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mit dem Lande, als es im Staate die geseßliche Ordnung seines Bestehens hervorbringt, welche bei der Gliederung von Familien und Gemeinden, Ständen und Berufskreisen diese in ihrem eigenen Wesen wie in ihrer Wechselwirkung zum freien Ganzen erhält. Vischer sagt vortrefflich: Geistlose, rohe Natur ist noch nicht, naturloser Geist nicht mehr ästhetisch. Der Mensch bezwingt die Erde, aber er nimmt von den Bezwungenen eine Färbung an; der Seemann bewältigt den Ocean, aber seine ganze Erscheinung bekommt den Meerton. - Der Mensch der als Hirt und Jäger in der Natur lebt, bewahrt ihre Frische; auch der Bauer, der an die Scholle gebunden den Bewegungen der Cultur langsamer folgt als der Bürger. Für diesen beginnt die Gefahr daß er in der Einseitigkeit eines Berufs verhocke und zum Philister werde, wenn er außer der freien Luft eines öffentlichen Lebens und seiner gemeinsamen Interessen steht. Wo aber der Mann Muth und Einsicht im Dienste des Vaterlandes beweisen kann, wo er sich als freies thätiges Glied eines großen Ganzen fühlt, da erhebt ihn dessen Geist über das Gemeine und läßt nicht das Leben versinken in der Mühe um die Mittel des Lebens, noch die Seele untergehen im Mammonismus. Wie die Theilnahme am Staat in geistiger Weise, so erhält in leiblicher die Wehrhaftigkeit und Waffentüchtigkeit das allgemein Menschliche in der Besonderheit des Berufs, und gibt dem Kopfarbeiter wie dem Handarbeiter das Gefühl der persönlichen Kraft und den Ausdruck derselben in männlicher Schönheit. Darum müssen wir auch in ästhetischer Hinsicht die allgemeine Wehrpflicht, die allgemeine Waffenehre fordern; sie erzieht das Volk und verhütet daß der Gelehrte verkümmere, sie zeigt allen Ständen das gleiche Recht und gibt jedem Einzelnen Selbstvertrauen. Das macht die Alten in Hellas und Rom soviel werth für den Künstler, das gab ihrem Leben die frische Freudigkeit, daß auch ein Aeschylos und Sokrates zu Felde zogen und nicht blos als Dichter und Denker, sondern auch als tapfere Männer den Preis errangen, daß Tapferkeit überhaupt als eine Cardinaltugend des Mannes erachtet wurde. Wie finnig weiß Goethe in Hermann und Dorothea seinem edeln würdigen Geistlichen jeden Anflug von Pedanterie zu nehmen, indem er ihn geschickt zeigt die Roffe zu lenken. Und so hat auch in ästhetischer Hinsicht Scharnhorst den Dank des Vaterlandes verdient.

Wenn der Staat dem Schönheitsfinne genügen soll, so müssen Ordnung und Freiheit einander durchdringen, daß weder die Ein

tönigkeit und der Druck des Zwanges oder die Wirrsal zügelloser Vielköpfigkeit den Reichthum seiner Gliederung veröde, noch den einigen Zusammenklang des Ganzen aufhebe. Ordnung in der Freiheit, Einheit in der Mannichfaltigkeit ist auch hier die Bedingung der Schönheit. Die wahre Gleichheit ist die Verhältnißmäßigkeit. Familien, Gemeinden, Berufskreise sollen nicht zerstört werden um ein abstractes Menschenthum herzustellen, vielmehr bewahrt und der Antheil an ihnen als der Mitgenuß eines Gutes jedem ermöglicht werden. Die Stände mit ihrer Ehre sollen bestehen, aber der Mensch in allen das Erste sein; nicht sie sollen als Kasten über der persönlichen Freiheit stehen, diese vielmehr soll nach der eigenthümlichen Begabung eines jeden den Beruf wählen für den er sich tüchtig gemacht hat. Die Freiheiten der einzelnen Lebenskreise müssen wie die einzelnen Töne im Accorde der allgemeinen Freiheit erscheinen, die Einheit und Macht des Ganzen darf in ihnen keine Schranke, soll vielmehr in ihnen die Verwirklichung des eigenen Begriffes haben. Nur der Müßiggang ist das Menschenunwürdige, jede Arbeit ist ehrenwerth in welcher jemand sein Talent bethätigt, die er deshalb mit Luft und Liebe, künstlerisch vollbringt. So viele Verstimmung, so viele Untauglichkeit, so viele Pfuscherei rührt daher, weil der Beruf der Jugend nicht nach der eigenthümlichen Begabung gewählt, sondern nach äußern Rücksichten eine Stellung im Leben gesucht wird. Da sehnt sich dann ein schlechter Richter nach der Stunde wo er das ihm lästige Amt vergessen und Papparbeit oder Gartenbau treiben kann, und gedeiht der Handwerker nicht, der als Geistlicher das Licht der Gemeinde sein könnte. Dagegen ist die Arbeit des Tages und der Pflicht keine Last, sondern eine Lust, wenn sie eine unserer Natur gemäße ist, wenn wir in ihr den innern Trieb unserer Persönlichkeit befriedigen.

