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extase de voir deux beautés si touchantes s'embrasser tendrement, le visage de l'une se pencher sur le sein de l'autre, leur douces larmes se confondre, et baigner ce sein charmant comme la rosée humecte un lis fraîchement éclos!''2

Diese Tränenseligkeit erscheint nun auch bei Klinger, namentlich in dessen Sturm- und Drang-Periode, aber auch noch später, und ist ohne Zweifel auf Rousseau zurückzuführen.

Der alte Krieger Stilpo in dem gleichnamigen Drama z. B. weint fortwährend. "Ach bey Gott! ich kann nur weinen," (I Akt. 6. Auftritt).

“(In Tränen ausbrechend) Ha, schon wieder nass in meinen Augen, und mein Herz kann nicht brechen?'' (iii Akt, 2. Auftritt).

Folgende Stelle im zweiten Auftritt des fünften Aufzugs erinnert lebhaft an die oben zitierten Sätze aus der Neuen Heloise-Stilpo sagt:

"O, wenn's Leiden ist, so gieb mir. So wie ich jetzt bin, ist das volle Maass des Leidens Labsal. Gieb mir! Gieb mir, meine ganze Seele schmachtet darnach, wie nach neuer Erquickung."

Ein überaus sentimentaler Romeo ist Horazio, der Lieblingssohn Stilpos. Im zweiten Auftritt des zweiten Akts fällt der verliebte Jüngling seinem Vetter Rinaldo "laut weinend" um den Hals, weil er sich von der Geliebten trennen soll. Als nun Stilpo dazu kommt, hört der Jammer immer noch nicht auf. Erst fühlt Stilpo die Tränen seines Sohnes auf den eigenen Wangen "zittern," dann aber und nun wissen wir, von welchem Stamm der Apfel gefallen ist-bricht er selbst in Tränen aus. Bezeichnend ist auch noch folgende Schilderung, die uns derselbe Horazio, dieses recht schlechte Seitenstück zu dem männlichen Romeo des grossen William, im zweiten Auftritt des vierten Aufzugs liefert :

"Im Garten unter dichtem, heimlichem Gebüsch fliesst der Bach der Liebe, dort flossen Thränen der Liebe und quollen hinab, und es däuchte mich, die Sonne schien sanfter, die Vögel sangen lieblicher. Dort sitzt sie jetzt und weint Thränen des Kummers. Ha! und ich sollte sie nicht aufküssen von ihren Wangen, nicht abtrocknen?''

2 Ibid., i Partie, 193.

Selbst das Mannweib Antonia muss sich im siebenten Auftritt des zweiten Aufzugs "die Augen trocknen." Nur der wilde trotzige Rinaldo brüllt in seinem wütenden Verlangen nach Rache: "O, wenn ich nur Schmerz hätte! nur Ausbruch des Schmerzes, nur Thränen hätte!" (i, 3). Ihm ist die linde feuchte Labe versagt, versagt auch die Wollust des Schmerzes. "the joy of grief," die anderen aber schwelgen darin wie Rousseau und die Gräfin Houdetot in den Confessions3.

Auch Damokles vergiesst Tränen und empfindet die Wonne des Schmerzes. Er ruft:

"Charikles, lass mich auf eines Menschen Wange meine letzten Thränen weinen, . . . wische die Thränen nicht weg, sie mögen mich immer weinen sehen; ich sitze hier am Grabe der Freyheit, und benetze es mit meinen letzten Thränen.''

"Wische die Thränen ans meinen dunkelen Augen, dass ich Euch sehe! Es liegt viel Wollust in diesem Weinen." (iv Akt, gegen Ende).

In der Geschichte eines Teutschen heisst es :

"Die glühenden Wangen der Jünglinge berührten sich, und einige Thränen, von verschiedenen Gefühlen erzeugt, drängten sich zwischen ihre Küsse" (viii, 35).

"Die Jünglinge unmarmten sich, und ihre Seelen, ihre Thränen flossen in einander'' (viii, 77).

"Ferdinand fühlte das Gerechte des Vorwurfs; und da ihm plötzliche Wirkung so natürlich war, so traten ihm Thränen in die Augen" (viii, 115). "Ferdinand weinte an seinem Halse" (viii, 115).

