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in Demuth empfangen sein, diese Weisung wird Alerander dem Großen im mittelalterlichen Epos; nach demselben läßt der Gral sich nicht durch menschliche Eigenmacht erobern, man muß für ihn berufen werden, dann aber auch nach ihm fragen. Wir vermögen unsere Selbstsucht zu überwinden und der Wiedergeburt theilhaftig zu werden, weil ein höheres Ich als das endliche in uns wohnt und die Trennung des Endlichen und Unendlichen, die durch das Böse für Bewußtsein und Willen vollzogen wird, zur Harmonie wieder aufhebt.

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In I. H. Fichte's Ethik sind diese Fragen neuerdings vortrefflich erörtert worden, und es ist vielfach gelungen dasjenige mit der Schärfe des Begriffs zu fassen und in klarem Verständniß zu deuten was in der innersten Tiefe des Herzens ruht und nur in den seltensten Aufflügen des Geistes ins Bewußtsein tritt, freilich aber wird zur rechten und leichten Anerkennung die harmonisch sittliche Gemüthsbildung erfordert, die dann den Begriff dessen erhält was sie selber in sich erfahren hat. Die sittliche Lebenserfahrung gehört allerdings ebenso nothwendig zur vollen Einsicht in das Ethische, wie die Erfahrung überhaupt zur genůgenden Wissenschaft. Ich verweise auf Fichte's ausführliche und beweisende Darstellung, und entlehne ihr die Resultate für unsere Zwecke. Er sagt unter anderm: In der strengen Forderung mit welcher die fittliche Idee der scheinbaren Allgewalt des Sinnlichen und der Selbstsucht gegenüber die einfache Unterwerfung unter das Gebot befiehlt und keinen andern Preis verspricht als welcher darin liegt ihm gehorcht zu haben (Kant's kategorischer Imperativ), in diesem schmucklosen Ernste verräth fie eden daß ihre Macht «nicht von dieser Welt», daß sie ein Göttliches im menschlichen Willen sei. An dieser erhabenen sich selbst genügenden Majestät, mit welcher sie von der Selbstsucht alles fordernd ihr dennoch gar kein Zugeständniß macht, gibt sich der wahre Charakter des Unbedingten in allen bedingten, ungenügenden und sich selbst aufzehrenden Bestrebungen des Menschen zu erkennen. Mitten unter die selbstsüchtigen oder ungewiß in sich schwankenden Regungen seines Willens tritt jenes höhere Wollen hinein und verleiht damit dem Menschen die ungeheure Macht sich selbst zu überwinden. Niemand kann jedoch Sieger sein über jene gleichfalls dem tiefsten Ursprunge der Dinge entstammte menschliche Selbstheit, als das Göttliche selber in seiner höheren geistigen Macht. Darin findet der Sinn jenes räthselhaften Aus

spruches: nemo contra Deum nisi Deus ipse, feine tiefste Aufklärung. Deshalb ist auch Enthusiasmus in seiner reinsten und edelsten Form, die stille Energie der Willensbegeisterung, das eigentliche Wahrzeichen echter Sittlichkeit; durch sie bewährt sich immer von neuem die weltüberwindende Macht, welche in dem menschlichen Willen eingekehrt ist. In allen Wendepunkten der Geschichte, die ein höheres Dasein der Menschheit vorbereiten, in allen Menschen großen und reinen Strebens zeigt sich diese Zucht des göttlichen Geistes. Daß in Gott ein ewiger Wille des Guten sei erfahren wir eben an uns selbst, wenn wir wahrhaft ergriffen sind von jener heiligen Begeisterung. Wir sind dann praktisch in den Standpunkt eingerückt welcher zwar dem Erkennen als der metaphysische oder theosophische zugänglich ist, da aber noch immer aus uns herausgestellt werden kann als eine idealistische Hypothese. Dies ist hier nicht mehr möglich, sobald wir unsern Zustand nur begreifen. Der ewige, Welt und Selbstheit überwindende Wille in uns beweist uns thatsächlich das Dasein eines unendlichen heiligen Geistes so gewiß wir Organe seines Willens geworden sind, und unser Wille schwankt nicht mehr noch kämpft er mit sich, sondern mit bewußter Freude ist er in sich entschieden. Es ist die Liebe Gottes die nach unten gewendet immer von neuem den Grund der Sittlichkeit, die Entselbstung und ethische Begeisterung erzeugt. Der die Welt und Selbstsucht überwindende Wille der Liebe in uns ist selbst nur der im Menschen wirkende Wille der ewigen Liebe, ein Funke der göttlichen, das ganze Weltall umschließenden Liebesmacht, welche im Kreise des endlichen Geistes zur Selbstempfindung hervorbrechend ebenso in ihm das Gefühl der Vollendung, Beseligung, erzeugt, wie sie in Gott ewig empfunden der Quell seiner Seligkeit ist."

