Зображення сторінки
PDF
ePub

dem Versprechen bald die Köpfe der Rebellen und Friedensbot, schaft zu überschicken, verband sich nun mit Dardanus, dem einzigen Statthalter in Gallien, der dem Kaiser treu geblieben war, und bekriegte die beiden Brüder. Diese, größtentheils von den Ihrigen verlassen, suchten sich in feste Städte zu retten : allein hier fanden sie nur kurzen Schuß. Denn Valentia, wohin sich Jovinus geflüchtet hatte, ward von den Gothen erstürmt, und die Stadt Narbonne, worin sich Sebastian eingeschlossen, eroberte Dardanus. So war diese Rebellion schnell unterdrückt, und die Köpfe der beiden Usurpatoren wurden dem Kaiser zugeschickt (413) 124).

Man sollte denken, daß nun zwischen dem Kaiser und Gothenkönig ein gutes Vernehmen statt gefunden hätte. Allein ein Vertrag, der vor der Besiegung des Jovinus geschlossen wurde und demzufolge die Placidia zurückgegeben, den Gothen aber Getraide geliefert werden sollte, ward von beiden Theilen nicht erfüllt, und gab jedem den Vorwand den Gegner des Beginns der Feindseligkeiten zu beschuldigen. So fing Ataulph, der nicht im geringsten im Sinne hatte, die mit Leidenschaft geliebte Prinzessin von sich zu lassen, den Krieg wieder an, weil ihm der Kaiser das versprochene Getraide nicht schickte. Um sich solches mit Gewalt zu verschaffen, da sein Volk dessen im verarmten Gallien sehr benöthigt war, suchte er die reiche Stadt Massilia (Marseille) zu überrumpeln: denn er hoffte hier große Vorråthe zu finden. Allein der Statthalter daselbst, jener Bonifacius, der später den Verlust Afrika's veranlaßte, merkte frühzeitig genug die Absicht Ataulphs, um Vorkehrungen gegen den Ueberfall zu treffen. Die Gothen wurden mit Vers lust zurückgeschlagen, und ihr König håtte auf der Flucht fast sein Leben eingebüßt 125).

124) Ueber Ataulphs_erstes Erscheinen in Gallien, und sein Verhältniß zu Jovinus ist Olympiodor. p. 58 et 59 ed. B. Hauptquelle. Außerdem sind zu vergleichen: Prosperi Chronicon bei du Chesne T. I. p. 198. Idat. et Marcellin. Chronic. Orosius L. VII, c. 42. Sozomen. L. IX, c. 15.

125) Olympiodor. ap Phot. p. 59.

Diese mißlungene Unternehmung gegen Marseille schreckte ihn nicht ab, seine Waffen gegen eine andere nicht minder bedeutende Stadt zu versuchen. Narbonne, am Meere gelegen, wichtig durch seine stete Verbindung mit Spanien, hatte keinen so vorsichtigen Befehlshaber als Bonifacius. Die Gothen bemächtigten sich der Stadt 126), und breiteten ihre Eroberungen in der Umgegend aus, so daß die bedeutenden Stådte Loulouse 127) und Bordeaur auch in ihre Gewalt kamen. 128).

Honorius, der gern mit Ataulph Frieden geschlossen håtte, fand sich in solcher Lage, daß er nicht wußte, was er thun sollte. Denn der Patricier Constantius, die bisherige Stüße des Thrones, welchem der Kaiser die Schwester verlobt hatte, brachte es durch seinen Einfluß dahin, daß bei allen Friedensunterhandlungen es zur ersten Bedingung gemacht wurde, die gefangene Placidia auszuliefern. Um dieses nicht thun zu müssen, machte Ataulph die überspanntesten Forderungen, von denen er wußte, daß sie ihm der Kaiser nicht zugestehen durfte.

Nach des Zosimus Bericht, den wir für den genauesten und zuverlässigsten halten, wurde Placidia 129) bei der zweiten Einnahme Roms gefangen. Sie blieb gleichsam als Geißel in den Hånden der Gothen, die ihr jedoch alle einer kaisers lichen Prinzessin nur gebührende Ehre und Achtung bewiesen 130). Bald faßte Ataulph, Alarichs Nachfolger, obwohl schon verheirathet, eine leidenschaftliche Liebe zu der schönen

126) Idat. Chronic. 1. c. Nach Tillemont Art. 51 sur Honoré båtte Ataulph Narbonne früher erobert, als er den Versuch machte sich Marseille's zu bemächtigen. Vaisette in der Histoire de Languedoc Not. XLV. T. I. p. 642 zeigt, daß Narbonne spåter erobert wurde. 127) Rutilii Numantian. itinerar. v. 493 sqq.

128) Paulini Eucharistic. v. 311 sq.

