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falls aus dem organischen Zusammenhange der englischen Literaturgeschichte herausreissen, sondern muss bemüht sein, sie auch in ihren Vorläufern, in ihren Mitkämpfern und Gegnern wie in ihren Nachwirkungen zu begreifen. Beiträge über Shakespeare's Vorgänger, Zeitgenossen und Nachfolger gehören daher ohne Frage in das Bereich des Shakespeare-Jahrbuches und werden jederzeit willkommene Aufnahme darin finden. Im vorliegenden Falle wird die Berührung der beiden Abhandlungen in Einem Punkte gewiss um so weniger einer Entschuldigung bedürfen, als sich dieselben in allem Uebrigen zu gegenseitiger Ergänzung dienen.

Leider hat sich Herr A. Cohn diesmal durch unvorhergesehene Umstände verhindert gesehen, die Bibliographie zu liefern, welche von Anfang an einen allgemein geschätzten Bestandtheil unseres Jahrbuches gebildet hat; das Versäumniss wird jedoch im nächsten Jahrgange nachgeholt werden.

Dessau, im März 1869.

K. Elze.

Jahresbericht für 1867-1868.

Abgestattet in der Generalversammlung zu Weimar, am 23. April 1868.

Von

Prof. Dr. Ulrici.

Der Vorstand schätzt sich glücklich, Ihnen diesmal etwas mehr von seiner Thätigkeit berichten zu können als im vorigen Jahre. Ich konnte Ihnen hinsichtlich eines bedeutenden Unternehmens damals nur von Velleitäten erzählen, die zwar der Ausführung nahe, doch aber bloss noch Velleitäten waren. Das Uebersetzungswerk, von dem ich spreche, ist jetzt, wenn auch noch keineswegs vollendet, doch so rustig und energisch in Angriff genommen, dass bereits zwei Bände desselben dem Publicum übergeben und wahrscheinlich in Ihrer aller Händen sind. Der dritte Band wird ihnen binnen vier Wochen folgen, und im Laufe des Jahres werden noch zwei weitere Bände die Presse verlassen. Unsre Ansicht, dass einem solchen Unternehmen, welches sich die Aufgabe stellte, nicht nur die Lectüre, sondern das Studium und das Verständniss der Shakespeare'schen Dramen so viel als möglich zu fördern, am zweckmässigsten die anerkannt ausgezeichnete Schlegel-Tieck'sche Uebersetzung zu Grunde zu legen sei, jedoch mit der Maassgabe, die, was Ton und Colorit betrifft, meisterhaften Uebersetzungen Schlegel's von der nicht unbedeutenden Anzahl von Mängeln und Fehlern im Einzelnen zu säubern, die Tieck'schen dagegen freier zu behandeln und theilweise umzuarbeiten, dem Ganzen aber nicht nur als allgemeine Einleitung eine Geschichte Shakespeare's und seiner Dichtung beizugeben, sondern auch jedes einzelne Drama mit einer speciellen,

Jahrbuch IV.

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die Entstehungszeit desselben, die Quellen des Stoffs, den Werth der Original-Ausgaben etc. erörternden Einleitung und ausserdem mit sachlich erläuternden wie mit kritischen, die gegebene Version rechtfertigenden Anmerkungen auszustatten, diese Ansicht, von der wir ausgingen, hat sich durchaus bewährt. So viel mir bekannt, stimmen wenigstens die öffentlichen Urtheile, soweit sie nicht von Parteiinteressen gefärbt erscheinen, unsrer Auffassung der Aufgabe, um die es sich handelt, entschieden bei. Auch werden Sie alle ohne Zweifel es billigen, dass wir das Werk, im Gefühle tiefster Verehrung und Dankbarkeit, Ihren Königl. Hoheiten, dem Herrn Grossherzog und der Frau Grossherzogin zur Feier ihrer silbernen Hochzeit als Festgabe dargebracht haben. Schreitet der Druck so rasch wie bisher fort, so ist anzunehmen, dass das Ganze spätestens im Jahre 1870 vollendet sein wird. (Ich mache bei dieser Gelegenheit wiederholentlich darauf aufmerksam, dass den Mitgliedern unserer Gesellschaft die Uebersetzung mit 25 Proc. Rabatt, also die sämmtlichen 12 Bände für 6 Thlr., überlassen werden.)

