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neder (Wenden) und Aestier. Die Herrschaft des gothischen Königs umfaßte die Länder vom schwarzen Meere bis an die Ostsee mit unbestimmten Grenzen gegen Osten und Westen. 40)

Bei diesem Umfang der Herrschaft Hermanrichs, war er nicht im Stande alles selbst zu übersehen. Er überließ daher nicht nur die Bewachung der Südgrenzen, sondern auch fast unbeschränkte Herrschaft über die Westgothen, dem Athanarich, Richter 41) der Therwinger, die zwischen dem Dniester und der Donau ihre Wohnsiße hatten. Jedoch stand dieser Führer immer noch mit seinem Volke im Verband mit dem großen Reiche, und wagte nicht sich unabhängig zu machen, aus Furcht vor dem gewaltigen Herrscher.

So war das Gothenreich den Römern unbekannt, gewachsen und mächtig, als Julian, der leßte Kaiser aus der Constanti nischen Familie, starb (363). Sein Nachfolger Jovian regierte nur acht Monate. Dann erhob man den tapfern und strengen General Valentinian auf den Thron; um besser die Zügel der Regierung zu führen, herrschte er im Occident, seinen Bruder Valens ließ er in Constantinopel als Kaiser des Orients. Procopius aber, ein Verwandter des Kaisers Julian, pflanzte die Fahne des Aufruhrs auf. Durch die Hülfe der nahen Gothen hoffte er sich gegen seine mächtigen Gegner zu behaupten. Er schickte daher zu den ihm am nächsten wohnenden Cherwingern Gesandte, und ließ ihren Führer Athanarich als den Verbündeten der Constantinischen Familie um Hülfstruppen ersuchen. Die Gothen, Procopius als den rechtmäßigen Kaiser betrachtend, zogen, wahrscheinlich mit größerer Anzahl 42) als dieser verlangte, über die Donau, plünderten Thracien und verzögerten dadurch ihren Marsch. Unterdessen ward Procopius in Phrygien

40) Des Jornandes Worte 1. c. Omnibusque Scythiæ et Germania nationibus ac si propriis laboribus imperavit sagen freilich zu viel.

41) Es heißt Athanarich habe lieber den Namen Richter als Kónig angenommen: denn der lettere bezeichne blos Macht, der erstere aber zugleich auch Weisheit.

42) Ammian. Marcellin. Lib. XXVI. c. 6. giebt 3000 an, Zosimus L. IV, c. 7. 10000, auch Eunapius excerpt. legat. p. 18. spricht von einem großen Heere.

von Valens gefangen und hingerichtet. Sobald dieser Kaiser von den gothischen Hülfstruppen hörte, faßte er den Entschluß sie zu vernichten. Auf den Rath seines Bruders und nach eigener Einsicht rüstete er sich gegen sie: jedoch schickte er zuvor an Athanarich den Reitergeneral Victor, um die Ursache ihrer Feindseligkeiten gegen die rechtmäßigen Kaiser zu erfahren. Der Richter der Therwinger berief sich auf Briefe des Procopius, worin dieser als Verwandter des Constantinischen Hauses sein Recht auf den Thron behauptete. Er håtte daher geglaubt ihm Hülfe leisten zu müssen, und zur Bekräftigung des Gesagten, ließ er dem Kaiser des Procopius Briefe vorzeigen.

Mit dieser Erklärung begnügte sich Valens nicht, weil er Krieg und Züchtigung der Gothen wünschte. Er ließ die noch in Thracien befindlichen Gothen von der Donau abschneiden, schloß sie von allen Seiten ein, und zwang sie, sich bald zu ergeben, da ihnen alle Lebensmittel fehlten. Die zahlreichen Gefangenen wurden in die Provinzen vertheilt, und erregten durch ihre großen Gestalten überall viel Aufsehen. Athanarich ließ durch Gesandte vergeblich die Gefangenen zurückfordern, indem er anführte, daß die Gothen im Glauben für den rechtmäßigen Kaiser zu streiten, ausgezogen wåren, und daher aus Irrthum gefehlt hätten. Als Valens darauf keine Rücksicht nahm, und die Antwort zurück schickte: im Kriege werde als Feind behandelt, wer sich mit den Waffen entgegen stelle; so nahm dieses Athanarich als Friedensbruch und man rüstete sich auf beiden Seiten zum Kriege.