Im Simsone Grisaldo aber erreicht die Richardson-Rousseausche Tränenseligkeit den Gipfelpunkt. Dort lässt nämlich unser Dichter sogar ein Pferd weinen (S. 225):

Grisaldo-O, ein Pferd von der trefflichsten Gemütsart. Ein edles melancholisches Ross. Die weiche Seele! Es weint oft dicke Thränen aus den grossen stieren Augen.

F. BÜCHER UND BUCHWEISHEIT; PHILOSOPHEN UND ÄRZTE.

Gegen Systeme, Bücher, wissenschaftliche Institutionen, u. s. w., finden sich in Rousseaus Émile und der Neuen Heloise zahlreiche Ausfälle. Wir greifen nur die folgenden heraus:

3 Livre ix.

"Tout ce qui n'est plus dans les sentiments, ils l'ont mis en règle, et tout est règle parmi eux. . . Il faut faire comme les autres: c'est la première maxime de la sagesse du pays. Cela se fait, cela ne se fait pas: voilà la décision suprême.""

"(Europa.) Les sciences, les arts, la philosophie et les moeurs qu'elle engendre ne tarderont pas d'en faire un désert. Elle sera peuplée de bêtes féroces: elle n'aura pas beaucoup changé d'habitants."'2

"La lecture est le fléau de l'enfance, et presque la seule occupation qu'on lui sait donner. A peine à douze ans Émile saura-t-il ce que c'est qu'un livre. ''3

"Je hais les livres; ils n'apprennent qu'à parler de ce qu'on ne sait

pas. ''4

"Il est de la dernière évidence que les compagnies savantes de l'Europe ne sont que des écoles publiques de mensonges; et très sûrement il y a plus d'erreurs dans l'académie des sciences que dans tout un peuple de Hurons."

"Puisque plus les hommes savent, plus ils se trompent, le seul moyen d'éviter l'erreur est l'ignorance. Ne jugez point, vous ne vous abuserez jamais. C'est la leçon de la nature aussi bien que de la raison.''5

"Je ne concevrai jamais que ce que tout homme est obligé de savoir soit enfermé dans des livres, et que celui qui n'est à portée ni des livres ni des gens qui les entendent soit puni d'uns ignorance involontaire. Toujours des livres! quelle manie! Parce que l'Europe est pleine de livres, les Européens les regardent comme indispensables, sans songer que, sur les trois quarts de la terre, on n'en a jamais vu. 176

"Je n'ai jamais pu croire que Dieu m'ordonnât, sous peine de l'enfer, d'être si savant. J'ai donc refermé tous les livres. Il en est un seul ouvert à tous les yeux, c'est celui de la nature. C'est dans ce grand et sublime livre que j'apprends à servir et à adorer son divin Auteur.''7

"L'abus des livres tue la science. Croyant savoir ce qu'on a lu, on se croit dispensé de l'apprendre. Trop de lecture ne sert qu'à faire de présomptueux ignorants.''s

Dass Klinger auch hier von Rousseau angeregt wurde, beweist schon die folgende Stelle aus Das leidende Weib (S. 1).

Franz-Der nächste Weg zum Narren zu werden, ist, sich Systeme bauen zu wollen! ... Was? Weisheit? Seifenblase, Schaum! . . . Meinetwegen will ich kein Buch mehr ansehen.

1 Nouvelle Héloise, Partie ii, Let. 17, S. 432.

2 Émile, i, 36.

3 Ibid., ii, 208. 4 Ibid., iii, 372.

5 Ibid., iii, 423. 6 Ibid., iv, 229. 7 Ibid., iv, 238. s Ibid., v, 231.

Der Monolog schliesst sogar mit einem Ausfall auf Lessings Laokoon. Wie Rousseau, stellt Franz das Gefühl über die Bücherweisheit..

Auch in Simsone Grisaldo tritt uns die von Rousseau geäusserte Verachtung der systematischen Bildung in allerdings humoristischer Weise entgegen. Denn im Sinne der im Émile festgelegten Prinzipien bekennt Bastiano seinem Vater: "Was nennt Ihr lernen? Ich hab' mit Vorsatz nichts gelernt, um vor meinen Augen ganz zu werden." (S. 151).

Die folgende Stelle aus dem Plimplamplasko gehört ebenfalls hierher (S. 177): "Aber ordentlich mocht er nits lernen, weil er hatt gehoert und gelesen, dass ein rechter Mann aus sich alles thät hervormachen, und waren das gemein Leut und Handwerkweis Gelehrte, die so thaten auf den Büchern hocken, und sich da herausflicken mit fremden Lappen."

