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Gestaltung so lebendig, wenn auch in einfacher Weise, eingedrückt, wie dem lebenathmenden Gebilde des menschlichen Gewächses. Sie ist die sichtbar gewordene Seele, die Verklärung, in welcher fich Gott über die Welt ausbreitet, und auf die sie sich ergießt, wie Psalm 133 sagt: „der köstliche Balsam der vom Haupt Aaron's herabfleußt in seinen ganzen Bart, der herabfleußt in sein Kleid, wie der Thau dér vom Hermon herabfällt auf die Berge Sions.“

Das Wesen der Natur entspricht an sich der Schönheit, denn sie ist Erscheinung für den Geist, welchem sie in sinnenfälligen Formen idealen Gehalt darstellt und geistige Geseze veranschaulicht, und gerade das erfreut uns so innig, wenn in dem Aeußerlichen und Materiellen ein verwandtes Seelenvolles 'dem Gemüth entgegenkommt. Doch ist überall zunächst das eigene Leben des Lebens Zweck, jedes Wesen ist um seiner selbst willen da und nicht deswegen geschaffen daß seine Gestalt uns ergöße; es ist eine Gunst des Schicksals wenn in der Totalität des Universums das Wechselverhältniß der Dinge, die Art und Weise wie sie für einander sind, uns für unsern Standpunkt gerade sich so darstellt daß wir auf der sich uns bietenden Oberfläche doch das innere Wesen wahrnehmen, und erkennen wie die Formen der Dinge nicht blos den Zwecken des Alls entsprechen, sondern auch den Bedingungen und Forderungen unserer Persönlichkeit gemäß find. Ja wir mögen ganz besonders die Güte und Herrlichkeit des Urgrundes der Welt darin preisen, wenn Stoffe die für das Leben des Organismus, namentlich der Pflanze, gleichgültig erscheinen oder von ihm ausgeschieden werden, als ätherische Oele oder Pigmente durch Wohlgeruch oder Farbenglanz uns erquicken. Immer aber bleibt der Saz bestehen, das Naturwesen ist sich selbst Zweck; es beabsichtigt nicht uns einen ästhetischen Genuß zu bereiten, es ist ein Glück für uns wenn wir ihn finden; und wie viele Blumen verblühen ohne gesehen zu werden. Das Kunstwerk aber wird um der Schönheit willen hervorgebracht, sein Zweck ist die Erregung dieses geistigen Wohlgefühls in unserer Seele, in ihm liegt die Absicht ausgedrückt und erfüllt sich auch, daß auf diesem Punkte wenigstens die Harmonie der Welt, des Geistes und der Materie, der Idee und Erscheinung für uns offenbar und in uns empfunden werde.

Wenn auch erst bei der Betrachtung der Kunst uns deren Verhältniß zur Natur klar werden kann, soviel dürfen wir zum Verständniß des Naturschönen vorausnehmen daß wir sagen die Natur

entfaltet in einer unerschöpflichen Mannichfaltigkeit ihre Reize, während die Kunst die Aufgabe hat das Urbild zu vergegenwärtigen, als deffen einander ergänzende Abbilder die Naturdinge erscheinen. Was in der Natur am Einen' mangelhaft sein mochte, das erfrischt uns am Andern mit doppeltem Glanz, und wenn auch im Einzelnen der Höhenpunkt des Lebens, den die Kunst dem Zeitstrom entreißen, festhalten und verewigen kann, stets nur ein vorübergehender Moment ist, so treten stets neue und neue Wesen in das Blütenalter ein. Wenn in jener seiner Unveränderlichkeit und Unsterblichkeit der eigenthümliche Werth des Kunstwerks beruht, so hat das Leben seinen Vorzug darin daß es lebt, wir sehen in der Natur die werdende Schönheit, die Form ist eine wandelbare, aber sie kann im Wechsel und in der Verände rung selbst ihren Typus bewahren und mannichfache Reize ent falten. Den beständigen Wechsel der Stoffe und Atome, welcher dem Naturleben zu Grunde liegt, kann die Kunst gar nicht nachahmen, und es ist die eigenthümliche Schönheit der Natur in ihm und mittels seiner sich selbst zu erzeugen und so im ununterbrochenen Flusse des Lebens selbst eine fließend lebendige zu sein, nicht blos einzelne Höhenpunkte zu verherrlichen, sondern den Proceß des Lebens als einen organisch zusammenhängenden, vom Geist geleiteten und darum in seinen stets sich verjüngenden Formen als schön erscheinen zu lassen. In wie vielfältiges Licht stellt der Wechsel der Tags- und Jahreszeiten eine Gegend. Wenn der Landschaftsmaler nun diejenige festhält welche den Naturformen für einen bestimmten Standpunkt die vortheilhafteste ist und eine Gemüthsstimmung in ihnen am vollsten und reinsten ausdrückt, so ist diese freilich in der Natur eine verschwindende, aber sie kann ja wiederkehren, und der Stufengang des Lichtes bis zu dieser Höhe, der Reichthum seiner Töne und gerade das Werden und der Wechsel selbst hat seinen ganz besondern Zauber.

