Зображення сторінки
PDF
ePub

schärfsten einspruch erhob, bot ihm dieser kaufmann eine wette an, dass es ihm innerhalb eines monats gelingen würde sein weib in Waltam zu verführen und beweise über seinen erfolg zu bringen. Der gatte nahu die wette an und blieb in London zurück, während sein gegner nach Waltam reiste. Daselbst spiegelte derselbe der jungen frau vor ein freund ihres gatten zu sein; er hätte den auftrag ihr zu melden, dass dieser notwendiger geschäfte wegen noch einige zeit in der hauptstadt bleiben müsste. Sie nahm ihn als freund ihres mannes gut auf und nur als sie seine absicht merkte, suchte sie ihn zu meiden. Der junge kaufmann überlegte mittel und wege seine wette zu gewinnen, und gebrauchte schliesslich folgende list. Er stellte sich krank und gieng am dritten tage seines dortseins früher zu bett als vorher, schlich sich aber in das schlafgemach der gattin, welches neben dem seinigen gelegen war, und kroch unter deren bett. Des nachts kam er aus seinem versteck hervor und entwendete ein kleines crucifix, welches die frau auf ihrer brust zu tragen pflegte. Dieses brachte er dem gatten als beweis seines erfolges. Derselbe schenkte seinem gegner glauben und beauftragte seinen diener George, welcher von der wette kenntniss hatte, sein weib von Waltam nach London zu bringen und es unterwegs zu töten; würde er dieses gebot nicht erfüllen, so sollte er selbst den tod erleiden. George gieng nach Waltam und nahm die unglückliche frau mit sich nach London. Unterwegs warf er ihr ihre untreue gegen ihren gatten vor und schickte sich an sie zu ermorden. Da dieses loos des gemahles wille war, so forderte sie selbst George auf diesem gerecht zu werden, obgleich sie versicherte von aller schuld rein zu sein. Durch ihre worte gerührt, schenkte er ihr das leben und schlug ihr vor sich als mann zu verkleiden. Darauf kehrte der diener nach Waltam zurück und verwaltete die besitzungen seines herren, der inzwischen in die dienste des königs Heinrich des VI. getreten war. Das unglückliche weib lebte in manneskleidern zunächst von dem gelde, welches es aus verschiedenen wertsachen gelöst hatte. Als es aber davon nichts mehr hatte, kam es in grosse not und gieng in die gegend von York, wo es sich von kräutern nährte. Hier begegnete das weib Eduard, dem könig von Frankreich, welcher gegen Heinrich krieg führte. Eduard nahm es als pagen in seine dienste und begünstigte denselben seiner guten führung wegen auf's höchste. Es kam zur schlacht von Barnet, in welcher Eduard siegte. Das weib, das sich als page 'Edmund' nannte, suchte ihren gatten in den reihen der gefallenen auf seiten Heinrich's. Aber statt dessen fand sie den, welcher sie zu verführen versucht hatte. Als sie dessen wunde auf der brust aus mitleid verband, kam sie wider in den besitz ihres crucifixes. In dem dieb salı sie nunmehr den stifter ihres unglücks. Sie führte ihn zu Eduard, welchen sie von allem unterrichtete. Der könig liess den gatten rufen, welcher von den Franzosen gefangen genommen worden war. Der übeltäter behauptete anfangs das crucifix gekauft zu haben, gestand es aber am ende doch ein, dass er es gestohlen habe, um den gatten zu täuschen. Der page entdeckte sich jetzt als die verläumdete frau. Der betrüger wurde mit einem jahr gefängniss und dreifacher herausgabe des geldes bestraft, welches er durch die wette gewonnen hatte. Eduard war geneigt auch den

[ocr errors]

gatten zu strafen, weil er auf eine solche wette eingegangen, bestimmte aber seine gattin selbst zum richter. Diese verzieh ihm und kehrte mit ihm nach Waltam zurück, wo beide von George freudig empfangen wurden.

