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sie sich meistens mit Verlust auf ihre Schiffe zurück ziehen mußten. Der schlechte Fortgang in den Unternehmungen, für rohe Barbaren, die selten Ausdauer haben, sehr entmuthigend, erzeugte Unzufriedenheit und Theilung unter den Führern. Ein Theil segelte nach Creta und Cypern, und verwüstete diese Inseln: jedoch die größte Anzahl richtete ihre Fahrt gegen den Berg Athos, und belagerte Cassandria und Thessalonich. Schon hatten sie diese Städte hart bedrängt und beinahe zur Uebergabe genöthigt, als sie von der Annäherung des Kaisers Claudius Kunde erhielten. Sie brachen sogleich auf und zogen dem römischen Heere entgegen. Der Kaiser faßte den verzweifelten Entschluß, ungeachtet sein Heer in keinem sehr guten Zustande war, den viel zahlreichern Feinden eine Schlacht zu liefern. In der Gegend von Naissus, einer Stadt von Dardania, ward gestritten. Anfangs wichen die Römer der gothischen Uebermacht: ohne die Besonnenheit des Kaisers wäre die Schlacht verloren gewesen: allein er wußte das Treffen wiederherzustellen, fiel die Feinde unerwartet auf der unbes deckten Seite an, und brachte ihnen eine Niederlage bei, in der sie 50,000 Mann einbüßten. Durch diesen glänzenden Sieg des Claudius, der davon den Beinamen Gothicus erhielt, waren die Gothen gezwungen den Rückzug anzutreten. Daß man es aber schon damals so gut verstanden, wie in neuerer Zeit, die Niederlage der Feinde zu vergrößern, zeigt der Brief des Kaisers an den Junius Brocchus, Statthalter von Jllyrien, den uns Trebellius Pollio (in Claudio c. 8) mittheilt: hier heißt es:,,Wir haben 320,000 Gothen zernichtet, 2000 Schiffe versenkt. Die Flüsse sind mit Schilden, Schwertern und Lanzen bedeckt wie auch alle Ufer. Auf den Feldern sieht man nur Gebeine, alle Wege sind mit Blut besudelt, die ungeheure Wagenburg steht verlassen. Wir haben eine solche Menge Weiber gefangen, daß jeder Soldat 2 bis 3 Sklavinnen zu seinem Antheil erhalten kann.“

Daß dieser Bericht von der Schlacht bei Naissus übertrieben ist, wissen wir aus Zosimus (I, 45), einem unverdächtigen Zeus

gen in dieser Geschichte. Nach der Schlacht zogen sich die übrigen Gothen unter dem Schuß ihrer Wagenburg zurück nach Macedonien. Aus Mangel an Lebensmitteln aber kamen hier viele um. Claudius hatte den Probus mit einer Flotte abge schickt und die meisten Schiffe der Feinde zerstören lassen; die Gothen waren daher gezwungen den Weg in ihre Heimath zu Lande zu machen. Sie zogen sich an das Håmusgebirg. Clandius verfolgte sie, und suchte sie unter beståndigen Gefechten immermehr einzuschließen, wobei freilich die Römer auch manche Niederlagen erlitten. Dem Mangel, Elend und den ansteckenden Seuchen, welche sich über das ganze Land verbreiteten, unterlagen endlich die Gothen mehr als dem Schwerte des Claudius: die meisten skarben, von der Krankheit ergriffen, dahin: viele wurden den römischen Legionen beigemischt, nur sehr wenige erreichten ihre Heimath. Auch der Kaiser Claudius ward ein Opfer der überall verbreiteten Seuche. 21) Unter der ganzen kurzen Regierung seines Bruders Quintillus, wurde der Rest der Gothen, die noch in Thrazien zurückgeblieben waren, von den Landesbewohnern aufgerieben. 22)

Da man die Truppen, welche die Gebirgspåsse des Håmus und die Ufer der Donau beseßten, anderswo brauchte; so war die Grenze neuen Einfällen Preiß gegeben. Die gothischen und vandalischen Stämme benußten diese Gelegenheit, und über

21) Zosimus L. I, c. 43-45 gibt die genauesten Nachrichten über den Krieg des Claudius mit den Gothen. Jornandes schweigt ganz von der Schlacht bei Naissus. Trebellius Pollio (in Claudio c. 8-12) und Zonaras XII, p. 638 geben über manches Aufschluß. Victor in Epitome und Eutropius IX, 11 erwähnen der Sache auch. Nach Zonaras 1. c. hätten die Gothen bei diesem letzten Seezug auch Athen erobert, was sich aus keinem andern Schriftsteller beweisen läßt. Er erzählt dabei das bekannte Mährchen, die Gothen hätten alle Bücher in der Stadt zusammengetragen und sie verbrennen wollen, waren aber von ihren Führern von diesem Beginnen abgehalten worden. Denn, sagten sie, so lange sich die Griechen mit Büchern beschäftigen, werden sie an der Uebung der Waffen verhindert und uns nicht gefährlich.

