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Anmerkungen.

1) Gleich auf der ersten Seite von Vischer's Lehre vom Naturschönen er sagt: „Das Schöne in einseitiger Eristenz", als ob es ein solches gäbe, und nicht alles Schöne im Zusammenwirken der äußeren Objectivität mit der Subjectivität des fühlenden Geistes erzeugt würde! lesen wir den schauerlichen Saz:,,Aufgabe aller Philosophie ist Destruction der Metaphyfik durch Metaphysik.“ Das heißt alle Philosophie ist Selbstzerstörung, denn auch das Zerstörende ist ja wieder Metaphysik und muß also auch zerstört werden, und somit würde die Philofophie durch Selbstmord endigen und gar nicht mehr fein, oder sie vermöchte ihre Aufgabe nicht zu erfüllen und wäre ein eitles Streben, und alle Mammonsdiener, alle Philister, alle Buchstabenanbeter hätten recht sich von der Philosophie abzuwenden, wenn Vischer recht hätte. Nach Vischer soll sich das Naturschöne aufheben in die Phantasie; in der Wirklichkeit wird diese sich gewöhnlich gerade an ihm entzünden. Vischer will den Uebergang vom reinen Gedanken (der Ideenlehre des Schönen) zum realen Sein (den schönen Naturgegenständen) erklären. Da ihm nun die Einsicht fehlt daß im Begriff des Schönen die äußere Gegenständlichkeit eingeschlossen ist, durch welche es im Zusammenwirken mit der Seele erzeugt wird, so copirt er auf seine Art den seltsamen Uebergang aus Hegel's Logik in die Naturphilosophie oder vielmehr in die Natur selber; er sagt:,,Nachdem die Totalität der im allgemeinen Begriffe liegenden Momente entwickelt ist, hebt sich, indem diese durch gegenseitige Negation ihre Trennung ausgelöscht haben, die abstract logische Vermittelung auf, und tritt der Begriff in die erste Form seiner realen Eristenz, in die Unmittelbarkeit des einfachen Seins über." Eine völlig leere und hohle Phrase! Wenn die Totalität der Momente eines Begriffs entwickelt ist, so haben wir dann nicht die Unmittelbarkeit eines einfachen Seins, sondern vielmehr die vermittelte und reiche Einsicht in das Wesen des Begriffs und seine Fülle; der Begriff ist damit vom erkennenden Geist allseitig durchdrungen, keineswegs aber eine unmittelbare Naturrealität geworden. Sodann würden Momente die durch gegensei: tige Negation ihre Trennung auslöschen, ihre Bestimmtheit und damit sich selber zerstören. Knochen, Muskeln, Nerven ergänzen sich zur Totalität unsers Leibes, aber sie negiren sich nicht gegenseitig; in ihrer Verbindung existiren sie doch besonders für sich, vernichtete die Vereinigung den Unterschied, so er