So machen denn die Schönheit der Natur und die der Kunst einander keineswegs überflüssig und entbehrlich, fie fordern vielmehr und fördern einander: der Augenblick der Vollendung verlangt die Verewigung, die Lust an der Pracht der Naturerscheinung weckt den Trieb künstlerischer Darstellung und bringt ihm die. geeignete Form entgegen, die Ereignisse der Wirklichkeit bieten und bilden den Stoff der Poesie.

Liegt Schönheit im Wesen der Natur, dann wird sie der Makrokosmos ausstrahlen in seiner harmonischen Totalität, wie

wir sie ahnen und das göttliche Auge sie sieht. Das ist jenes den Goethe'schen Faust entzückende Bild:

Wie Alles sich zum Ganzen webt,
Eins in dem Andern wirkt und lebt!
Wie Himmelskräfte auf- und niedersteigen
Und sich die gold'nen Eimer reichen,
Mit segenduftenden Schwingen

Vom Himmel zu der Erde dringen,

Harmonisch all das All durchklingen!

Was das All für Gott ist das offenbart uns die Kunst im Einzelbilde. Aber auch in dem unsern Sinnen zugänglichen Theile der Welt erfreut uns das organische Zusammenwirken der Naturkräfte im Ganzen wie in einzelnen beseelten Gestalten, wenn uns ein günstiges Geschick den Standpunkt einheitlicher Zusammenfassung oder den glücklichen Anblick voller Lebensblüte gewährt, und im Wechsel des Stoffes die stets neuwerdende Form als eine sinnlich wohlgefällige und geistoffenbarende erscheinen läßt. Weil das Ganze ein Organismus ist, so spiegelt es sich in allem Besondern, und darum kann auch ein einzelner Abschnitt oder eine individuelle Wesenheit die Idee des Ganzen in uns erwecken und dadurch mit sich verknüpfen. Ein Gleiches gilt von der Geschichte. und von dem geistigen Menschen. Beide haben dabei ihre Naturbasis, auf welcher sie sich entwickeln, und die sinnlichen Ausdrucksmittel ihrer idealen Wesenheit. Wenn daher auch in der Natur das Sinnengefällige, im Geist das Seelenerfreuende überwiegt und den Ausgangspunkt bildet, doch kann nie eines ohne das andere sein, wenn Schönheit unsern Muth laben soll.

Das Naturschöne wird endlich vorzugsweise dem Reich der Sichtbarkeit angehören, weil durch das Licht und Auge nicht blos das Besondere in seiner Vereinzelung, sondern auch das Viele und Mannichfaltige in seinem Zusammenhange und seiner Wechselergänzung anschaulich wird. Doch tritt im Zusammenwirken der Naturpotenzen das Erquickende für die andern Sinne mit in unsere Stimmung ein, und so find in einer schönen Landschaft nicht blos Gebirg und Thal, Vegetation, Wasser, Luft und Licht für das Auge da, auch unsern Hautsinn erfrischt die Schattenkühle des Waldes oder erwärmt der Strahl der Frühlingssonne, auch unserm Ohr rauschen die Blätter und murmeln die Wellen und fingen die Vögel, und wir athmen lebenentzündenden lebenverjüngenden Balfamhauch der Luft im Freien unter grünen Bäumen

und der Duft von Kräutern und Blumen wird uns zum würzigen Wohlgeruch. Die Malerei vermag dies nicht wiederzugeben, dafür copirt sie aber nicht blos die Formen der Landschaft, sondern sie geht von jener Totalstimmung der erfrischten Seele aus und stellt sich die Aufgabe ihr im Anschluß an die Natur durch ein Idealbild sichtbaren Ausdruck zu verleihen.

Wir wollen nun die Schönheit betrachten wie sie von Natur da ist sowol in der materiellen Welt als im Reich des Geistes, und hierbei werden wir zugleich das Gebiet des Stoffes kennen lernen, dessen sich die Phantasie für ihre Darstellungen bemächtigt und bedient, und da die Kunst als die Verwirklichung des Schönen um der Schönheit willen das Ziel der Aesthetik ist, so werden wir uns dadurch zu ihr den Weg bahnen.

