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mern noch nicht geordneten Staate zu thun: nach Theodorichs Tod unterlagen sie innerhalb einiger Decennien dem griechischen Reiche, welches über die Westgothen nie bedeutende Vortheile errang. Kein Volk kann sich wie diese rühmen, die Thermopylen, die Alpen, die Pyrenåen überschritten zu haben: keines durchzog so siegreich Griechenland, Italien, Gallien und Spanien, und zwar nicht als rohe Zerstörer, sondern als Erhalter der Kunstschäße und mit menschenfreundlichem Sinne, was ihren Kriegsruhm noch verherrlichte. Sie waren die erste germanische Nation, welche das Licht des Evangeliums bei sich aufnahm, und ihre Sprache durch die Schrift ausbildete. Sie hemmten Attila's des Welteroberers verheerende Züge, und retteten dadurch Europa von der hunnischen Barbarei. Die Einrichtung des westgothischen Wahlreiches in Spanien gibt ein Vorbild des spåtern heil. römischen Reiches mit seinen gewählten Königen, geistlichen und weltlichen Kurfürsten, mit seinen Reichstagen und Aemtern und Würden, wie auch ein Vorbild der geistlichen und weltlichen Macht im Mittelalter. Wenn auch die Westgothen aus der Reihe der Völker verschwunden sind, so haben sie doch durch Vieles, was von ihrer Cultur und ihrem ausgebildeten Gesellschaftsleben zeugt, ein bleibendes Andenken an sich hinterlassen. Selbst der Ausdruck »gothisch« in der Baukunst gibt noch jetzt die Anerkennung, daß großartiger, ausgebildeter, auf das Höhere hindeutender Sinn vorzugsweise den Gothen eigen gewesen.

Die Ostgothen, Vandalen, Franken und andere deutsche Völkerståmme haben besondere Beachtung und

geschichtliche Bearbeitung erhalten, nicht so die Westgothen, obschon die Wichtigkeit des Volkes und seine anziehungsreiche Geschichte gleich einladend dazu sind. Die Abgerissenheit und trockene Kürze der Quellen hat ohne Zweifel von der Bearbeitung der westgothischen Geschichte abgeschreckt. Sind auch für die frühere Zeit noch erträgliche Schriftsteller Führer, so hört diese Annehmlichkeit bei dem Fortgange der Geschichte fast gänzlich auf, und zuleßt muß man aus den trockensten und geschmacklosesten Chroniken entstellte Thatsachen einer verworrenen Zeit ordnen, berichtigen und in Zusammenhang bringen. Daher wird es nicht überflüssig seyn hier die bedeutendsten Quellschriftsteller, die bei der Ausarbeitung des vor liegenden Werkes benutzt wurden, in chronologischer Ordnung, mit furzen Bemerkungen begleitet, anzuführen : wobei jedoch alle Geschichtschreiber der Kaiserzeit, alle Kirchenvåter, Panegyriker und Chronisten 2c., bei welchen nur hie und da oder nur an einzelner Stelle von den Westgothen die Rede ist, übergangen werden. Im Buche selbst aber ist am gehörigen Orte ihrer gedacht worden.

Ammian Marcellin, der leßte Römer, der den Namen Geschichtschreiber verdient, hat einige Capitel des 27ten Buches und fast das ganze 31te Buch seines Werkes den Gothen gewidmet. An ersterer Stelle er zählt er den Krieg Athanarichs mit Kaiser Valens, an der andern den Donau Uebergang der von den Hunnen gedrängten Gothen, ihre Schicksale in Thracien bis auf den Tod des Valens. So unnatürlich die Sprache dieses Geschichtschreibers ist, so wahr und getreu ist seine Erzählung. Es ist wahrscheinlich, daß er von vielen Be

gebenheiten Augenzeuge war. Daß er manches vom róz mischen Standpunkt aus falsch beurtheilt, und dadurch einigemal den Gothen zu nahe tritt, ist ihm um so eher zu verzeihen, als er ihnen sonst Gerechtigkeit widerfahren läßt.

Weit hinter ihm zurück steht in dieser Hinsicht der Dichter Claudian. Seine historischen Gedichte, be: sonders das, welches, de bello Getico betitelt, in 970 Versen den ersten Einfall Alarichs in Italien beschreibt, müssen aus Mangel anderer ausführlichen Nachrichten freilich als Quellen gebraucht werden, allein mit vieler Vorsicht: denn offenbar schmeichelt er seinen römischen Helden zuviel. Man sollte daher die nach ihm hauptsächlich angenommene Meinung, daß Alarich bei Pollentia ge: schlagen worden, verwerfen, da andere Nachrichten widersprechen, und die Schlacht bei Verona oder doch wenigstens ihren für die Gothen unglücklichen Ausgang in großen Zweifel ziehen.

