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den Standpunkt von Leibniz; namentlich wird in dem zweiten nachgewiesen daß Giordano Bruno und Jakob Böhme noch in der einheitlichen Totalität standen, die in den Gegensaß von Spinoza und Leibniz auseinanderging. Mit der Wiedervereinigung, der Ueberwindung von Pantheismus und Deismus in der Erkenntniß eines sowol selbstbewußten als in Natur und Geschichte offenbaren und lebenden Gottes, hat Lessing begonnen, wie ich gefunden habe nachdem ich selbst darin meine Aufgabe erfaßt und ausgesprochen. Damals -in der Philosophischen Weltanschauung als es zuerst geschah, gingen die öffentlichen Besprechungen daran als an einem curiosum vorüber, jezt wird es hier und då als neue Weisheit zu Tage gebracht. Ich habe mich der Mitarbeiterschaft guter Genoffen an gutem Werk immer erfreut. So seltsam aber haben sich durch die theologische Reaction die Begriffe verwirrt, daß man meint die Begründung der Freiheit fei ein Abfall von der freien Wissenschaft, und der Atheismus solle die Menschheit frei machen, er der sie zur Thierheit erniedrigt. Vielleicht trägt diese Aesthetik einiges zur Aufklärung der Gemüs ther bei.

6) Vanini's Begründung dieses Wortes siehe in der Philosophischen Weltanschauung der Reformationszeit S. 511. Der vorher erwähnte Mystiker ist Meister Eckard.

7) Schopenhauer's Idee daß das Ding an sich, das innere Wesen aller Erscheinungen der Wille sei, ist vortrefflich; daß er aber den Intellect oder das Bewußtsein erst mittels des Gehirns zum Willen hinzukommen läßt, ist fein Mangel; Wille ist selbstbewußte Thätigkeit, die Zweckmäßigkeit im Naturwirken nur so zu erklären daß ihm ein selbstbewußt wollendes Princip zu Grunde liegt, das den blind waltenden Kräften ihr Geseß gibt und ihre Aufgabe stellt.

8) Jakob Böhme De signatura rerum. Siehe meine Darstellung dieses wunderbaren Mannes, eines der größten Geister seiner Zeit, dem Zeitgenossen Shakspere durch originale Geisteskraft verwandt und gleich ihm eine durch und durch sittliche Natur und tiefsinnig in der Ausprägung einer sittlichen Lebensansicht, in der Philosophischen Weltanschauung der Reformationszeit S. 608-725.

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9) Vischer will (Aesthetik I, 118) sogar die Nothwendigkeit des Zufalls in der Logik und zwar in der Lehre von der Idee, begründet wissen; er tadelt Hegel, der das unterlassen; es war darzuthun“, sagt er,,, daß zwei Linien entstehen müssen, die vernünftige, stufenförmige, die eben Hegel's Logik begründet, und eine zweite, welche die erstere durchschneidet, die Linie des Zufalls nämlich, begründet im Zusammenstoßen der in Einen Raum und Eine Zeit fallenden thätigen Bewegung der verschiedenen Stufen." Jede Form der Idee soll nach Vischer in ihrer Verwirklichung sich mit allen andern durchfreuzen. Aus dem gleichzeitigen Zusammensein und aus dem Zusammentreffen verschiedener Gattungen soll die Entstehung der Individuen bedingt werden; wiewol bedingt soll sie doch eine zufällige sein, und was das Wesen der Individualität ausmacht, ihre Eigenthümlichkeit, wird `durch Vischer dem Zufall der Entstehung zugewiesen! Vischer nimmt mit Hegel eine vernünftige Stufenreihe von Gattungsbegriffen an; weil sie nun alle in Einem Raum und in Einer Zeit zusammen sind, so soll daraus nothwendig eine Collision her