129) Sie war die Tochter Theodosius des Großen und der Galla, seiner zweiten Gemahlin, wurde in Constantinopel erzogen, und kam mit ihrem Bruder Honorius nach dem Tode ihres Vaters in den Occident. Bei der ersten Belagerung Roms durch Alarich war sie in der Stadt zugegen, wie wir aus Zosimus L. V. c. 38 wissen, da dieser erzählt, daß sie mit zum Tode der Serena, der Gemahlin Stilicho's, gestimmt habe.

130) Zosimus L. VI, c. 12.

Prinzessin. Sie zur Königin der Gothen zu erheben, war sein Wunsch und sein Streben, wogegen sich freilich viele Schwierigkeiten erhoben. Es war für den Gothenkönig nicht leicht 131), obwohl er ein schöner, mit vortrefflichen Eigenschaften reich ausgestatteter Mann war 132), die Liebe einer Prinzessin zu gewinnen, die ihn als einen Feind ihres Bruders und ihres Volkes ansehen mußte. Doch das weibliche Herz, das oft großer Aufopferungen fähig ist, wenn dadurch etwas Gutes gestiftet wird, zeigte sich auch bei der Placidia edel und groß. Um den Völkern den schon lang entbehrten Frieden wiederzuschenken, gab sie endlich den Zureden des Römers Candidianus nach, Ataulphs Gemahlin zu werden 133).

Im Monate Januar des Jahres 414 wurde in Narbonne 134) im Hause des Ingenius, eines der angesehensten Männer der Stadt, die Hochzeit auf das prachtvollste begangen. Ataulph suchte seine Braut mit dem größten Glanze zu umgeben. Wie eine Kaiserin gekleidet, saß sie, überreich geschmückt, auf einem Chron. Ihr zur Seite in römischer Kleidung nahm der gothische König den zweiten Plaß ein. Unter den reichen Geschenken,

131) Gibbon chapt. 31. sagt ganz gegen Olympiodor, den Hauptschriftsteller für Placidia's Geschichte: The daughter of Theodosius submitted without reluctance to the desires of the conqueror,

132) Jornandes c. 31. Vesegothi regnum Ataulfo, et forma et mente conspicuo tradunt. Nam erat quamvis non adeo proceritate staturae formatus, quantum pulchritudine corporis, vultuque decorus.

133) Dieses sagt Olympiodor ausdrücklich und ist zu wenig von vielen berücksichtigt worden: ap. Photium p. 59 ed. Bekker: Adαovi σπουδῇ καὶ ὑποθήκῃ Κανδιδιανοῦ ὁ πρὸς Πλακιδίαν συντελεῖται γάμος κ.τ.λ.

134) Gibbon hat Unrecht, wenn er die Hochzeit Ataulphs mit Placidia als in Italien gefeiert angibt. Er folgt einem weniger genauen Schriftsteller, dem Jornandes c. 31. Dieser sagt: Quam (Placidiam) ob generis nobilitatem, formaeque pulchritudinem et integritatem castitatis attendens, in Foro Livii (d. i. Forli, andere lesen: Foro Cornelii d. i. Imola) Aemiliae civitate, suo matrimonio legitime copulavit. Nach Maskou B. VIII. §. 36. not. I. anzunehmen, in Italien wäre die Verlobung geschehen, und in Narbonne erst das Beilager vollzogen worden, wird wohl nicht viel Beifall finden. Da ältere Schriftsteller als Jornandes, nämlich Olympiodor I. c. und Idatius in der Chronit (ad A. Honorii XX) ausdrücklich der Hochzeit, und ihrer Feierlichkeiten zu Narbonne erwähnen; so läßt sich auch nicht die Anficht einiger neueren Geschichtschreiber annehmen, als wäre dort nur die Jahresfeier der Hochzeit begangen worden.

welche er nach der Sitte seines Volkes der Neuvermählten überreichen ließ, zeichneten sich besonders die Schäße aus, welche fünfzig in Seide gekleidete Jünglinge übergaben. Jeder von diesen trug zwey große Gefäße, wovon das eine mit Gold und das andere mit kostbaren Edelsteinen angefüllt war. Dieses mochte mit zu den Hauptreichthümern gehören, welche die Gothen bei der mehrmaligen Einnahme Roms erbeutet hatten. Attalus, der vom Alarich auf den Thron gehobene und wieder gestürzte Kaiser, stimmte als Führer des Chores zuerst die Hochzeitsgesånge an. Dieses Fest feierten Gothen und Römer einträchtig und jubelnd, da sie jezt mit der Hoffnung erfüllt waren, das Ende aller Kriegesleiden und den Anfang einer bessern Zeit vor sich zu haben 135).

