Зображення сторінки
PDF
ePub

wird darum auch das Häßliche oder Prosaische in das Bereich ihrer Darstellung ziehen, während die idealistische es erst für sich überwinden und verklären muß, che sie es in den Kreis ihrer Formen aufnimmt.

Man vergleiche in dieser Beziehung den idealistischen Sophokles mit dem realistischen Shakspere, oder die griechische Plastik mit altdeutschen oder niederländischen Malereien, oder ein realistisches Werk wie Goethe's Göß mit der ideal gehaltenen Iphigenie.

Aber es ist ebenso echt künstlerisch was Schiller von Goethe rühmt, die Blume des Dichterischen von einem Gegenstand rein und glücklich abbrechen, oder was Schillern selber häufig gelungen ist, das im Geist geborene Ideal durch ein Bild der Welt zu offenbaren; dort wird der Gegenstand in sein Ideal erhöht, hier bildet das Ideal als Seele sich seinen Leib in den Formen der Gegenständlichkeit. Auf beide Weise herrscht die Phantasie in ihrem Wesen und ist das Geistige und Sinnliche innig verschmolzen. Man citirt dagegen wol eine Stelle aus Goethe's Marimen und Reflerionen:,,Es ist ein großer Unterschied ob der Dichter zum Allgemeinen das Besondere sucht oder im Besondern das Allgemeine schaut. Aus jener Art entsteht Allegorie, wo das Besondere nur als Beispiel, als Erempel des Allgemeinen gilt, die lezte aber ist eigentlich die Natur der Poesie; sie spricht ein Besonderes aus ohne ans Allgemeine zu denken und hinzuweisen. Wer nun dieses Besondere lebendig faßt, erhält zugleich das Allgemeine mit ohne es gewahr zu werden, oder erst spät.“ Was ich nicht gewahr werde, erhalte ich geistig nicht; viel richtiger hieß es oben, daß der Dichter im Besondern das Allgemeine schaue, durch ihn also auch der Leser. Aber auch das Allgemeine ist keine Abstraction, es trägt die Fülle des Besondern in sich, und warum sollte es minder poetisch sein das Allgemeine in seiner Besonderung zu erfassen? Es ist gleichgültig ob der Dichter die Novelle von Romeo und Julie las und ihm in der Geschichte das Wesen der Liebe aufging und klar ward, oder ob er vorher vom Wesen der Liebe beseelt und begeistert nach einem Stoff für diese Idee suchte und dabei auf die Erzählung traf: sicher ist daß er die Erzählung so ausbildete daß das allgemeine Wesen der Liebe allseitig in seinem Drama offenbar wird. Goethe verstand als Realist seine Weise, aber der idealistische Dichterphilosoph Schiller wußte beiden Arten gerecht zu werden. Derselbe warnt gegen die Einseitigkeit. Zweierlei gehört zum Künstler, daß er sich über das Wirkliche

erhebt und daß er innerhalb des Sinnlichen stehen bleibt. Wo beides verbunden ist da ist ästhetische Kunst. Aber in einer ungünstigen formlosen Natur verläßt er mit dem Wirklichen nur zu leicht auch das Sinnliche und wird idealistisch, und wenn sein Verstand schwach ist, gar phantastisch; oder will er und muß er durch seine Natur genöthigt in der Sinnlichkeit bleiben, so bleibt er gern auch bei dem Wirklichen stehen und wird in beschränkter Bedeutung des Worts realistisch, und wenn es ihm ganz an Phantasie fehlt, knechtisch und gemein. In beiden Fällen also ist er nicht ästhetisch." Dieses Knechtische und Gemeine aber, diese blose Copie der äußern Realität und die Verleugnung der idealbildenden Phantasie ist es was uns heutzutage vielfältig als Realismus angepriesen wird. Schiller äußerte bei einer andern Gelegenheit: „Der Neuere schlägt sich mühselig und ängstlich mit Zufälligkeiten und Nebendingen herum, und über dem Bestreben der Wirklichkeit recht nahe zu kommen, beladet er sich mit dem Leeren und Unbedeutenden, und darüber läuft er Gefahr die tiefliegende Wahrheit zu verlieren, worin eigentlich alles Poetische liegt. Er möchte gern einen wirklichen Fall vollkommen nachahmen, und bedenkt nicht daß eine poetische Darstellung mit der Wirklichkeit eben darum, weil sie absolut wahr ist, nicht coiincidiren kann." Und so erklärt denn Schiller ausdrücklich daß alle poetischen Gestalten symbolisch seien und immer das Allgemeine der Menschheit darstellen.