zwei

vorgehen; aber der Gedanke der Weltordnung hat ja gerade das collidirende chaotische Durcheinander geschlichtet! Jede Gattung soll in sich und als Stufe des Ganzen vernünftig sein, in ihrer Verwirklichung aber in ein Gedränge gerathen, worin neben dem Stufensystem ein ganz anderes Verhältniß, ein Verhältniß außer der Linie und ein unvernünftiger Zusammenstoß entsteht (S. 114). Alle Originalität ruht auf der Naturbasis des Zufalls (S. 119). Dann sollen sich aber im unendlichen Raum und in der unendlichen Zeit alle Trübungen der Idee wieder ergänzen und erseßen, sich ergänzende Trübungen werden wol hell, zwei falsche Töne ein richtiger, die unordentlichen Haushaltungen zusammen eine ordentliche Gemeinde. Und wenn der Begriff nach §: 9 selber Grund und Inhalt seiner Wirklichkeit ist, wenn er für eine Macht erklärt wird welche selbst der Grund ihres Daseins ist, wie kann denn da durch die Verwirklichung ein anderer begriffsloser oder begriffswidriger Inhalt eintreten? Jeder Begriff ist für sich vernünftig, die Idee umschließt sie alle in vernünftiger Ordnung, aber indem sie sich verwirklichen, sollen sie einander kreuzen und hemmen, und die Idee, welche doch die Macht der Selbstverwirklichung heißt, soll in ihr irrational werden! Faß es wer kann! Doch hat Vischer einige richtige Beobachtungen in der Wirklichkeit gemacht, aber statt darauf seine metaphysische Ansicht zu bauen, hat er vielmehr fie in die Hegelsche hineingeschachtelt, deren Wahrheit er damit zerstört, statt das Einseitige und Irrige zu corrigiren.

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10) Die von mir einer ästhetischen Weltansicht zu Grunde gelegte Freiheitslehre findet ihre Anklänge bei Schelling, H. J. Fichte, Chalybäus, Nitter und Ulrici.

11) Macaulay's Essays I, in der Abhandlung über Moore's Life of Lord Byron.

12) Weiße's Aesthetik I, §. 19. Es war ein Rückschlag gegen das Construiren der Welt und die Ableitung des Lebens aus logischen Formeln. 13) Winckelmann's Kunstgeschichte IV, 2. §. 22, 23.

14) Baumgarten hat bekanntlich vor 100 Jahren unserer Wissenschaft den Namen gegeben; unter das Logische, als mit dem klaren Gedanken zu Erfassende, stellte er das Aesthetische, als das durch die Sinne Wahrzunehmende; das Schöne gehörte ihm den niederen Seelenkräften als eine verwor rene Vorstellung an. Aber seine Definition ist nicht falsch.

15) Die Tragiker sind Sophokles und Calderon. Schopenhauer hat den Pessimismus in ein System gebracht, die erhabene Melancholie seiner Weltbetrachtung aber muß auf die im Tert angedeutete Weise zur Versöhnung geführt werden. Man sehe in Melchior Meyr's Gedichten den Abschnitt: Durch Nacht zum Licht. Herder sagt in der Kalligone:,,Das ist das große Gesch der Natur: Nur was der Mensch versucht und erprobt das kann er; nur was er sich erwarb hat er; überstandene Mühe gibt ihm den füßesten Genuß, des Menschen Seligkeit muß sein eigen Werk, der Kampfpreis seines Lebens

werden."

16) Vischer, Aesthetik I, 282. 17) Vischer, Aesthetik I, 176. 18) Herder in der Kalligone. Vischer'schen Aesthetik sagen?

Vgl. Anmerkung 3.
Vgl. 201.

Was würde Herder erst zu §. 79 der

Violett/

20) Schiller's Andeutungen über das Vergnügen am Tragischen sind hier um und fortgebildet.

21) Lasaulr in der Schrift über den Untergang des Hellenismus und

Blau

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19) Zeifing gibt folgende Gliederung der Schönheitsidee analog dem bez kannten Farbenkreuz; wie hier die Farben, so sollen dort die Begriffe bald an einander grenzen, bald contrastiren und sich zur Totalität ergänzen.

