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seiner Versprechungen hat fehlen lassen, als wenn man ihm die Absicht imputirt, eine Kirche umzustürzen, deren Haupt er ist und die zu erhalten und zu beschirmen er feierlich geschworen hat?

,,Aber wo bleibt da der gesunde Menschenverstand? Wenn der protestantische Thronerbe als ein erklärter Feind unserer Kirche betrachtet werden und wenn das Lutherthum nicht besser sein soll als der Papismus, wesshalb macht dann der Verfasser ein so grosses Verdienst aus dem Eifer seiner Freunde für die Succession, aus der Sorge, die ihre Parlamente getragen, sie zu befestigen und dem Zujauchzen der Tories bei der Ankunft Sr. Majestät? Soll man den Leuten dafür Dank wissen, dass sie die Succession einem Feinde der Kirche zugewendet und das Lutherthum auf den Thron gesetzt haben, welches uns der Verfasser als ein so gefährliches Ungeheuer schildert? Soll man glauben, dass er und seine Freunde diese Religion erst seit Ankunft des Königs gekannt haben? Keineswegs; aber sie wurden nicht umschmeichelt, dass sie in Amt und Würden verblieben, in welchem Falle sie ohne Frage das Lob des Lutherthums und seiner Conformität mit der anglikanischen Kirche gesungen haben würden. Statt dessen vom Hofe geschieden, wird ihnen diese Religion auf einmal so furchtbar wie der Papismus selber und der protestantische Thronerbe der Nation eben so verdächtig, wie der Prätendent.

,,Wenn die Herren bei der schlaffen Moral beharrten, die in ihrer Handlungsweise und an so vielen Unregelmässigkeiten erscheint, die ihr Leben entehren, so könnte man sich entschliessen, darüber einen Schleier zu werfen. Aber alle Geduld hat ein Ende, wenn man sieht, wie Leute ohne Religion die Kirche in jene Verachtung herabziehen, die ihnen selber mit Recht anhaftet, und ihre eigene Sache zur Sache der anglikanischen Kirche machen wollen. Diese Kirche, so berühmt durch so viele grosse Männer und so viele würdige Prälaten, die sie hervorgebracht, so ehrwürdig durch die Reinheit ihrer Lehre, ihrer Disciplin und ihres Cultus, ist es nicht minder durch ihre weite Nächstenliebe (par l'estendue de sa charité). Sie hat behufs völliger Wiedervereinigung der Protestanten und zur Bekehrung

der Ungläubigen Nichts verabsäumt. Die von dem verstorbenen Könige Wilhelm gestiftete Gesellschaft zur Ausbreitung des Evangeliums hat daran mit unermüdlicher Sorge gearbeitet. Dieselbe Kirche hat mit ihrer mildherzigen Beihilfe die Protestanten anderer Communionen überschüttet, welche um des Glaubens willen verfolgt ein Asyl in ihrem Schoss gesucht. In dieser Beziehung hat sich die verstorbene Königin ruhmreichen Andenkens während des ganzen Verlaufs ihrer Regierung ausgezeichnet. Noch die letzten Sorgen ihrer Frömmigkeit waren erspriesslich darauf gerichtet, treue Bekenner der Wahrheit von den Galeeren*) zu erlösen. Und da ist nun eine Handvoll Unglücklicher, sehr unwürdiger Mitglieder dieser Kirche, als deren Eiferer sie sich brüsten, welche sie zum Vorwand des Ehrgeizes und privater Rachsucht nehmen und ihr denselben Verfolgungseifer einflössen möchten, von dem man diese Leute beseelt gesehen, während sie die Macht in Händen hatten, um die Ueberzeugung zu erwecken, dass diese Kirche die Protestanten anderer Communionen mit denselben Augen betrachte wie die Papisten, und um sie vom Geiste der Nächstenliebe zu entkleiden, ohne welche es kein Christenthum gibt. Das also sind die Leute, welche sich Churchmen par excellence nennen, die in Wahrheit den Namen verdienen würden, wenn Grausamkeit, Wildheit und unversöhnlicher Hass die Eigenschaften wären, welche genügen, um Solches zu beanspruchen."

Soweit Robethon, der hier vorausschauend die Kirchenpolitik zeichnet, an welche die Herrscher aus dem Welfenhause auf dem englischen Thron sich im Grossen und Ganzen gehalten haben.

Der Barbaresken.

SIR ROBERT PEEL.

Nach ewigen Gesetzen, deren harmonisches Walten unser begrenztes Auge nicht zu durchdringen vermag, ist die Lösung der grössten Aufgaben der Menschheit auf bestimmte Völker und bestimmte Epochen vertheilt. Um die Zeit, als andere hervorragende Staaten des Abendlandes sich zu grösseren Einheiten sammelten und über den Ocean in eine neue Welt bis zu den Antipoden hinausgriffen, um die fernsten Gestade zu besiedeln und dem menschlichen Gedeihen in Handel und Gewerbe neue unermessliche Furthen zu eröffnen, hatte die deutsche Nation im Kampfe mit römischer Kirchensatzung die evangelische Freiheit des Einzelnen und der Gemeinde für die übrigen Völker und für die Welt mit ihrem Herzblut, ja, um den Preis ihrer politischen Auflösung zu erkaufen. Fast scheint es, als ob wir in diesen höchsten Dingen, in Sachen des Glaubens und der geistigen Selbständigkeit, immerdar die Vorkämpfer der Anderen bleiben sollen, und zwar erst recht, nachdem wir uns endlich wiedergefunden, um mit Gottes Hülfe die feste Wölbung des nationalen Staats über das eigene Dasein zu spannen. Andererseits aber war es dem wirthschaftlichen Instinct der Engländer vorbehalten, die gewaltigste Entwicklung auf dem Gebiete des materiellen Lebens, den Uebergang vom geschlossenen Monopolismus zur commerciellen und industriellen Befreiung an sich selber den übrigen voraus und zum Nutzen der Gesammtheit durchzukämpfen. Seit jener Schifffahrtsacte des grossen Protectors, die noch aus der maritimen Phase der Glaubenskriege stammt, hatten sie in einer Reihe grosser Friedensschlüsse des achtzehnten Jahrhunderts romanischen und germanischen Seemächten, den katholischen Spaniern und Franzosen wie den prote

