hatte er die Bewilligung der Gothen erhalten, seinen Sohn Riccimer zum Mitregenten anzunehmen. Ein großer Theil der Großen und die Geistlichkeit, welche der König nicht begünstigte daher er auch während seiner ganzen Regierung an keinem Orte eine Kirchenversammlung halten ließ sahen mit der größten Unzufriedenheit diese Erhebung an, die sie aber wegen der Macht Suinthila's nicht hindern konnten. Wie sie glaubten, hatte Suinthila die Absicht das Reich in seiner Familie erblich zu machen. Die Großen, wie die Geistlichen, eifersüchtig auf ihr Wahlrecht, und wohl einsehend, daß nach dem Verlust desselben ihre ganze Bedeutenheit verloren ginge, mach

71) Isidor. Chronic. sub fine u. Coleti Concil. T. VI. p. 1471 sqq. 72) Acta IV. Concil. Tolet.

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