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ihn die Franzosen zwar nicht mehr für einen Spanier, wohl aber für einen fictiven Gesandten verschrien, als welcher er indess am besten wirken könne. Nur das Geld müsse zu Handen sein. Dann könne die ganze Welt die Schweizer dem Könige nicht abspänstig machen, dem sie die grösste Verehrung zeigten, weil er allein sie nie betrogen habe. Zweierlei sei ihm bis dahin zu verhindern gelungen, der Abschluss des Friedens zwischen ihnen und Franz I. und eine Einigung des Kaisers mit demselben, der dafür die Venetianer Preis gegeben haben würde. *) Ein weiteres Hinderniss jedoch machte sich immer fühlbarer, dass der Papst nicht nur seine Subsidien einstellte, sondern in Folge des Vertrags von Bologna zu Ende des Jahrs die Eidgenossen allesammt sowie den Grauen Bund dem Frieden mit König Franz beizutreten aufforderte.

Von allen Seiten war daher die Sendung von Gefahren umlauert. Während Maximilian einen eigenen Botschafter an Heinrich VIII. abfertigte, und der gute Sir Robert Wingfield noch von Festigung der heiligen Liga mit Leo X. träumte und das gute Recht seines Herrn auf die französische Krone aus der Geschichte zu erweisen suchte **) und ein italienischer Parteigänger versicherte, dass, wenn sie klingendes Geld von Pace erhielten, die Schweizer den Franzosen noch vor Ende Januar aus Italien verjagen würden ***), machte dessen Mission vieler Orten nicht geringen Lärm. Wolsey hielt es für gerathen, sowohl Leo X. wie Franz I. durch den Bevollmächtigten in Rom wissen zu lassen, dass nur auf seine Verantwortung Pace an Cardinal Schinner geschickt worden, was dann Bischof Silvester wieder als die Ursache der grössten Erbitterung des Franzosenkönigs, vielleicht gar der schleunigen Einigung mit dem Papst darstellte. †) Nicht minder machte sich der diplomatische Schachzug als Glied einer grossen Kette diplomatischer Action in Brüssel bemerkbar, wo noch immer eine eng

*) II, 1258 8. Dec.

** Aus Füssen 10. Dec., Brewer II, 1265.

***) Se el secretario del vestro serenissimo re.....havesse una parte di dinari contanti che profecisse, certamente non starieno li Francessi per tuto Finero in Italia. Simon de Taxis an Spinelly, Brewer II, 1266.

†) Brewer II, 1280. 1281.

lische Botschaft weilte. Der Vertrag, den sie abgeschlossen, hatte höchstens die Auseinandersetzung wegen langjähriger Handelsdifferenzen vertagt. In allen anderen Stücken hatte sie beständig über die Doppelzüngigkeit der flandrischen Staatskunst und über die Intriguen zu klagen, welche Franz. hier eben so geschickt, wie in Schottland spielen liess. Namentlich in Tournai, seiner eigenen Angelegenheit, kam Wolsey gegen den überwiegenden Einfluss des französischen Rivalen keinen Schritt vorwärts. *) Nichtsdestoweniger richtete sich zu Ende des Jahrs ein wahrer Sturmlauf auf ihn und seine Entschlüsse. Am Hofe des Kaisers zu Ueberlingen weilten am 21. December der Cardinal von Sitten, Franz Sforza, Galeazzo Visconti und Richard Pace. **) Wie Maximilian den Grafen Bartolomeo de Tatiano an Heinrich VIII. abfertigte, so Schinner mit Pace's Empfehlung den Erzdechanten Melchior Lange, der einst Papst Julius' Kämmerling gewesen, als seinen eigenen Emissar an Wolsey. Erasmus gar, dem Wolsey eine Präbende in Tournai in Aussicht gestellt, schrieb, wie Pace ihn gebeten, einen Empfehlungsbrief, den Visconti selber überbringen sollte. ***) Der Bischof von Veroli, der immer noch in Zürich verweilte, aber bedenklich in des Kaisers Fahrwasser gerathen war, befürwortete, um den letzten Widerstand Berns, Freiburgs und Solothurns zu brechen, durch Schinner dringend die Uebersendung der englischen Gelder vermittelst des Bankhauses der Fugger. †) Wie verschieden auch ihr Standpunkt, so einigten sich Sitten, Wingfield und Pace doch zu einer gemeinsamen Vorstellung an den englischen Cardinal, um ihn zu überzeugen, wie sehr es im Interesse des Königs von England liege, die Schweizer um jeden Preis durch Abschluss einer Liga an sich zu fesseln, die im Zusammenhang mit anderen Bundesgenossen eine unbezwingliche sein würde. ††) Galeazzo Visconti, der sich immer noch als lombardischer Generalcapitän betrachtete, verzichtete zwar

*) Briefe von Tunstal und Knight, 17. Dec. Brewer II, 1291. 1296. **) Bericht Sir Robert Wingfields II, 1318.