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stantischen Niederländern, die wichtigsten Stützen des Welthandels abgerungen. Auch als in Nordamerika sich das eigene Fleisch und Bein losriss, erschien dieser warnende Stoss so wenig nachhaltig, dass, während sich das Festland vor der Despotie Napoleons und seiner Continentalsperre beugte, nur das Weltmeer frei blieb, aber allerdings eben dadurch, dass Britannia unbeschränkt die Wogen beherrschte. Die Unnatur eines Gegensatzes, wie die Geschichte keinen zweiten kennt, schrie denn auch mit dem Sturz Napoleons und dem Anbruch der Restauration nach Sühne, und aus dieser unausbleiblichen Sühne ist der Riesenaufschwung der materiellen Interessen erwachsen, auf den unsere Gegenwart stolz ist.

Dasselbe England indess, dessen Handelsmonopol damals höchstens nur in der Republik der Vereinigten Staaten einen Rivalen achten lernte, zog im eigenen Schosse bereits eine entfesselnde Kraft heran. Nicht zufrieden, die grosse Umsatzstelle für die Waaren aller Zonen zu sein, hatte es sich mit nationaler Zähigkeit auch auf Verarbeitung der allerwichtigsten derselben geworfen. Seitdem die Dampfkraft mit Hülfe der reichsten einheimischen Mineralschätze, der schwarzen Diamanten und des Eisens, die elementaren Gewalten zu bändigen begann, schienen vollends der englischen Massenproduction und ihrem Massenabsatz alle Küsten des Erdballs verfallen zu sein. Allein es erwuchsen nicht minder hemmende Momente: daheim das Proletariat mit den noch unerschlossenen sibyllinischen Büchern der socialen Frage, das Bleigewicht der ungeheueren Nationalschuld, die ersten Erfolge demokratischer Anläufe gegen den nicht mehr ausreichenden Aristokratismus des parlamentarischen Selfgovernments und der hartnäckige, von allen monopolistischen Corporationen erhobene Widerstand draussen aber der Entschluss der wieder frei gewordenen europäischen Staaten, selber zu ebenbürtigem wirthschaftlichem Dasein zu gedeihen. Später als anderswo drohte in England über solche von dem neuen Zeitalter aufgeworfene Fragen die Revolution. Die moderne Staatskunst hat ihr bis heute durch Reformen auszuweichen gewusst. Das geschieht dann aber um manchen kostbaren

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Preis, gegen gar viele schwere Opfer und selbst ein Stück Märtyrerthum, sobald eine grosse Persönlichkeit in sich gewissermaassen den Conflict des Jahrhunderts zusammenfasst. Diese Erscheinung tritt uns auch an dem edlen Staatsmanne entgegen, dessen Bild hier noch einmal aufgerollt werde zur Belehrung unser selbst, die wir als Epigonen noch keineswegs Alles gelöst haben, woran er sich einst versuchte.

Auch wenn ich sein Leben in mehr als skizzenhafter Ausführung erzählen wollte, würde man es arm an dramatischen Effecten finden. Das, worauf es uns dagegen ankommt, ist ausser dem allgemein menschlichen Gehalt das geschlossene Wesen des Mannes und seiner politischen Leistung, die ihn doch in eigener Weise über den Bereich von Raum und Zeit hinausheben.

Peel hat sich bekanntlich nicht zur Schande gerechnet, dass auch seine Wiege einst am Webstuhl seines Vaters gestanden. In der viel weiter hinaufreichenden Familienchronik freilich erscheinen die Vorfahren nicht sofort als Weber oder Spinner, sondern sie waren seit Jahrhunderten im Norden des Landes Bauern und kleine Grundbesitzer, als um 1600 ein William Peel, der, wie es scheint, wegen Glaubensdifferenzen aus Yorkshire auswanderte, sich bei Blackburn in Lancashire niederliess. Genealogen haben sich nachträglich abgequält, den Familiennamen zu einem aristokratischen zu stempeln, weil Peel im nordenglischen Dialekt einen Burgthurm bedeute. Aber der Grossvater des Ministers noch schüttelte den Kopf, wenn man seinem Namen auf Briefadressen die Titulatur Esquire hinzufügte. ,,Ein schöner Esquire das!" pflegte er zu sagen. Ein Enkel jenes William, Robert Peel, besass zuerst um 1640 eine Wollwaarenfabrik in Blackburn und erwarb sich ungeachtet der Bürgerkriege ein für seine Zeit nicht unbeträchtliches Vermögen. Von ihm stammt denn auch ein noch im Besitz der Familie befindliches kleines Gut in jener Gegend, Peelfold. Sein Urenkel erst ist jener Grossvater Robert Peel, der, mit einer Frau aus guter Familie verheirathet, sowohl Landwirthschaft als auch (mit einer damals öfter auftretenden Vorliebe für Mechanik) Baumwollspinnerei trieb, ein

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