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Dichter, in dessen Werken sich seine Zeit spiegelt, aus dieser zu erklären (A. M. Learn. 214, 219; Italy I, 462; Tatl. No. 152), wie schon Bacon die Aufgabe der Kritik zum Teil in der „interpretation and explanation of authors" gesehen hatte (De Augmentis Scient., Translation, Works IV, 494).

,,Mais ce parfait censeur se trouve rarement!" hatte Boileau geklagt (l'Art poétique IV, 81). So läßt Addison im „Tatler" (No. 165) eine junge Dame sagen: „I have heard that your great critics are always very bad poets", und fügt später hinzu: „,it is very natural for such as have not succeeded in it [i. e. poetry], to depreciate those who have" (Spect. No. 253) im Gegensatz zu den Kritikern der Antike und einigen wenigen der neueren Zeit. Dieselbe Klage hatte Dryden 1672 im Prologe zu ,,Almanzor and Almahide", Part II, erhoben: They, who write ill, and they, who ne'er durst write, Turn critics, out of mere revenge and spite" (Bd. IV, 121) und noch einmal 1693: „Ill writers are usually the sharpest censors" (Widmung zu Translations from Ovid's Metamorphoses. Bd. XII, 55).

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III. Methoden der Kritik.

Über die vom Kritiker einzuschlagenden Methoden macht Addison keine Angaben, und wir können jene nur sekundär feststellen aus dem von ihm selbst befolgten Verfahren. Er untersucht nämlich Miltons „,,Paradise Lost" in bezug auf Fabel, Charaktere und Sprache nach den von Aristoteles in der Poetik niedergelegten Grundsätzen und beruft sich bei jedem Punkte ausdrücklich auf den großen Stagiriten, (Spect. No. 267, 273, 279, 285, 291, 297, 303, 309, 315, 321, 327, 333, 339, 345, 351, 357, 363, 369).

Andererseits wird die Ballade von Chevy-Chase mit Virgils Aeneis verglichen und gemessen (Spect. No. 70, 74), und die Szene vom Rotkelchen in den Two Children in the Wood" läßt ein Band knüpfen zu Horaz' „Me fabulosae

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(Spect. No. 85). Diese vergleichende Methode der literarischen Kritik hatte Bacon als eigenen Zweig der Kritik aufgestellt,,a comparison of authors with other writers on the same subjects" (Translation of De Augmentis, Bd. IV, 494).

B. Grundfragen der Poesie.

I. Quelle und Wesen der Poesie, ihre Aufgabe und

Grenzen.

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Nach Addison quillt die Poesie aus einem gesteigerten Gefühlsleben hervor, mag dieses sich als Liebe oder religiöses Moment offenbaren; lesen wir doch: Love was the mother of poetry" (Spect. No. 377) und: ,,Most of the works of the pagan poets were either direct hymns to their deities, or tended indirectly to the celebration of their respective attributes and perfections" (Spect. No. 453); es zusammenfassend spricht Addison im „Guardian“ von der „redundancy of spirits that produces the poetical flame" (No. 67). Ein so allgemeiner Gedanke, die Poesie zurückzuführen auf einen im letzten Grunde geheimnisvollen Gefühlsüberschwang, findet sich bei den verschiedensten Schriftstellern angedeutet. Von der „ἀπὸ Μουσῶν κατοκωχή τε καὶ μανία", die die Seele ergreift und zu festlichen Gesängen und den übrigen Werken der Dichtkunst begeistert, hatte Platon im „Daidoos“ gesprochen (245 A). Horaz feierte die Liebe als Schöpferin eines zarten Gedichtes: me quoque pectoris Tentavit in dulci iuventa Fervor, et in celeres iambos Misit furentem" (Carm. I, 16; 22 ff.). Ebenso bekannt ist des Römers,,Auditis? an me ludit amabilis Insania?" (Carm. III, 4; 5f.) und das über die Dichter im allgemeinen geprägte Wort: „Hic error tamen et levis haec insania (Epist. II, 1; 118, auch II, 2; 90). Shakespeare ließ im,,Midsummer-Night's Dream" (V, 1) den Theseus

den funkelnden Vers vom „,fine frenzy" prägen, und sein großer Zeitgenosse wies die Poesie der „,Imagination“ zu, einer der,,three parts of man's understanding" (Bacon, Advancem. of Learn. III, 329; auch Description of the Intellectual Globe, V, 503).

