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und Jonson, ihm gleichgestellt. Auch am Hofe des letzten Königs, als Ben Jonson's Ruhm am Höchsten stand, habe Sir John Suckling und der grössere Theil der Hofleute Shakespeare doch weit höher geschätzt. Den Grund, dass dennoch jetzt im Jahre auf Eine Shakespeareaufführung zwei Darstellungen von Beaumont und Fletcher kommen, sucht Dryden u. A. darin, dass Shakespeare's Sprache schon etwas veraltet sei. „Ich bewundere Ben Jonson, aber ich liebe Shakespeare," ") ist die subtile Distinction, mit der Dryden diesen Theil seines Vortrags abschliesst, um dann zu einer eingehenden kritischen Analyse eines Lustspiels von Ben Jonson, The Silent Woman, überzugehen.

Seine angebliche Liebe zu Shakespeare praktisch zu bethätigen, sollte Dryden bald Gelegenheit finden, in dem Liebesdienste, den er dem Shakespeare'schen Tempest erwies. Es ist interessant, gleichsam zur Widerlegung des Denkspruchs: Tadeln ist leicht, Bessermachen schwer, den Shakespearekritiker einmal als Shakespeareverbesserer zu betrachten. Nicht als ob Dryden der Erste auf dem dankbaren Felde der Shakespeareverbesserung gewesen wäre, so wenig wie er der Letzte geblieben ist, vielmehr bekanntlich bis auf diesen Tag zahlreiche Nachstrebende gefunden hat.

Schon vor Dryden hatte Sir William Davenant, der Neubegründer der englischen Bühne, die er durch Einführung beweglicher Scenerien und nicht minder beweglicher, weiblicher Mimen Karl dem Zweiten, seinem Hof und Volke doppelt anziehend und theuer zu machen verstand, sich in ähnlicher Weise zugleich um Shakespeare und um das Theater verdient gemacht. Da dem damaligen Geschmacke ein einziges Shakespeare'sches Drama bisweilen zu stoffarm erschien, so hatte Sir William vermittelst einer einfachen und doch complicirten Vorkehrung zwei Shakespeare'sche Stücke: Measure for Measure und Much Ado about Nothing zu Einer Davenant'schen Tragikomödie: The Law against Lovers dergestalt schwalbenschwanzartig in einander gefügt, dass die einzelnen Scenen des einen Dramas mit den einzelnen des andern abwechselten, mit Weglassung natürlich alles dessen, was an Shakespeare's Arbeit dem überlegenen Blicke Davenant's überflüssig oder obsolet vorkam. Mit einer andern Manier von Paarung oder Doublirung liesse sich, das erkannte der scharfsinnige Davenant, auch der Stoffarmuth des Sha

1) Shakespeare was the Homer, or Father of our Dramatick Poets; Jonson was the Virgil, the Pattern of Elaborate Writing; I admire him, but I love Shakespeare. Essay of Dramatick Poesie.

kespeare'schen Tempest abhelfen: der Jungfrau, die nie einen Mann gesehen, musste ein junger Mann, der nie ein Weib gesehen, gegenüber gestellt werden. Um die Sache noch pikanter zu machen, wurde dem Ariel ein weiblicher Ariel, dem Caliban ein weiblicher Caliban beigesellt, der Miranda eine jüngere Schwester Dorinda, der man alle jene unbewusst lüsternen, bewusst schlüpfrigen Reden und Anspielungen in den Mund legen konnte, die für den Charakter der Miranda, wie ihn Shakespeare angelegt, einmal nicht zu brauchen waren und doch für den starker Reizmittel bedürftigen Geschmack des damaligen Publikums unerlässlich schienen. Die Ausführung dieser glücklichen Idee überliess jedoch der alternde Davenant seinem jüngern Mitarbeiter Dryden; und dieser, ganz entzückt von der excellent Contrivance, wie er sich in der Vorrede ausdrückt, ist alsbald an's Werk gegangen und hat niemals Etwas mit mehr Behagen geschrieben, ') als sein Lustspiel The Tempest or the Enchanted Island. A Comedy by Mr. Dryden, wie es auf dem Titelblatt heisst, und nicht etwa, wie die poetische Gerechtigkeit es erfordert hätte: A Comedy by Messrs. Dryden and Shakespeare. Nur in der Vorrede gesteht er: It was originally Shakespeare's: a Poet for whom he (d. h. Davenant) had particularly a high Veneration, and whom he first taught me to admire. Sehen wir denn einmal zu, wie die Compagnie, Davenant und Dryden, ihre hohe Verehrung und Bewunderung" Shakespeare's an seinem Tempest bethätigt hat.

