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stätte wurden verlassen, alle Kramläden und Gasthäuser geschlossen. Der Todt ward dem Verräther geschworen. Es war in der Osterwoche, als eine bewaffnete Rotte wütend in seinen Hof einbrach, unter dem Geschrei : >> Gemeinheit, Gemeinheit!« »Wo ist der Galgendieb?«< *) rief der losgelassene Haufe, als der Bischof nicht zu finden war. Einer von den Dienstleuten winkte auf den Keller. Mit Hohngelächter rief der, welcher ihn da in einer Tonne entdeckte: »Ist das Herr Isengrimm?«*** Auf die Strasse gerissen, wurde der Unglückliche mit vielen Stichen, Hieben und Schlägen ermordet, der Leichnam entkleidet, hingeworfen, Tagelang Gegenstand vielfacher scheusslichen Ausgelassenheit. Gierig nach dem bischöflichen Ringe, schnitt ihm ́einer von den Verbrechern den Finger ab. Der bischöfliche Hof ward in Asche gelegt. Auch sieben Stiftsgeistliche verloren das Leben 15).

*) >>Furcifer.<<

**) »>Hiccine est dominus Isengrinus ?«<

15) Guibertus ad a. 1111, 1. 1. p. 250 seqq. »>compulsus et

>>rex est largitione plebeja; - oblata auri argentique >>congerie, juravit episcopus, communionis se jura ten

>>turum.<<<

Erst sechszehn Jahre darauf hat die Bürgerschaft das Gemeinheitsrecht wieder erlangt 16): Aehnlicher Gewaltthätigkeiten gegen die Gerichtsherrschaft haben sich die Bewohner von Amiens, Rheims, und Sens schuldig gemacht Die Stadt Amiens gehörte zu dem Lehngebiet der königlich-herzoglich - landsässigen Grafen dieses Namens. Um die Zeit des Aufruhrs in Laon, etwa 1113, wurden den Bürgern von Amiens die Bedrückungen ihres Grafen Ingelram unerträglich; sie traten in eine Gemeinheit zusammen, die rohen Schlächter und die dreisten Gastwirthe gaben den Ton an. Vergebens widersetzte sich der Gebieter mit bewaffneter Macht; die Ueberlegenheit der Bürger trieb ihn aus der Stadt. Um gesichert zu seyn, erkauften sich diese von Ludwig dem Sechsten die Einwilligung 17); welche dann

Sugerii vita Ludovici VI., ap. Bouq. XII. 42.
Chroniques de France, ibid. p. 174.

Hermannus, monachus Laudunensis, ibid. p. 267.
Ordericus Vitalis, ibid. p. 701.

16) Urk. Ludwigs VI. v. J. 1128: Ordonnances XI. 185.

17) Guibertus ad. a. 1113, I. 1. p. 260. 261: »rege illecto >>pecuniis <<

Daire, hist. de la ville d'Amiens I. 59 seqq.

bei

von Philipp dem Zweiten erst 1190 ist erneuert worden 18), dann wiederholentlich 1209, der Vereinigung der Grafschaft mit den Kronlanden 19), und von seinem Nachfolger Ludwig dem Achten 1225 bestätigt 20). Mit stürmischen Vorgängen war in Rheims um das Jahr 1159 die eigenmächtige Gründung einer bürgerschaftlichen Gemeinheit begleitet; der Erzbischof suchte Hülfe in Rom, aber die Worte der päpstlichen Verwendung bei Ludwig dem Siebenten ") machten auf diesen König geringern Eindruck, als das Geld der Tuchmacher; er verlieh das Recht der Gemeinheitsverfassung nach dem Muster von Laon 22). Durch blutige Grausamkeit, mit welcher acht Jahre später die Bürger von Sens in dieser Sache zu Werke gingen, stürzten sich die Rädelsführer ins Verderben.

Sie ermordeten den Abt

18) Urk. Philipps II. v. J. 1190: Ordonnances Xl. 264. 19) Daire a. a. O. I. 517.

20) Ders. S. 523.

21) Innocentii II. ad Ludovicum VII. epist. d. a. 1139: Bouq. XV. 395: »pravos illos Remensium conventus, >>quos compagnies vocant, potestate regia dissipes. «<

22) Urk. Ludwigs VII. v. J. 1139, bei Marlot, metroprolis Remensis historia, II,, Remis, 1679, fol. p. 326. 327.

Herbert, weil er sich der Stiftung einer Gemeinheit widersetzt, und sogar Ludwig den Siebenten bewogen hatte, die bereits ertheilte Erlaubniss zu widerrufen. Einige von den Urhebern liess der König in ihrer Vaterstadt von einem Thurm stürzen, andere nach Paris führen und hinrichten 23). Erst im Jahre 1189 hat die Stadt das Gemeinheitsrecht wieder erlangt 24).

Das ist der Hergang bei der ersten Einrichtung städtischer Gemeinheiten in Nordfrankreich. Am meisten war den geistlichen Gerichtsherrschaften die Neuerung ein Aergerniss. Heftig haben manche dagegen geeifert. >>Ein abscheuliches Wort« ist Gemeinheit dem Abte Wibert von Nogent bei Coucy 25); »die >>verruchten Gemeinheiten« schilderte der Erzbischof Radulf von Rheims in einer Rede zu Laon in der Stiftskirche 26); » als ein Greuel >> für alle, denen an der Freiheit der Kirche

23) Hist. Ludovici VII.: Bouq. XII. 126.

Chronica regum Francorum ibid. p. 213.

Chronicon S. Petri Vivi Senonensis, ibid. p. 284.

24) Urk. Philipps II. v. J. 1189: Ordonnances XI, 262. 25) Guibertus 1, 1.`p. 250.

26) Id. p. 257.

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gelegen ist, wird die Anstalt von einem Geistlichen in Cambrai vorgestellt 27). Nur Waldrich (Baudri), Bischof von Noyon, machte hiervon eine Ausnahme, war seinem Namensyetter und benachbarten Amtsgenossen zu Laon sehr unähnlich. Er, in Noyon geboren, widersetzte sich nicht, als seine Mitbürger eine Gemeinheit schlossen; sogar beförderte er die Sache bei Ludwig dem Sechsten 28). Von manchen Städten und Flecken sind die nähern Umstände unbekannt, unter welchen sie von demselben Könige das Gemeinheitsrecht erlangt haben, von Soissons 29),

27) Balderici chron. contin, circa a. 1170: Bouq. XIII. 541. 28) Le Vasseur, annales de l'église de Noyon, p. 805.

Urk. Philipps II. v. J. 1181: Ordonnances XI, 224: >>communionem Novionensem, quam avus noster in>>stituit.<<

29) Urk. Ludwigs VI. v. J. 1136, bei Martene et Durand, collect. ampl. T. I. p. 749: »contigit, nos in civitatem constituisse, «<

>> Suession ensem communiam

In der Anmerkung daselbst wird die Stiftung in das Jahr 1131 gesetzt, nach einer Angabe in der Historia urbis Suessionensis,

Urk. Philipps II. v. J. 1181: Ordonnances T. XI. p. 219: »avus noster Ludovicus burgensibus Suessionensibus com. >>muniam inter se habendam concessit.«<

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