Vergleicht man diese novelle inhaltlich mit dem englischen drama, so lässt sich eine mehr oder minder grössere übereinstimmung nicht läugnen. Aber es fragt sich, worin dieselbe besteht. Sind es punkte, die und deren anlässe sich auch in Holinshed's chronik und der italienischen novelle vorfinden, oder sind es solche, die nur den beiden englischen dichtungen zukommen? Dabei ist ferner alles das abzusondern, was mit notwendigkeit aus der verbindung der erzählung von Cymbeline und seinen beiden söhnen und der novelle des Boccaccio und deren dramatisierung folgt. Für eine benutzung der erzählung des fischweibes seitens Shakespeare's könnte - selbstverständlich wenn man die angabe Malone's bona fide gelten lassen wollte nur eine übereinstimmung solcher punkte sprechen, die das drama einzig und allein mit ihr gemein hätte. Doch ehe ich darauf eingehe, will ich einen blick auf die erzählung als dichtung werfen. Als solche trägt sie zweifellos ein ziemlich rohes und nüchternes gepräge. Eine poetische färbung geht ihr vollständig ab. Die italienische novelle nimmt in dieser beziehung eine bedeutend höhere stellung ein. Das fischweib berichtet in der ihm zukommenden denk- und sprechweise nur die einzelnen tatsachen, welche bei Boccaccio und in erster linie bei Shakespeare, aber auch in den meisten französischen dichtungen, in poetischem gewande erscheinen. Ausserdem unterscheidet sie sich aber auch sachlich in zwei sehr wesentlichen punkten von dem drama und seiner vorlage. Sie kennt weder die kiste, in welcher Jachimo und Ambrogiuolo in das schlafgemach der jungen gattin gelangen, noch das mal und den ring. Statt dieser für den beweis seines erfolges sicher stärker ins gewicht fallenden merkmale bringt der übeltäter in dieser erzählung ein kleines crucifix. Wollte man einmal davon absehen, dass der ganze inhalt erdichtung ist, so würde sicher dieser umstand entweder die ganze erzählung sehr unwahrscheinlich machen oder den gatten in das schlechteste licht stellen. Dagegen beweisen jene beiden punkte nur zu deutlich, dass Shakespeare die ganze fabel nicht aus dieser erzählung, sondern aus der italienischen novelle kennen ge

Anglia, VI. band.

2

lernt hat. Die stellen, welche sie nur mit dem drama gemein hat, sind folgende:

1. Sowol in der erzählung als auch im drama wendet sich der verführer direkt an die gattin selbst; in der ersteren gibt er vor von ihrem gatten beauftragt zu sein, sie über den grund seines zurückbleibens in London in kenntniss zu setzen, während in dem letzteren Jachimo in folge eines briefes von Posthumus an Imogen gelegenheit gewinnt mit derselben zu sprechen. Dieser zug beweist aber gar nichts, da jener brief mit zu den bedingungen der wette gehört.

2. Wie George, so weiss auch Pisanio den beweggrund, aus welchem er Imogen ermorden soll. Wie jener, so ist es auch dieser, welcher aut den gedanken kommt, das unglückliche weib soll manneskleider aulegen und so ihrem tode entgehen.

Diese beiden punkte sind bei Shakespeare eine notwendige folge der damaligen dramatisierung des stoffes. Denn das verhältniss des dieners zu seinem herrn ist in dem drama ein so freundschaftliches, dass letzterer zumal bei einem solch grausamen gebot nicht unterlassen kann den beweggrund desselben Pisanio mitzuteilen. Dass Imogen selbst diesen auffordert sie zu töten, ist ein zug, der zur darlegung ihres charakters und zur verherrlichung ihrer selbst dient. Er ist der erfindung des dichters zuzuschreiben, der sich keine gelegenheit entgehen lässt, die heldin in ihrer liebe und treue gegen ihren gatten, auf welche das ganze stück hinausläuft, zu zeigen. Da aber Imogen ihren tod selbst wünscht, so folgt init notwendigkeit daraus, dass sie nicht jenen vorschlag zur verkleidung und flucht machen kann.

3. Sowol in der englischen erzählung als auch im drama findet eine schlacht statt, an welcher dort wie hier dié gattin in der maske eines pagen teil nimmt. Dort ist sie im dienste Eduard's auf seite der Franzosen, während ihr gatte mit dem übeltäter auf der der Engländer steht. Im drama gehören die entsprechenden personen einer und derselben partei an. Sie werden alle gefangen genommen; in der erzählung trifft dieses loos nur den gatten.

Dieser zug würde entschieden für eine benutzung der englischen erzählung sprechen, wenn nicht wie ich dargelegt habe Shakespeare das ereigniss einer schlacht bereits in seiner historischen quelle vorgefunden hätte. Dieser kampf und seine ursache, von welcher in der erzählung gar nicht die rede ist, entsprechen sachlich und teilweise auch sprachlich vollständig dem berichte des Holinshed. Eine kampfesschil

derung bringt die erzählung nicht, welche auch in sprachlicher hinsicht gar nichts mit dem drama gemein hat. Nach alle dem komme ich zu dem schluss, dass Shakespeare auf keinen fall diese englische erzählung selbst wenn dieselbe schon 1603 einmal gedruckt worden wäre benutzt hat, sondern dass

er unabhängig von ihr sein drama nur aus den notizen der chronik und der italienischen novelle mit hilfe seines grossen schöpferischen genius geschaffen hat. Ich sage 'nur', denn auch die französischen dichtungen fallen wie ich nunmehr darlegen werde als quellen fort. Zunächst kommen da zwei altfranzösische romanzen in betracht, von welchen ich wenigstens eine, die mir als die wichtigere erscheint, analysiere. Dieselbe ist betitelt 'Le Roman de la Violette ou de Gérars de Nevers' und hat folgendes zum inhalt.

-.