Valens zog an die Donau, und suchte lange vergeblich die Gothen, von Athanarich angeführt, aus ihren festen Stellungen zu vertreiben. Der Krieg, der 3 Jahre dauerte, wurde von beiden Seiten mit großer Heftigkeit und großen Hülfsmitteln geführt. Obwohl die Römer angreifend zu Werke gingen und der Schauplatz des Kriegs auf gothischem Gebiete war, scheinen sie doch im großen Nachtheil gewesen zu seyn, so viel sich wenigs ftens aus den unvollkommenen Berichten der Alten schließen läßt. Von einem bedeutenden Verluste der Gothen erzählt außer

Zosimus kein Schriftsteller; seine Angabe ist verdächtig, weil er den ganzen Krieg in einem Zug als abgethan erzählt und zwar mit höchst unwahrscheinlichen Nebenumstånden, da doch der viel gewichtigere Ammian nur von unbedeutenden Treffen spricht und uns dabei den dreijährigen Krieg ausführlicher erzählt. 43) Im ersten Jahre (367) ging das Heer der Römer über die Donau, fand aber beim Weiterrücken große Schwierigkeiten. Die Ebene konnten sie zwar ungehindert verheeren, und auch einzelne zers streute feindliche Heerhaufen mit den leichten Truppen auffangen: allein da Athanarich die Uebermacht des Römerheeres in der Schlacht erkannte, so benußte er seinen Vortheil, den ihm das sumpsigte und waldigte Land darbot, nur vertheidigungsweise zu Werke zu gehen und den Feind so weit ins Land zu locken, bis er ihn einschließen und durch das Schwerdt oder den Hunger vernichten könnte. Der Kaiser, der die ihm drohende Gefahr einsehen mochte, kehrte nach großen Verheerungen über den Fluß zurück, und rústete sich auf das folgende Jahr zu einem neuen Zug, den aber Ueberschwemmungen der Donau verhinderten. Erst im dritten Jahre wurde der Krieg von den Römern mit mehr Nachdruck geführt. Von Marcianopel aus, wo der Kaiser sein Winterlager gehabt hatte, zog er (369) an die Donau, ging bei Noviodunum über den Fluß, und rückte weit ins Land hinein. Das kriegerische Volk der Gruthunger, 44) welches wahrscheinlich von Hermanrich dem Richter der Cherwinger zu Hülfe geschickt ward, widersetzte sich dem weiteren Vordringen des Kaisers. Ob Valens diese besiegt und Athanarich nach unbedeutenden

43) Ueber den ganzen Krieg ist Ammian. Marcellin. Lib. XXVII, c. 4 et 5. die beste Quelle. Zosimus L. IV, c. 11 et 12. ist nicht so bedeutend. Jornandes erwähnt von diesem Kriege gar nichts. Daher sagt Tillemont (Tom. V. P. I. p. 145.), der überhaupt nicht viel auf Jornandes hált: Il paroit avoir été assez mal instruit de l'histoire de sa nation, puisqu'il ne parle point du tout de cette guerre contre Valens. 44) Daß man bei Ammian. Lib. XXVII, c. 5. Continuatis itineribus longius agentes Greuthungos bellicosam gentem aggressus est anstatt Greuthungos, wie alle Handschriften geben, Thervingos lejen müsse, ist gewiß falsch.

Treffen zur Flucht genöthigt habe, wie Ammian 45) erzählt, ist zu bezweifeln, da der Friedensschluß sehr damit in Widerspruch steht, wo die Gothen gar nicht die Sprache von Besiegten, sondern von Siegern führen. 46) Mehr würde noch des Zosimus Bericht für sich haben, wenn der Schluß davon nicht auch partheiisch lautete. Denn wie dieser erzählt, hätten die Gothen sich bei dem Vordringen des Kaisers hinter Sümpfe verborgen und wären oft unerwartet aus ihrem Hinterhalte über einzelne Römer hergefallen. Daher håtte der Kaiser alle Troß-Knechte zusammengerufen, und jedem ein Goldstück versprochen, der den Kopf eines Barbaren bråchte. Die Knechte, durch den Gewinn gereizt, hätten sich dann in die Wälder und Sümpfe begeben, viele umgebracht, dem Kaiser die Köpfe geliefert und von ihm das versprochene Gold erhalten. Auf diese Weise hätten die Gothen großen Verlust erlitten, und daher um Frieden gebeten. 47)

