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sich lächeln, noch liegt die Welt offen und heiter vor ihm, es spielt in ihr, nirgends durch ernste Zwecke gefesselt, noch nicht durch Einseitigkeit zersplittert in der Totalität des Gemüths; und diese Kindlichkeit kann und soll das künftige Leben bewahren, sie ist ein Eigenthum des Genies, und darum heißt es von Goethe, von Mozart ste seien zeitlebens Kinder geblieben. Der Greis freilich muß auf ein wohlvollbrachtes Leben zurücksehen können, wenn sein Anblick wohlthuend sein soll. Wenn er im Kampf den Frieden der Kindheit wiedergewonnen hat, dann schaut er mit milder Weisheit und mit liebevoller Ueberlegenheit in das Getriebe des Lebens, wie Leffing das in seinem Nathan so trefflich) geschildert hat. Die griesgrämigen Alten, die am Stab hinwankenden kraftlosen Gestalten ermangeln freilich der Schönheit, aber sie machen das Greisenthum allein nicht aus.

Die reife Jugend hat sich mit dem Gehalt des Lebens schon erfüllt, er hat in ihr schon Form gewonnen, und doch ist sie noch dem Ideale des eigenen Innern getreu und strebt nach ihm die Welt zu bilden. Dasselbe drückt sich auch in der Verleiblichung aus; sie ist voll frischer Kraft, die Formen find in einem bestimmt und weich, die Blüte ist erschlossen, welche die Frucht verheißt. Der Mensch hat den Punkt gefunden von welchem aus er wirkt, und den Urgedanken gedacht der sein Erkennen und Wollen bedingt; aber alles ist noch ganz hoffnungsreich, und er versteht noch nicht die ergreifende Klage, mit der sein Glück als ein entschwundenes Byron mit Wehmuth und Sehnsucht feiert:

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No more
no more! Oh never more on me
The freshness of the heart can fall like dew;
Which out of all the lovely things we see
Extracts emotions beautifull and new,

Hived in our bosoms like the bag on the bee:
Thinkst thou the honey with those objects grew?
Alas! 't was not in them, but in thy power

To double even the sweetness of a flower.

In allem organischen Werden und Bilden wirken Selbstthä tigkeit und Empfänglichkeit, bestimmende Form und bestimmbarer Stoff zusammen; in der Menschheit und schon bei den höheren Thieren finden wir das Ganze nicht in einem, sondern in zwei Wesen, die aber füreinander da sind, und in ihrer Wechselergänzung den Begriff der Gattung erfüllen, in ihrer Begattung dieselbe erhalten und die Individualität fortpflanzen. Der Ge

schlechtsunterschied wirkt auf das ganze Sein des Menschen und zeigt sich im Geistigen wie im Sinnlichen. Im Weibe finden wir das Universelle, das unbewußt Bildende und in sich Webende, das Empfängliche vorherrschend, im Mann das Individuelle, das energische Hervortreten nach außen, das Selbstbewußte; die Productivität des Weibes ist die Mütterlichkeit, der Mann greift in alle Lebenssphären schaffend ein; das Weib ist dem Unendlichen im Gefühl des Herzens sicher verknüpft, den Mann reißt das Wissen des Besonderen oft von dem Einen los, und nur durch Ringen und Suchen hat er im Wiederfinden die Versöhnung. Nach Freiheit strebt der Mann, das Weib nach Sitte"; der Mann bricht die äußere Schranke, das Weib zieht die innere; das Weib will das Wesen der Menschheit wie eine Pflanze in der Hut der Natur treu und rein bewahren, der Mann in selbstkräftiger Bewegung nach eigenem Sinn das Leben fortgestalten. Dem entspricht die leibliche Beschaffenheit. Nicht blos einzelne Drgane sind verschieden und bezeichnend genug bei dem Manne nach außen, bei dem Weibe nach innen gewandt, sondern es kann kein Glied des einen Körpers an die Stelle desselben im andern eingefügt werden. Der Mann ist größer und von stärkerem Knochenbau, die Muskeln sind straffer, gespannter, und der Umriß wird dadurch schärfer und härter; das Weib ist kleiner, zarter und gleicht die schroffen Uebergänge durch Fettablagerung aus, da es des Stoffes für die Ernährung eines neuen Lebenskeimes bedarf, und so wird die Form gerundeter, fließender. Bei dem Mann ist der Kopf mehr entwickelt, der Siß der Gedanken, bei dem Weibe die Brust, der Herd der Gefühle. Der Mann hat kräftigere Schultern um die Laft des Daseins zu tragen, das Weib breitere vollere Hüften um des Gebärens willen, und kürzere, darum vollere Schenkel, die unter dem Becken ausbiegen und nach dem Knie hin sich wieder zusammenneigen. Beim Mann wiegen die festen, beim Weib die flüssigen Bestandtheile vor, dort enthält das Blut mehr Eisen und Faserstoff, hier mehr Wasser und Eiweiß. Der Mann kommt später zur vollen Entwickelung, weil er mehr durchzumachen hat. Wenn er nun seine Eigenthümlichkeit ausbildet und einen bestimmten Lebensberuf erkiest, und da in Gefahr geräth sich in Einseitigkeit zu verlieren, so bietet ihm das Weib die Anschauung des Gemüthes, welches die schöne Totalität der Menschheit wahrt und damit allem drangvollen Streben einen Ruhepunkt des Daseins gewährt. Dies gibt

