Addison sein Publikum, dem er ja in der Lehre von der natürlichen Kritik die Fähigkeit zugestand, über Fragen der Poesie mitzusprechen, für theoretische Erwägungen. In der Lehre vom Genie setzt er den früher als Ausnahme betrachteten,,natural genius" dem genius formed by rules" als gleichwertig zur Seite und bahnt so, wenn auch in dem Wahn befangen, als ob der „,natural genius" wirklich des ,,art" und "learning" entraten könnte, die Anerkennung des ersten als des allein wahren Genies an. Im engen Zusammenhange damit steht die Propaganda für Shakespeare durch unablässiges Erwähnen seines Namens, durch Zitieren aus seinen Werken sowie Besprechen seiner Stücke und der Aufführungen derselben. Er weist bin auf die Schönheit wildromantischer Gegenden; durch die Besprechung der Ballade von Chevy-Chase und ihre Gleichstellung mit antiker Dichtung, bereitet er den Boden vor, auf dem eine stattliche Reihe von Sammlungen erwuchs bis zu Thomas Percy und Walter Scott. Und endlich in seiner Ästhetik

wirkt er auf Akenside und leitet über Samuel Johnson hinaus. So kann Addison keinen Anspruch machen auf den Ruhm eines Finders neuer Gedanken, aber als Anreger und Lehrer seines Jahrhunderts ist er von außerordentlicher Bedeutung gewesen. Diesen Einfluß auf die Ideenwelt Englands und, was noch interessanter ist, auch Deutschlands wird man erst genauer würdigen können, wenn das weitschichtige Material sorgfältig durchgearbeitet sein wird, eine Aufgabe, deren

Ausführung in einer umfangreicheren Abhandlung ich mir vorbehalte.