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3.

Triumph z u g

von

Mantegna.

Julius Casars Triumphzug, gemahlt von Mantegna,

Des Meisters Kunst im Allgemeinsten.

An den Werken dieses außerordentlichen Künstlers, vorzüglich auch an dem Triumphzug Cåsars, einer Hauptarbeit, wovon wir näher zu handeln gedenken, glauben wir einen Widerstreit zu fühlen, welcher bei'm ersten Anblick nicht aufzulösen scheint.

Zuvdrderst also werden wir gewahr, daß er nach dem strebt, was man Styl nennt, nach einer allgemei nen Norm der Gestalten; denn sind auch mitunter seine Proportionen zu lang, die Formen zu hager, so ist doch ein allgemein Kräftiges, Tüchtiges, Uebereinstimmendes durchaus wahrzunehmen an Menschen und Thieren, nicht weniger in allen Nebensachen von Kleidern, Waffen und erdenklichem Geräth. Hier überzeugt man sich von seinem Studium der Antike; hier muß man anerkennen, er sey in das Alterthum eingeweiht, er habe sich darein völlig versenkt.

Nun gelingt ihm aber auch die unmittelbarste und

Goethe's Werte. XXXIX. Pd.

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individuellste Natürlichkeit bei Darstellung der mannichfaltigsten Gestalten und Charaktere. Die Menschen wie sie leiben und leben mit persönlichen Vorzügen und Mångeln, wie sie auf dem Markte schlendern, in Processionen einhergehen, sich in Haufen zusammen drången, weiß er zu schildern; jedes Alter, jedes Temperament wird in seiner Eigenthümlichkeit vorgeführt, so daß wenn wir erst das allgemeinste ideellste Streben gewahr wurden, wir sodann, nicht etwa neben an, sondern mit dem Höhern verkörpert, auch das Besonderste, Naturlichste, Gemeinste aufgefaßt und überliefert sehen.

Lebens ereignisse.

Diese beinahe unmöglich scheinende Leistung erklärt sich nur durch Ereignisse seines Lebens. Ein vorzüglicher Mahler jener Zeit, Francesco Squarcione, ge= winnt unter vielen Schülern den jungen, früh sich auszeichnenden Mantegna lieb, daß er ihm nicht allein den treusten und entschiedensten Unterricht gönnt, sonderu ihn sogar an Kindesstatt annimmt und also mit ihm, für und durch ihn fortwirken zu wollen erklärt.

Als aber endlich dieser herangebildete glückliche Zögling mit der Familie Bellin bekannt wird und sie an ihm gleichfalls den Künstler wie den Menschen anzuerkennen und zu schätzen weiß, in solchem Grade, daß ihm eine Tochter Jacobs, die Schwester von Johann, und Gentile angetraut wird, da verwandelt sich die eifersüchtige Nei

gung des ersten väterlichen Meisters in einen grånzenlosen Haß, sein Beistand in Verfolgung, sein Lob in Schmähungen.

Nun gehörte aber Squarcione zu den Künstlern, denen im funfzehnten Jahrhunderte der hohe Werth antiker Kunst aufgegangen war; er selbst arbeitete in diesem Sinne nach Vermögen und säumte nicht seine Schüler unverrückt dahin zu weisen. Es sey sehr thdricht, war sein Behaupten, daß Schöne, Hohe, Herrliche mit eigenen Augen in der Natur suchen, es mit eigenen Kråften ihr abgewinnen zu wollen, da unsere großen Griechischen Vorfahren sich schon längst des Edelsten und des Darstellenswerthesten bemächtigt und wir also aus ihren Schmelzöfen schon das geläuterte Gold erhalten könnten, das wir aus Schutt und Gruß der Natur nur mühselig ausklaubend als kümmerlichen Gewinn eines vergeudeten Lebens bedauern müssen.

In diesem Sinne hatte sich denn der hohe Geist des talentvollsten Jünglings unablåssig gehalten, zu Freude seines Meisters und eigenen großen Ehren. Als nun aber Lehrer und Schüler feindselig zerfallen, vergißt jener seines Leitens und Strebens, seines Lehrens und Unterweisens; widersinnig tadelt er nunmehr was der Jüngling auf seinen Rath, auf sein Geheiß vollbracht hat und vollbringt; er verbindet sich mit der Menge, welche einen Künstler zu sich herabziehen will, um ihn beurtheilen zu können. Sie fordert Natürlichkeit und

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