Im Organismus des Volks steht Recht, Sitte, Kunst, Wissenschaft, Religion in innigstem Zusammenhange: es ist eine gemeinsame Idee die sie all erzeugt, in verschiedenen Formen zur Erscheinung kommt und sie in Wechselwirkung seßt. Wer ein Volk so betrachtet der sieht es ästhetisch an, und findet in der Schönheit der Geschichte keine geringere Freude als in der Schönheit der Natur. Ich werde suchen solche Bilder der Culturvölker zu entwerfen, wenn ich die Entwickelung der Kunst schildere, die als die Blüte eines vielseitigen Lebens erfaßt und daher in Verbindung mit demselben begriffen werden muß. — Von dem Volksganzen empfängt auch das

Individuum ein nationales Gepräge; es trägt leiblich die Stammeszüge, es entwickelt sich geistig innerhalb der volksthümlichen Cultur, und empfängt in und mit der Sprache den Schaß der gegenwärtigen Weltanschauung zu eigener Fortbildung.

Die Völkerindividuen stellen in ihrer Bewegung und Wechselbeziehung, in Krieg und Frieden die Menschheit dar. Auch hier hebt das Ganze das Besondere nicht auf, und der völkerlose Kosmopolitismus ist eine unästhetische weil unlebendige und arme Abstraction. Vielmehr wenn jedes Volk seine eigene Art behauptet und in ihr ein Höchstes leistet, und wenn dann die Völker sich nicht gegeneinander absperren, sondern einander in freudiger Mittheilung ergänzen, so stellt sich die Menschheit in dem entfalteten Reichthume ihrer Idee dar; diese Idee verlangt allerdings daß die Schranken fallen, wie innerhalb des einzelnen Staats die Kaftenunterschiede, sodaß die Einheit im Unterschiede auch gewußt und angeschaut werde, und die verschiedenen Zweige am Lebensbaum, wie sie der gemeinsamen Wurzel entsprießen, sich zur Krone zusammenwölben. Der Patriotismus im Kosmopolitismus, das Menschheitsgefühl in der Vaterlandsliebe das ist das Rechte.

Mehr noch als das Handelsschiff war es seither der Kriegswagen der die Cultur des einen Volks dem andern zugeführt, der die Nationen erfrischt und erneut hat. Heraklit hat den Krieg den Vater aller Dinge genannt. Gleich dem Sturme, der See und Meer bewegt daß sie nicht in Fäulniß übergehn, braust er über die Lande und läßt die Säfte des Völkerlebens nicht in Stockung gerathen, und ruft den Muth, die Aufopferungsluft, das Werthgefühl der Persönlichkeit wach, und wenn im Dienst der irdischen Interessen und Sorgen der Idealismus gefangen scheint, so wird er im Kriege wieder frei, und der Mensch lernt wieder um geistiger Güter willen das Leben einsehen. Aber wie ein Gewitter muß der Krieg vorüberziehen und der Himmel wieder hell und heiter strahlen und im Frieden das Dasein verjüngt und erfrischt sich entfalten. Der Krieg blos um des Kriegs willen ist roh und ein bald ermüdendes leeres Schauspiel, die Aesthetik fordert daß um eine Idee gestritten werde, eine heilige Begeiste rung die Kämpfer beseele, damit diese nicht blos in bildungsloser Wildheit noch willenlos wie Maschinen auf ein äußeres Machtgebot, etwa einer Cabinetspolitik wegen, in die Schlacht ziehen, sondern alle von dem gemeinsamen Zwecke beseelt zum Schwert greifen und ihre freie Persönlichkeit in heroischem Gehorsam dem