Im Orpheus finden wir einen sehr gepfefferten Ausfall auf die Schriftsteller (iii, 16 ff.).

Seiner ganzen Anlage und Idee zufolge gehört das Drama Elfriede in dieses Kapitel. Ethelwood erscheint als der gelehrte Schöngeist, der die Einsamkeit liebt. Seine Gefühle sind aber durchaus nicht echt. Vielmehr benutzt er seine Theorien, um sein schönes Weib vor der Welt verborgen zu halten. "Die Liebe, die sie jetzo fühlt, ist Träumerei, Empfindeley, die Ethelwood mit schwärmerischen Büchern nähret." (i, 198).

Rieger bemerkt mit Bezug auf Klingers Elfriede: “So taucht denn bei der Behandlung dieses Stoffs wieder die alte Moral des Grisaldo und Orpheus auf, die wir in die Formel brachten: Dem Starken die Schönheit; zugleich die Erhebung der physisch kräftigen, kriegerischen Männlichkeit über geistige Verfeinerung und Literatenexistenz, und der alte Kampf gegen Empfindsamkeit und Verbildung der Weiber." Leider aber gewinnen wir in der Elfriede einen nur sehr geringen Eindruck von der "geistigen Verfeinerung" des Ethelwood. Elfriede selbst hat er dadurch wenigstens sehr wenig imponiert; denn sie wirft sich dem Könige sehr schnell in die Arme. Es war

9 Klinger, ii, 38.

ihrem Gemahl also nur gelungen, sie vorläufig zu verbilden, der erste wirkliche Mann aber machte sie den ihr aufgedrängten "Empfindeleyen und Büchern" untreu. Das Literatentum auf der einen und die Verbildung auf der anderen Seite sind also thatsächlich gar nicht vorhanden, sondern nur künstlich herbeigeführt und verschwinden deshalb beim ersten Anstoss. Klinger hat uns also in der Elfriede eine Theorie seines Philosophen weder demonstriert noch auch bewiesen.

Im Faust (iii, 21 f.) wird der verhängnisvolle Einfluss der Buchdruckerkunst auf die zukünftigen Schicksale des Menschengeschlechts vom Satan in seiner Ansprache vorausgesehen und im Sinne der Hölle hoch gepriesen. Auch sagt der Teufel zu Faust (iii, 58): "Besser wäre es für dich gewesen, du hättest nie gelesen, dein Kopf würde gerader, und dein Herz gesünder sein."

So verbrennt Giafar bei seinem Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt seine Bücher, deren Inhalt ihm kein Glück brachte (v, 138, 139).

In den Reisen vor der Sündflut zieht Rousseau-Klinger-Mahal folgendermassen gegen die Wissenschaft bezw. das Wissen zu

Felde:

"Den Künsten, deren Mutter das Bedürfniss war, folgten schnell Erfindungen der Üppigkeit, und bald erschuf sich der zu erkünstelte Verstand ein Spielwerk für die Phantasie, und dieses Spielwerk nannten sie Wissenschaft" (vi, 24).

Mahal (zu Ram)-Ich habe heute unter Euch die Quelle der Verderbniss, der Thorheit und des Wahnsinns gefunden, nach der ich so lange geforscht habe; es ist das Wissen (vi, 315).

Mahal Ja ihr Wissen macht sie kühn und wahnsinnig! Alles, was ich bisher dass das die Überzeugung, gewonnen habe, ist Wissen Gift ist, ein Gift, das man dafür erkennt und doch verschlingt, das das Gehirn mit Worten füllt und das Herz einengt, das den vor Durst lechzenden Geist nie erquickt. . . . Aber, ach Herr! warum wissen die Menschen so viel und doch nichts, und warum hast du ihnen diesen gefährlichen Durst nach Wissen gegeben (vi, 317).

...

Mahal (zu Gott)-Ich weiss, dass ich ein Thor war, dieses Gebirge zu verlassen; aber ich musste dieses Gebirge verlassen, weil die rastlose Begierde zu wissen und zu erkennen stärker war, als die Vernunft oder der Geist, den du meinem aus Thon and Leimen geschaffenen Leibe zugeteilt hast. Kann ich dafür, dass Adam, unser aller Vater, von

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