Komisch

die Schließung der griechischen Tempel hat Julian den Abtrünnigen in seine geschichtlichen Rechte eingeseßt.

22) Die von Vischer §. 185 adoptirten Ansichten Hegel's und der Schule Schelling's finden wol durch das im Text Gesagte ihre Erledigung. So lange eine Sache noch nicht wirklich erklärt und klar ist, wird viel trüber Liefsinn und manche hochklingende Nedensart um sie zu erfassen angewandt.

"

23) Weiße nennt das Schöne die aufgehobene Wahrheit, wornach die Kunst mehr wäre als die Wissenschaft, Vischer dagegen meint das Schöne sei die noch nicht vorhandene Wahrheit, und findet das Schöne sei keineswegs mehr, sondern weniger als das Wahre. Weiße läßt mit Recht die Philosophie in der Idee Gottes gipfeln, Vischer's misver= ständliche Polemik gegen die Neligion gehört zu den Zeichen einer Zeit welche die Wissenschaftlichkeit gern in die Verleugnung des Zusammenhanges mit dem Volksglauben feßte, selber aber Dogmatik und Theologie mit Religion und Christenthum verwechselte. Vischer fragt: Und wenn ich in dem verarbeiteten Stoff ihre (der Phantasie) Thätigkeit nun als Bau des Kunstwerkes begreife, soll dies Begreifen nicht höher sein als die Phantasie selbst, die in beziehungsweise unbewußter Verschlingung mit dem Zufall das Kunstwerk ent warf?" Ich antworte: Nein. Die schöpferische Phantasie steht höher als die ihr nachfolgende Kritik, wenn auch die Kunst nicht höher steht als die Philosophie, so ist doch die Dichtung der Ilias, des Hamlet, des Faust etwas mehr als alle historisch - psychologische, ästhetische Zergliederung derselben. Ja in jedem Kunstwerke ist ein Incommensurables für jede andere Darstellung, darum will es gesehen und genossen sein. Auch Goethe sagt: „Ein echtes Kunstwerk bleibt wie ein Naturwerk für unsern Verstand immer unendlich; es wird angeschaut, empfunden; es wirkt, es kann aber nicht eigentlich erkannt, viel weniger sein Wesen mit Worten ausgesprochen werden." Vischer aber wiederholt später noch einmal: „Nothwendig ist dasjenige höher was das andere zum Gegenstand macht und begreift." Da wäre der gute Historiker größer als Alexander und Napoléon, und Gervinus und Ulrici, die sich vor Shafspere beugen und verehrungsvoll zu ihm emporblicken, ständen im Rang der Geister über ihm, weil sie ihn zum Gegenstand machen und begreifen, ja hie und da tadelnd kritisiren. Noch koloffaler aber wird die Verkehrtheit in folgenden Stellen zu §. 38 und §. 68:,,Die strenge Wahrheit ist höher als die Schönheit. Der Genuß der ganzen Wahrheit in dem zum Wissen durchgedrungenen Denken ist auf seinem Boden reicher als der ästhetische Genuß; allein der ästhetische Genuß ist reicher als der auf seinem Boden ihn störende Begriff, denn er ist interessselos, dagegen die philosophische Thätigkeit, wenn sie sich so einmischt, muß die reine ästhetische Stimmung als Täuschung behandeln, fühlt diese als Mangel des Denkens, und ist nun durch das Interesse getrieben diesen erst aufzuheben.“ Wir andern Menschen sind froh, wenn wir einige Wahrheit haben, die ganze meinen wir mit Lessing Gott überlassen zu müssen. Die Erkenntniß einer wissenschaftlichen Wahrheit aber kann weder reicher noch ärmer als ein ästhetischer Genuß genannt werden; sie wird dem Forscher und Entdecker vielleicht lieber sein, künstlerische Naturen werden das Anhören einer Beethovenschen Symphonie dem Studium des binomischen Lehrsaßes vorziehen. Wenn aber zum ästhetischen