Wir können weiter bemerken daß weil die Sittlichkeit es ist die dem Menschen seinen Werth verleiht und über sein eigentliches Sein entscheidet, die erlösende Offenbarungsthätigkeit Gottes sich vorzugsweise an den Willen wendet; weil das Grundwesen Wille ist, wird die wahre und selbstbewußte Einheit Gottes und des Menschen durch die Hingabe des Willens vollzogen, der nun nicht mehr das Vergängliche und Selbstische, sondern das Ewige erstrebt und vollbringt.

Es kam mir darauf an daß erkannt werde wie einmal unserm Denken und Handeln fortwährend das Göttliche einwohnend gegenwärtig ist und die Idee weder von uns erkannt noch verwirk

licht würde ohne dies göttliche Mitwirken, und wie andrerseits der innerweltliche Gottesgeist sich noch besonders in einzelnen Momenten erleuchtend, beseligend, lebenerneuend offenbaren kann und sich kundgibt im Gemüthe des Menschen, damit überhaupt richtig verstanden werde wie die Phantasie kraft der uns immanenten Idee des Vollkommenen vergrößernd, verschönernd, idealisirend waltet und schafft, und wie sich in der Phantasie der göttliche Geist ideenoffenbarend, seine Ideale enthüllend bezeugt. Und ich habe deshalb mehrmals der Worte eines befreundeten Forschers gedacht, der das Verwandte auf dem Gebiete der Intelligenz und des Willens dargethan, damit sein unabhängiges Zeugniß dasselbe was ich bereits vor Jahren über die Phantasie gelehrt habe, auch im Reich der Intelligenz und Sittlichkeit erweise. Auf beide Sphären hatte ich übrigens selbst schon in 'meinem Buch über das Wesen und die Formen der Poesie Rückficht genommen, und dort den schon viel früher in meinen Jugendschriften aufgestellten Begriff der Offenbarung wiederholt.

Wir stehen leiblich im Naturganzen, freibeweglich, ein Mittelpunkt eigenen Empfindens und Wirkens, aber doch einbegriffen in die elementarischen Kräfte und unter ihrem Einfluß, und unser Leben zeigt in regelmäßigem Wechsel bald das Vorwiegen individueller Selbständigkeit im Wachen, bald die Rückkehr in den Mutterschos der Natur und das Vorwalten ihrer allgemeinen Bildungsthätigkeit im Schlaf. Sollte es in geistiger Beziehung anders sein? Im freien Forschen, im besonnenen Handeln und bewußten Bilden zeigt sich unsere eigene Kraft. Auf dem Weg der Wahrheit und der Tugend wirkt sie einträchtig zusammen mit dem göttlichen Geist. Wir nehmen die Vernunft der Welt in uns auf und stimmen ein in das Gesez der Vorsehung. Aber wie wir im Irrthum und in der Sünde uns von der allgemeinen Vernunft und der sittlichen Weltordnung lösen, in der Willkür des Denkens und Handelns unsere Freiheit, unsere Eigenmacht noch bekundend, wie der Wille als Eigenwille, als Selbstsucht gegen das göttliche Gesez sich richten kann, so greift das ewige und allgemeine Denken und Wollen, der göttliche Geist auch über den endlichen herrschend hinüber, bethätigt sich in ihm, hält in ihm inneres Gericht oder beseligt ihn mit seiner Seligkeit, und enthüllt ihm Bilder seiner urbildlichen Schöpferkraft, Ideen seiner allweisen Vernunft. Offenbarung ist also das Mächtigwerden und sich Bezeugen des allgemeinen Geistes im einzelnen. Gott