22) Trebell. Pollio in Claudio c. 12. Sub hoc (Quintillo) barbari, qui superfuerant, Anchialo vastata, conati sunt Nicopolin obtinere. Sed illi provincialium virtute obtriti sunt. Nach Jornandes c. 20 sollte man jedoch diese Angabe sehr in Verdacht ziehen.

schwemmten die Lånder an der Donau. Des Quintillus Nachfolger, Aurelian, zog herbei und kämpfte mit ihnen in Thracien in einer blutigen Schlacht, wobei 5000 Gothen blieben. Von beiden Seiten, des Krieges müde, sehnte man sich nach Ruhe. Die Gothen verstanden sich dazu sich über die Donau zurückzu ziehen und wurden gegen Bezahlung mit Lebensmitteln versehen. Die große Provinz Dacia aber, welche der Kaiser doch nicht mehr schüßen konnte, überließ er den Gothen (272). Zur stårkeren Befestigung des Friedens ließ er sich die Söhne und Löchter der Häupter als Geißeln geben. Erstere wurden in der Nähe des Kaisers in den Waffen geübt, lettere ließ er gut erziehen und verheirathete sie an seine Hauptleute. 23)

Zum Glück für das durch die Stürme der innern Kriege stark erschütterte Reich unterblieben die Streifzüge der Gothen ins römische Gebiet fast 50 Jahre. 24) Die großen Anstrengungen in den vier auf einander folgenden Zügen, besonders aber die durch Claudius erlittene Niederlage und noch mehr die ansteckenden Krankheiten hatten die gothische Nation so geschwächt und erschöpft, daß sie nicht einmal nach der ersten Generation einen ähnlichen Zug unternehmen konnte: und nachdem sie sich ein wenig erholt hatte, mußten erst die benachbarten Völker der Sarmaten, Gepiden, Burgunder, Vandalen, Alanen 2c., wovon die meisten früher den Waffen der Gothen unterlegen waren oder doch wenigstens als Streitgenossen folgten, wieder bekriegt werden. Unter der Regierung des Diocletian (235—305), der die Gränzen des Reichs von seinen streng disciplinirten Truppen

c. 22.

23) Ueber Aurelian's Krieg und Vertrag mit den Gothen vergleiche man Zosimus L. I, c. 48 et 49. Flavius Vopiscus in Aureliano Gothorum quin etiam ducem, Cannabam sive Cannabaudem, cum quinque millibus hominum, trans Danubium interemit; u. c. 34 wo von dem Triumphzug des Kaisers die Rede ist: Ductae sunt et decem mulieres, quas virili habitu pugnantes inter Gothos ceperat. Eutrop. IX, 15. Sext. Ruf. c. 9. Dexippus in excerpt. legationum p. 8. ed. Venet. Ammian. Marcellin. XXXI, c. 6.

24) Nur unter des Kaisers Tacitus Regierung fielen die Gothen in Colchis und Kleinasien ein, wurden aber von ihm mit Verlust geschlagen. Vopiscus in Tacit. c. 13. Zosimus L. I. c. 53. Auf des Lacitus Münzen findet man auf dem Revers Victoria Gothica. ap. Banduri p. 427.

sichern ließ, wagten die Germanen an der Donau nicht in das römische Reich einzufallen; sie wandten daher ihre Waffen gegen einander und bekriegten sich selbst. 25) Die Ostgothen unterwarfen sich die Burgunder und, mit diesen vereint, griffen sie die Alanen an: die Therwinger und Laifalen aber, d. i. die Westgothen kriegten mit den Vandalen und Gepiden. Aus diesem Kampfe gingen die Gothen siegreich hervor, und wurden dann den Römern doppelt fürchterlich. 26)

