Зображення сторінки
PDF
ePub

C. Bemerkungen zur Stillehre.

I. Wahl der Personen.

Über die Charaktere, die in der Poesie ihre Darstellung finden, äußert sich Addison zunächst im „Tatler" (No. 108). Ausgehend von dem Satze „As a man is a creature made up of different extremes, he has something in him very great and very mean", stellt er es dem Dichter anheim, eine dieser beiden Seiten zu zeichnen; hier mag die Aristotelische Lehre vorschweben, daß edle Charaktere dem Gebiete der Tragödie und des Epos angehören (Poetik V, 4), niedrige Charaktere dagegen der Komödie zukommen (ebenda IV, 7 und V, 1). Während nun die hervorragendsten Köpfe des Altertums die guten Charaktere in ihren Schriften bevorzugten, so daß ein erhebender und veredelnder Einfluß auf den Leser ausgeübt wird, können die französischen Autoren und deren englische Nachtreter sich nicht genug tun, die schlechten Seiten des menschlichen Seelenlebens hervorzuheben und den trefflichsten Handlungen niedrige Beweggründe unterzulegen. Auf dieselbe Frage kommt Addison im Spectator" (No. 273) zurück, indem er aus dem XIII. Kapitel der Poetik des Stagiriten zitiert: „If a man of perfect and consummate virtue falls into a misfortune, it raises our pity, but not our terror, because we do not fear that it may be our own case, who do not resemble the suffering person. If we see a man of virtue mixt with infirmities, fall into any misfortune, it does not only raise our pity but our terror; because we are afraid that the like misfortune may

[ocr errors]

happen to ourselves, who resemble the character of the suffering person." Also gemischte Charaktere sind der Gegenstand dichterischer Darstellung nach der Meinung des englischen Kritikers, der noch betont, daß die Tragödie nur guten Charakteren keinen Raum gewähren darf. Wenn jedoch in Miltons Paradise Lost edle Menschen in Unglück geraten, so ist hier die Aristotelische Lehre zu eng, und dieser Umstand erklärt sich daraus, daß dem Griechen zur Ableitung seiner Regeln nicht genügendes Material an Epen vorgelegen hat (Spect. No. 273).

Für moderne Gedichte werden mythologische Personen abgelehnt: „When we would write a manly panegyric, that should carry in it all the colours of truth, nothing can be more ridiculous than to have recourse to our Jupiters and Junos". Jedoch in einer Gattung, dem „mock-heroic poem“, sind derartige Personen statthaft, denn hier tragen sie zur Anmut bei (Spect. No. 532).

Die einzelnen Charaktere sollen sich nun voneinander unterscheiden, wie bei Homer es der Fall ist, während Vergil darin hinter dem griechischen Dichter zurücksteht (Spect. No. 273). Diese Verschiedenheit der Personen muß sich in den,,sentiments" und ,,behaviour" äußern, die den einzelnen Charakteren entsprechen müssen (Spect. No. 309, 321), eine Forderung, die auf Aristoteles zurückgeht (Poetik_XV, 6) und auch von Horaz im dritten Buche seiner Episteln aufgestellt worden war (114 ff.). Daher wird von Senecas Tragödien tadelnd gesagt: „Eâdem semper styli magnificentiâ superbiunt rex et nuncius" (Rom. Poet. VI, 598) und von gewissen englischen Stücken: Ladies talk like rakes, and footmen make similes" (Tatl. No. 193).

II. Wahl der Begebenheiten.

Die Begebenheiten des wirklichen Lebens sind häufig derart, daß der Gute leidet und der Böse sein Leben in Glück und Frieden beschließt; dagegen lieben wir es in

der Dichtung, die Tugend am Schluß belohnt und das Laster bestraft zu sehen, denn: „The greater the affliction is, in which we see our favourites in these relations engaged, the greater is the pleasure we take in seeing them relieved" (Tatl. No. 117).

Im Spectator" wird dieser Gegenstand nochmals aufgenommen und erklärt, eine Fabel mit unglücklichem Ausgange eigne sich mehr für die Tragödie (Spect. No. 297), während das Epos glücklich enden müsse (Spect. No. 369).