Daß man auf beiden Seiten zum Frieden geneigt war, beweist, daß keine entscheidende und große Schlacht vorfiel, wie auch, daß jeder Theil bei der Fortseßung des Krieges nichts mehr zu gewinnen hoffte. Der Kaiser hatte nun aus mehreren Zügen die Erfolglosigkeit seiner Anstrengungen gesehen; die Gothen waren des Krieges müde, weil er auf ihrem Boden geführt wurde, und sie keine Beute machen konnten.

Man schickte sich daher gegenseitig Friedensvorschläge zu, die auch angenommen wurden. Um sie noch mehr zu bestätigen, sollten der Kaiser und Athanarich eine Zusammenkunft halten.

45) L. c. Postque leviora certamina Athanaricum, ea tempestate judicem potentissimum — coëgit in fugam.

46) Ammian. Lib XXXI, c. 4. Athanaricus coëgit Principem firmare pacem in medio flumine.

47) Die Gothen hatten dieselbe Kriegsweise wie die Menapier und Eburonen in Gallien, welche Cæsar de bell. Gall. Lib. VI, c. 34. ausführlich beschreibt: Ubi cuique aut vallis abdita aut locus silvestris, aut palus impedita, spem præsidii aut salutis aliquam offerebat, consederat. Nachdem er von dem Nachtheil gesprochen, der aus einer solchen Kriegsweise, sich zu verbergen und unerwartet hervorzubrechen, für ein Rómerbeer entstehe, fåhrt er fort: ad finitimas civitates nuncios dimittit, omnes ad se evocat spe prædæ, ad diripiendos Eburones, ut potius in silvis Gallorum vita, quam legionarius miles periclitetur.

Valens hielt es für die kaiserliche Würde entchrend auf feindlichem Boden zu unterhandeln, der Führer der Cherwinger aber weigerte sich über die Donau zu gehen, da ein Eid und Befehle seines Vaters ihm verboten, den römischen Boden zu betreten. Um sich gegenseitig nichts zu vergeben, fuhren die beiden Fürsten, jeder mit einer Anzahl Bewaffneter in die Mitte der Donau zur Unterredung, verständigten sich wegen des Friedens, und stellten sich zur beiderseitigen Sicherung und Erfüllung der Bedingungen Geißel. 48)

Das Nähere der Unterredung und die dabei stattfindenden Umstände hat der Philosoph Themistius, 49) der selbst zugegen war, mit oratorischem Wortschwall und lobpreisender Schmeichelei so entstellt, daß es schwer seyn möchte das Wahre heraus zu finden und von dem Falschen zu sichten. Allein so viel scheint doch daraus zuverlässig hervorzugehen: Athanarich war mit vielen Führern der Westgothen, (Themistius nennt sie Könige der Barbaren) und mit zahlreichem Volke an die Donau gekommen; nur mit einer måßigen Anzahl fuhr er dem Kaiser auf dem Strome entgegen. Die Unterhandlungen dauerten den ganzen Lag; lange wollte Athanarich sich nicht zu den gemachten Bedingungen verstehen; oder er machte solche Forderungen, welche ihm die Römer nicht einräumen wollten. Die Einsicht, Klugheit und Schärfe des Verstandes leuchtete überall bei dem Richter der Therwinger hervor: endlich siegte der zum Frieden. geneigte Sinn der Zusammengekommenen: ein Vertrag ward geschlossen, von dem nur kurz bemerkt wird, daß er nicht schimpflich für die Würde des römischen Volkes gewesen, 50) woraus zur Genüge zu ersehen ist, daß die Gothen nicht in Nachtheil kamen. Sehr wahrscheinlich ist es, daß der Frieden auf dem Fuße des Vertrages mit Constantin dem Großen wieder hergestellt ward, und die Gothen also im Ganzen siegreich aus dem Kampf herausgingen.

48) Ammian. Marcellin. et Zosimus 1. c.

49) Themist. Orat. X, p. 129-141 ed. Paris. 1684.
50) Zosimus L. IV. c. 11.

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