,,An sich ist der Lanz der unmittelbare Ausdruck des erhöhten Lebensgefühls in der anmuthigen Bewegung des Leibes, welche die Grazie ist. Das Lebensgefühl als bewegendes Princip kommt in ihr zur höchsten Willkürlichkeit der Selbstbewegung; es ist nicht mehr das Ringen danach, welches sich schon im Kinde in der unwillkürlichen Bewegung der Gliedmaßen offenbart und dann im Laufen und andern gymnischen Uebungen fortseßt. Da der Stoff hier unmittelbar die eigene äußere Persönlichkeit und die Darstellung anschaulich ist, so liegt etwas Entwürdigendes darin diese Kunst nur als Schaustellung des Leibes für andere zu treiben; der Genuß muß gegenseitig, der Tanz nothwendig gesellig sein und zwar für beide Geschlechter; ein Geschlecht für sich ist nur eine halbe Gesellschaft; das Lebensgefühl aber erhöht sich gerade durch die gegenseitige Annäherung derselben. Den Tanz zur Erhibition für andere unbetheiligte Zuschauer, zum Gewerbe zu machen ist zweideutig oder sklavisch, wie im Orient wo der Mann dem weiblichen Geschlecht allein das Tanzen überläßt, dieses als Bajadere, Odaliske auftritt; denn die Forderung der Persönlichkeit daß der andere Theil sich ebenso für sie bemühe, ist aufgehoben; ebenso verliert der Männertanz, wenn diese Gegenseitigkeit fehlt, seinen Charakter, er wird zum kriegerischen Waffentanz, zur Pantomime der Schlacht. Aber gerade aus diesem Grunde ist die zarteste Maßhaltung nöthig; ist es im Verborgenen immer die Annäherung der Geschlechter welche das Lebensgefühl erhöht, so darf gerade diese Beziehung auf keine Weise hinter ihrem Schleier hervortreten; der entfernte Verrath dieses unbewußten Geheimnisses ist Indecenz; die keusche Grazie des Tanzes ist eben der unbewußte Ausdruck dieser Trennung, die nach Vereinigung strebt und in der Annäherung flieht, ein sich gegenseitig Anmuthen und doch nichts Gewähren. Die Grazien sind unschuldig und doch nicht mehr naiv und kinderdreist, sondern schelmisch, herausfordernd und zurückhaltend ohne zu wissen warum. Es ist die Jugendblüte im Begriff mit ahnungsvoller Sehnsucht aufzubrechen, ein kurzes aber reinstes Glück des Uebergangs. Daher ist der Tanz auch nur die Lust der Jugend und hört mit ihr auf; das Interesse daran erlischt mit der Ehe und der Jünglingszeit; es liegt ein Widerspruch zwischen geseztem Alter und Tanz. Weil dieser aber die Kunst der unverheiratheten Jugend ist, so muß er auch beim Ausdruck der Sympathie bleiben, nur bei der Andeutung des

Familienkreises durch freie Wahl gemüthlich sich anziehender Persönlichkeiten das Band der Freundschaft. Das geschlechtliche Element wie das blutsverwandte sind nicht das Bestimmende in ihr; die Wahl des Genossen ist frei, er ist nicht durch die Natur gegeben, und die warme Hingabe des Gemüths steht nicht im Dienste der Gattung. Aristoteles bezeichnete die Freundschaft damit daß eine Seele in zweien Körpern wohne. Es ist besonders die gleiche Gesinnung und das gleiche Ideal, welches die Persönlichkeiten zusammenbindet, und zwar um so inniger und fester, wenn sie an Begabung und Beruf verschieden einander ergänzende Kräfte vereinigen können. Der Freund sieht im Freunde sein anderes Ich. Wahre Freunde, sagt wiederum schon Aristoteles, bezwecken füreinander das Gute an sich und lieben den Freund um seiner selbst willen und das Gute in ihm; darum ist ihr Bund dauernd, während die auf Genuß und Nußen gestellte Gemeinschaft aufhört, sobald dieser oder jener versagt. Aus dem Leben mit Guten ergibt sich eine eigenthümliche Tugendübung, und stete Kraftthätigkeit ist leichter mit andern und in Bezug auf andere, als im einfamen Leben mit sich allein. Darum bedarf nicht blos der Unglückliche und Mangelleidende der Freundschaft zu Trost und Hülfe, sondern auch der Glückselige, da die Glückseligkeit eine edle und an sich angenehme Kraftthätigkeit ist, und im Werden begriffen sich nicht wie ein ruhiger Besiz verhält. Platon sieht in der Freundschaft, die er von der Liebe nicht unterscheidet, den Zeugungstrieb einer edeln Seele sich in das Gemüth eines andern einzupflanzen und so unsterblich fortzuleben. Auf diese Art idealisirte er wieder die aus der Zurückseßung der Frauen im Griechenthum entsprungene lasterhafte Verirrung der Knabenliebe. Die Freundschaft ist der Liebe verwandt durch die Wärme und Innigkeit der Gemüthshingabe; um der Bestimmbarkeit und Empfänglichkeit der Seele und um der Frische der Phantasie willen ist auch für fie die Jugend, das jugendliche Mannesalter die beste Entstehungszeit. Die Freundschaft erfordert Offenherzigkeit und die Bewähr der Treue. Die Seelen werden sich aber am besten ineinander verflechten, wenn die Bildung noch nicht abgeschlossen, sondern im kräftigen Streben und Ringen begriffen ist, die jungen Freunde nun gleiche Entwickelungsprocesse miteinander durchmachen, wodurch sie sich besser kennen lernen und fester aneinander schließen, als wenn sie einander in der Reife des Mannesalters erst nahe treten. Doch kann auch dieses die Bildsamkeit des Geistes bewahren,

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