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††) Ad hoc ista liga utilissima esset majestati regiae, sive pacem vellet sive bellum. Nam si pacem vellet, Galli non possent illam interrumpere

zunächst auf einen Besuch am Hofe Heinrichs, aber entwickelte in einem Schreiben an den König, wie Bern und Genossen, durch deren Verrath die grosse Schlacht verloren gegangen, weiter bekämpft werden müssten, wie er selber . in unverbrüchlicher Treue an der grossen Aufgabe fest halte und auf Unterstützung rechne. *)

Wahrlich die Entscheidung wurde dem englischen Staatsmanne, der es liebte, geschickt hindurch zu steuern, statt mit einem raschen, kräftigen Schlage zu handeln, durch ein so allgemeines Andrängen gerade nicht erleichtert. Vielleicht war es nicht von ungefähr, dass er eben jetzt mit der höchsten Stellung im Reich und allen persönlichen Machtmitteln ausgestattet wurde, welche sein ihm schrankenlos zugethaner Herr zu vergeben hatte. Nachdem ihm wenige Monate zuvor, was jetzt wohl schwerlich geschehen wäre, der Papst den rothen Hut verliehen, erhielt er am 22. December 1515 auch das grosse Staatssiegel und leistete am Weihnachtsabend in seiner Capelle zu Eltham den Eid als Lordkanzler von England.**)

timore Elvetiorum; si bellum, ultra Elvetios qui sufficerent, alios quoque amicos haberet. Augsburg 27. Dec. Brewer II, 1345.

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THOMAS CROMWELL, DER HAMMER

DER MÖNCHE.

Noch stehen Erforschung und Darstellung der englischen Geschichte im sechzehnten Jahrhundert weit zurück gegen die Epoche der Stuarts und der Republik, der Restauration und Wilhelms III. Die Ergebnisse der welthistorischen Kämpfe um das Verfassungsrecht haben seither für die Gegenwart ungleich mehr Anziehung geübt, als die gewaltsame Auseinandersetzung zwischen Kirche und Staat im Zeitalter der Tudors, durch welche die bereits von institutionellen Schranken eingehegte Krone, sobald sie in diesem Inselreiche sich selber an die Stelle des Papstes setzte, nach allen Richtungen kirchlicher Verwaltung und Gerichtsbarkeit supreme, absolute Macht gewann. An sich schon wird die Erkenntniss eines solchen complicirten Staatswesens durch seine Doppelnatur erschwert. Und wie viel mehr erst durch den unendlichen Reichthum und die Zerstreuung der in Betracht kommenden Berichte über alle Länder des Abendlandes. Abgesehen von manchen tüchtigen Vorarbeiten und Versuchen hat denn auch eine wissenschaftliche Sichtung der ungeheueren Quellenmasse erst neuerdings mit dem riesigsten aller Regestenwerke begonnen, von dem freilich nach bald zwanzigjähriger Arbeit heute noch nicht einmal zwanzig Jahre der Regierung Heinrichs VIII. vorliegen.*) Man kann demnach die Gründe ermessen, wesshalb der härteste Schlag, der Rom je versetzt wurde, und zwar gerade

*) Letters and Papers foreign and domestic of the Reign of Henry VIII, arranged and catalogued by J. S. Brewer, M. A. Seit 1862 bis jetzt 4 Theile in 7 mächtigen Bänden, die Jahre 1509-1528 umfassend nebst einem 8. Bande: Introduction and Appendix 1875.

durch den genannten König, wesshalb gar das Heldenthum, mit welchem das elisabethanische England der Gewalt und Tücke des in der Weltmacht Spaniens wurzelnden Jesuitismus begegnete, ihre verdiente Würdigung in der Geschichtschreibung bisher auch nur annähernd nicht haben finden können.

Lediglich die einleitende Periode, die Administration des Cardinals Wolsey, ist in jenen grossartigen Vorarbeiten fest abgeschlossen und wartet der Meisterhand, die einen so anziehenden Vorwurf plastisch zu gestalten vermag. Ueber denjenigen, welcher alsdann das Schisma staatsrechtlich durchführte und zuerst sich an die Spitze einer reformatorischen Partei zu schwingen wagte, über Thomas Cromwell, den,,Hammer der Mönche", lässt sich Gleiches höchstens in Bezug auf seine Anfänge behaupten. Während der zehn Jahre, in welchen er die rechte Hand Heinrichs VIII. war, bleibt der Historiker einstweilen auf die noch im Urzustande vorliegenden Materialien angewiesen. Füllen doch die beim Staatsprocesse dieses Ministers mit Beschlag belegten und im grossen Staatsarchiv zu London bewahrten Actenstücke nicht weniger als 52 starke Bände. Dazu kommt nun aber, dass sein Bild nur in starker Verdunkelung überliefert ist: weniger weil die gewaltige Gestalt seines jüngeren Namensvetters, des Protectors Oliver, der Betrachtung im Wege stand, als weil die Erinnerung an ihn selber von der Wuth der Gegensätze nicht verschont blieb. Römische und anglikanische Orthodoxie findet in dem tragischen Ausgange des verwegenen Neuerers die Rüstkammer voll schwerwiegender Gründe, um ihn durchweg zu verdammen, während das blindgläubige Puritanerthum an der Hand des feuerigen Martyrologen John Foxe ihn ohne Weiteres zu den Blutzeugen eines freien, auch dem Staate aufsagenden gottseligen Gemeindelebens zählen möchte. Aber gerade in unseren Tagen verdient der Mann nicht minder als die Sache, für die er stritt und litt, aus den zahlreichen echten Beweisstücken wiederum zur Anschauung gebracht zu werden. Und Nichts ist lohnender, als den wirklichen Spuren dieses merkwürdigen Lebensweges bedächtig nachzugehen. Die Familie stammte aus Lincolnshire, einer feld- und

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