Eine wesentliche Bereicherung und Verschönerung hat gleich die erste Sturm- und Schiffbruchseene erfahren, aber nicht so sehr durch die beiden neuen Bearbeiter, als durch die Decorationsmaler und Theatermaschinisten, die allerdings auf der Bühne Karl's II. Effecte erzielen konnten, von denen sich die Bühne Jacob's I. und Shakespeare selber noch Nichts träumen liess. Der sehr detaillirten Bühnenweisung Drydens zufolge, muss die stürmische See mit dem hin und her geschleuderten Schiff so natürlich und wirkungsreich dargestellt sein, dass die Zuschauer allenfalls schon von dem blossen

1) But Sir William Davenant, as he was a man of a quick and piercing Imagination, soon found that something might be added to the Design of Shakespeare - and therefore to put the last Hand to it, he designed the Counterpart to Shakespeare's Plot, namely that of a Man who had never seen a Woman, that by this Means those two Characters of Innocence and Love might the more illustrate and commend eachother. This excellent Contrivance he was pleas'd to communicate to me, and to desire my Assistance in it. I confess that from the very first Moment it so pleas'd me that I never writ anything with more Delight. Preface. The Tempest,

Anblick seekrank werden konnten. Wie ärmlich erscheint dagegen Shakespeare's Bühnenweisung: Enter Mariners, wet! d. h. die Matrosen treten durchnässt auf, und alles Uebrige hört man nur, sieht aber Nichts: A tempestuous noise of Thunder and Lightning heard. Vielleicht durfte Shakespeare zu seiner dichterischen Kunst das Vertrauen hegen, dass sie für sein Publikum die Beihülfe des Decorationsmalers und Maschinisten entbehrlich machen konnte.

In der zweiten Scene des ersten Actes, wie in den folgenden Scenen durchgängig, musste Dryden den armen Shakespeare unbarmherzig zusammenstreichen, um für seine eignen Einschiebsel den nöthigen Raum zu schaffen. So ist von der ganzen ersten Rede der Miranda, die in so rührend ergreifender Schilderung Prospero's Erbarmen für die Schiffbrüchigen anfleht, Nichts übrig geblieben als das nüchterne

If by your Art,

My dearest Father, you have put them in
This Roar allay 'em quickly.

Wenn Dryden den Prospero darauf erwidern lässt:

I have so order'd

That not one Creature in the Ship is lost

-

so übersah der Zusammenstreicher freilich, dass in seinem Texte vorher von diesem Schiffe Nichts vorgekommen ist, sondern nur in den gestrichenen Shakespeare'schen Versen. Einen komischen. Eindruck macht es, wie in diesem Zwiegespräch überall die zweite, noch abwesende Tochter Prospero's, Dorinda, mit der Dryden das Stück bereichert, wenigstens in der Erwähnung mit eingeschoben wird. So z. B.

Mir.

Sir, are not you my Father?

Prosp. Thy Mother was all Virtue, and she said,

Thou wast my Daughter, and thy Sister too.

Auf die platteste Verständlichkeit zielen andere Aenderungen hin. Wenn Shakespeare sagt:

To have no screen between this part he play'd,

And him he play'd it for, he needs will be

Absolute Milan,

so setzt Dryden dafür

This false Duke

Needs would be absolute in Milan,

Der König von Neapel wird in einen Herzog von Savoyen verwandelt, dem aber, unbeschadet dieser Standeserniedrigung, doch wie bei Shakespeare der Usurpator von Mailand tributpflichtig wird und Huldigung leistet. Auf die von Dryden natürlich wieder auf das Nothdürftigste zusammengestrichene Schilderung Prospero's von seiner heimlichen Wegschaffung aus Mailand - Dryden lässt aus Rücksicht auf sein in der Geographie schon besser bewandertes Publikum ihn in Nizza einschiffen versetzt bei Shakespeare Miranda: Alack, what trouble

Was I then to you!

und Prospero erwidert:

0, a cherubim

Thou wast that did preserve me. Thou didst smile
Infused with a fortitude from heaven,

When I have deck'd the sea with drops of salt elc.