Doch man hatte sich sehr geirrt. Obwohl jezt Ataulph mehr als je mit dem Kaiser, seinem Schwager, Frieden wünschte, und ihn seine Gemahlin in dieser Gesinnung zu bestårken suchte; so fing Constantius, der verdrängte Liebhaber, der allen Einfluß am Hofe zu Ravenna hatte, wieder von neuem die Feindseligkeiten an: denn nur dadurch konnte er seine Rache fåttigen. Weil Araulph den Krieg nicht verschmähte, wenn er dazu gereizt wurde; so trat er abermals als Feind der Römer auf, und der charakterlose Attalus, zu allem willfährig, der abwechselnd den Kaiser, den Unterhändler, den Chorführer machte, wurde nun wieder mit dem kaiserlichen Purpur umgethan 136).

Unerwartet schnell rückte Constantius von Arles aus gegen Narbonne, den gewöhnlichen Wohnsitz des westgothischen Königs 137). Dieser war schon vor der Annäherung der Römer gegen die

135) Olympiodor. ap. Phot. p. 59. beschreibt uns diese Hochzeitfeierlichkeiten ausführlich.

136) Prosper. Chronic. ad Consulat. Constantii et Constantis (A. 415. Das Jahr ist unrichtig, 414 war es) Attalus Gothorum consilio et praesidio tyrannidem resumit in Galliis: und Paulin. Eucharistic. v. 291 sqq.

137) Maskou B. VIII, §. 36 giebt nach Gothofredus Viterbiensis (in Pantheo T. XVI, p. 402.) und Otto Frisingensis (Chronicon L. IV, c. 21) an, daß Heraclea an der Rhone, das nachherige St. Gilles, der

Pyrenåen gezogen, hatte aber einen Theil des gothischen Heeres in der Stadt zurück gelassen. Die Zurückgebliebenen, die Ueber. macht des kaiserlichen Generals fürchtend, überließen ob ohne Schlacht oder erst nach erlittener Niederlage, ist ungewiß die Stadt, und nahmen unter vielen Verheerungen ihren Weg nach Spanien, wo ihr König Ende des Jahres 414 angekom men war 138). Ehe die Gothen Gallien verließen, plünderten sie

ihm

Wohnsiz Ataulphs gewesen, da, wie die angeführten Schriftsteller bewiesen, der Ort lange Palatium Gothorum und das nahe dabei gelegene Gehölz la Selva gothesca (Catel mémoires de l'histoire de Languedoc p. 453.) gebeißen habe. Die Bestätigung dieser Behauptung durch die Inschrift, welche bei St. Gilles gefunden seyn soll, widerruft Maskou, (im 2ten Bd. Anmerk. 12) nachdem ihm die gelehrte und gründliche Widerlegung von Vaisette in der histoire de Languedoc not. 46. p. 643. zu Geficht gekommen war. Die Inscription, welche Ataulph und der Placidia zu Ehren gesezt seyn sollte, lautet so:

Ataulpho Flavio

Potentissimo regi, regum rectissimo,

Victori victorum invictissimo, Vandalica
Barbarici depulsori, et Cæsarea Placidia
Animae suæ: dominis suis clementissimis
Anatilii, Narbonenses, Arecomici

Optimis principibus in palatio

Posuerunt ob electam Heracleam in regiæ

Majestatis sedem.

Daß diese Inschrift falsch und in viel späterer Zeit gemacht worden sey, zeigt die angeführte Note in der Geschichte von Languedoc aus innern Gründen der Sprache und der Geschichte. Was die Angabe des Gottfried von Viterbo und Otto von Freisingen, von einem Palatium Gothorum und der Name eines Waldes bei St. Gilles, Selva Gothesca, betrifft, so sagt sie mit Recht p. 645: Ces autoritez prouvent tout au plus, que quelqu'un des rois Visigots, qui regnèrent dans les Gaules, fit construire un palais à S. Gilles ou aux environs, ce que nous ne disputons pas; mais ce dût être posterieurement à la mort de l'empereur Majorien, puisque c'est seulement depuis ce tems-là, que ces peuples étendirent leur domination jusqu'au Rhône. Ferner wird sehr gut bewiesen, daß das alte Heraclea schon einige 100 Jahre vor Ataulph gar nicht mehr eristirt und dieser König wohl nicht seinen Wohnsitz im Territorium seines Todfeindes Constantius, in Arles, aufgeschlagen habe.

138) Orosius L. VII, c. 43. Anno ab urbe Condita MCLXVIII, Constantius comes apud Arelatum Galliæ urbem consistens, magna gerendarum rerum industria Gothos Narbona expulit; atque abire in Hispaniam coëgit, interdicto præcipue, atque intercluso omni commeatu navium, et peregrinorum usu commerciorum. Pagi in annal. ad ann. 414 bat bewiesen, daß es das Jahr 414 war: man vergleiche was Idatius in Chronic. ad ann. Honorii XXII sagt, was ganz mit Orosius übereinstimmt. Gibbon chapt. 31. stellt die Sache ganz anders dar, als die Quellen erzählen: He (Adolphus) readily accepted the proposal of turning his victorious arms against the Barbarians of Spain: the troops of Con

« НазадПродовжити »