lösche das Leben und sänke der Organismus in eine homogene unorganische Masse, in einen Urbrei zusammen. Vischer aber wiederholt statt eines Beweises seine Versicherung:,, Wenn ich alle Momente durchwandert habe, welche der Begriff in seiner Allgemeinheit enthält, wenn ich jedes in das andere dialektisch aufgelöst habe, so habe ich das Ganze als dieses Einfäche, worin Gegensaß und Vermittelung erloschen ist, als das unmittelbare, aber erfüllt unmittelbare Sein." Woher in aller Welt foll denn die Erfüllung kommen, wenn jedes Moment in das andere aufgelöst, alle Bestimmtheit also zerstört, wenn jede Vermittelung erloschen ist? Dadurch daß ich den Inhalt eines Begriffes zerstöre, wird der Begriff doch nicht reich gemacht. Nachdem wir alle Momente des Schönen durchwandelt, das Erhabene wie das Stoffliche, das Tragische, Komische und Humoristische betrachtet, hat sich uns die Fülle und der Reichthum der Idee erschlossen, und ist sie gerade nichts Einfaches, sondern eine vielstimmige Harmonie. Der Fortgang ergibt sich nun vernunftund erfahrungsmäßig so, daß wir die Gegenstände, welche wir schön nennen, nach der Rücksicht unterscheiden; ob sie um der Schönheit willen da find, oder ob fie, ihren eigenen Zweck erfüllend, bei der Berührung mit unserm Geiste auch einen ästhetischen Eindruck machen. Die Naturdinge, die Geschichte werden nicht darum hervorgebracht daß fie uns schön erscheinen; doch geben sie häufig und unter günstigen Bedingungen unserem ästhetischen Sinn und Trieb Befriedigung; aber was diesem hier als ein Glück zufällt, das sucht er auch von sich aus zu produciren, und so schafft er Werke mit dem Zwecke daß sie schön seien, daß die Schönheit durch sie verwirklicht werde. So unterscheidet sich das Natur- und das Kunstschöne, und so gelangen wir von einem zum andern, nicht durch die Wortspielerei der Vischer'schen Pseudodialektik. Noch ein Pröbchen von dieser; es steht in demselben §. 233: „Wo irgend Schönes wirklich ist, da ist auch Erhabenes und Komisches in allen Begriffsunterschieden, welche diese Gegensäße, sowie das einfach Schöne in fich schließen." Aber wo ist in Cornelius' gemalter Tragödie vom Untergang Trojas das Komische, oder ist in ihr kein Schönes wirklich? Wo ist das Komische in Goethe's Iphigenie, oder das Erhabene in Goethe's lieblichen Liedern,,Füllest wieder Busch und Thal“,,,Ueber allen Gipfeln ist Nuh?" Wo das Komische und Erhabene in einem Vergißmeinnicht oder einer Rose? Doch Vischer besinnt sich eines Besseren und sagt §. 239: Was im allgemeinen Begriff in flüssiger Einheit ineinander ist, geht in der Verwirklichung auseinander und zerfällt an einzelne Existenzen, sodaß Einiges einfach schön, Anderes erhaben, Anderes komisch erscheint.' Aber hieß es denn nicht eben: ,,Wo irgend Schönes wirklich ist“, da sei auch Erhabenes und Komisches? Und stimmen denn Begriff und Wirklichkeit zusammen, wenn in dieser auseinandergeht was dort in flüssiger Einheit ist? Da wäre die Verwirklichung doch nicht die Realisirung, sondern eine sehr wesentliche Umgestaltung des Begriffs, und brächte etwas ganz Anderes als ihn zur Welt.

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2) Vischer findet §. 233 daß es eine arge Verkehrung der richtigen Ordnung zur Folge hat, wenn man einen fremden hypostatischen Begriff zwischen das Allgemeine der Metaphysik und die reale Welt einschiebt.“ Dieser Begriff sei in der neuesten Philosophie, welche über den Pantheismus Hegel's hinausstrebt, der des Willens, wodurch ein persönlicher Gott die Welt seße. Carriere, Aesthetik. I.

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Es ist wirklich bedauerlich zu sehen daß Vischer glaubt wir schöben zwischen eine an und für sich seiende logische Gedankenwelt und zwischen die Natur den Willen Gottes in die Mitte; vielmehr ist uns jene logische Idee nur möglich und wirklich als Gedanke eines denkenden und wollenden Geistes, und die Welt ist die Verwirklichung dieser göttlichen Gedanken durch den göttlichen Willen, sodaß wenn von etwas,,Dazwischengeschobenem“ die Rede sein könnte, dies eben der Logos oder das Reich des Begriffes wäre, welchem ge mäß der schöpferische Wille die Natur und Geschichte gestaltet. Zum Verwundern fährt Vischer fort uns zu belehren:,,Die innere Zweckmäßigkeit in der Natur weist hinauf zu dem Willen, wie er im geistigen Leben in angemessener Form fich offenbart, er ist ihre Wahrheit; so erscheint das Ganze als Wille, als Gewolltes." Aber von wem denn gewollt, wenn nicht von einem ursprünglich Wollenden? Und wenn das Ganze als Wille erscheint, haben wir dann nicht recht mit dem Willen als mit der Wahrheit zu beginnen? Vischer fieht daß in der Natur vieles Zweckmäßige ohne Willen und Bewußtsein geschieht, wiewol nach unserer Vorstellung dazu Bewußtsein und Wille gehört, aber er stellt das was Problem ist, die unbewußte Zweckmäßigkeit, so hin als ob damit das Näthsel gelöst wäre. Ein confequenter Denker der dem Absoluten Intelligenz und Willen abspricht, wird stets den Zweckbegriff verwerfen, und wer den Zweckbegriff für nothwendig und wahr erkennt, der wird folgerichtig zum Geist als dem Ursprünglichen und Zweck: feßenden geführt. Judeß an Folgerichtigkeit wird bei Vischer niemand mehr einen Anspruch machen.