Carriere, Aesthetik. I.

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die Antwort auf Platen's Frage: „Wer erklärt die wundervolle magische Gewalt im Weibe?" Wilhelm von Humboldt schrieb einmal in einem Briefe: „Es gehört zum Empfinden schöner Weiblichkeit eine eigenthümliche Liebe den Stoff mit allen feinen Besonderheiten in dem ganzen unentweihten Hauche seiner Zartheit zu ehren. In dem rechten Empfinden edler Weiblichkeit liegt aber das Erkennen alles Schönen in der Menschheit und der Natur; ja das entschleierte Wesen alles seelenvollen Lebens soweit es auf Erden wahrnehmbar ist liegt da vor dem Blick der es zu faffen vermag. Was würde er zu einem Aesthetiker gesagt haben, der sich zu dem Ausspruche verirrt: „Das Weib ist undeutlich wie halbverwischte Schrift an Leib und Seele?" Das ist Vischer's Ansicht.

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Wilhelm von Humboldt hat in der Zeit jenes ideenreichen Zusammenlebens mit Schiller eine Abhandlung über männliche und weibliche Form geschrieben, aus der ich um so lieber die nachstehenden Säße zusammenstelle, als diese zugleich mit den von mir entwickelten ästhetischen Principien übereinstimmen und solche aus der sinnig aufgefaßten Erfahrung bestätigen.

„Die Züge der Gestalten beider Geschlechter beziehen sich wechselsweis aufeinander; der Ausdruck der Kraft in der einen wird durch den Ausdruck der Schwäche in der andern gemildert, und die weibliche Zartheit richtet sich an der männlichen Festigkeit auf. So wendet sich das Auge von jeder zur anderen, und jede wird durch die andere ergänzt. Und ebenso wie das Ideal der menschlichen Vollkommenheit, so ist auch das der menschlichen Schönheit unter beiden auf solche Art vertheilt daß wir von den zwei verschiedenen Principien, deren Vereinigung die Schönheit ausmacht, in jedem Geschlecht ein anderes überwiegen sehen. Unverkennbar wird bei der Schönheit des Mannes mehr der Verstand durch die Oberherrschaft der Form (formositas) und durch die kunstmäßige Bestimmtheit der Züge, bei der Schönheit des Weibes mehr das Gefühl durch die freie Fülle des Stoffes und durch die liebliche Anmuth der Züge (venustas) befriedigt; obgleich keine von beiden auf den Namen der Schönheit Anspruch machen könnte, wenn sie nicht beide Eigenschaften in sich vereinigte. Das cha rakteristische Merkmal der weiblichen Bildung ist daher die ununterbrochene Stetigkeit der Umrisse, mit welcher ein Theil aus dem andern gleichsam auszufließen scheint. Sie verwandelt die aus der Gestalt hervorleuchtende Kraft in reizende Fülle, und verbin