III. Umgebung.

Wenn das Thema der Umgebung nur spärlich von Addison behandelt worden ist, so sind die Erörterungen darüber um so wichtiger als Marksteine in der Geschichte des Romantischen. In einem Briefe nämlich, der aus Blois an Congreve gerichtet ist und in den Dezember des Jahres 1699 gesetzt wird, spricht der englische Kritiker von „,the king's houses" und dem prächtigen Schlosse zu Versailles und fährt dann fort: I am however so singular as to prefer Fontainebleau to all the rest. It is situated among rocks and woods that give you a fine variety of savage prospects. The king has humoured the genius of the place, and only made use of so much art as is necessary to help and regulate nature without reforming her too much. The cascades seem to break through the clefts and cracks of rocks, that are covered over with moss, and look as if they were piled upon one another by accident. There is an artificial wildness in the meadows, walks and canals, and the garden, instead of a wall, is fenced on the lower end by a natural mound of rock-work, that strikes the eye very agreeably. For my part, I think there is something more charming in these rude heaps of stone than in so many statues, and would as soon see a river winding through woods and meadows as when it is tossed up in such a variety of figures at Versailles" (V, 326 f.). Diese Äußerung wird fast

[ocr errors]

wörtlich im „Guardian" wiederholt (No. 101); und im ,,Spectator" stellt Addison den ,,beauties of the most stately garden or palace" gegenüber die wide fields of nature: ,,There is something more bold and masterly in the rough careless strokes of nature, than in the nice touches and embellishments of art". Schließlich wird der ,,artificial rudeness italienischer und französischer Gärten der Vorzug gegeben vor der „neatness and elegancy" englischer Anlagen (Spect. No. 414). Wird das Wort „romantic" hier zwar nicht gebraucht, so geschieht es doch an mehreren Stellen, welche die gleiche Auffassung verraten; z. B. spricht Addison von den solitary rocks and mountains" bei Marseille, in denen Maria Magdalena ein Leben der Buße geführt haben soll, und bemerkt: It is so romantic a scene, that it has always probably given occasion to such chimerical relations (Italy I, 359). Dann heißt es im Anschluß an die Verse „Full twenty hundred Scottish spears, All marching in our sight; All men of pleasant Tividale, Fast by the river Tweed, &c" (Ballade von Chevy-Chase): „The country of the Scotch warriors, described in these two last verses, has a fine romantic situation, and affords a couple of smooth words for verse" (Spect. No. 74); und schließlich fällt bei der Kritik des ,,Paradise Lost" das Wort: The account of Thammuz is finely romantic, and suitable to what we read among the ancients of the worship which was paid to that idol" (Spect. No. 303).

IV. Komposition.

Die Fabel bzw. Handlung des Epos beurteilt Addison gemäß den Normen, die von Aristoteles zwar für die Tragödie aufgestellt worden waren, aber, nach dessen eigenen Worten, ebenso gut für die epische Gattung Geltung besitzen (Poetik V, 5). Zunächst kann die Fabel "perfect" oder ,,imperfect" sein, je nachdem die zu Grunde liegende Handlung es ist (Spect. No. 267), eine Lehre, die auf das XXIII. Kapitel der Aristotelischen Poetik zurückgeht.

Ferner findet in der griechischen Kunstlehre (Poetik X, 1; auch XXIV, 1) ihre Quelle die Unterscheidung, ob die Fabel "simple" oder „,implex" ist: „It is called simple when there is no change of fortune in it: implex, when the fortune of the chief actor changes from bad to good, or from good to bad. The implex fable is thought the most perfect: I suppose, because it is more proper to stir up the passions of the reader, and to surprise him with a great variety of accidents" (Spect. No. 297).

Weiter fordert die 267. Nummer des „Spectator" für die als Rückgrat des Epos dienende Handlung die Prädikate ,,one" (nach Aristoteles Poetik VIII, 1), „,entire" (ebenda VII, 1 ff.; XXIII, 1) und "great" und führt über das „entire" aus: „An action is entire when it is complete in all its parts; or, as Aristotle describes it, when it consists of a beginning, a middle and an end" (nach Poetik VII, 3; ähnlich XXIII, 1). Und gemäß der Aristotelischen Forderung der Größe der Handlung (Poetik VII, 4f.) verbreiten sich über das Moment,,great" die Worte: „In poetry, as in architecture, not only the whole, but the principal members, and every part of them, should be great. . . . But Aristotle, by the greatness of the action, does not only mean that it should be great in its measure, but also in its duration, or in other words, that it should have a due length in it, as well as what we properly call greatness" (Spect. No. 267).

Hatte der Stagirite gelehrt, daß im Gegensatz zur Tragödie das Epos hinsichtlich der Zeit unbeschränkt ist (Poetik V, 4), so macht Addison die gleiche Bemerkung, die Dauer der epischen Handlung sei nicht gebunden an eine bestimmte Zahl von Jahren, Tagen oder Stunden (Spect. No. 267).

Ebenfalls auf Aristoteles (Poetik XVII, 5) geht die Forderung zurück, daß die Episoden im Epos mit der Haupthandlung möglichst eng verknüpft sein sollen: besonders sei die Episode ein geeignetes Mittel, in ihr die Vorfabel zu bringen (Spect. No. 267; ähnlich schon Virgil I, 157).

« НазадПродовжити »