Völlig zutreffend scheint mir was Schiller an Goethe schreibt, die Correspondenz auf eine kühne Weise mit einer Betrachtung seiner und der Goethe'schen Natur eröffnend:,,Beim ersten Anblick scheint es als könnte es keine größern Opposita geben als den speculativen Geist, der von der Einheit, und den intuitiven, der von der Mannichfaltigkeit ausgeht. Sucht aber der erste mit keuschem und treuem Sinn die Erfahrung, und sucht der lezte mit selbstthätiger freier Denkkraft das Gesez, so kann es gar nicht fehlen daß beide auf halbem Wege einander begegnen werden. Zwar hat der intuitive Geist nur mit Individuen und der speculative nur mit Gattungen zu thun. Ist aber der intuitive genialisch und sucht er in dem Empirischen den Charakter der Nothwendigkeit auf, so wird er zwar immer Individuen, aber mit dem Charakter der Gattung erzeugen; und ist der speculative Geist genialisch, und verliert er, indem er sich darüber erhebt, die Erfahrung nicht, so wird er zwar immer nur Gattungen, aber mit der Möglichkeit

des Lebens und mit gegründeter Beziehung auf wirkliche Objecte erzeugen." Goethe ging, um die Sache durch ein erläuterndes Beispiel zu bestätigen, von seinen eigenen Erfahrungen und von der wirklichen Lebensgeschichte Tafso's aus, aber er hob das allgemein Bedeutsame hervor und ordnete und ergänzte es zu einem Gesammtbilde, in welchem er die Tragödie der alleinwaltenden Phantasie und des in sich webenden Gemüthslebens, damit das allgemein Menschliche darstellte. Auf dem umgekehrten Weg schuf Schiller im Wallenstein ein ebenbürtiges Werk; ihm war der Begriff des Realismus in seiner Größe wie in seinem Gegensaß zum Idealismus das Erste, er fand in dem Heerfürsten des Dreißigjährigen Kriegs einen Träger für seinen Gedanken, er verkörperte diesen nun in den Zügen und Bestimmtheiten der Geschichte, und ließ gleichfalls das Allgemeingültige, das allgemein Menschliche durchweg hervortreten. Und so ist Shakspere's Darstellungsweise zwar individuell charakteristisch, aber überall erhebt er seine Gestalten und deren Geschick in das Licht der Idee.

In den obigen Behauptungen unserer beiden Dichterheroen waren zwei Worte gebraucht welche ästhetische Grundbegriffe bezeichnen, Symbol und Allegorie, über die in der Wissenschaft wie in der allgemeinen Bildung, unter Künstleru und im Publikum viel Unklarheit, Verwirrung und Widerspruch herrscht, wie ich glaube besonders deshalb weil man ein Mittleres zwischen und zugleich Höheres über ihnen nicht unterschied und aufstellte, ich meine die personificirende Idealbildung. Vischer hat besonders in seinen, Kritischen Gängen" den künstlerischen Unwerth der Allegorie schlagend dargethan, aber weder dort noch in seiner Aesthetik das Symbol ausreichend bestimmt, und den Begriff auf welchem in der freien und selbstbewußten Kunst es vor allem ankommt, die personificirende Idealbildung von Begriffen und allgemein geistigen Mächten, eigentlich gar nicht besprochen, sondern die Werke derselben, wenn er sie berührte, bald dem einen bald dem andern jener Gebiete zugetheilt. Wir werden sehen daß sie die künstlerische Mitte einnimmt zwischen Symbol und Allegorie, und daß weder Phidias noch Raphael, weder Homer noch Dante richtig verstanden werden, wenn man nicht die angegebenen drei Begriffe sondert und sich klar macht.

Durch Natureindrücke und Sinneswahrnehmungen kommt unser Geist zum Selbstbewußtsein, indem er sie in sich aufnimmt und sich von ihnen unterscheidet; wenn er sich äußern und andern

Geistern mittheilen will, muß er sich wieder der in der Natur gegebenen Formen und Mittel bedienen um dadurch seine Vorstellungen zu einem Sinneseindruck für andere zu machen. Wir könnten mit unserm Denken die Welt nicht auffassen und verstehen, wenn nicht ihre Normen mit den Gefeßen unserer Vernunft eines wären. Die erkannte Wahrheit löst für die Intelligenz den Gegensaß der Idee und der Realität, indem sie beide einander gemäß macht, indem sie in der Uebereinstimmung unserer Ansichten mit dem Wesen der Dinge besteht. Wenn sich Natur und Geist für unsere Anschauung versöhnen, indem der eine in den Formen der andern klar und ganz erscheint, so gewinnen wir das Gefühl des Schönen als die beseligende Empfindung der Weltharmonie, in die wir selber mit einbegriffen sind.