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det alle einzelne Züge in ungezwungener Leichtigkeit zu einem harmonischen Ganzen. Je mehr Kraft und Freiheit aber die Gestalt des Mannes verräth, desto männlicher ist sie. In ihr wird die Masse durch die Kraft überwunden, durch die Form befiegt. Wenn der Körper des Weibes eine sanfte Fläche, von wellenförmigen Linien begrenzt, darbietet, so erhebt die dem Manne eigenthümliche Kraft und Heftigkeit auf dem feinigen hervorragende Sehnen, und sein stärkerer Bau, weniger mit milderndem Fleisch bekleidet, deutet alle Umrisse sichtbarer an. Alle Ecken springen schneller und minder vorbereitet hervor, der ganze Körper ist in bestimmtere Abschnitte abgetheilt und gleicht einer Zeichnung die eine kühne Hand mit strenger Richtigkeit, aber wenig bekümmert um Grazie, entwirft. - In dem Manne hat der Wille den vollkommensten Sieg errungen und den Stoff fast bis zur gänzlichen Vertilgung seines Naturcharakters ausgearbeitet. In dem Weibe hat der Stoff seine Eigenthümlichkeit mehr zu bewahren gewußt, und indem er sich unterwirft, flieht er den Ausdruck seines Unterliegens. Die weibliche Schönheit bezaubert zuerst die Sinne durch ihre Anmuth; da aber der Stoff ganz Form, die scheinbare Willkür ganz Nothwendigkeit, und die Fülle des sinnlichen Reizes nur Ausdruck zarter und feiner Geistigkeit ist, so fließt die zuerst geweckte sinnliche Empfindung in unentweihter Reinheit in die geistige über. Die männliche fordert, indem sie zu den Sinnen spricht, unmittelbar zugleich durch Bestimmtheit den Geist zur Thätigkeit auf; da aber die Form in ihr als Stoff, die Nothwendigkeit als Freiheit und geistige Würde in dem Ge= wande sinnlicher Anmuth auftritt, so geht die zuerst rege gemachte geistige Empfindung in die sinnliche über. - In dem männlichen Körper ist das Uebergewicht einer Kraft charakteristisch, welche zu zeugen bestimmt ist, sich schnell zu sammeln vermag, und immer von Einem Punkt aus nach außen hinstrebt. Mit Schnelligkeit sehen wir sie daher die Muskeln anspannen, mit Heftigkeit sich aller hindernden Masse entledigen, und ununterbrochene Thätigkeit athmend den ruhigen Genuß entfernen. Dadurch nähert sie sich der bildenden Kunst, die ebenso wie ste dem lebenden Princip Herrschaft in der todten Masse verschafft. Die empfangende Kraft hingegen befißt eine größere Fülle; sie ist mehr gemacht Thätigkeit zu erwidern als ursprünglich zu erzeugen, aber was ihr an Feuer gebricht das erseßt sie durch Beharrlichkeit. Durch ununterbrochene Stetigkeit der Umrisse, Zartheit und Weich

heit fündigt sich daher die Weiblichkeit auch in der äußeren Gestalt an, und ertheilt derselben dadurch, selbst wenn ihr die Schönheit fehlt, doch wenigstens immer den Reiz des Angenehmen, das so oft mit dem eigentlich Schönen verwechselt wird. Da fie nun zugleich keinem Theil sich überwiegend vorzudrängen verstattet, und nur die höchste sinnliche Einheit ihr vollkommen entspricht, so steht die weibliche Gestalt überhaupt der Schönheit näher als die männliche, und hat selbst da wenigstens die Form derselben wo sie auch ihren Gehalt entbehrt. Denn da Freiheit von allem Zwang die Seele jeder Schönheit ist, und die echte Schönheit sich nur dadurch unterscheidet daß sie mit dieser Eigenschaft die höchste Realität und Bestimmtheit verbindet, so muß schon die blose Stetigkeit, Flüssigkeit und Kühnheit der Formen als ein Analogon der Schönheit erscheinen, weil sie jenen wesentlichen Charakter derselben an sich trägt."

Humboldt berührt hierbei und löst auch die Frage warum im Thierreich beide Geschlechter in Absicht auf Schönheit in einem so gänzlich umgekehrten Verhältniß als in der Menschheit stehen. Der Grund liegt nicht in dem organischen Körperbau, auch bei den Thieren ist das weibliche Geschlecht kleiner, schwächer, von zarterem Knochenbau, mit mehr Masse begabt. Aber es fehlt der höhere geistige Charakter. Das männliche Thier behält den Ausdruck einer Kraft, die zwar furchtbar wird, wenn rohe Wildheit sie begleitet, die aber doch immer Staunen erweckt; in dem weiblichen dagegen unterdrückt die Materie die Kraft, und dieser Verlust wird durch keine Anmuth vergütet. Die allgemeine Natur der Thierheit also enthält den Grund jener Erscheinung. Unfähig durch sich selbst Anspruch auf Würde zu machen sinkt sie durch weibliche Kleinheit,. Schwäche und Weichheit gänzlich herab, und kann nur noch durch männliche Größe Kraft und Festigkeit gewinnen. Da die physische Schwäche der Weiblichkeit in ihr nicht durch moralische Stärke gehoben wird, so erscheint dieselbe als bloser Ausdruck des Unvermögens, der auch in der weiblich menschlichen Gestalt erst ausgelöscht sein muß, wenn sie der Schönheit fähig sein soll. Unter denjenigen Nationen die noch ohne alle Cultur im ursprünglichen Stande der Wildheit leben, ist die Gestalt der Weiber fast ebenso wenig an Schönheit mit der Gestalt der Männer vergleichbar; und wenn man auch unter gebildeten Nationen hier und da ähnliche Ungleichheiten bemerkt, so würde eine genauere Untersuchung wahrscheinlich auch auf ähnliche

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