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kommen aus. Es ist das physiologische Moment des Träumens, die gleichsam körperliche Stimmung, deren poetischen Wert Keats zu erfassen sucht nicht die Symbolik der Nachtstimmung und des Traumes: ihm ist der Traum die Weiterbildung, die Verfeinerung eines einheitlich empfundenen Ich, kein Bruch mit allem Irdischen, kein Hineinragen einer Welt, in der das körperliche Ich verschwindet. Im Traum reist seine Seele und erweitert den Umkreis der Empfindungsmöglichkeiten sie tritt nicht staunend in eine neue Welt, die zugleich ihre wahre Heimat ist und wo süße Melodien den Sinn der Symbole deuten, in denen unser sonstiges Leben beschlossen scheint. Wie grundverschieden ist das Erleben in Keats' Sonett: Why did I laugh to night? und z. B. Novalis dritter Hymne an die Nacht, die mit wesentlich abstrakten Begriffen operiert:

„Einst, da ich bittre Tränen vergoß, da in Schmerz aufgelöst meine Hoffnung zerrann, und ich einsam stand am dürren Hügel, der im engen, dunkeln Raum die Gestalt meines Lebens barg; einsam, wie noch kein Einsamer war, von unsäglicher Angst getrieben, kraftlos, nur ein Gedanke des Elends noch: wie ich da nach Hilfe umherschaute, vorwärts nicht konnte und rückwärts nicht, und am fliehenden, verloschnen Leben mit unendlicher Sehnsucht hing: da kam aus blauen Fernen, von den Höhen meiner alten Seligkeit ein Dämmerungsschauer, und mit einemmal riß das Band der Geburt des Lichtes Fessel. Hin floh die irdische Herrlichkeit, und meine Trauer mit ihr, zusammen floß die Wehmut in eine neue unergründliche Welt; du Nachbegeisterung, Schlummer des Himmels kamst über mich“, usw.

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Wie Keats dem deutschen Romantiker an Gedankentiefe, an Erfassen der Lebenszusammenhänge nachstand, so dieser ihm an plastischer Gestaltungskraft, an künstlerischer Schärfe der Zeichnung. Statt des stimmungsvollen Bildes gibt Novalis uns stimmungsvolle Begriffe, statt der direkten Empfindung eines Zustandes den Namen desselben wie Hoffnung, Wehmut usw.

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In dem unmittelbar zu uns sprechenden Sonette: Bright star, would I were steadfast as thou art kommt die Reizbarkeit des durch den Schlaf gelösten Empfindens, die erhöhte Empfänglichkeit für Stimmungswerte, denen der Träumende oder Halbschlafende preisgegeben ist, mit magischer Kraft in vollster poetischer Reife und ohne jedes Nachlassen zur Geltung. Die nachtwandlerische Sicherheit in der Beherrschung der Form verkündet die echte Begabung und Schöpferkraft innerhalb seiner Grenzen. Hier gilt von seiner Dichtung, was er an Keans Skakespeare - Darstellung lobt (Compl. Works III 231): Kean delivers himself up to the instant feeling, without a shadow of a thought about anything else. He feels his being as deeply as Wordsworth, or any other of our intellectual monopolists."

Die verhängnisvolle Fähigkeit, alles Wahrnehmen, Wünschen, Wollen als einen körperlich tief empfundenen Zustand seines ganzen Wesens zu erleben, zeigt sich auch in Keats'

Schilderung der Liebe.

Fast alle Kritiker haben Keats die leidenschaftliche Schwäche seiner verliebten Helden und Heldinnen vorgeworfen, und allerdings verlieren diese Jünglinge immerzu das Bewußtsein, sobald eine kleine Krisis ihres Liebeslebens eintritt. Untersuchen wir zunächst, wie er die Liebe in seinen Werken darstellt. Mit Ausnahme des Hyperion behandeln alle seine Erzählungen die Liebe: die romantische, übermenschliche Liebe im Endymion, die glückliche Liebe in The Eve of St. Agnes, die Liebestragödie in Isabella und Lamia.