Der erwachende Geist nun entdeckt in einzelnen Naturerschei nungen Anklänge an die noch in ihm schlummernden Ideen, die dadurch ursprünglich mit jenen verwoben sind, durch sie erweckt werden und in ihnen ihren ersten Ausdruck finden, indem der Mensch die analogen finnlichen Formen zum Ausdruck des Gedankens macht. Auch die entwickelte Sprache bedient sich noch der verwandten Anschauungen für die Bezeichnungen des Innern und Allgemeinen, wie sogleich unsere Worte für die logische Thätigkeit des Begreifens und Schließens beweisen können. Der Mensch empfindet im Licht eine wohlthätige Macht, und wie es die Nacht erhellt und die Dinge sichtbar werden läßt, ist es ein Bild für das geistige Klarwerden im Bewußtsein; den Aufgang der Wahrheit im Gemüth bezeichnen wir als Erleuchtung, und der alte Parse sieht im Licht den Urquell alles Guten und die Offenbarung des Geistes der Wahrheit; der alte Athener sieht im hellen unbefleckten Aether eine jungfräulich reine Wesenheit, die er als Göttin der Weisheit verehrt, indem er von diesem Naturgrund aus ihre Idee weiter fortbildet nach den religiösen Lebenserfahrungen die ihm zutheil werden. Solche sichtbare Zeichen des Gedankens, die ihm ursprünglich verwandt And und an denen er sich entwickelt und manifeftirt, nennen wir Symbole. Etwas Sinnliches wird in das Geistige erhoben, durch ein Sinnliches das Geistige ausgedrückt, aber so daß eines unmittelbar an das andere anflingt, wie das Wasser als körperlich reinigendes Element zum Symbol sittlicher Wiedergeburt wird, wie das Blut der Thiere im Opfer vergossen ward zum Ersaß für das eigene durch die Sünde verwirkte Leben, und durch die Weihe der Gesinnung

auch dazu gemacht wurde. Wie der Mensch auch ungesehen einen entlegenen Gegenstand mittels des Geschosses erreicht, so gibt er seinen Göttern, deren Wirken in die Ferne er erfahren zu haben. glaubt, als dessen Symbol Pfeil und Bogen in die Hand. Wie das Samenkorm in die Erde gesenkt wird und dann aus ihm eine neue Pflanze hervorsprießt, wie die Raupe in der Puppe erstorben scheint und dann als Schmetterling wiedergeboren wird, so knüpft sich die Unsterblichkeitshoffnung des Menschen an diese Naturerscheinungen und nimmt sie zum Sinnbild. Die allernährende Natur erhielt als Diana von Ephesos viele Brüste. Auf einem antiken Spiegel ist Kalchas geflügelt dargestellt um den auf Schwingen der Begeisterung vorwärts dringenden Sehergeist zu veranschaulichen, der sich adlergleich in eine Höhe erhebt von der er in der Gegenwart zugleich das Vergangene und Zukünftige in einem Augenblick erfaßt.

F. G. Welder, der in seiner Griechischen Götterlehre die treffliche Bemerkung macht man solle in der Psychologie Weltalter unterscheiden wie in der Grammatik, sagt mit Recht daß ein glücklich gefundenes Bild für die jugendliche Menschheit die im Geist aufkeimende Idee selbst war, eine lebendige augenscheinliche Offenbarung, eine Inspiration des von der Phantasie erleuchteten Verstandes, welche auf das nachmals Begriffene hindeutet, es im voraus zur Ahnung und Anschauung bringt, ungefähr was in andern Zeiten die eigentliche Erfindung des Dichters, in andern das wissenschaftliche Apperçu eines Kepler oder Newton. Das wundersame Zusammentreffen der Naturerscheinung und des Inhaltes im eigenen Gemüth dient zum Pfande der Wahrheit und Gewißheit. Das Symbol ist Mittel und Werkzeug zum sinnlich-geistigen Verständniß der Dinge.

[ocr errors]

Das Symbol ist nicht unkünstlerisch, sondern beginnende, wer ́dende, noch nicht vollendete Kunst. Das Aeußere deutet auf das Innere hin, es ist ihm verwandt, es erweckt die Ahnung desselben, das Bild führt unmittelbar zum Sinn, weil es in der Sphäre der Erscheinung ihm analog ist, und der Geist hat den Sinn gar noch nicht in der Form des reinen oder allgemeinen Begriffes und Gedankens, sondern noch vermischt und verknüpft mit der Anschauung die ihn erweckt. Das Symbol eignet der jugendlichen Menschheit wie der Mythos, in welchem auch unmittelbar und untrennbar Ideelles und Factisches verschmolzen und verwachsen sind, oder nach Ottfried Müller's treffender Bezeichnung: der

Carriere, Aesthetik. I.

27

« НазадПродовжити »