ist das Princip unsers Seins, er lebt in uns und wir leben in ihm, darum können uns seine Gedanken im Innersten unsers eigenen Gemüths aufgehen, und das ist immer der Fall wo etwas Neues, Großes und zugleich Allgemeingültiges ins Bewußtsein tritt und unser, ja der Menschheit Bewußtsein erweitert und erhöht. Es ist nicht eine Impulsion und Mittheilung von außen, sondern von innen, vom Centrum alles Lebens aus; es ist auch nicht ein mechanisches Mittheilen und fertiges Ueberliefern, sondern wie alles geistige Einwirken die Erregung zu der Gestaltung und zu dem Erfaffen derselben Ideen, sodaß wir den Gott zwar leiden, zugleich aber selbst den Eindruck seines Waltens in uns zum Wort, zur That, zum Bilde formen und seine thätigen Organe sind. Es ist des Menschen Sache daß er mit der göttlichen Eingabe etwas anzufangen wisse; ihr Verständniß und ihre Darstellung ist des Menschen eigenste That. In Bezug auf Gott müssen wir eben uns daran erinnern, daß er nicht außer der Welt sich auf sich selbst zurückzieht und sie sich überläßt, sondern daß er in ihr als der Entfaltung und Objectivirung seiner eigenen Innerlichkeit, als der Enthüllung und Ausbreitung seiner eigenen Lebensfülle mit seiner Kraft erhaltend und fortbildend gegenwärtig bleibt. Warum sollte er nicht gleich uns seine Vorstellungen walten lassen und an ihrem Spiele sich ergößen, dann aber auch wieder sich in eine derselben vertiefen, ihr seinen ganzen Inhalt leihen und durch sie dem Gange der Gedankenentwickelung eine bestimmte Richtung leihen?

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Der Begriff der Offenbarung enthält nur dann einen unvollziehbaren Gedanken", wenn man mit der Hegel'schen Schule, die dies behauptet, das allgemeine und ursprüngliche Wesen nicht als Geist und Persönlichkeit begreift; er erscheint als ein Wunder, wenn man Gott und Mensch auseinander hält. Auf unserm Standpunkt ergibt er sich als ein nothwendiges Glied im Lebensprocesse der Gott-Menschheit, in der Entfaltung und Selbstgestaltung des wahrhaft Unendlichen, das weder in die Endlichfeiten zerrinnt, noch an ihnen, da wo sie sind, sein Ende hat und somit selber endlich wird, sondern das im Endlichen sich selber bestimmt und setzt und über allem Endlichen zugleich bei sich selbst seiende Einheit bleibt.

Daß weil wir göttlichen Geschlechts find, in der Offenbarung uns das Innerste des eigenen Wesens enthüllt wird, daß wir die freithätigen, fortbildenden Organe des allgemeinen Geistes

Garriere, Aesthetik. I.

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find, hat Goethe in dem dramatischen Fragment Prometheus tiefsinnig und ahnungsvoll angedeutet. Ich liebe dich, Prometheus, sagt Pallas Athene, und Prometheus antwortet:

Und du bist meinem Geist

Was er sich selbst ist;

Sind von Anbeginn

Mir deine Worte Himmelslicht gewesen!

Immer als wenn meine Seele zu sich selbst spräche,

Sie sich öffnete

Und mitgebor'ne Harmonieen

In ihr erklängen aus sich selbst,

Und eine Gottheit sprach

Wenn ich zu reden wähnte,

Und wähnt' ich eine Gottheit spreche,

Sprach ich selbst.

Und so mit dir und mir,

So ein, so innig

Ewig meine Liebe dir!

Wie der süße Dämmerschein
Der weggeschied'nen Sonne
Dort heraufschwimmt

Vom finstern Kaukasus

Und meine Seel' umgibt mit Wonneruh,
Abwesend auch mir immer gegenwärtig,

So haben meine Kräfte sich entwickelt

Mit jedem Athemzug aus deiner Himmelsluft.

Einen Anklang an unsere Erörterung gibt auch Spinoza, wenn er sagt daß die Anschauung der Vernunft, welche höher ist als das reflectirte Denken, die Dinge im Lichte der Ewigkeit, sub specie aeterni, betrachte, wenn er Christus den Mund Gottes nennt, und von ihm sagt er habe alles in seiner ewigen Wahrheit erkannt. Einen Anklang gibt Schelling, wenn er von Raphael bemerkt: Wie er die Dinge darstellt so sind sie in der ewigen Nothwendigkeit geordnet. Und J. G. Fichte wird selber dichterisch begeistert, wenn er dies Geheimniß und Wunder der inneren Welt, durch das der Mensch vergöttlicht und das Himm lische den irdischen Augen entschleiert wird, in einem Sonette verkündigt:

Was meinem Auge diese Kraft gegeben
Daß alle Misgestalt ihm ist zerronnen,
Daß ihm die Nächte werden heit're Sonnen,
Unordnung Ordnung, und Verwesung Leben?

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