Endymion welkt dahin, seit er die Liebe kennt. Während das Fest des Pan zu mancher Belustigung Anlaß gibt und in allgemeiner Heiterkeit ein jeder seine Erlebnisse und Wünsche erzählt, versinkt er in

düsteres Brüten, das seine Sinne gefangen nimmt. Seine Schwester Peona muß ihn erst ins Leben zurückrufen und erst auf ihre liebevolle Aufforderung erzählt er von der ersten Begegnung mit der göttlichen Unbekannten. Und noch oft, im Verlauf der Erzählung, schwinden ihm die Sinne, sobald die Empfindung stark wird. Da diese Liebe nur als eine Zustand gewordene körperliche Empfindung geschildert wird, obwohl sie etwas Symbolisches haben soll, liegt in der Oberflächlichkeit, mit der Keats sie darstellt, mitunter etwas Verletzendes. Man vergleiche z. B. Stellen aus dem zweiten Buche des Endymion, die Schilderung des Wiederfindens unter der Erde, mit der Liebesszene in Shelleys Laon and Cythna. Man möchte beinahe sagen, daß Keats hier nur den unwürdigsten Teil der Liebe zu kennen scheint:

... and just into the air Stretching his indolent arms, he took, O bliss! A naked waist...

(Endymion II 711-713.)

A well-known voice sighed, „Sweetest, here am I!“
At which soft ravishment, with doting cry
They trembled to each other.

(II 714-716.)

Alles ist weich, süß, unaussprechlich, und als die göttliche Unbekannte anfängt zu reden, wird es unerträglich. Wäre es nicht so kindisch, man möchte es widerlich nennen, wie oberflächlich und zugleich schwächlich die Motive sind, die die Göttin leiten.

And wherefore so asham'd? 'Tis but to atone
For endless pleasure, by some coward blushes.
(II 787-788.)
OI could fly

With thee into the ken of heavenly powers,
So thou wouldst thus, for many sequent hours
Press me so sweetly. Now I swear at once
That I am wise, that Pallas is a dunce
Perhaps her love like mine is but unknown...
(II 795-800.)

Beiträge zur neueren Literaturgeschichte. I, 2.

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Auch die Liebe zwischen Arethusa und Alpheus, die am Ende des zweiten Buches geschildert wird, ist nicht frei von einer gewissen halben Sinnlichkeit und das Widerstreben der Arethusa wirkt wie die pikante Ziererei der Rokokodämchen, wenn sie selbst bittet: in mercy then away,

Kindest Alpheus, for should I obey

My own dear will, 'twould be a deadly bane.

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Welch raffinierte ästhetisch-sinnliche Empfindung gegenüber der entsprechenden Stelle in Laon and Cythna mit ihrer gewaltigen, echten Leidenschaft zweier Vollmenschen:

The Meteor to its far morass returned:

The beating of our veins one interval

Made still: and then I felt the blood that burned

Within her frame, mingle with mine, and fall

Around my heart like fire: and over all

A mist was spread, the sickness of a deep

And speechless swoon of joy, as might befall
Two disunited spirits when they leap

In union from the earth's obscure and fading sleep...

(Laon and Cythna VI 34 seq.)

Bei Keats ist die Liebe etwas Schönes, sehnlichst Begehrtes, aber als nicht recht erlaubt Empfundenes, bei Shelley ist sie etwas Heiliges, die Erfüllung des ganzen Wesens und zwar eines Wesens, das auch seine intellektuellen Ansprüche nicht deswegen aufgibt oder zeitweise suspendiert, sondern auch seine höchsten Regungen in der Liebe zu verwirklichen sucht.

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Freilich soll die Liebe Endymions noch ein übersinnliches Moment enthalten Luna ist nicht nur die Geliebte, sondern auch das Ideal der Schönheit. Unter ihrem Bilde verbirgt sich das Symbol dessen, was das unendliche Ziel des Dichters bildete, und hier berührt sich der Idee nach, wenn auch nicht in der Darstellung Keats am nächsten mit Shelley und dessen Ideal der „intellectual beauty“, oder, wie Keats es ausdrückt: „I have loved the principle of beauty in all things" (Letters to Fanny Brawne. Complete Works V 156). Nur in beseligten Augenblicken offenbart sich diese Schönheit in traumhafter Vision; aber die Seele, die einmal diese Seligkeit empfunden, ist seitdem blind für die andern Aufgaben des Lebens, sie verzehrt sich in dieser Leidenschaft nach dem Ideal, bis sie endlich nach langem, geduldigem Suchen und schweren Prüfungen des Besitzes dieser Schönheit würdig gefunden wird.

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In Isabella folgt Keats der Erzählung des Boccaccio (Decamerone, Giornata IV 5). Im April 1818 war seine Isabella beendet, also vor seiner Bekanntschaft mit Miß Brawne. Aber die Art, wie er hier die Liebe schildert, verrät ebenso die verhängnisvolle Anlage zu derjenigen

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