Es ist ein unangenehmes Geschäft die Unphilosophie bloßzulegen die sich für Philosophie gibt, und für die urtheilsunfähige Menge hätte der Schein fortbestehen mögen; aber da Vischer sich als den eigentlich wissenschaftlichen Aesthetiker geberdet und uns Andern mit vornehmer Miene · allenfalls das Verdienst des Popularifirens seiner Ideen überläßt, so war ich genöthigt hier und da den Beweis zu führen daß dunkle Schulphrasen keine Philosophie sind und daß eine eigene einfach klare Darstellung darum Vischer's Buch noch nicht überseßt und ausschreibt, wenn sie auch namentlich da mit ihm übereinstimmt. wo sie gleich ihm die Resultate großer Vorgänger, Leffing's und Winckelmann's, Kant's und Hegel's, aufnimmt und die neuere Kunstgeschichte für die Aesthetik verwerthet.

3). Alerander von Humboldt, Martius, Schleiden, Fechner haben als Naturforscher über das Pflanzenthum zugleich mit Rücksicht auf den ästhetischen Eindruck viel Treffliches zu seiner Erläuterung beigebracht; Vischer hat hier einen der Glanzpunkte seines Buches; was ich über das Architektonische, Plastische, Malerische einzelner Bäume gesagt, schließt sich dem an was er über einen orientalischen, antiken und romantischen Typus derselben beibrachte. Batraneck's Aesthetik der Pflanzenwelt gibt eine reiche sinnvolle Sammlung und Ordnung deffen was jene alle und was namentlich auch die dichterische Auffassung der verschiedenen Nationen festgestellt. Nur was mir das Wichtigste scheint, die ästhetische Verwerthung des Gesetzes der Knospenstellung findet sich bei jenen Männern nicht, und bei Batraneck kaum angedeutet.

4) Im vorigen Jahrhundert machten Lavater und Gall viel Aufsehen als Deuter der Gesichts- und Schädelformen. Jener wird von Goethe

geradezu ein Seher genannt, er besaß den Instinct des Genies aus dem Gesicht des Menschen auf seine Gemüthsart zu schließen, aber indem er nun Regeln hierfür aufstellen, indem er die Bedeutung der einzelnen Theile für Charaktereigenthümlichkeiten festseßen wollte, verfuhr er ganz willkürlich ohne Kenntniß der Physiologie und vergleichenden Anatomie, und seine bald im mystischen Dunkel, bald mit prophetischer Salbung vorgetragenen Lehren forderten Lichtenberg's Spott heraus durch Holzschnitte von Sauschwänzchen und deren Deutung das Hohle und Uebertriebene der Physiognomik lächerlich zu machen. Gall hat Verdienste für die Förderung der Anatomie und Phyfiologie des Gehirns gehabt, er hatte schon als Knabe die Schädel seiner Mitschüler betrachtet, dann den mannichfaltigen Kopfbau der Thiere studirt, und auf den Zusammenhang desselben mit deren Naturell geachtet; aber er verirrte sich bald dahin nach den einzelnen Windungen und Erhöhungen der Schädelknochen eine Reihe von Seelenvermögen und Trieben anzunehmen die unter ihnen ihren Siz haben sollten, und aus dem Gehirn ein Fachwerk mit verschiedenen Abtheilungen für besondere Geisteskräfte zu machen, womit dann weder die Psychologie noch die Naturkunde sich einverstanden zeigen konnte. Und wenn seine Nachfolger aus der Combination der einzelnen Schädelwülste dem Menschen sein Leben deuten, so ist dies um gar nichts besser als wenn man in früherer Zeit nach dem Stand der Gestirne einem Neugebornen das Horoskop stellen und sein Schicksal bestimmen wollte. Wie die Astrologie zur Astronomie, so verhält sich die Kranioskopie zu einer wissenschaftlichen Anthropologie.

