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schen Jerusalem geöffnet. Zu Gregor's verständigem Unternehmen hatten sich 50,000 Krieger gefunden, auf Urban's enthus siastischen Aufruf aber hefteten mehr als 300,000 Menschen das Kreuz auf ihre Schultern. In wenigen Monaten flog der Ruf: Gott will es! von Clermont durch halb Europa, durch Frankreich und England, durch Italien und Scandinavien. Aus dem Gefühle des unendlichen irdischen Elends rissen die Völker sich mit einem leidenschaftlichen Ausbruch hervor. Sie meinten, niemals habe Gott eine schlimmere Zeit als die bisherige, erfüllt von Laster, Zwietracht und Unfitte, zugelassen; das Volk stehe in Waffen gegen das Volk, Redlichkeit und Treue sei ausgestorben, Hungersnoth und Erdbeben habe weithin Verderben gedroht. Da aber in der Tiefe des Unheils habe der Herr die Rettung gegeben. Die Zeit sei erfüllt, von der geschrieben steht: wer mit mir sein will, nehme sein Kreuz auf sich, und folge mir nach. Seit der Schöpfung der Welt und dem Mysterium des Kreuzes, ruft ein Erzähler, geschah nichts diesem Zuge zu vergleichen, der ein Werk Gottes, nicht der Menschen war. Am 4. April 1095, bemerkt ein anderer, fielen Flammen vom Himmel wie kleine Sterne, weit und breit in allen Landen, seitdem zog Gallien und Italien in Waffen zum heiligen Grabe, ohne einen irdischen Feldherrn, geleitet vom Geiste des Herrn. Mit einem Male sei dann alles Uebel aus der christlichen Welt vertilgt, seitdem ihr Christus als Führer und Heeresfürst seine beseligende Nähe wieder zugewandt habe. Das Erdbeben bleibt aus, ein fruchtbares Jahr in ungemessener Fülle folgt dem Mangel, und Frieden und Eintracht kehrt unter die gläubigen Menschen zurück. Mit solchen Hoffnungen begann das Abendland den ersten Kreuzzug.

II.

Als Papst Urban II. zu Clermont im November 1095 den Kreuzzug verkündete, bethätigte er seine leitende Stellung für das Unternehmen, indem er den Bischof Adhemar von Puy zu seinem Legaten und Stellvertreter beim Heere ernannte und sofort dem griechischen Kaiser Alerius die bevorstehende Hülfe zum Türkenkriege amtlich anmeldete. In den meisten Reichen Europas waren die umfassendsten Rüstungen im Gange. In Lothringen sammelte Herzog Gottfried von Bouillon, ein frommer und tapferer, jedoch geistig wenig bedeutender Mann, ein zahlreiches Heer. In Frankreich erhoben sich der Bruder König Philipp's, Graf Hugo von Vermandois, der streitbare Graf Robert von Flandern, der unruhige und unbesonnene Herzog Robert von der Normandie, der sein ganzes Land verpfändete, um eine glänzende Masse französischer und englischer Degen anzuwerben; neben ihnen der Graf Stephan von Blois, Besizer so vieler Schlösser, wie Lage im Jahre, ein stattlicher, stolzer, aber innerlich schwacher Herr, endlich als Führer aller Provenzalen und Gascogner der Graf Raimund von Toulouse, kriegserfahrener und reicher, doch auch eigensinniger und leidenschaftlicher als alle die Anderen. In Italien bewaffneten Pisa und Genua ihre Flotten; die gesammte normannische Ritterschaft von Neapel schaarte sich um Boemund von Tarent, einen hagern, blassen, ehrgeizigen Fürsten, der in tiefer Schweigsamkeit un

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aufhörlich wechselnde und weitblickende Pläne spann, stets thätig und stets geduldig, bis der Augenblick des sicheren, siegenden Cingreifens gekommen war er vielleicht der Einzige des Heeres, der von der andächtigen Pilgerstimmung nichts in sich spürte, sondern nur darauf dachte, unterwegs den griechischen Kaiser, seinen alten Feind, zu umgarnen, und jedenfalls sich im Oriente eine stattliche Herrschaft zu gründen. Aller Orten war man in lebhafter Bewegung; die Fürsten mahnten ihre Vasallen, die Ritter ihre Reisigen; jeder der Untergebenen faßte seinen Entschluß freiwillig, aber gewiß nicht viele blieben zurück. Die freieste Selbstbestimmung blieb dann auch während des Zuges in diesem beispiellofen Heere. Jeder Ritter trat nach Belieben bald zu dem einen, bald zu dem anderen Fürsten, je nachdem ihn dessen Sold oder Kriegsruhm anzog; nur der Allen gemeinsame Drang nach Jerusalem hielt das Ganze einigermaßen zusammen. Als Oberfeldherr galt Chriftus, und dessen nächster Stellvertreter wäre also nach damaliger Anschauung der päpstliche Legat gewesen: da dieser aber ohne militärische Befähigung war, so nahm ein Kriegsrath der vornehmsten Führer und Bannerherren, zehn, zwanzig, dreißig, wie es sich eben traf, die Lenkung in die Hand, und ernannte auch wohl gelegentlich einen Feldherrn des ganzen Heeres, welcher dann so lange befehligte, als sein Auftrag lautete oder als er Gehorsam fand. Wir werden sehen, daß seltene Glücksfälle dazu gehörten, um bei solcher Anarchie ein immer sehr mäßiges Gelingen möglich zu machen.

