Altes und Neues: Heft. Zur Vertheidigung meiner Schrift: Goethes Faust: neue Beiträge zur Kritik des Gedichts, 1875. Gottfried Keller. Ein italienisches Bad. Noch ein Wort über Thiermisshandlung in Italien. 1881. viii, 280 p

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A. Bonz & Company, 1881
 

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Сторінка 142 - Nur die Ruhe in der Bewegung hält die Welt und macht den Mann; die Welt ist innerlich ruhig und still, und so muß es auch der Mann sein, der sie verstehen und als ein wirkender Teil von ihr sie widerspiegeln will. Ruhe zieht das Leben an, Unruhe verscheucht es; Gott hält sich mäuschenstill, darum bewegt sich die Welt um ihn.
Сторінка 91 - Schon glüh ich wie von neuem Wein. Ich fühle Mut, mich in die Welt zu wagen, Der Erde Weh, der Erde Glück zu tragen, Mit Stürmen mich herumzuschlagen Und in des Schiffbruchs Knirschen nicht zu zagen. Es wölkt sich über mir Der Mond verbirgt sein Licht Die Lampe schwindet Es dampft! - Es zucken rote Strahlen Mir um das Haupt - Es weht Ein Schauer vom Gewölb herab Und faßt mich an!
Сторінка 143 - Gott hält sich mäuschenstill, darum bewegt sich die Welt um ihn. Für den künstlerischen Menschen nun wäre dies so anzuwenden, daß er sich eher leidend und zusehend verhalten und die Dinge an sich vorüberziehen lassen, als ihnen nachjagen soll; denn wer in einem festlichen Zuge mitzieht, kann denselben nicht so beschreiben, wie der, welcher am Wege steht.
Сторінка 121 - Gegend, war es ihm, als ob er böse wäre auf seine arme Mutter, die da im Vaterland säße und in ihrem Schweigen die unerhörtesten Ansprüche erhöbe, alles zu lassen und stracks ein ungeteiltes Herz zu ihr zu bringen; denn in seiner Konfusion und bei der Neuheit der Empfindung glaubte er, daß es jetzt um die Liebe zu seiner Mutter geschehen sein müsse, da er eine Fremde mit solchen Augen ansah, wie er noch nie eine angesehen.
Сторінка 85 - Erhabner Geist, du gabst mir, gabst mir alles, Warum ich bat. Du hast mir nicht umsonst Dein Angesicht im Feuer zugewendet. Gabst mir die herrliche Natur zum Königreich, Kraft, sie zu fühlen, zu genießen.
Сторінка 41 - Nicht so vieles Federlesen! Laß mich immer nur herein: Denn ich bin ein Mensch gewesen Und das heißt ein Kämpfer sein.
Сторінка 120 - Künstler sein muß; er muß aus80 scheiden, erhöhen, gruppieren, um die in den Erscheinungen verhüllt liegende Einheit ans Licht herauszuarbeiten. Aber der Dichter wird schwer dem Reize widerstehen, mehr zu tun: zu erfinden, hinzuzudichten, zwar ganz dem Charakter gemäß und niemals ohne innere Wahrheit, aber doch bedenklich, denn der Leser sucht bei dem Geschichtschreiber faktische Wahrheit; es bleibt immer etwas Beunruhigendes, wenn man nicht genau sehen kann: was ist wirklich gewesen und geschehen?
Сторінка 143 - Dinge an sich vorüberziehen lassen als ihnen nachjagen soll; denn wer in einem festlichen Zuge mitzieht, kann denselben nicht so beschreiben wie der, welcher am Wege steht. Dieser ist darum nicht überflüssig oder müßig, und der Seher ist erst das ganze Leben des Gesehenen, und wenn er ein rechter Seher ist, so kommt der Augenblick, wo er sich dem Zuge anschließt mit seinem goldenen Spiegel, gleich dem achten Könige im Macbeth, der in seinem Spiegel noch viele Könige sehen ließ.
Сторінка 155 - Hause, daß auch die zahlreichen Kinder des Fritz vor dem Untergang gesichert blieben. Sie selbst streckte sich, als sie starb, im Tode noch stolz aus, und noch nie ward ein so langer Frauensarg in die Kirche getragen und der eine so edle Leiche barg zu Seldwyla.
Сторінка 119 - Eitelkeit, die sich auf andern Punkten für das grausame Selbstgericht um so süßer entschädigt: das sieht man bei Rousseau. Also ohne Zudecken kann es nicht abgehen, dennoch hat bei Goethe eine zu weiche Künstlerhand die herbe Wahrheit überstrichen — eine Glättung, wofür uns die ruhige Selbstironie, mit der er seinem Werden zusieht, und die schöne Geistesfreiheit, die sich darin offenbart, doch nicht entschädigen kann.

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