Allein der Misbrauch soll den rechten Gebrauch nicht hemmen oder aufheben. Versuche an lebenden Thieren, denen man das große oder kleine Gehirn weggenommen, lehrten daß jenes das Organ der Vorstellungen, dieses das der willkürlichen Bewegungen sei. Carus suchte daneben in den Vierhügeln den Siz der Gefühle, lenkte sein Augenmerk auf die größere, geringere oder harmonische Durchbildung des Vorder, Mittel- und Hinterkopfs bei vielen Männern und Frauen, und ftrebte nach einer Schädellehre die nicht im Widerspruch mit Natur- und Seelenkunde stünde. In früheren Zeiten hatte man dem Menschen aus den Linien seiner Hand geweifsagt; der Franzose d'Arpentigny faßte in neuerer Zeit viele Hände ins Auge um mehrere Grundformen derselben festzustellen und deren Eigenthümlichkeit zu bezeichnen. Burmeister schrieb eine geistvolle Abhandlung über den menschlichen Fuß um den menschlichen Charakter daran nachzuweisen. In einer Symbolik der menschlichen Gestalt weist Carus anatomisch und physiologisch die Bedeutung der einzelnen Gliedmaßen nach, zieht die Entwickelungsgeschichte und die Formen des Thierreichs heran, und bringt das so Gewonnene in Verbindung mit dem Eindruck welchen die übermäßige, verkümmerte oder proportionale, die mehr oder minder schöne Bildung jedes Gesichts auf uns macht. Dabei bleibt immer viel Subjectives. Von Seiten der Psychologie hat G. Mehring's Seelenkunde, von Seite der Naturforschung die plastische Anatomie von Harleß schäßbare Beiträge geliefert.

Die Phantasie und der Künstler oder das Schöne in der Subjectivität des formenden Geistes.

Das Schöne entsteht uns im Zusammenwirken der Welt und der Seele; es liegt nicht fertig in den Dingen, es wird erzeugt im fühlenden Geiste; es ist die Verschmelzung und Ineinsbildung des Idealen und Realen, der Innen- und Außenwelt. Wir müssen uns stets im Genuß des Schönen productiv verhalten.

Das Leben der Natur und des Geistes verfolgt seine eigenen Zwecke; wenn es dabei zugleich in einem betrachtenden Gemüthe das Gefühl des Schönen erweckt, so ist dies ein vorübergehendes Glück, indem entweder im Gegenstande der Augenblick der vollen und reinen Blüte sich der Anschauung erschließt, oder gerade der günstige Standpunkt für die Auffassung gewonnen war. Wir ändern diesen, und die Gestalten verschieben sich; und wenn wir felbst auch beharrten, so wechseln die Dinge, der Wind entblättert die Blume die uns ergößte, das Abendroth, das uns eine Gegend verklärte, weicht der Nacht, die lebendige Gruppe - handelnder Menschen, die sich vor unsern Augen rhythmisch aufgebaut hatte, löst sich auf. Dadurch entsteht in der Sehnsucht der Seele nach Harmonie und Lebensvollendung das Bedürfniß und das Streben Schönes um der Schönheit willen zu bilden, sodaß es zum Grund und Zwecke des Gegenstandes wird und nicht vorübergehend, sondern dauernd sich dem Gemüth zum Genusse bietet. Der Geist als freie Gestaltungskraft des Schönen heißt Phantasie, sowie er als Erkennen oder Erzeugen der Wahrheit Intelligenz und als Vollbringen des Guten der Wille genannt wird.

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