Erst nachdem Constantin fast alle seine Gegner überwunden hatte (322), erscheinen die Gothen wieder im Kriege mit den Römern. Jedoch haben wir darüber so kurze und abgerissene Nachrichten, daß es schwer ist, etwas Bestimmtes über das erste Zusammentreffen Constantins mit den Gothen anzugeben. Könnte man annehmen, daß Zosimus 27) sich geirrt, und die Sarmaten anstatt der Gothen genannt habe; so wåren sie über die Donau gegangen und hätten mehrere Städte belagert, bis der Kaiser ihnen entgegen rückte. Dieser fiel sie sogleich an, brachte ihnen eine bedeutende Niederlage bei, und zwang die übrigen über die Donau zu fliehen. Um sie aber auf långere Zeit von neuen Einfällen abzuschrecken, ging Constantín über die Donau und brachte die Feinde in Dacien so ins Gedränge, daß diese den Tributgeldern, welche sie früher von den Römern erhielten, 20) entsagten, um Friede flehten, und sich viele erboten in der kaiserlichen Armee zu dienen. Der Kaiser bewilligte ihnen den Frieden; daß aber schon damals 40,000 Mann Gothen als

25) Panegyr. Vet. Mamertin II. c. 16. Ruunt omnes in sanguinem suum populi, quibus non contigit esse Romanis obstinatæque feritatis poenas nunc sponte persolvunt. c. 17. Gothi Burgundios penitus exscindunt. Rursum pro victis armantur Alamanni (Valestus liest Alani) itemque Thervingi, pars alia Gothorum, adjuncta manu Thaifalorum, adversum Vandalos Gepidesque concurrunt,

26) Nach Jornandes c. 21. þátte Maximinian (oder vielmehr Galerius) mit gothischen Hülfsvölkern gegen die Parther Krieg geführt, und als man ihrer Hülfe nicht mehr bedurfte, sie vernachlässigt. Kein anderer Schriftsteller erwähnt etwas davon.

27) Lib II, 21. Man vergl. auch Panegyr. Optatian. c. 23. Auctor. anonym. vitæ Constantin. hinter den Valesian. Ammian. Jornandes c. 21. 28) Euseb. in vit. Constantin. L. IV, c. 5. Socrates L. I, c. 14.

Foederati im faiserlichen Heere aufgenommen seyen, wie Jors nandes (c. 21) angiebt, ist nicht zu glauben. 29) Wenn der gethische Geschichtschreiber sich nicht geirrt und das Bündniß Constantins mit dem des Theodosius verwechselt hat, so ist dieser Vertrag Constantins mit der gothischen Nation auf jeden Fall später zu sehen. Da er bei der Bestegung des Licinius (323) gothische Hülfsvölker hatte, so mag dieses zu jener Angabe Veranlassung gegeben haben.

Die Gothen, an den Krieg gewöhnt, haßten die Ruhe. Die benachbarten Völker wurden daher mit Krieg überzogen: und die geschlagenen Vandalen entgingen nur durch die Vereinigung mit den Sarmaten, einem kriegerischen Volke, nördlich von der Donau, einer gänzlichen Abhängigkeit. Allein auch vereint mit den Sarmaten konnten sie der Uebermacht der Gothen nicht widerstehen, und wurden in mehreren blutigen Schlachten besiegt. Um nicht ganz zu unterliegen, wandte man sich an den Kaiser und flehte ihn um Hülfe an. Constantin, der schon lange mit Mißfallen die wachsende Macht der Gothen bemerkte, nahm sich gern der Schwächern an, und hoffte aus dieser Uneinigkeit unter den Germanen für sich die größten Vortheile zu ziehen. Er hatte noch nicht ein Heer an der Donau zusammengebracht, als der gothische König Ararich, benach richtigt von des Kaisers Allianz mit den Sarmaten, plößlich (331) die Donau überschritt und die Provinz Mösia mit Schrecken und Verheerung erfüllte. Der Kaiser führte in eigener Person sein Heer gegen die Feinde, hatte aber den Verdruß seine Leute vor einer unbeträchtlichen Anzahl Gothen fliehen zu sehen; und wollte Constantin nicht in die Hånde der Feinde fallen, so mußte er den Flüchtlingen folgen.

Die Stärke der Gothen beweist die folgende zweite Schlacht, welche zwar die Römer gewannen, allein der Krieg war damit noch keineswegs beendigt. Erst nach mehreren hartnäckigen

29) Gibbon (history of the decl. and fall of the R. emp. ch. 14. T. II, p. 212. ed. Lip.) folgt dieser Angabe.

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