Wie wir sonach das Vertrauen hegen dürfen, durch dieses Werk die Zwecke unseres Vereins wesentlich zu fördern und gefördert zu haben, so hoffen wir ein Gleiches von dem neuen Jahrbuch, das Ihnen heute ausgehändigt werden soll. Es ist allerdings schwierig, den mannichfaltigen Aufgaben und Zwecken, denen das Jahrbuch dienen soll, und noch schwieriger, den sehr weit aus einander gehenden Wünschen und Ansprüchen, die an dasselbe gemacht werden, Genüge zu thun. Die Shakespeare-Gelehrten fordern Artikel von streng wissenschaftlichem Gepräge, literar-historische Abhandlungen zur Geschichte Shakespeare's und seiner Dichtung, zur Charakteristik seiner unmittelbaren Vorgänger und Nachfolger, sprachliche Untersuchungen, Erläuterungen und Emendationen schwieriger Stellen, geistreiche Conjecturen zur Lösung der Räthsel, die dem Herausgeber und Uebersetzer der Shakespeare'schen Dramen durch den theilweise gänzlich verdorbenen Text der Originalausgaben gestellt werden, u. s. w. Die Aesthetiker und Kunstfreunde erwarten Abhandlungen, die sie in das Verständniss der künstlerischen Intentionen Shakspeare's, in den ideellen Zusammenhang seiner Compositionen, in die richtige Auffassung seiner Charaktere einführen, die aber ihren ästhetischen Principien und Urtheilen nicht widersprechen dürfen. Die Theaterfreunde und Schauspieler wünschen Berücksichtigung der Aufführungen Shakspeare'scher Stücke auf ihren Bühnen, Beurtheilungen ihrer Leistungen, Bühnenbearbeitungen und Vorschläge zu zweckentsprechender Scenirung der

Shakespeare'schen Dramen. Die Theaterdichter endlich sähen es gern, wenn dem schwer zu besiegenden Concurrenten, der nicht einmal mehr am Leben ist und dem daher keine Tantième gezahlt zu werden braucht, das Handwerk gelegt und seine zählebigen, noch immer nicht sterben wollenden Werke durch scharfe, herabsetzende Kritiken um den Credit bei dem Theaterpublicum gebracht würden. Der letztere fromme Wunsch wird nun zwar wohl für immer ein frommer Wunsch bleiben müssen: Shakespeare's Werke lassen sich nun einmal nicht todt machen; sie sind geborene Concurrenten, und spotten jeder Kritik, die, unwillkührlich und unvermeidlich, je schärfer sie ihre Schattenseiten hervorhebt, um so mehr zugleich ihre Vorzüge an's Licht stellt. Die übrigen Wünsche und Ausprüche sind dagegen, wenn auch nicht in gleichem Grade, doch mehr oder minder berechtigt, und der arme Redacteur mag zusehen, wie er ihnen Genüge thue. Die Billigkeit indessen fordert, dass man nicht verlange, sie alle in jedem einzelnen Bande des Jahrbuchs gleichmässig befriedigt zu sehen: nur allmälig, in einer längeren Reihe von Bänden, lässt sich die vielseitige Aufgabe, um die es sich handelt, lösen. Lassen Sie diese billige Rücksicht obwalten, so werden Sie, hoffe ich, finden, dass der dritte Band des Jahrbuchs seinen beiden Vorgängern würdig zur Seite tritt. (Auch hier wiederum mache ich darauf aufmerksam, dass den neu zutretenden Mitgliedern der Gesellschaft die ersten beiden Bände, soweit der Vorrath reicht, für den Preis von nur 2 Thirn. zu Gebote stehn.)

Gehen wir zu den äussern Verhältnissen unseres Vereins über, so habe ich die Freude, Ihnen mittheilen zu können, dass auch sie sich nicht unerheblich verbessert haben. Während und nach der letzten, in Berlin abgehaltenen General-Versammlung hat sich die Zahl der Mitglieder um c. 33, während des laufenden Jahres seit dem 1. Januar 1867 noch um c. 10 vermehrt und beläuft sich gegenwärtig auf c. 182. Gehen die Beiträge von allen regelmässig ein, so sind dadurch nicht nur die Verwaltungskosten wie die Ausgaben für Herstellung des nächsten Jahrbuchs gedeckt, sondern es bleibt auch noch ein Rest zur Vermehrung der Vereins-Bibliothek übrig. Letztere hat während des letzten Jahres nur einen Zuwachs von 17 Nummern erfahren und enthält gegenwärtig c. 300 Bände aus dem Gebiete der Shakespeare-Literatur. Sie sehen, dass nach dieser Seite hin noch Hülfe dringend Noth thut. Die englischen Werke, um die es sich vornehmlich handelt, sind leider meist so theuer, dass jener Rest unsrer Einnahmen nicht weit reichen wird. Gleichwohl ist dieser Theil unserer Aufgabe von grosser Bedeutung.

Denn bekanntlich ist es meist sehr schwierig und umständlich, für den Auswärtigen insbesondere, von den öffentlichen Bibliotheken Deutschlands Bücher geliehen zu erhalten; und ebenso bekannt ist es leider, dass der deutsche Gelehrte nur höchst selten in der glücklichen Lage ist, sich theure Bücher selber anschaffen zu können. Diesem Nothstande soll, in Betreff der Shakespeare-Literatur, unsere Bibliothek abhelfen. Ich schliesse daher meinen Bericht wiederum mit der Bitte: tragen Sie alle nach Kräften dazu bei, die Theilnahme an unserer Gesellschaft zu erhöhen; sprechen Sie von ihr, wo sich Gelegenheit dazu bietet, denn die Existenz derselben, ihre Zwecke und Bestrebungen sind noch keineswegs allgemein bekannt; schreiben Sie, wo möglich, Artikel über sie in gelesenen Zeitungen und Journalen; kritisiren Sie ihre Leistungen; kurz arbeiten Sie mit uns an der Lösung der gemeinsamen Aufgabe: wie alles Grosse, ist auch unser Ziel nur unitis viribus zu erreichen!

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