Es dauerte nun vom November 1095, von dem Concile zu Clermont, fast ein Jahr, bis diese ritterlichen Schaaren gerüstet und gesammelt waren. Viele richteten sich ein auf Nimmerwiederkehr, fast alle blickten klopfenden Herzens in eine unbekannte, mit vollem Glanze des Wunders und des Mährchens strahlende Ferne. Eine Stimmung, die sich unsere weltläufige und weltfahrende Zeit kaum mehr vorstellen kann, eine

Spannung, wie wenn sich heute ein großes Heer etwa in Luftballonen einschiffte, um zwischen Erde und Mond eine Insel zu erobern, welche dann zugleich auch das himmlische Paradies wäre. Vollends in krampfhafter Bewegung waren die niederen Volksclassen, die Bauern und Handwerker, welche damals keinen Theil am Waffendienst hatten, und in den reisigen Heerhaufen keinen Zugang`fanden. Die Leiden der Zeit hatten sie stets am schwersten empfunden, und demnach mit heißem Ungestüm sich jezt auch zu dem seligen Kriegszuge gedrängt. Die Kreuzpredigt gelangte an sie in verschiedenen Landen durch ganz besondere Organe. Am Rhein sammelte ein rauflustiger und anrüchiger Graf Emicho einen Haufen - vieler Tausende, und begann mit ihnen den Kampf für Christus durch eine blutige und räuberische Judenverfolgung. In Nordfrankreich zog ein Einsiedler Peter, gebürtig aus Amiens, umher, in Pilgertracht auf einem Esel sizend, mit dunkelem Gesichte und langem Barte, der ihm bis auf den Gürtel reichte, und predigte dem staunenden Volke, er sei in Jerusalem gewesen, wo die Heiden das heilige Grab mit Unflath aller Art entweihten, dort sei ihm Nachts Christus in seiner Majestät erschienen und habe ihm milde zugerufen: Schöner Freund, sagt der theuern Christenheit, die Zeit sei da mir zu helfen, gern sähe ich sie, lange habe ich sie gewünscht, das Paradies ist ihr geöffnet. Seine Hörer schlugen an ihre Brust, ließen ihre Hütten im Stiche und schlossen sich mit Weib und Kind dem Eremiten an; ihre Zahl wuchs allmälig bis auf 60,000 Köpfe, hier war von Warten und Aufschub keine Rede, und der abenteuerliche Zug wälzte sich sofort im Sommer 1096 durch Deutschland, und die Donau hinab durch Ungarn in das griechische Reich. In Constantinopel nahm Kaiser Alerius die tumultuirenden Gäste, die ihren Führer als den echten Apostel Christi und den Schöpfer des ganzen Kreuzzugs priesen, übrigens in ihrem Hunger plünderten und selbst die Kirchen bestahlen er nahm sie mit scheuer

Freundlichkeit auf, und beeilte sich, sie auf die asiatische Küste hinüberzubringen, wo sie denn troß seiner Warnungen mit blinder Begeisterung in das feindliche Land hineinstürmten, und nach wenigen Wochen von dem Emir von Nicäa beinahe vollständig zusammengehauen wurden. Nur mit einer kleinen Anzahl kam Peter nach Constantinopel zurück und wartete dort die Ankunft des großen Heeres ab. Auch an dessen Schaaren hatten sich übrigens aller Orten Elemente desselben Stoffes angeschlossen: da die Fürsten und Ritter keine Notiz von ihnen nahmen, so bildeten sie nachher während des Zuges wieder einen besonderen Haufen von vielleicht 10,000 Menschen, Bettlern und Marodeuren, welche waffenlos hinter den Truppen herzogen, oft genug die Verpflegung des Heeres erschwerten, dann auch wohl als Kundschafter, Knechte, Gepäckträger gute Dienste thaten. Der Einsiedler Peter blieb ihr geistlicher Leiter und Heiliger; weiterhin seßten sie sich auch einen militärischen Führer, den sie mit einem türkischen Worte den König Lafur, den Bettelprinzen, nannten, und gaben sich gewisse Sazungen, daß z. B. Niemand unter ihnen geduldet wurde, der Geld besaß; er mußte entweder aus der edlen Gemeinschaft austreten oder sein Gut dem Bettelprinzen, zu gemeiner Casse einhändigen. In ihr Lager wagten sich die Fürsten und Ritter nur in größerer Anzahl und sicherer Rüstung; vollends die Türken erzählten von diesen Tafuren, daß sie nichts lieber äßen, als das gebratene Fleisch der erschlagenen Feinde.

Im Herbste 1096 kamen nun die ersten fürstlichen Schaaren nach Constantinopel, und folgten sich dann in langer Reihe bis zum Frühling 1097, die einen zu Wasser, die anderen zu Lande, die Nordfranzosen meistens durch Italien und Epirus, die Provenzalen durch Dalmatien, die Lothringer durch Ungarn. ziehend. Kaiser Alerius sah sie nicht ohne Sorgen anlangen, da er den Haß der Lateiner gegen die Griechen, und besonders die feindselige Gesinnung Boemund's kannte. Indeß gab ihm

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