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Genuß das Streben des denkenden Geistes hinzukommt sich darüber Nechenschaft zu geben, also bei einer Tragödie die uns rührt und entzückt, wie Romeo und Julie, so behandelt sie den Genuß nicht als Läuschung, sondern rechtfertigt und begründet ihn wissenschaftlich durch die Einsicht in den Organismus des Werks, wie es die Idee der Liebe allseitig und herrlich offenbart, wie die Charaktere psychologisch wahr sind und die Poesie der Sprache dem Stoffe entspricht. Im Genuß ist kein Mangel des Denkens, vielmehr die unmittelbare Befriedigung des Geistes nach seiner idealen Seite wie nach der Seite des Gefühls und der Anschauung. Allein unsere Behauptung daß nach Vischer's pantheistischer. Ansicht das Schöne eigentlich ein falscher Schein, eine Läuschung und Lüge sein müsse, wird in solchen Aeußerungen wie die obige und die folgende bestätigt. Vischer hat selber das Schöne definirt als die Idee in der Form begrenzter Erscheinung, sodaß in der Idee nichts ist was nicht erschiene, und nichts sinnlich erscheint was nicht reiner Ausdruck der Idee wäre (§. 14). Er hat dann aber behauptet daß die Idee nicht im Einzelnen, sondern erst im unendlichen Fluffe der Zeit in der Wechselergänzung der Individuen wirklich wird; also ist sie niemals und nirgends wirklich, da der Fluß der Zeit nicht abgelaufen ist. Er läßt darum etwas geschehen ,, wodurch der Schein einer Zusammenziehung dieses unendlichen Flusses auf Einen Punkt erzeugt wird.“ Diese Vorausnahme des vollkommenen Lebens durch einen Schein soll das Schöne sein. Allein dieser Schein trügt nach Vischer, er lügt, er macht uns etwas vor was nicht wirklich ist, was nicht wahr ist, was dem Wesen der Idee nicht entspricht, sondern widerspricht ; die Verwirklichung der Idee im Einzelnen hat Vischer wiederholt für eine Unmöglichkeit erklärt, gerade damit kämpft er gegen den persönlichen Gott und gegen Christus. Und so sagt er denn selber:,, Wahrheit im engeren Sinn heißt begriffener, wirklich ins Denken erhobener und durch dasselbe gerechtfertigter Gehalt. Das Denken nun als solches hebt eben den Schein unmittelbaren Zusammenfallens der Idee mit einem Einzelnen, wodurch beide einander völlig decken, auf; also ist die Schönheit nicht mehr, sie ist aufgelöst, und nichts in diesem Sinne Wahres kann schön heißen.“ Der durch das Denken gerechtfertigte Gehalt ist also nach Vischer nicht mehr schön, der falsche Schein hat ein Ende, sobald das Denken darüber kommt! Sehr consequent, und dadurch den Stab über die eigene Lehre brechend find diese Säge. Arme Denker für die es keine Schönheit mehr gibt! Arme Schönheit, die nur eine unbegriffene Lüge, etwas Unwahres und Unwirkliches ist! Arme Künstler die ihr euer Leben an das Vormachen falschen Scheines seßt!

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Mein Weg in der Aesthetik ist sehr verschieden von Vischer's Weg. Vischer nahm die seitherigen Theorien über das Schöne, stellte sie in Reih und Glied, und suchte aus ihnen eine neue Theorie fort und zusammenzuspinnen ; Vischer strebte die Ideenlehre des Schönen aus metaphysischen Vorausseßungen des Hegel'schen Systems zu deduciren und bestimmte sie gemäß derselben. Ich gehe von der Natur der Dinge aus, und nehme die Thätigkeit der Vorgänger zu Hülfe um jene zu erkennen und nicht einseitig, sondern viel- und allseitig zu erfassen; ich beginne mit den Thatsachen der Wirklichkeit, und suche sie zu verstehen und zu erklären, und dann von ihnen aus die logischen oder ontologischen Begriffe zu gewinnen, die wir annehmen müssen, wenn wir die

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