Betreffs des Wesens der Poesie läßt Addison diese den Philander „an art of designing as well as painting or sculpture" (Medals I. 270) nennen, wo gewiß das Horazische „Ut pictura, poësis" vorschwebt (Epist. III, 361); und weiter ausführend wird ,,imitation" bezeichnet als das Wesen von Dichtkunst, Malerei und Musik (Spect. No. 61), die alte Aristotelische Lehre von der „uíμnois“ (Poetik, Kap. 1; Kap. 2, und 3; auch Physik, II, 8). Bezüglich des Verhältnisses einer Dichtung zum darzustellenden Objekt hat der Poet den Vorteil, daß er Verbesserungen und Verschönerungen vornehmen kann (Spect. No. 418), was wieder auf Aristoteles zurückgeht: Die Dichtern sollen es den guten Porträtmalern gleich tun, die doch die individuellen Züge wiedergeben und so das Bild ähnlich machen, während sie es zugleich verschönern (Poetik, Kap. 15; ähnlicher Gedanke Physik, II, 8). Ja, eine wohlgelungene Schilderung ist oft besser als die sinnliche Wahrnehmung des Objektes selbst (Spect. No. 416).

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So beruht der größte Ruhm eines Dichtwerkes auf seiner Naturtreue, "natural" gehört zum „,true character of all fine writing" (Spect. No. 345); das Gedicht „The two Children in the Wood" gefällt allein, „because it is a copy of nature", weil die ,,thoughts are natural" (Spect. No. 85). Eine Ode der Sappho wird gepriesen, denn „she followed nature" (Spect. No. 223); von einer andern Ode heißt es mit Longinus (Пɛoì vчovs, Kap. X), daß die Beschreibung des Liebesverlangens is an exact copy of nature" (Spect. No. 229); die Episoden im 8. Buch von Miltons „Paradise Lost" are natural" (Spect. No. 345). Was aber dieses ,,nature" bedeutet, hatte Pope, von Horaz redend, beantwortet: "Nature and Homer were, he found, the same" (Essay on Critic. 135)

und weiter: „Learn hence for ancient rules a just esteem; To copy nature is to copy them" (139f.). Die Natur betrachten durch das Prisma der sie wiederspiegelnden antiken Poesie sei Regel und Richtschnur für den modernen Dichter! Im Anschluß an Longin (Kap. XIV) und ausdrücklicher Berufung auf ihn wird so von Addison als Weg zum Erhabenen die Nachahmung vorhergegangener Schriftsteller geraten, die denselben Vorwurf behandelt haben; vor allem solle man erwägen, wie Homer sich in diesem oder jenem Falle ausgedrückt hätte (Spect. No. 339; noch einmal wiederholt Guard. No. 152).

Über den Zweck der Dichtkunst hatte Horaz geäußert ,,Aut prodesse volunt, aut delectare poëtae; Aut simul et iocunda et idonea dicere vitae" (Epistol. III, 333 f.). Dieselbe Anschauung vertritt Addison, lehnt sich jedoch an Bacon an; denn 1692 wiederholt er in der Dissertatio de Insignioribus Romanorum Poetis (VI, 592) Bacons Satz: „Adeo ut poesis ista, non solum ad delectationem, sed etiam ad animi magnitudinem, et ad mores conferat" (nach Bacon, Advancem. of Learn., I, 518 und IV, 316). Auf die gleiche Stelle wird 1709 wieder mit ausdrücklicher Angabe der Quelle zurückgegriffen: „,every art and science contributes to the embellishment of life, and to the wearing off or throwing into shades the mean or low parts of our nature. Poetry carries on this great end more than all the rest", (Tatl. No. 108). Ferner heißt es von Lucan und seinem Stoicismus: „Hinc etiam, in eximiâ illâ poesews virtute, passionibus excitandis, ipse . . . . male successerat", (Rom. Poet., VI, 593), während einige Jahre später Moralvorschriften für unvereinbar gehalten werden mit den beautiful descriptions and images which are the spirit and life of poetry" (Virgil, I, 155). Dann findet man die gleiche Lehre in Anwendung auf die einzelnen Dichtungsgattungen durchgeführt; so heißt es vom Georgicon: It raises in our minds a pleasing variety of scenes and landscapes, whilst it teaches us" (Virgil, I, 155); in der Ballade von Chevy-Chase will der Dichter die Menschen

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