Was die vorlage dieser englischen erzählung des fischweibes betrifft, so dürfte manches derselben, mit dem der italienischen novelle verglichen, darauf hinweisen, dass dieselbe die letztere bildet. Dort wie hier ist der held kaufmann, der in geschäften verreist; dort wie hier trifft er im wirtshaus beim abendbrot kollegen, die über die treue ihrer weiber sich unterhalten. Die personen gehören also auch hier dem bürgerlichen kreise an. Das erzählte wird in die zeit Heinrich's VI. gelegt, also in die zeit des krieges zwischen dem hause Lancaster und dem hause York. Besonders bietet auch der dialog zwischen den wettenden in der italienischen novelle und dieser englischen erzählung vieles ähnliche. So z. b. sagt der verführer in dieser letzteren: 'Perhaps this woman that you answere for is chaste, but yet against her will: for many women are honest 'cause they have not the meanes, and opportunitie to bee dishonest. had I opportunitie, and knew this same saint you so adore, I would pawne my life and whole estate, in a short while to bring you some manifest token of her disloyaltic.' Ambrogiuolo äussert: 'Et abbi questo per certo, che colei sola è casta, la quale o non fu mai da alcun pregata, o se pregò non fu esaudita. E dicoti così, che se io fossi presso a questa tua cosi santissima donna, io mi crederrei in brieve spazio di tempo recarla a quello che io ho gia dell' altre recate.' Jener gedanke findet sich bei Shakespeare nicht. Ferner wird von Ambrogiuolo erzählt, dass er seine schurkenstreiche ohne das geringste geräusch ausführte 'senza che la donna di niente s'accorgesse.'. In der englischen erzählung steht: 'All this performed he with so little noise, that neither the mistriss nor the maid heard him.' Aehnlich ist ferner der inhalt der folgenden stelle in der novelle: 'Quando Bernabò udi questo, parve che gli fosse dato d'un coltello al cucore, si fatto dolore senti', mit der in der englischen erzählung: at the sight of this (the crucifix), his bloud left his face, running to comfort his faint heart, which was ready to breake at the sight of the crucifix'.

Ludwig, könig von Frankreich, veranstaltet an einem ostertag ein grösseres fest, zu welchem er seinen ganzen hof einladet. Einer der gäste, der graf Gérars de Nevers, bekannt und beliebt durch seinen schönen gesang, wird von dem burgvogt von Dijon aufgefordert zu singen. Gérars kommt dem wunsche nach und verherrlicht in diesem gesang sein weib Euriant wie folgt:

"Que plus n'aimme que nul rien

Cele de cui me sui vantés,

Qui tant a sens et loiautés'.

Einer der ritter, Lisiard, 'comte et sire de Forez', hält das lob für übertrieben und wettet um sein ganzes land, Euriant innerhalb einer woche zu verführen. Vergeblich sucht der könig diese wette zu verhindern. Lisiard begibt sich auf Gérars' schloss und wird anfangs von der gattin gut aufgenommen, aber stolz abgewiesen, sobald er seine gemeine absicht zu erkennen gegeben. Sie sagt:

'Ha, sire, merchi pour pitié

Se jou or vostre dit endure
Et je ne vous respone laidure.

Sachiez c'est par me courtoisie'.

Durch den gedanken geängstigt die wette verloren zu haben, zieht er sich zurück, wird aber bald durch die alte dienerin der gattin, Gondrée, beruhigt. Dieses weib, welches bereits ihre beiden unehelichen kinder, deren vater ein mönch war, getötet hatte, besticht Lisiard, nachdem er es von seiner wette unterrichtet. Darauf gibt sie ihm gelegenheit Euriant durch ein kleines loch der türe im bade zu sehen. Es heisst im gedicht: 'La vieille le prent, si l'adrèce

Au pertuis qu'elle fait avoit.

Le prince y met son oel et voit
Desor sa destre mamelete

Indoier cele violette'.

Von diesem male weiss nur ihr gatte, welcher sie verlassen will, sobald ein anderer sich rühmt dasselbe gesehen zu haben. Lisiard sicht es. Erfreut kehrt er nach Melun zurück und erstattet darüber dem könig und den versammelten gästen bericht. Auch Euriant wird vom könig dazu herbeigerufen. Lisiard erklärt die wette gewonnen zu haben. Als beweis seines erfolges führt er das mal auf Euriant's rechter brust an. Gérars lässt sich täuschen und ist entschlossen, sein weib aus rache zu töten. Er führt es in einen wald. Aber in demselben augenblick, in welchem er gegen Euriant sein schwert zieht, erblickt dieselbe eine schlange, welche ihres gatten leben bedroht. Sie macht ihn auf die grosse gefahr aufmerksam. Aus dankbarkeit schenkt er ihr das leben und überlässt sie ihrem eigenen schicksal. Euriant fällt ohnmächtig zu boden. In diesem zustand findet sie der vorüberziehende herzog von Metz und nimmt sich ihrer an. Gérars dagegen begibt sich, von neugierde getrieben, in das land, das früher sein eigenes war, aber nunmehr im besitz des Lisìard ist. Um nicht erkannt zu werden, verkleidet er sich als minstrel und wird als solcher am hofe gut aufgenommen. Daselbst hat er gelegenheit Lisiard

« НазадПродовжити »