Die unorganische Natur ist Element und Grundlage des or ganischen Lebens. Auch ihre allgemeinen Potenzen sind in ihrer Besonderheit Bedingungen der Schönheit und haben Theil an ihr.

Man betrachtet den Aether als den Mutterschos aller Dinge. Er gibt uns im Lichte die Manifestation seiner Bewegung, und damit in der Lichtfreude die Lust des aufgehenden Lebens im Gegensatz zu den Schrecken der Finsterniß. Das Dunkel als die Regungslosigkeit des Aethers symbolisirt uns den Tod, sein Grauen scheint wie es hereinbricht alles Besondere zu verschlingen und in die gleiche Nacht des Nichtseins zu begraben. Doch verklärt sich das Entsezen in den Schauer der Erhabenheit, wenn aus der Stille und der Finsterniß der Nacht nicht blos einzelne Klänge oder Sterne das in der Unendlichkeit hervorquellende Leben verkünden, sondern zugleich uns ein sinnlich Erfreuendes in ihrer Erscheinung bieten. So sind die Sterne in ihrem Aufleuchten und Funkeln liebliche Blüten des Himmels, Grüße aus der Unendlichkeit des stets frischaufbrechenden Lebens, und wie sie zu Bildern sich ordnen und in ruhiger Bewegung ihre geseßliche Bahn beschreiben, sieht der Geist in ihnen das Walten einer holden Nothwendigkeit, und in ihrer Unzählbarkeit tritt uns die Schönheit des Universums als eine überwältigende und doch so freundlich blinkende Größe entgegen, daß wir hier vornehmlich den Eindruck der Erhabenheit gewinnen.

Heil, heilig Licht! des Himmels Erstgeburt,
Ja du des Ewigen gleichew'ger Strahl,
Weil Gott ein Licht ist und im Lichte wohnt,
Dem reinen Ausfluß seiner Wesenheit!

Mit diesem Gruß an das Licht spricht der erblindete Milton wieder die ursprüngliche Anschauung der Arier aus, in deren Geiste das Licht die Gottesidee erweckte und mit ihr verschmolz, weil es allumfassend und allerleuchtend in seiner wohlthätigen Wärme das Symbol oder die sichtbare Erscheinung des allerhaltenden guten Geistes ist. Des Lichtes Träger ist die Sonne, die wie ein Held siegreich die Finsterniß überwindet; und wenn sie das Abendroth um *sich entzündet und in seiner Glut versinkt, dann sagen wir mit Schiller's Karl Moor: So stirbt ein Held, anbetungswürdig.

Das Licht gewährt uns aber nicht blos an sich als die erscheinende Bewegung den Eindruck der Lebenslust, und als unmittelbares Symbol geistiger Klarheit einen ästhetischen Genuß, es modellirt auch die irdischen Körper für das Auge und läßt sie sichtbar werden. Je nachdem die Dinge dem Quell des Lichtes zu oder abgewandt stehn, erscheinen sie hell oder beschattet; sind sie undurchsichtig, so werfen sie Schatten insofern sie dem Raume hinter ihnen das volle und directe Licht entziehen. Das dem Lichtquell Nahe glänzt stärker als das ihm Ferne; die scharfen Ecken, die schrägen Flächen, die sanfte Rundung haben ihren besondern Lichtausdruck, und wenn wir sie einmal betastet und dieses Gefühl mit dem Gesichtseindruck zusammengebracht haben, so gestaltet sich für uns die schattenreiche Lichtfläche zum Bilde der ganzen und allseitigen Körperlichkeit, und indem die ferneren Gegenstände fleiner und minder klar erscheinen, wird für uns das perspectivische Bild zum Maß der Entfernungen, und die durch das Licht vermittelte kleine Spiegelung der Welt in unserem Auge sezen wir außer uns hinaus als ein weites und tiefes Reich der Dinge, die alle vom Licht umflossen sind, auch aus der Ferne mittels des Lichts uns ihre Formen zusenden und im Wechselspiel von Schatten und Refleren die Gemeinsamkeit und den gegenseitigen Einfluß alles Lebendigen befunden.

,,Welcher Lebendige, Sinnbegabte liebt nicht vor allen Wundererscheinungen des verbreiteten Raumes um ihn das allerfreuliche Licht mit seinen Farben, seinen Strahlen und Wogen, seiner milden Allgegenwart, als weckender Tag? Wie des Lebens innerste Seele athmet es der raftlosen Gestirne Riesenwelt und schwimmt tanzend in seiner blauen Flut; athmet es der funkelnde ewig ruhende Stein, die finnige saugende Pflanze, und das wilde brennende vielgestaltete Thier, vor allen aber der herrliche Fremdling mit den sinnvollen Augen, dem schwebenden Gange und den zartgeschlossenen

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