Bei Dryden muss wieder Dorinda erwähnt werden, und Prospero erwidert daher auf Miranda's Wort:

Thou and thy Sister were

Two cherubims which did preserve me: You both

Did smile, infus'd with fortitude from heaven.

Den Rest der Rede, der den Nachsatz und Gegensatz des lächelnden Kindes und des weinenden Vaters enthält und dadurch den Vordersatz erst verständlich macht, lässt Dryden ganz arglos wieder fort. Ebenso wird Miranda's letzte Frage, warum denn Prospero diesen Seesturm heraufbeschworen, gestrichen, aber das ohne diese Frage sinnlose Mahnwort des Vaters an die Tochter

Here cease more questions!

ist, um einen familiären Ausdruck zu gebrauchen, bei Dryden in Gedanken stehen geblieben. Wenn Miranda gar keine Fragen thut, braucht Prospero ihr natürlich das weitere Fragen auch nicht zu verbieten.

Ein ferneres Beispiel von den Absurditäten, zu denen Dryden durch die unglückliche Idee, dem Prospero eine zweite Tochter aufzuhalsen, veranlasst wird, ist in dem folgenden Zwiegespräch Prospero's mit Caliban, wo Ersterer sagt:

I have us'd thee,

Filth as thou art with human care; and lodg'd thee
In mine own cell, till thou didst seek to violate

The honour of my child.

Dafür setzt Dryden: The honour of my children, als ob Caliban sich solche grobe Ungebühr gleichzeitig gegen beide Töchter Prospero's herausgenommen! Denn die Replik Caliban's

Thou didst prevent me. I had peopled else

This isle with Calibans.

Nach

hat Dryden aus Shakespeare getrost mit herübergenommen. dem Weggange des Prospero und des Caliban tritt Dorinda auf und in dem Dialog der beiden Schwestern, der natürlich von Dryden herrührt, haben wir nun das Geschöpf Shakespeare's neben dem Geschöpfe Dryden's vor uns ') eine Zusammenstellung, die ohne Zweifel für das Publicum höchst pikant gewesen sein muss. Von der Würze, mit der Dryden hier Shakespeare's Drama ausgestattet hat, lassen wir in der Anmerkung ein Pröbchen folgen. 2) Um für diese Naivitäten Platz zu schaffen, musste die erste Begegnung Fernando's und der Miranda, die Shakespeare zum Schlusse des ersten Actes herbeiführt, weiterhin verlegt werden; mit welchem Apropos, werden wir bald sehen.

Der zweite Act beginnt bei Dryden mit einer platt komischen Scene der gestrandeten Schiffsleute, die von Davenant herrührt und die bis zum Auftreten Caliban's aus eignen Mitteln dieses Dichters hergestellt ist, ohne dass er den armen Shakespeare in Contribution zu setzen brauchte. Ebenso ist Shakespeare gänzlich unbetheiligt gelassen an der zweiten Scene des zweiten Acts, wo der in der Vorrede so gepriesene treffliche Einfall" Davenant's, von dem jungen Manne, der nie ein Weib gesehen, von Dryden folgendermassen eingeleitet und

seen a man.

1) Sir Walter Scott, im Ganzen ein sehr milder Beurtheiler, sagt doch bei dieser Gelegenheit: In mixing his tints, Dryden did not omit that peculiar colouring, in which his age delighted. Miranda's simplicity is converted into indelicacy, and Dorinda talks the language of prostitution before she ever has The Life of John Dryden. By Sir Walter Scott. And shortly we may chance to see that thing, Which you have heard my Father call a Man. But what is that? For yet he never told me. I know no more than you. But I have heard My Father say, we Women were made for him. What, that he should eat us, Sister?

2) Mir.

Dor.

Mir.

Dor.

Mir. No, sure. You see, my Father is a Man, and yet

He does us good. I would he were not old.

Dor. Methinks indeed: it would be finer, if

We two had two young Fathers.

The Tempest. (Act I, Scene 2.)

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