Für die Geschichte von Ulphilas und den Gothen zur Zeit ihrer Niederlassungen in Thracien, wie auch über ihre Züge nach Italien und Gallien geben die damals lebenden Schriftsteller der Kirchengeschichte Philostorgius), ein Arianer aus Cappadocien, und die beiden Fortsetzer der Eusebischen Kirchengeschichte, Her mias Socrates und Sozomenus Scholasticus***),

*) Photius (in der Bibliothek Cod. XL.) hat das zwölfte Buch der Kirchengeschichte des Philostorgius in einem Auszug aufbewahrt. Es endigt mit dem J. 425.

**) Beide lebten in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts in Constantinopel. Ihre Werke sind unter den Scriptoribus Græcis historiæ ecclesiasticæ, Amstel. 1695, aufgenommen.

manche schätzbare Nachrichten, jedoch für die frühere Zeit bessere als für die spätere, weil ihnen dann die Westgothen zu entfernt waren.

Nur kurze, aber doch zuverlässige und unverdächtige Nachrichten hat uns über Alarich, Ataulph, Siegreich und Wallia der Geschichtschreiber Olympiodor mitge theilt *.

Obwohl ihn, wie zwei andere nicht zu verwerfende Geschichtschreiber, den Dexippus und Eunapius, Zosimus in der gothischen Geschichte zu Führern wählt, so folgt er ihnen doch nicht getreu. Er ist für die frühere gothische Geschichte bis zur dritten Belagerung Roms durch Alarich, womit das verstümmelte sechste Buch seines Werkes endigt, von großer Wichtigkeit, da er viele Vorfälle mit größerer Ausführlichkeit erzählt als irgend ein anderer Schriftsteller. Allein da er leichtgläubig, parteiisch, uncritisch, mit einem Worte ein schlechter Geschichtschreiber ist, so müssen seine Nachrichten beståndig mit denen anderer Schriftsteller verglichen werden, und wenn solche fehlen, können die Seinigen nur dann als unverdächtig angenommen werden, wenn keine Leidenschaftlichkeit dabei einwirkend gedacht werden kann, die er besonders als Feind des Christenthums häufig zeigt. In der Angabe der Orte begeht er oft Irrthümer: bei wichtigen Dingen ist er häufig sehr kurz, bei unbedeutenden

*) Fragmente von Olympiodors Werk in der Bibliothek vom Patriarchen Photius Cod. LXXX. ed. Bekker, p. 56-63.

**) Zosimi historiæ ed. Reitemeier, Lips. 1784. Gewiß ist es, daß er nicht vor 431 seine Geschichte aufgesezt hat: alles andere über seine Lebenszeit ist unbekannt.

ausführlich. Im fünften Buche scheint eine große Lacune zu seyn, da er von den Vorfällen bei dem ersten Ers scheinen Alarichs in Italien nichts erzählt, ja selbst nicht einmal von der Schlacht bei Pollentia spricht.

Der vor Zosimus lebende Orosius*), dessen allgemeine Geschichte bis auf das Jahr 417 n. Chr. reicht, ist in den lezten Capiteln des siebenten Buches für Alarichs, Ataulphs und Wallia's Geschichte von Werth; jedoch ist er oft uncritisch, und nach seinen besondern Zwecken bei Vorfällen, die auf die christliche Religion Bezug haben, ausführlich, bei den wichtigsten Staatsereignissen aber kurz und nur andeutend.

Die Chronik des Bischofs Idatius von Lamego (oder Tuy) in Gallicien, die mit dem J. 469 endigt, ist ungeachtet ihrer Kürze wegen der genauen und zuverlässigen chronologischen Angaben sehr schäzbar. Sie ist besonders für die Geschichte der Sueven in Spanien und für die Kriege derselben mit den Gothen wichtig, da Idatius als Augenzeuge erzählt.

Sidonius Apollinaris**), Bischof im Lande Auvergne, († 488) gibt in seinen Gedichten und Briefen

*) Pauli Orosii Presbyteri Hispani adversus Paganos historiarum libri VII. ed. Havercamp.

**) Sie steht in der Hispania illustrata ed. Andreas Schottus. Francofurt. 1603–1608. fol. Tom. IV. p. 160. Besser bei Du Chesne (historia Francorum scriptores coaetanei. Paris 1636. Tom. I.) Schr gute Erläuterungen über diese Chronik finden sich in den ersten Bånden der España sagrada oder des Teatro geographico-historico de la Iglesia de España. Su Autor Fr. Henr. Florez. Madrid 1747–1804. Das Werk, welches 42 Voll. in 4. hat, ist vom 30ten Bande an von Risko fortgeseßt.

***) Solii Apollinaris Sidonii opera omnia ex rec. Jacob. Sirmondi Paris. 1652. 4.

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