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Geschichte

der

West got hen

:

von

Dr. Joseph Aschbach,

Profeffor in Frankfurt am Main.

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Druck und Verlag von Heinrich Ludwig Brönner.
18 2 7.

Vorbericht.

Wenn die Bedeutung und Wichtigkeit eines Volkes von

seinem Einflusse auf die Weltgeschichte abhängt, so kann keine germanische Nation der frühern Zeit den Gothen gleichgestellt werden. Selbst nach ihrer Trennung in zwei große Volksstämme war jeder Theil so mächtig, daß er gegen die ersten Völker der damaligen Zeit siegs reich auftreten konnte. Hat auch Theodorich der Große durch die weite Ausdehnung seiner Herrschaft und durch seine Einrichtungen über die Ostgothen einen vorzug: lichen Glanz verbreitet, so stehen die Westgothen doch ihren Stammgenossen bei weitem voran, man mag auf die Dauer der Herrschaft, oder auf die Einwirkung in das Weltgetriebe, oder auf Eroberungen und Siege, oder auf Bildung und Staatseinrichtungen sehen. Dem Weg, den die Westgothen bei ihren Wanderzügen gezeigt hatten, folgten die Ostgothen. Diese hatten bei der Gründung ihrer Herrschaft es nicht wie jene mit dem ganzen weströmischen Reiche, sondern mit einem aus seinen Trúms

*

mern noch nicht geordneten Staate zu thun: nach Theo dorichs Tod unterlagen sie innerhalb einiger Decennien dem griechischen Reiche, welches über die Westgothen nie bedeutende Vortheile errang. Kein Volk kann sich wie diese rühmen, die Thermopylen, die Alpen, die Pyrenåen überschritten zu haben: keines durchzog so siegreich Grie chenland, Italien, Gallien und Spanien, und zwar nicht als rohe Zerstörer, sondern als Erhalter der Kunstschäße und mit menschenfreundlichem Sinne, was ihren Kriegsruhm noch verherrlichte. Sie waren die erste germanische Nation, welche das Licht des Evangeliums bei sich aufnahm, und ihre Sprache durch die Schrift ausbildete. Sie hemmten Attila's des Welteroberers verheerende Züge, und retteten dadurch Europa von der hunnischen Barbarei. Die Einrichtung des westgothischen Wahlreiches in Spanien gibt ein Vorbild des spåtern heil. römischen Reiches mit seinen gewählten Königen, geistlichen und weltlichen Kurfürsten, mit seinen Reichstagen und Aemtern und Würden, wie auch ein Vorbild der geistlichen und weltlichen Macht im Mittelalter. Wenn auch die Westgothen aus der Reihe der Völker verschwunden sind, so haben sie doch durch Vieles, was von ihrer Cultur und ihrem ausgebildeten Gesellschafts: leben zeugt, ein bleibendes Andenken an sich hinterlassen. Selbst der Ausdruck »gothisch« in der Baukunft gibt noch jezt die Anerkennung, daß großartiger, ausgebildeter, auf das Höhere hindeutender Sinn vorzugsweise den Gothen eigen gewesen.

Die Ostgothen, Vandalen, Franken und andere deutsche Völkerstamme haben besondere Beachtung und

geschichtliche Bearbeitung erhalten, nicht so die Westgothen, obschon die Wichtigkeit des Volkes und seine anziehungsreiche Geschichte gleich einladend dazu sind. Die Ub gerissenheit und trockene Kürze der Quellen hat ohne Zweifel von der Bearbeitung der westgothischen Geschichte abgeschreckt. Sind auch für die frühere Zeit noch erträgliche Schriftsteller Führer, so hört diese Annehmlichkeit bei dem Fortgange der Geschichte fast gänzlich auf, und zuleßt muß man aus den trockensten und geschmacklosesten Chroniken entstellte Thatsachen einer verworrenen Zeit ordnen, berichtigen und in Zusammenhang bringen. Daher wird es nicht überflüssig seyn hier die bedeutendsten Quellschriftsteller, die bei der Ausarbeitung des vorliegenden Werkes benugt wurden, in chronologischer Ordnung, mit kurzen Bemerkungen begleitet, anzuführen : wobei jedoch alle Geschichtschreiber der Kaiserzeit, alle Kirchenvåter, Panegyriker und Chronisten 2c., bei welchen nur hie und da oder nur an einzelner Stelle von den Westgothen die Rede ist, übergangen werden. Im Buche selbst aber ist am gehörigen Orte ihrer gedacht worden.

Ammian Marcellin, der letzte Römer, der den Namen Geschichtschreiber verdient, hat einige Capitel des 27ten Buches und fast das ganze 31te Buch seines Werkes den Gothen gewidmet. An ersterer Stelle er zählt er den Krieg Athanarichs mit Kaiser Valens, an der andern den Donau-Uebergang der von den Hunnen gedrängten Gothen, ihre Schicksale in Thracien bis auf den Tod des Valens. So unnatürlich die Sprache dieses Geschichtschreibers ist, so wahr und getreu ist seine Erzählung. Es ist wahrscheinlich, daß er von vielen Be

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